Читать книгу Verliebt in meinen Freund - Jennifer Lillian - Страница 7

Eins

Оглавление

„Du musst noch mehr lächeln!“, rief mir meine Freundin Daph entgegen, die angestrengt durch die Linse ihrer Kamera schaute, um eine perfekte Momentaufnahme von mir zu schießen.

„Wenn ich noch breiter grinse, dann bekommen meine Ohren Besuch“, sagte ich etwas verbissen und sah dabei bestimmt ziemlich lächerlich aus.

„Also komm schon, Sall. Streng dich mal ein bisschen an. So ein Foto macht man schließlich nicht alle Tage.“ Daphs Stimme nahm beinahe einen flehenden Ton an. Noch schlimmer war, dass die Augen all meiner Freunde auf mich gerichtet waren und mich aufmunternd anstarrten. Mehr im Mittelpunkt konnte man kaum stehen.

„Da hast du Recht. So ein Bild hat man wirklich nicht in seinem Album. Bitte Daph, lass mich doch so grinsen, wie ich es am besten kann.“

„Dann solltest du besser ganz drauf verzichten“, sagte Mitch, der sich über seinen eigenen Witz kaputtlachte. Von mir erntete er dafür einen wütenden Blick, der ihn sofort verstummen ließ.

„Wir stehen hier schon gefühlt seit ein paar Stunden, nur um ein Foto von Sally und ihrem verdammten Abschlusszeugnis zu machen“, seufzte Thomas , der die Arme vor der Brust verschränkte. Ich konnte es ihm nicht einmal übelnehmen, denn ich wäre auch lieber nicht in einen peinlichen Talar gekleidet gewesen und hätte auch lieber nicht diesen lächerlichen Doktorhut auf. Doch mein Jahrgang bestand darauf, dass wir diese Tradition an der Uni aufrechterhielten. Ein paar andere und aus meinem Jahrgang hatten sich für schickere Kleidung in Form von schönen Kleidern und Anzügen ausgesprochen. Aber die anderen hatten sich durchgesetzt. Ich war froh, wenn ich die Sachen endlich von mir reißen konnte.

„Nun krieg dich mal wieder ein, Thomas. Nur weil du nicht so einen schönen Abschluss gefeiert hast, musst du das den anderen nicht madig machen“, schaltete sich meine Schwester ein. Ich nickte ihr dankbar zu.

„Ich hatte eine tolle Abschlussfeier“, verteidigte sich Thomas und wuschelte sich dabei durch seine lockigen, dunklen Haare.

„Du hast am Abend vorher so viel gesoffen, dass du deinen eigenen Abschluss beinahe verpennt hättest. Als du aufgerufen wurdest, um dein Zeugnis abzuholen, hast du dem Professor fast vor die Füße gekotzt“, rief ihm meine Schwester in Erinnerung. Als ich an den Tag dachte, musste ich laut auflachen. In den Moment blitzte es kurz auf und ich schaute erschrocken zu Daph, die triumphierend auf die Kamera linste. „Perfekt!“, sagte sie und strahlte mich an.

„Haben wir es geschafft?“, fragte Thomas nach und rückte von Maria ab, die im Begriff war, ihm noch mehr Details seines katastrophalen Entlassungstages aufzuzählen.

„Ja, haben wir. Sally, das ist ein wirklich schönes Bild geworden“, erklärte mir Daph.

Ich machte einen großen Schritt auf sie zu. „Zeig mal her.“

Sie zog die Kamera beiseite. „Nein! Das soll eine Überraschung werden. Am Ende magst du es nicht leiden und dann stehen wir hier ein paar Stunden rum, weil du es nicht schaffst, deine Mundwinkel so nach oben zu ziehen, sodass es auch authentisch wirkt.“

„Autsch!“, sagte ich leise. „Das war gemein.“

„Ach komm, das war nicht böse gemeint.“ Sie legte einen Arm um meine Schultern. „Du hast andere Qualitäten.“

„Da bin ich aber beruhigt.“

„Wo soll es jetzt hingehen?“, fragte Tara, die sich über die Stirn wischte, als würde sie schwitzen. Wir hatten einen warmen Frühlingstag, aber eben noch keinen Hochsommer. Der Frühling war bisher angenehm warm und gleichmäßig vom Klima her gewesen, aber so warm wie heute, war es schon lange nicht mehr.

„Lass uns erst mal aus der Sonne gehen“, schlug Daph vor und alle machten auf den Absatz kehrt und liefen nach Schatten suchend auf das Unigebäude zu. Auf dem ganzen Gelände hatten sich Absolventen in kleinen Grüppchen zusammengefunden, ließen sich fotografieren und beglückwünschen. Es war ein ganz besonderer Tag. Die letzten Wochen hatten wir Studenten darauf hin gefiebert, endlich unser Zeugnis in den Händen zu halten und ein neues Leben zu beginnen. Und heute war es soweit. Ich hatte meinen Abschluss geschafft und war bereit ins Arbeitsleben einzutauchen. Ein neues Leben kennenzulernen. Mich weiterzuentwickeln. In mir spielte alles verrückt, denn so aufgeregt über das, was mir jetzt bevorstand, war ich das letzte Mal vor Antritt des Studiums gewesen. Und jetzt stand ich hier, bereit den nächsten Schritt zu machen. Am Abend fand zur Krönung eine Abschlussparty statt, die die Absolventen organisiert hatten. Wir sammelten uns unter einer großen Eiche, die genügend Schatten spendete, und bildeten einen Kreis.

„Ich schlage vor, wir fahren erst einmal zu uns“, sagte ich. „Ich habe ein paar Snacks vorbereitet und Getränke kaltgestellt, bevor es dann heute Abend zur Party geht. Wer von euch Lust hat, kann gerne mitkommen.“

„Hört sich super an“, sagte Tara lächelnd.

Thomas räusperte sich. „Bei Snacks und Getränken kann ich schlecht nein sagen. Außerdem bist du uns das schuldig, immerhin haben wir Stunden hier verbracht und brav zugehört, als die Reden von Studenten und Professoren gehalten wurden. Und dann noch die ewiglange Zeugnisvergabe.“ Er seufzte theatralisch.

Ich schaute ihn ausdruckslos an. „Entschuldige bitte, dass ich dir deinen Tag ruiniert habe, Thomas.“

Er hob abwehrend die Hände und verkniff sich ein Lächeln. „Ich mache doch nur Spaß.“ Die anderen um uns herum kicherten.

„Also gut, dann lasst uns losgehen“, wiederholte ich. „Aber erst möchte ich aus diesem Harry Potter-Umhang raus.“

„Das kannst du auch gleich Zuhause machen. Ich fahre uns nach Hause“, sagte Daph. Derweil fragte ich mich, warum alle irgendwie glücklicher zu sein schienen, als ich es selbst war. Klar, es war mein großer Tag und ich war überglücklich, dass ein neuer Abschnitt in meinem Leben begann, aber eine Sache schwebte die ganze Zeit wie eine dunkle Wolke über mir.

„Wir treffen uns dann bei euch.“ Thomas legte den Arm um Tara und ging mit ihr zum Auto. Mitch und Maria begleiteten die beiden. Daph und ich liefen mit ein wenig Abstand hinter ihnen her.

„Und jetzt sagst du mir bitte, warum du nicht lächeln kannst“, sprach Daph bedrohlich leise auf mich ein. Ich schaute sie fragend von der Seite an. „Was meinst du? Ich lächle doch. Sogar auf Kommando. Das Problem ist nur, dass es dich nicht zufrieden stellt.“

„Da hast du vollkommen Recht. Es stellt mich nicht zufrieden, weil es nicht authentisch ist.“

„Ich weiß noch immer nicht, was du meinst.“

„Sag schon, was ist los?“

Wir schlenderten über die wunderschön hergerichtete Grünanlage der Uni in Richtung Parkplatz. Die Blumen und Pflanzen waren perfekt zurechtgestutzt und bildeten eine wunderbare Kulisse für Erinnerungsfotos. Der Rasen war so gemäht, dass man beinahe glauben konnte, dass der Gärtner mit einer Nagelschere am Werk gewesen war und jeden Grashalm persönlich geschnitten hatte.

„Es ist alles gut, Daph. Ich bin nur ein bisschen traurig, dass Brad nicht hier ist“, sagte ich bedauernd.

„Wusste ich’s doch.“

„Na dann frag doch nicht, wenn du schon alles weißt.“ Ich lächelte sie wehmütig von der Seite an.

„Ich wollte es nur noch einmal aus deinem Mund hören. Außerdem hat er einen guten Grund, dass er nicht da ist.“ Daph zog mich an sich ran und drückte mich, während wir die Straße zum Auto überquerten.

„Sei einfach froh, wie alles gekommen ist. So wie ihr das geregelt habt, seid ihr einer ganzen Menge Ärger aus dem Weg gegangen. Und es geht euch doch besser, so wie es jetzt ist. Keine Beziehung, keine Streitereien.“

„Ja, da hast du wirklich recht“, pflichtete ich ihr bei. Gleichzeitig dachte ich noch einmal daran, wie es war, als ich Brad damals die Tür geöffnet hatte, nachdem wir vorher heftig gestritten hatten und ich mir sicher war, ihn endgültig verloren zu haben.

Verliebt in meinen Freund

Подняться наверх