Читать книгу Verliebt in meinen Freund - Jennifer Lillian - Страница 8

Zwei

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Es war an dem Tag, als ich gerade dabei war, Daph ihren Lieblingskuchen zu backen, nachdem ich sie so dermaßen auf die Palme gebracht hatte. Dieses ewige Hin und Her mit Brad, brachte beinahe noch meine Freundschaft zu Daph ins Wanken. Nachdem sie aus der Wohnung gerauscht war, hatte ich vor, es wieder mit ihrem Lieblingskuchen gut zu machen. Es klingelte an der Tür. Hatte Daph etwa ihren Schlüssel vergessen? Aber anstelle von Daph stand Brad vor der Tür und starrte mich an. Sein Blick von damals versetzte mir noch heute einen ordentlichen Stich. Er kam ein paar Schritte in meine Richtung. Die Hände in den Hosentaschen seiner locker sitzenden Jeans. Er trug seine braune Lederjacke, die ich so gerne an ihm mochte. Sein Lächeln wurde langsam breiter, war aber gleichzeitig auch etwas schmerzverzerrter und wirkte unsicher. Wie versteinert blieb ich stehen und rührte mich nicht vom Fleck. Ich wusste nicht, warum er überhaupt hier war. Keiner von uns Beiden wusste so recht, was er sagen sollte. Ich wich einen Schritt zurück und bedeutete ihm, einzutreten. Etwa einen halben Meter vor mir blieb er stehen und schaute auf den Boden, während er tief durchatmete.

„Wie geht es dir?“, fragte er dann leise.

„Du bist sicherlich nicht hierher gekommen, um mich zu fragen, wie es mir geht“, sagte ich leise. Meine Stimme war zittrig und ich hatte Mühe, dass sie nicht brach.

Brad schnaubte. „Nein, natürlich nicht. Jetzt habe ich mir so viele Wörter zurechtgelegt und bekomme vor dir nicht eines davon raus.“

Erwartungsvoll schaute ich ihm in die Augen. Ich konnte noch immer nicht begreifen, dass er in diesem Moment vor mir stand. Noch bei meinem letzten Versöhnungsversuch hatte ich geglaubt, ihn für immer verloren zu haben. Jetzt stand er hier, zwar mit bedrücktem Gesichtsausdruck, aber er war hier.

Ich schluckte schwer.

„Ach egal“, sagte er dann und kurz darauf kam er einen Schritt auf mich zu, schlang seine Arme um mich und zog mich ganz dicht an sich heran. Alles um mich herum schien sich im Kreis zu drehen. Sein Duft, seine Berührung, seine Arme, die sich um mich schlangen. Sein Atem, sein Herzschlag. Alles war so unwirklich. Mein Herz schoss aus meiner Brust und setzte gleichzeitig fast aus. Mein Atem ging rasend und flach zugleich. Meine Tränen flossen. War das wirklich real, was gerade passierte? Ich schloss meine Augen, legte meine Arme vorsichtig um seine Taille und begann leise zu weinen. Tränen quollen aus meinen Augen und landeten auf seiner Schulter. Als ich verstand, dass Brad wirklich da war, krallte ich meine Hände in seinen Rücken und presste meine Stirn auf seine Schulter und weinte lauthals vor Freude und vor Verwirrung. Ich sog seinen Duft ein. Aber so, wie ich ihn vor einigen Monaten gefühlt habe. Nicht als Partner, sondern als besten Freund. In diesem Moment hatte ich meinen Brad wieder. Ich betete jedenfalls, dass es so war. Dass niemand da sein würde, der mich wachrüttelte und ich feststellen musste, dass alles nur ein Traum gewesen war. Niemand, der ihn mir wieder wegnehmen konnte. Sein Griff wurde immer fester, lockerte sich aber wieder, als er begriff, dass er mir mittlerweile wehtat. Erst dann ließ er langsam von mir ab, hielt mich an den Schultern auf Abstand und musterte mich, als wolle er prüfen, ob ich ebenfalls echt war. Meine Schultern bebten unter seiner Berührung und meine Tränen liefen immer weiter. Er legte mir vorsichtig eine Hand auf die Wange und wischte meine Tränen beiseite. Er versuchte zu schmunzeln, war aber eigentlich genauso aufgelöst wie ich.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich nicht verstand, was wir hier taten. „Immer schön weiter atmen“, sagte er leise und setzte jetzt sein schiefes Lächeln auf. „Komm mit mir.“ Er nahm mich beim Arm und zog mich mit auf die Couch, wo er sich dicht neben mich setzte. Brad ließ mich nicht aus den Augen. Allmählich konnten wir wieder etwas ruhiger atmen, aber mein Körper zitterte noch immer. Er reichte mir eine Packung Taschentücher, die auf dem Couchtisch lag und dankbar von mir entgegengenommen wurde.

„Du fragst dich sicherlich, was ich hier mache“, fing er dann leise an und schaute auf meine Hände, die sich verkrampft in meinem Schoß befanden.

Ich nickte heftig.

„Ich habe es nicht mehr ausgehalten, Sall.“ Er suchte meinen Blick, damit ich ihn erwiderte. Seine Augen wirkten müde und erschöpft.

„Aber ich dachte, du wolltest mich nicht mehr sehen …“, stammelte ich vor mich hin und spürte wieder dieses Ziehen in meinem Magen, wenn ich an unseren Streit dachte.

„Ja, ich habe ziemlich viel Unsinn gesagt, weil ich so verdammt wütend auf dich war“, gab er schließlich zu.

Ich schüttelte den Kopf. „Gerade stehe ich ein bisschen neben mir. Du solltest am besten ganz von vorne anfangen.“

„Daph war bei mir.“

„Oh!“

„Sie hat auf mich eingeredet. Wie blöd wir beide wären und wie schlecht es dir geht. Sie hat mir eine ganze Menge an den Kopf geworfen und sich tierisch über dich aufgeregt, aber sich auch gleichzeitig so viel Sorgen gemacht, dass ich kaum wusste, ob sie mehr sauer oder verzweifelt war. Wir haben eine ganze Weile geredet und irgendwie hat sie mir die Augen geöffnet. Ich halte es keinen Tag länger ohne dich aus, Sall. So zu tun, als ob es dieses Sally-Brad-Ding nie gegeben hätte, liegt mir einfach nicht.“

Ich biss mir auf die Unterlippe, damit sie endlich aufhörte zu zittern. „Das ist alles …“, presste ich hervor, schüttelte aber resigniert den Kopf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Ich kann mir vorstellen, dass du verwirrt bist, aber ich vermisse dich. Ich kann nichts dagegen machen. Und durch Daphs Besuch ist mir das noch einmal klargeworden.“

„Aber du hast doch selbst gesagt, dass es bei uns keine Freundschaft mehr geben kann, weil so viel passiert ist.“

„Das weiß ich. Es ist auch echt viel passiert, aber wenn man mal länger drüber nachdenkt, ist es nicht unmöglich, dass man es nicht wieder hinbiegen könnte, oder? Auch wenn ich bis vor kurzem noch anderer Meinung war.“

„Und was ist mit der Sache mit Alex?“

Er zuckte mit den Achseln. „Ja, ich war wirklich sauer auf euch beide. Immerhin waren wir ein Paar und so verarscht von meiner Freundin sowie einem engen Kumpel zu werden, ist echt scheiße. Aber du hattest Recht, unsere Beziehung war bereits am Ende. Am Anfang war ich wirklich verliebt in dich, bis über beide Ohren sogar. Aber mit der Zeit habe ich einfach gemerkt, wie sehr du mir als beste Freundin fehlst. Als wir zusammen waren, war alles so verkrampft. Irgendwie war alles so regelkonform und überhaupt nicht spontan. Ich mag sowas nicht. Ich mag es vor allem nicht, ständig mit dir über jede Kleinigkeit zu streiten und das ging mir auch gehörig auf den Keks. Vielleicht habe ich mich auch deshalb mehr und mehr zurückgezogen. Auch wenn es blöd von mir war. Ich hätte es ansprechen müssen, aber irgendwie habe ich darin keinen Sinn mehr gesehen. Jetzt weiß ich was passiert, wenn man seinen Mund nicht aufmacht.“

Ich senkte den Blick auf meine Finger. „Wir waren ein mieses Pärchen“, murmelte ich und hörte ein leichtes Lachen neben mir. „Das kannst du laut sagen.“ Dann schaute er mich direkt an und ich erwiderte seinen Blick. „Aber als Freunde waren wir ein ziemlich gutes Team, oder?“

Ich nickte zustimmend. „Das mit Alex war nicht richtig. Aber in dem Moment war ich so hin- und hergerissen. Irgendwie hat er mir all das gegeben, was wir beide einmal hatten und so plötzlich vorbei war. Ich habe wirklich angefangen, etwas für ihn zu empfinden, auch wenn das jetzt für dich nicht so toll klingt. Aber so war es nun mal. Ich kann es nicht leugnen. Er ist mir tatsächlich sehr ans Herz gewachsen. Aber ich wusste, dass ich mich entscheiden musste. Wir haben es total verbockt.“

„Findest du das nicht ein bisschen hart?“

„Nein, es entspricht ja der Wahrheit“, fügte ich mit einem Schmunzeln hinzu.

„Wenn du meinst.“

Wir schwiegen einen Moment und ließen das Gesagte eine Weile sacken.

„Wie soll’s jetzt weitergehen?“, fragte ich dann unsicher und hoffte, dass sein Gesichtsausdruck mir Zuversicht vermitteln würde.

„Gute Frage“, antwortete er stattdessen.

„Meinst du, dass es nochmal so werden kann wie früher? Immerhin hast du die Freundschaft infrage gestellt und mich als Lügnerin bezeichnet“, rief ich ihm in Erinnerung.

Er seufzte. „Ich war so sauer auf dich, Sally, und du hast mich mehrfach angelogen. Auch darüber habe ich viel nachgedacht. Du hast mich damals mit Daph angelogen, aber da war ich nicht ganz unschuldig dran, weil ich uns allen etwas vorgemacht habe. Von daher kann ich durchaus nachvollziehen, warum du damals gelogen hast. Die Sache mit Christina und dass du dich als jemand ausgegeben hast, der du gar nicht bist, ist ein anderer Fall, den ich als eine verzweifelte Tat in einer Selbstfindungsphase bewerte, in der du versucht hast mit dem Tod deiner besten Freundin umzugehen. Und ja, auch das ist nachvollziehbar. Was die Beziehung mit Alex anbelangt, so hast du mich angelogen, was ich weder nachvollziehen noch billigen kann. Das hast du echt verbockt“, sagte er in einem scharfen Ton. „Aber ich kann es dir verzeihen.“

Mit großen Augen schaute ich ihn an und spürte, wie ein Riesenbrocken von meinem Herzen fiel.

„Haken wir dieses Kapitel mit unserer Beziehung einfach ab. Wir haben uns wie verknallte Teenager benommen und nicht wirklich was miteinander anfangen können.“

„Es klingt komisch, wenn man jemanden sagt, dass man ihn nicht liebt“, stellte ich stirnrunzelnd fest.

„In unserem Fall rettet uns das den Arsch“, antwortete Brad. Ich war einfach nur froh, wieder ruhiger atmen zu können und dass das Zittern aufhörte.

„Meinst du, wir können einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“, hakte ich nach.

„Nein, ich denke nicht, denn damals waren von beiden Seiten aus Gefühle im Spiel. Dieses Mal sollten wir ganz von vorne anfangen.“

„Ich habe deine direkte Art sehr vermisst“, gab ich schwerfällig zu. „Aber du hast vollkommen recht. Wir sollten einen Neustart wagen. Auch wenn das nicht so einfach ist. Immerhin haben wir Dinge gemacht, die Freunde eigentlich nicht miteinander tun“, sagte ich verunsichert.

Brad verzog amüsiert das Gesicht. „Also das wird die einzige Sache sein, die ich nicht unbedingt vergessen will.“

„Du bist ein Idiot“, antwortete ich.

„Weiß ich doch. Du aber auch. Kriegen wir beiden Idioten noch einmal die Kurve?“

„Du meinst mit mir als Nerdy und mit dir als unverschämten Draufgänger?“

Er nickte heftig.

„Nichts lieber als das!“, antwortete ich erleichtert und fiel ihm erneut in die Arme.

Verliebt in meinen Freund

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