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Acht

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Es fühlte sich wie ein Déjà-vu an, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich hatte diese Situation schon einmal durchlebt, nur wachte ich das letzte Mal in meiner Wohnung auf. Dieses Mal lag ich in Brads Bett. Mein Kopf wummerte wie verrückt und mein Mund fühlte sich an, als hätte ich die vergangenen Stunden auf Zuckerwürfeln herum gelutscht. Meine Glieder waren schwer und ich fühlte mich, als hätte mich ein Lastwagen überfahren. Neben mir lag Brad zugedeckt und atmete gleichmäßig. Er schien noch tief und fest zu schlafen. Dann drehte ich meinen Kopf beiseite und entdeckte auf dem Boden etwas, was meinen Herzschlag um einhundert Prozent beschleunigte. Ich schoss hoch und fand meine ganzen Klamotten im Schlafzimmer verteilt. Der Anblick war nicht neu, ich kannte ihn zu gut aus unserer Zeit als Paar. Aber wir waren kein Paar mehr und meine Klamotten gehörten auch definitiv nicht auf den Fußboden. Mir schoss direkt die nächste Frage in den Kopf: Hatte ich überhaupt etwas an? Ich schluckte schwer und hob die Bettdecke leicht an. Mein Atem setzte aus und mein Herz schien mir aus der Brust zu springen. Hastig sah ich mich um. Auch Brads Klamotten lagen überall verteilt. Mir entwich ein Schrei und Brad schreckte neben mir auf. Entsetzt sah er mich an und ich ihn. In unseren Gehirnen ratterte es. Da wurde es mir mit einem Mal so klar. Schlagartig hatte ich die Nacht wieder vor Augen. „Scheiße“, flüsterte ich, als ich die Decke enger an mich zog, um meine Brüste zu bedecken. Ich trug nämlich nichts weiter als meine Unterhose.

„Scheiße!“, sagte ich erneut. Dieses Mal jedoch um einiges lauter. Bilder schossen mir in den Kopf. Brads Hände, die an meinem Körper hinabglitten. Brad, wie er sich über mir bewegte. Brad, wie er mich an jeder erdenklichen Stelle küsste. Ich hatte mit Brad geschlafen.

„Ups“, sagte er neben mir und kratzte sich verschlafen am Hinterkopf.

„Ups?“, wiederholte ich fassungslos. „Mehr kannst du dazu nicht sagen? Verdammt, Brad!“ Eilig schwang ich meine Beine aus dem Bett, wohlbedacht darauf, die Decke nicht loszulassen. Auch wenn alles um mich herum wankte, hielt ich sie fest umwickelt um meinen Körper, während Brad mich müde anschaute. „Das ist jetzt echt ein bisschen blöd“, sagte er, als hätte er einen Bus verpasst.

„Das kannst du wohl laut sagen!“ Ich wühlte auf dem Boden nach meinen Sachen. „Wie konnte das nur passieren? Wie konnten wir hier landen?“

Brad atmete kurz durch und schien nachzudenken. „Ich habe keine Ahnung. Wir haben sehr viel getrunken. Daran erinnere ich mich.“

„Das ist auch nicht besonders schwer. Ich habe einen Riesenkater und fühlte mich wie durch einen Fleischwolf gezogen. Natürlich haben wir viel getrunken, aber wie konnten wir zusammen im Bett landen?“ Beinahe hysterisch stellte ich ihm die Frage, auf die ich so dringend eine Antwort brauchte. In meinem Kopf waren die Erinnerungen nur lückenhaft. Dass wir miteinander geschlafen hatten, dessen war ich mir sicher, aber nicht, wie es dazu gekommen war.

„Habe ich damit angefangen?“, fragte ich Brad, als ich meine Klamotten eingesammelt hatte.

„Was?“

„Na, ob ich angefangen habe. Habe ich dich irgendwie verführt oder so?“

„Warum ist das so wichtig? Tatsache ist, dass wir im Bett gelandet sind. Wer nun angefangen hat, ist doch vollkommen egal, oder?“ Brad setzte sich auf die Bettkante und kreiste ein paarmal den Kopf, als würde er so die Kopfschmerzen verbannen können. Dabei gab er mir die Sicht auf seinen Rücken frei und ich bemühte mich meine Augen von ihm abzuwenden.

„Nein, es ist eben nicht egal. Denn, wenn ich dich verführt habe, dann weiß ich, dass ich nie wieder Alkohol trinken werde, denn nüchtern würde ich das niemals tun!“

„Na herzlichen Dank“, blaffte Brad zurück und hob sein Shirt vom Boden auf, um es überzuziehen. Gott, er hatte aber auch einen tollen Körper.

„So war das nicht gemeint“, tat ich das Ganze ab. „Nur ist es nicht richtig. Und wenn du angefangen hast, dann werde ich trotzdem keinen Alkohol mehr trinken, denn scheinbar bin ich ja leicht zu verführen. Egal, es läuft auf eines hinaus: Ich werde nie wieder was trinken.“

„Ich erinnere dich am nächsten Wochenende auf Mitchs Geburtstagsfeier daran“, antwortete Brad und ging mit unsicheren Schritten in die Küche. Ich folgte ihm, noch immer die Decke dicht um mich gewickelt.

„Du wirst schon sehen“, sagte ich.

Brad brummelte irgendwas vor sich hin, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Wasserflasche heraus. Es schien ihn nicht annährend so zu stören, wie mich, dass wir miteinander geschlafen hatten.

„Kannst du vielleicht auch mal was dazu sagen, außer Ups?“

Er zuckte mit den Schultern und hielt mir beiläufig die Flasche entgegen. Ich nahm sie und trank ebenfalls gierig einige Schlucke. Es war, als wäre ich innerlich völlig ausgetrocknet.

„Was soll ich dazu sagen, Sall? Es ist dumm gelaufen und es hätte auf keinen Fall passieren dürfen. Aber nun können wir es nicht rückgängig machen.“

Er schaute mich an und endlich konnte ich etwas in seinen Augen lesen: Verständnis. Er kam um den Küchentresen und legte beide Hände auf meine nackten Schultern. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen.

„Es wird nichts an unserer Freundschaft ändern, Sall. Vertrau mir. Es war ein dämlicher Fehler. Ein Ausrutscher. Wir haben gefeiert, getrunken und sind dann im Bett gelandet. Sehen wir einfach zu, dass das nie wieder passiert und versuchen es zu vergessen.“ Er lächelte mich sanft an und nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Er schaute mir tief in die Augen. Seine waren noch leicht gerötet. Mein Herz begann wieder heftig zu pochen. Ich war noch immer völlig aufgeregt.

„Wir werden das einfach hinter uns lassen, okay?“

Ich nickte kurz und entspannte mich ein wenig. Vielleicht hatte er Recht. Es war nur ein kleiner Ausrutscher, der sich nicht wiederholen würde.

„Mach da keine große Sache draus, das tue ich auch nicht, okay?“

Ich schluckte und nickte erneut.

„Komm“, sagte er dann und hielt mir den kleinen Finger hin. „Wir machen einen dieser Fingerschwüre, dass es nicht noch einmal vorkommen wird.“ Er hatte einen belustigten Ausdruck in den Augen und ich fühlte mich tatsächlich nach und nach besser. Ich hielt ihm meinen kleinen Finger entgegen und klinkte mich bei ihm ein. „Ist gut“, sagte ich, „wir vergessen es einfach und lassen es nicht zu, dass es wieder vorkommt.“ Ob ich das wirklich ernst meinte, was ich da sagte, konnte ich mir selber nicht wirklich abkaufen. Die Tatsache machte mich wahnsinnig, aber schlimmer wäre es gewesen, vor Brad jetzt einzuknicken und das Ganze zu bedauern. Wenn Brad das so locker angehen konnte, dann musste ich das wohl oder übel auch. Alles andere war zu gefährlich und konnte letzten Endes über unsere Freundschaft entscheiden. Also dachte ich mir: Das Thema runterschlucken, verdrängen und so tun, als wäre es niemals auch nur ansatzweise passiert.

***

Nachdem wir noch gemeinsam gefrühstückt hatten, machte ich mich auf den Weg nach Hause. In meinem Auto begann mein Gehirn schon wieder zu rattern. In Brads Gegenwart hatte ich kaum Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken, was passiert war, aber jetzt, wo ich alleine in meinem Auto saß, schossen die Erinnerungen auf mich ein. Wie konnte uns das nur passieren? Wie konnte ich so schwach werden? Sobald die Bilder vor meinen Augen auftauchten, spürte ich dieses Gefühl, was ich immer spürte, sobald ich mit Brad geschlafen hatte. Der Sex war immer sehr gut mit ihm gewesen. Es war aufregend mit ihm und niemals langweilig. Er wusste genau, was ich mochte und umgekehrt ebenso. Wir hatten uns immer gut ergänzt. Brad war wieder so wie damals zu mir gewesen. Liebevoll, sanft in dem einen Moment, fordernd und entschlossen im anderen. Ich erinnerte mich, dass wir schon wild knutschend in sein Schlafzimmer gegangen waren. Also mussten wir schon vorher übereinander hergefallen sein und nicht erst im Bett. Auf den Weg zum Bett hatten wir uns gegenseitig die Klamotten ausgezogen. Wir fielen geradezu auf die Matratze und da ging es dann richtig zur Sache. Mein Magen zog sich zusammen, während ich die Bilder in mir aufleben ließ. Brad hatte mich überall geküsst und ich erinnerte mich, wie vertraut sich seine Berührungen angefühlt hatten und wie wenige Hemmungen ich in diesem Moment gespürt hatte. Er hatte meinen Namen in mein Ohr geraunt und mich irgendwann fest gepackt. Ich weiß, dass es dieses Mal etwas wilder zur Sache ging, aber es hatte mir gefallen. Bei dem Gedanken wurde ich rot. Himmel, wie konnte ich nur so betrunken sein? Ich ärgerte mich tierisch über mich und meine mangelnde Selbstbeherrschung. Doch trotz schlechten Gewissens lächelte ich still vor mich hin als ich das Auto vor meiner Wohnung abstellte.

Verliebt in meinen Freund

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