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Fünf

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Es fühlte sich an, als würden meine Augen fest zusammenkleben. Nur mit Mühe konnte ich sie einen kleinen Spalt öffnen und sah auf meinen Kleiderschrank. Ich versuchte mich zu bewegen, fühlte mich aber kaum imstande dazu. Angestrengt hob ich den Kopf und stöhnte beim Öffnen meiner Augen. Immer noch leicht berieselt nahm ich den Klamottenhaufen auf dem Fußboden war und erkannte meinen Nachttisch, auf dem sich mein Smartphone und meine Nachttischlampe befanden, die jedoch umgekippt war. Erschöpft ließ ich meinen Kopf wieder auf das Kissen sinken. Immerhin lag ich in meinem eigenen Zimmer, was ein gutes Zeichen war. Plötzlich hörte ich neben mir ein leises Schnaufen. Mühevoll drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite meines Bettes. Mit einem lauten Schrei fuhr ich hoch und meinen Körper schien es zu zerreißen. Neben mir lag ein halbnackter Brad.

„Brad!“, rief ich und schaute gleichzeitig an mir hinunter. Ich trug ein langes T-Shirt und darunter nichts weiter als meine Katzenshorts, die Brad so lächerlich fand.

„Sall, was ist denn?“, grummelte Brad und legte seinen Kopf auf die andere Seite, ohne mich weiter zu beachten. Eilig zog ich die Bettdecke unter ihm hervor und bedeckte mich damit. Scheinbar hatten wir beide es nicht mehr geschafft, uns zuzudecken und einfach auf der Bettdecke geschlafen.

„Boah, Sall! Geht’s noch? Mach doch nicht so ein Krach“, murrte er mich weiter an.

„Brad, nun komm doch mal zu dir“, fluchte ich und spürte wie mein Kopf zu explodieren drohte. Um mich etwas besser zu fühlen, ließ ich mich auf meine Unterarme sinken. So konnte ich es eindeutig besser aushalten. Brad stöhnte neben mir weiterhin genervt und schaffte es schließlich, mich durch einen kleinen Augenschlitz anzusehen. „Was ist denn?“

„Was zum Teufel machst du hier?“

„Ich schlafe.“

„Ja, aber warum in meinem Bett?“ Ungläubig betrachtete ich ihn.

„Wo denn sonst?“ Seine mürrische Art brachte mich fast zur Weißglut.

„Was ist mit dem Wohnzimmer oder deinem eigenen Zuhause?“ Meine Stimme wurde immer schriller. Mein Herz pochte wie wild. Was hatten wir getan?

„Ich hatte keine Lust mehr nach Hause zu gehen und als ich dich nach Hause gebracht habe, habe ich mich entschieden, hier zu schlafen. Nun mach kein Drama draus.“ Genervt drehte er sich auf den Rücken. „Haben wir etwa …?“, fragte ich stotternd.

„Bitte was?“ Brad schlug die Hände vor sein Gesicht und schnaubte laut aus. „Wie sollte das denn bitte funktionieren? In deinem Zustand?“

Obwohl ich hörbar ausatmete, empfand ich seine Reaktion doch ein wenig zu plump. „Was soll denn das bitte heißen?“

„Nachdem ich dich stockbesoffen hier in dieses Zimmer geschleift habe und dir dein Partykleid ausgezogen habe, war ich froh als du sofort eingeschlafen bist. Du hast dabei übrigens hysterisch gekichert, was echt merkwürdig war“, fügte er noch hinzu und verzog dabei sein Gesicht. Mir schoss die Röte ins Gesicht, als ich daran dachte, dass er mich ausgezogen hatte.

„Und diese verdammte Katzenhose musst du unbedingt loswerden. Wirklich Sall, was ist denn da los?“

Entsetzt schaute ich ihn an. „Was ich unter meinen Kleidern trage, ist ja wohl meine Sache.“

„Aber unter einem Abendkleid eine Unterhose mit pinken Katzen …“ Brad schüttelte hoffnungslos den Kopf. „Na ja, nachdem ich dir ein Shirt angezogen habe, bist du frontal auf die Matratze gefallen und hast geschlafen wie ein Stein.“

Sofort kam mir die Nacht wieder in den Sinn, die ich damals mit Alex nach einer Party verbracht hatte. Ich war so dermaßen betrunken gewesen, dass ich zu nichts mehr in der Lage gewesen war. Eilig schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanke wieder zu verdrängen.

„Aber wie kommt es, dass du einfach hier in Unterwäsche neben mir liegst?“, hakte ich misstrauisch nach.

„Nun tu mal bitte nicht so, als ob es dich so extrem stören würde. Immerhin hast du mich schon mit weitaus weniger am Leib gesehen und damals schien dich das auch nicht zu stören.“

Ich presste die Lippen fest zusammen, um nicht noch irgendetwas Böses zu erwidern. Was sollte ich auch groß dagegen sagen. Wenn er der Meinung war, halb nackt neben mir schlafen zu müssen, dann schien ihn das nicht weiter zu belasten. Statt einer Antwort ließ ich mich wieder zurück aufs Bett fallen.

„Geht es dir auch so mies wie mir?“, fragte ich und rieb mir die Stirn.

„Oh ja“, antwortete er zerknirscht. „Was um Himmels willen haben wir denn alles getrunken?“

„Erinnerst du dich etwa nicht mehr an die Bowle? Wir haben wie die Verrückten die ganzen Früchte daraus genascht und gerade die sind absolut tödlich. Wenn du die naschst, dann bist du für kurze Zeit im siebten Himmel und fährst danach geradewegs in die Hölle.“

„Oh je“, sagte ich nur und starrte müde an die Decke.

Irgendwann rappelte Brad sich schließlich auf und stand auf wackeligen Beinen in meinem Zimmer. Mein Blick huschte einmal über seinen Körper und ich spürte dieses Kribbeln, was ich eigentlich nicht spüren sollte. Schnell schaute ich wieder weg. Das war nur der Restalkohol, redete ich mir ein. Brad bückte sich stöhnend und griff nach seiner Hose, die er sich langsam anzog.

„Und? Wie ist es da oben?“, fragte ich und bedachte ihn mit erwartungsvollen Blicken.

„Ehrlich gesagt ganz schön beschissen, aber ich brauche dringend einen Kaffee und ein ausgiebiges Frühstück.“

„Gute Idee“, pflichtete ich ihm bei und versuchte mich zu erheben. Alles schien sich um mich herum zu drehen, sobald ich auf beiden Beinen stand. Eilig griff ich zur Wasserflasche neben meinem Bett und trank in gierigen Schlucken daraus. „Ich verschwinde kurz im Badezimmer und danach lassen wir es uns mit einem leckeren Frühstück so richtig gut gehen“, versicherte ich ihm und wankte aus meinem Zimmer.

„Ich kümmere mich um den Kaffee“, hörte ich ihn noch sagen und war froh, als ich mir endlich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht geben konnte.

***

„Und? Noch eine Woche in Freiheit. Was hast du dir so Schönes vorgenommen, bevor dein Job im Verlag endgültig losgeht?“, fragte mich Brad vom Sofa aus.

Ich zuckte mit den Achseln. „Gute Frage. Ich habe mir ehrlich gesagt noch gar nicht so große Gedanken gemacht. Ich möchte meine freie Zeit mit Lesen verbringen und noch ein paar Sachen erledigen, die in letzter Zeit zu kurz gekommen sind.“

Brad machte ein Furzgeräusch mit seiner Hand. Ich funkelte ihn böse an. „Was denkst du denn, wie ich meine Zeit nutzen sollte, du aufgeblasener …“

„Jedenfalls nicht mit Büchern, wenn sich deine berufliche Zukunft um Bücher drehen wird“, unterbrach er mich.

„Das kannst du doch nicht vergleichen. Die Bücher muss ich dann ja lesen. Jetzt habe ich noch die freie Wahl über die Lektüre, die ich gerne lesen möchte.“ Es nervte mich, dass ich mich für meine Hobbies rechtfertigen musste.

„Wie langweilig das klingt! Wie wäre es mal mit feuchtfröhlicher Party? Oder Kneipe und Bier?“

„Oder Parkbank und Penner?“, ergänzte ich seine Vorschläge.

Wir hatten es uns auf der Couch gemütlich gemacht und vor uns stand ein leckeres Katerfrühstück mit Pancakes, Bacon und Rührei. Nachdem wir ausgiebig geschlemmt hatten, kehrte endlich Leben in unsere Körper zurück.

„Ich geb’s auf“, sagte Brad und seufzte theatralisch. Wir redeten noch eine ganze Weile über dies und das, bis wir uns verabschiedeten und Brad müde nach Hause ging. Es war mir ganz recht, so konnte ich mich wenigstens in Ruhe duschen und mein Zimmer auf Vordermann bringen. Daph war auch nicht zu Hause, sondern hatte die Nacht bei ihrem Freund Adrian verbracht.

Als ich in mein Zimmer schlurfte, blieb ich vor dem Bett stehen und bedachte es mit nachdenklichen Blicken. Irgendwie konnte ich es immer noch nicht ganz realisieren, dass Brad und ich in einem Bett geschlafen hatten. Natürlich war das nicht neu für mich, aber nachdem wir uns getrennt und endlich wieder eine tolle Freundschaft aufgebaut hatten, war es etwas befremdlich. Und wie leichtfertig er die Sache abgetan hatte, versetzte mir auch ein merkwürdiges Gefühl. Ganz zu schweigen von dem Gefühl, das ich gespürt hatte, als ich ihn neben mir liegen sah. Ich kniff kurz die Augen zusammen, um die wirren Gedanken loszuwerden. Anschließend nahm ich eine heiße Dusche und machte mich für den Tag zurecht.

Verliebt in meinen Freund

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