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Sieben

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„Reich mir mal bitte die Chips.“ Brad lümmelte auf der Couch und blickte gebannt zum Fernseher. Ich hatte es mir neben ihm gemütlich gemacht, nach dem ich fluchtartig mein Zuhause verlassen hatte. Denn Daph und Adrian wollten sich einen romantischen Abend zu zweit machen. Auf keinen Fall wollte ich die beiden bei Sachen erwischen, die nicht für meine Augen und Ohren bestimmt waren. Also hatte ich mich zwangsläufig bei Brad einquartiert, der mir jedoch zu verstehen gab, dass an diesem Abend ein Star Wars-Marathon im Fernsehen lief. Das hieß übersetzt: Du darfst gerne vorbeischauen, aber mich nicht weiter stören. Maria hatte leider keine Zeit an diesem Abend und Tara war mit Thomas unterwegs. So blieb mir kaum eine andere Wahl.

Ich reichte ihm etwas plump die Schale mit den Chips, die ich eigentlich für mich beansprucht hatte. „Brad, es ist total langweilig“, nörgelte ich.

„Ach, sich Filme anschauen findest du langweilig, aber deine freie Zeit zu nutzen, um Bücher zu lesen ist spannender, oder was?“

„Immerhin ist es besser, als sich Star Wars anzusehen.“

„Das ist extrem wichtiges Allgemeinwissen“, protestierte Brad und raffte sich auf. Aufgebracht stopfte er sich eine Handvoll Chips in den Mund und kaute laut.

„Du meinst diese haarige Kreatur, die kaum mehr rauskriegt als irgendwelche krankhaften Geräusche, gehört zum Allgemeinwissen?“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf.

„Erstens ist das Chewbacca und zweitens hast du keine Ahnung, wovon du sprichst.“

„Es ist jedenfalls tierisch langweilig. Wollen wir nicht irgendwas unternehmen?“

„Hm.“ Brad seufzte und schaute sehnsüchtig auf seinen geliebten Fernseher. „Was schlägst du denn vor? Wenn es irgendwas mit Büchern zu tun hat, dann bin ich leider raus.“

„Langweiliger als diese Filme schauen geht ja schon nicht mehr. Lass uns dich heute Abend noch ein bisschen rausgehen.“ Ich grinste voller Tatendrang.

„Ernsthaft?“

Entschlossen nickte ich. „Ja klar, warum denn nicht? Immerhin nennst du mich immer wieder Langweilerin und ich möchte nicht meine restliche freie Zeit mit öden Büchern verbringen.“

Brad lachte und schüttelte den Kopf. „Du überrascht mich immer wieder. Ich sehe, du bist lernfähig. Dann ziehen wir eben um die Häuser.“ Sein Blick war vielversprechend.

„Super“, sagte ich begeistert und schaltete schnell den Fernseher aus.

***

Wir betraten die erste Kneipe und bestellten uns beide etwas zu trinken. Ein dunkles Bier für Brad und ein Gin Tonic für mich. Ich fand meinen Drink super lecker. Brad konnte meine Begeisterung für Gin nicht ganz nachvollziehen. In dieser Bar haben wir bereits das eine oder andere Mal gesessen. Das Interieur bestand aus alten Möbeln, die kaum zusammenpassten, kuscheligen Ecken, in denen man sich gemütlich zurückziehen konnte und im Hintergrund lief dezent Musik. Der Plan war, eine richtige Kneipentour zu machen. Dennoch dachte ich immer wieder über ein ganz bestimmtes Thema nach: Die Begegnung mit Alex. Auch wenn ich versuchte es immer wieder beiseite zu schieben und mich auf Brad und unseren gemeinsamen Abend zu konzentrieren, schob sich die Gedankenwolke so eng zusammen, als würde es gleich anfangen zu Gewittern. Dieses Gedanken-Gewitter musste ich versuchen zu unterbinden. Jedes Mal, wenn jemand zur Tür reinkam, warf ich einen flüchtigen Blick in die Richtung und atmete tief durch, wenn es nicht Alex war, der reinkam.

„Ist alles okay?“, fragte Brad irgendwann, nachdem er mich eingehend musterte.

„Was? Ja, natürlich.“ Ich lächelte breit und hatte nicht vor Brad von Alex zu erzählen. Das Ganze würde wieder alles, was wir uns so mühevoll aufgebaut hatten, kaputt machen. Unsere Freundschaft hatte schon so einiges überstanden, aber ob sie das Thema Alex noch einmal wegstecken würde, dessen war ich mir nicht sicher.

„Du schaust die ganze Zeit zur Tür. Erwartest du noch jemanden?“, hakte er nach.

Eilig schüttelte ich den Kopf und griff nach meinem Glas. „Nein, ich beobachte nur die Menschen um mich herum.“ Unschuldig lächelte ich weiter und trank einen tiefen Schluck.

„Vielleicht wird es langsam Zeit für die nächste Bar“, erklärte ich dann, um irgendwie aus dieser merkwürdigen Situation herauszukommen. Brad kannte mich einfach zu gut, und ihm etwas vorzumachen, war gar nicht so einfach. Dennoch nickte er und stellte sein leeres Glas auf den Couchtisch zwischen uns. „Dann los! Der Abend ist noch jung und ich habe echt Durst.“

***

Auch in den nächsten drei Bars hatte ich noch nicht den Drang nach Hause zu gehen. Brad langte auch ordentlich beim Trinken zu und mit der Zeit verschwanden meine Gedanken an Alex. Irgendwann hatten wir einen Punkt erreicht, an dem uns einfach alles egal war. Wir sangen Arm in Arm irgendwelche Partylieder, die so schief klangen, dass ein anderer Mensch sie nicht mehr erkannt hätte. Wir tranken Shots, Gin Tonic und irgendwann auch andere Drinks, die wir gar nicht kannten, aber unbedingt ausprobieren wollten. Es gab sogar die Situationen, da standen wir auf der Tanzfläche und tanzten wie die Verrückten. Einige Leute hatten sichtlich ihren Spaß an uns und tanzten freudestrahlend mit. Als der Barkeeper uns daran erinnerte, dass es eine Bar und keine Disco war, nahmen wir lachend unsere Sachen und wechselten die Location. Auch dort gaben wir alles und versuchten sogar zu The Time of my Life die bekannte Hebefigur, wie nur Johnny und Baby dies konnten. Bei Brad und mir sah es leider nicht ganz so elegant aus. Aber ich war mir sicher, dass wir beide mehr Spaß hatten, als das berühmte Pärchen aus dem Tanzfilm. Es war einfach der perfekte Abend.

Verliebt in meinen Freund

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