Читать книгу Verliebt in deinen Freund - Jennifer Lillian - Страница 19
Dreizehn
ОглавлениеIch fand mich irgendwann an der Theke neben Mitch wieder. Simon lächelte mir immer wieder anerkennend zu, da die Party mittlerweile voll im Gange war. Immer wieder hatte ich ihn gefragt, ob ich ihm hinter dem Tresen helfen konnte, aber er wollte, dass ich einfach nur Spaß habe. Deshalb klammerte ich mich jetzt an meiner Flasche fest und fixierte sie, als würde sie mir etwas mitteilen wollen. Hinter mir herrschte lautes Gejohle und Gegröle. Fast alles hatte auf Anhieb funktioniert, und vor allem war Daph glücklich. Ja, und ich sollte auch glücklich und stolz sein. Aber so merkwürdig es auch klang, ich war enttäuscht von der mangelnden Aufmerksamkeit, die mir Brad entgegenbrachte. Immerhin war er derjenige, der mich unbedingt verändern wollte. Doch wie es schien, war meine extreme Veränderung nun nicht mehr so wichtig seit der Anwesenheit von Daph. Immerhin schienen sie sich hervorragend zu verstehen. Unauffällig beobachtete ich, wie sie miteinander tanzten, tranken, feierten. Ich war nicht eifersüchtig auf Daph oder Brad. Im Gegenteil, ich freute mich, dass sich vieles zum Positiven geändert hatte. Nur war da diese Angst, dass es zu schnell wieder vorbei sein konnte, wenn die beiden sich erst einmal aufeinander einlassen würden.
„Ist alles okay bei dir?“, durchbrach Mitch plötzlich meine Gedanken.
Erschrocken sah ich ihn an und räusperte mich kurz. „Ja.“ Zu mehr brachte ich es im Moment nicht und wandte meinen Blick wieder den tanzenden Menschen zu.
„Hm, und warum schaust du dann die ganze Zeit in diese eine Richtung?“, wollte er dann beinahe mitfühlend wissen.
„Wo schaue ich denn hin?“ Innerlich fluchte ich über mein wohl doch nicht unauffälliges Verhalten.
„Zu den beiden.“ Er deutete mit einem Nicken auf Daph und Brad.
„Naja, ich freue mich, dass sie wieder da ist. Was denkst du denn?“
„Freude sieht aber anders aus.“
Ich hasste Mitch jetzt schon.
„Und was soll mir das jetzt sagen?“, fauchte ich.
„Nichts, nur … du und Brad steht euch sehr nahe“, stellte er fest, als wäre das die Erkenntnis des Jahrhunderts.
„Ja das tun wir tatsächlich. Aber Brad ist ein guter Freund. Wenn nicht sogar mein bester Freund. Ich verstehe nicht, was du mir hier gerade unterstellen möchtest.“
„Ich möchte dir gar nichts unterstellen.“ Mitch hob unschuldig die Hände und lächelte. „Ich dachte nur, dass dir das vielleicht nicht gefallen würde, wenn er mit deiner Freundin … naja, du weißt schon.“
„Keine Ahnung, ob du sowas kennst, aber Brad ist nur ein Freund. Ob er nun mit Daph anbandelt oder nicht, interessiert mich nicht. Auch, wenn alle behaupten, so etwas könnte nicht funktionieren, dann siehst du hier das beste Beispiel dafür, dass Freundschaften zwischen Männern und Frauen durchaus funktionieren können“, verteidigte ich mich. Ich war es leid, mich immer wegen allem rechtfertigen zu müssen.
„Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Wenn du meinst, dass ihr nur Freunde seid, dann ist doch alles in Ordnung.“ Ich hatte allerdings das Gefühl, dass er mir kein Wort glaubte. Aber es war doch so: Brad und ich waren super Freunde. Und er und Daph konnten machen, was sie wollen, solange sie mich nicht dabei vergaßen. Nachdenklich bestellte ich mir das nächste Bier bei Simon.
***
Völlig fertig wachte ich am nächsten Morgen auf. Die Sonne strahlte durch die Rillen meiner Jalousien und schien mir aufs Gesicht. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen. Ein paar Mal wälzte ich mich noch von einer Seite zur anderen und brachte meinen Körper schließlich dazu, endlich aufzustehen.
Auf meiner Bettkante sitzend, fand ich all meine Klamotten auf dem Fußboden verteilt. Ich musste sie mir geistesabwesend vom Körper geschält und dann in Unterwäsche ins Bett gefallen sein. Das ist mir ja ewig nicht mehr passiert, dachte ich, während ich mich am Kopf kratzte und das Achterbahnfahren in meinem Kopf langsam weniger wurde. In Zeitlupe setzte ich mir die Kontaktlinsen ein, griff nach dem nächstbesten T-Shirt und zog es mir über. Dann trat ich aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer, um zum Kühlschrank zu gelangen.
Hier war noch alles ruhig. Daph schien zu schlafen. Ich erinnerte mich dunkel, dass sie einige Stunden nach mir erst nach Hause gekommen war. Außerdem musste sie unter einem extremen Jetlag leiden. Mitten in der Nacht – oder vielleicht war es auch schon am Morgen gewesen – hatte ich sie die Tür öffnen gehört. So schnell würde ich sie heute nicht zu Gesicht bekommen.
Geistesabwesend dachte ich darüber nach, was ich eigentlich wollte. Ach ja! Ich brauchte Wasser. Und Kaffee. Am besten war es, wenn ich mir gleich eine große Flasche mit Wasser oder Kaffee füllte. Großer Gott, mein Gehirn fühlte sich noch sehr matschig an.
Doch dann klingelte es plötzlich an der Tür. Verschlafen schielte ich hin, so als könnte ich sie alleine durch meinen Blick öffnen, doch dann trat ich etwas genervt an die Tür, um sie zu öffnen. Hinter dem kleinen Türspalt grinste mir Brad entgegen und hielt eine große Tüte voller Brötchen hoch. „Frühstück, Sonnenschein!“
Ich rollte mit den Augen und ließ ihn eintreten. Überrascht musterte er mich, bis mir einfiel, dass ich lediglich mein Höschen und ein T-Shirt trug. Zu meinem Entsetzen war es mir auf einmal egal, dass er mich so sah. Immerhin waren wir ja Freunde. Da konnte man den anderen schon mal in Unterwäsche sehen. Oder etwa nicht? Tief im Inneren war es mir gar nicht so egal …
„Ich dachte, wir frühstücken alle zusammen“, trällerte er wieder, als ich ihm den Rücken kehrte, um endlich an mein Wasser mit Kaffee zu gelangen.
„Warte mal!“, rief er plötzlich voller Entsetzen. Wie angewurzelt blieb ich stehen, drehte mich langsam um und sah ihn fragend an.
„Deine Unterwäsche!“ Sein Gesicht verzog sich, als würde er in etwas Ekliges treten. „Ziehst du sowas immer an?“
Ich blickte an mir herab und zuckte mit den Achseln.
„Verdammt Sally, da sind pinke Katzen drauf!“
Als hätte ich das nicht gewusst.
„Ja, na und?“, gab ich gleichgültig von mir und verschwand gelassen hinter der Küchentheke. Niemals im Leben hätte ich vor ihm zugegeben, dass mir das unheimlich peinlich war. Ich spürte die Röte in meinem Gesicht ansteigen. Dieses verdammte Höschen!
„Na und?“, wiederholte er nur und legte die Brötchentüte auf dem Tresen ab. „Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sowas nicht tragen darf“, erklärte er.
„Warum bist du noch einmal genau hier?“, lenkte ich ab und nahm einen kräftigen Schluck Wasser, der unwahrscheinlich guttat.
„Ich wollte mit euch frühstücken“, besann er sich und blickte sich aufgeregt in der Wohnung um. Seine Augen verrieten, dass er bereits nach Daph Ausschau hielt.
„Tja, den Zahn kann ich dir ziehen. Daph schläft noch ihren Rausch aus. Sie wird auch in den nächsten Stunden oder Tagen nicht ansprechbar sein. Das ist eine Art komatöser Zustand, in dem sie sich stets nach dem Trinken befindet. Habe noch nicht herausgefunden, welche Massen an Alkohol es bedarf, um so da zu liegen wie sie, aber ich beobachte es weiter.“
Seine Schultern sackten etwas herab. Natürlich war er vorwiegend wegen ihr hier, und irgendwie zwickte es leicht in meinem Magen bei dem Gedanken daran.
„Hm“, machte er nur und musterte mich wieder lächelnd. „Dann schnapp deine Katzenunterhose und deine anderen Sachen, zieh dir was an und lass uns außerhalb frühstücken. Das Wetter ist toll und wir sollten nicht hier drinnen rumlungern.“
Ich zögerte und rieb mir die Augen. „Ich habe einen Kater“, gestand ich schließlich.
„Ja, und das auch auf deiner Unterwäsche“, ergänzte er mich.
„Ich glaube, dass das keine so gute Idee ist“, gab ich nur von mir und ignorierte seinen Kommentar.
Plötzlich lachte er. „Du hast echt einen Kater? Hast du so viel getrunken?“, fragte er ungläubig nach.
Ich nickte nur knapp. „Kann sein.“
„Ich bin sehr stolz auf dich. Mann, du bist ja kaum wiederzuerkennen“, lachte er weiter. „Vor ein paar Wochen hast du mich angesehen, als wäre ich ein Alien, wenn ich ein Bier in deiner Anwesenheit trank.“ Er kam ein paar Schritte auf mich zu. „Na los, ich setz einen Kaffee auf und dann nehmen wir den mit. Du machst dich in der Zeit fertig. Frische Luft tut dir gut.“ Seine Augen. Sie hatten etwas an sich, was mich immer wieder dazu brachte, einzulenken. So sehr ich mir das auch manchmal wünschte: ihm konnte ich nichts abschlagen. Also eilte ich ins Bad, um mich tagfein zu machen.