Читать книгу Das Geheimnis um die Madfield Tochter - Jennifer Lillian - Страница 11

Kapitel 6 - 27 Jahre früher

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Es entwickelte sich alles so schnell, dass Maggie es kaum hatte kommen sehen. Natürlich blieb es mit Warren nicht nur bei einem Essen. Obwohl sie sich inständig vorgenommen hatte, dass sie es langsam angehen lassen wollte, war sie seinem Charme schon nach dem ersten Treffen vollkommen verfallen. Warren hatte sie zum Lachen gebracht, auf die Art, wie es sonst nie ein junger Mann getan hatte. Er musste sie nur anschauen, einen Mundwinkel leicht nach oben gezogen, nachdem er einen Witz gemacht hatte, und sie konnte nicht mehr an sich halten. Warren war zuvorkommend, aufmerksam und sie fühlte sich in seiner Gegenwart beschützt und sicher. Wenn er sie berührte, dann prickelte ihre Haut. Wenn er sie länger als ein paar Sekunden ansah, begann ihr Herz zu rasen. Ihr wurde heiß, wenn er seinen Arm um sie legte. Als sie sich nach einem Kinobesuch, bei dem sie sich einen Liebesfilm angeschaut hatten, das erste Mal küssten, war es um Maggie geschehen, und sie warf all ihre Prinzipien über Bord. Sie wollte es nicht länger langsam angehen lassen, sie wollte Warren für sich haben. Sie wollte mit ihm zusammen sein. Mit ihm weitere Schritte wagen, als sich nur zu treffen und darauf zu hoffen, dass er ihr zum Abschied einen Kuss auf den Mund drückte. Schon nach wenigen Wochen wusste sie, dass sie sich Hals über Kopf in Warren Madfield verliebt hatte, und umso glücklicher war sie, als sie plötzlich mitten in einer Beziehung steckten. Dabei hatte Warren sie niemals danach gefragt - es passierte einfach. Die beiden waren so fest miteinander verbunden, dass es gar keine andere Bezeichnung mehr als Beziehung für das gab, was sie hatten. Genau wie sie erwartet hatte, gab es allerdings auch diejenigen, die Maggie ihr Glück nicht gönnten. Sie wusste, dass Warren der Mädchenschwarm schlechthin war und zudem kein unbeschriebenes Blatt. Sie spürte die neidvollen Blicke der anderen Frauen auf dem Campus, wenn sie Hand in Hand durch den Park schlenderten oder sich küssten, sobald sich ihre Wege in verschiedene Kurse trennten. Es gab Frauen, die Maggies Aufmerksamkeit zu erhaschen und sie dazu auszufragen versuchten, wie das Zusammensein mit Warren war. Und es gab auch Frauen, die sie missbilligend anblickten, als hätte Maggie ihnen ihren Mann vor der Nase weggeschnappt. Es war schwierig für sie, Freundschaften mit Kommilitoninnen zu knüpfen. Zum einen, weil sie ihre freie Zeit beinahe nur mit Warren verbrachte, und zum anderen, weil sie nun im Rampenlicht stand. Aber all das war ihr egal, denn sie war glücklich.

„Ich muss dir unbedingt zeigen, was ich für die Party heute Abend gekauft habe“, überfiel Maggie Warren in seiner Wohnung, als sie am Vormittag bei ihm vorbeischaute. Verschlafen und verkatert rieb er sich die Augen, während sie in Richtung Wohnzimmer an ihm vorbeihuschte. Ihr blumiges Parfum verströmte einen Duft, den Warren an diesem Vormittag nur schwer ertrug.

„Die Party? Heute Abend?“ Er tapste langsam hinter ihr her ins Wohnzimmer. Die Dielen knarrten unter seinen Schritten, wobei sich ihm jedes Mal die Nackenhaare aufstellten. Er musste unbedingt mit seinem Vater sprechen, damit dieser jemanden vorbeischickte um dieses grässliche Geräusch zu beheben. Dabei konnte er froh sein, dass er sich nicht, wie viele seiner anderen Mitstudenten, in eine WG oder in ein Wohnheim einmieten musste, sondern die Stadtwohnung seines Vaters beziehen konnte.

„Na, die Party heute Abend bei William“, rief Maggie ihm in Erinnerung und wedelte mit einer Tüte aus einer Boutique, die er nicht kannte, vor der Nase herum. Allmählich dämmerte es ihm. Sein Freund William feierte seinen einundzwanzigsten Geburtstag, und er hatte sich, gemeinsam mit den anderen, fest vorgenommen, so richtig die Sau rauszulassen. Ohne Freundin. Nur hatte er scheinbar vergessen, dass Maggie nun ebenfalls zu seiner Clique gehörte und mitbekommen haben musste, dass William im großen Stil feiern wollte. Verdammt! Hätte er gestern Abend bei seinem Kneipenbesuch mit Harrison nicht so tief ins Glas geschaut, dann stünde er an diesem Morgen – oder war es schon Mittag? – nicht so neben sich.

„Ach, du meinst die kleine Feier, die William geplant hat“, tat er das Ganze ab und ließ sich auf das braune Ledersofa fallen. Maggie nickte eifrig, während sie in der Tüte kramte und ein knielanges dunkelrotes Kleid hervorzog. „Und dieses schicke Teil habe ich gestern extra für diesen Anlass gekauft.“ Sie warf ihre Haare hinter ihre Schultern und hielt das Kleid vor sich. „Sieht toll aus, oder? Ich dachte, ich ziehe dazu meine hochhackigen Sandaletten an, die ich mir letzten Monat gekauft habe.“

Warren schwirrte der Kopf. Rotes Kleid, hochhackige Sandaletten – Herrgott, er wusste noch nicht einmal, wie spät es war und sollte sich schon mit solchen Dingen auseinandersetzen. Er raffte sich stöhnend auf. „Möchtest du auch einen Kaffee?“ Müde schlenderte er an Maggie vorbei, die ihm mit offenem Mund hinterher schaute. „Was ist denn los mit dir? Gefällt dir das Kleid nicht?“

Die Kaffeemaschine fing an zu gluckern, und Warren konnte es kaum erwarten, einen großen Schluck von der schwarzen Brühe zu trinken. Vielleicht würde sie seine hämmernden Kopfschmerzen ein wenig lindern. „Doch, Liebling, das Kleid ist sehr raffiniert. Aber ich kämpfe heute Morgen mit einer leichten Migräne und bin noch nicht ganz aufnahmefähig“, log er und hoffte, dass er nicht nach Restalkohol roch.

Maggies Blick wurde weich. Sie ließ das Kleid sinken und steckte es vorsichtig in die Tüte zurück. „Entschuldige, dass ich hier so reingeplatzt bin. Kann ich irgendwas für dich tun?“

Warren bemühte sich um ein Lächeln. „Nein, schon gut. Nach dem Kaffee geht es mir bestimmt besser.“ Er machte ein paar Schritte auf sie zu und nahm sie bei den Händen. „Wegen heute Abend: ich fürchte, dass du dir dein Kleid für eine andere Party aufsparen musst. William hatte eine kleine Geburtstagsfeier nur mit uns Jungs geplant. Keine große Sache also.“

Enttäuscht sah Maggie Warren an. „Aber er hatte doch letzte Woche noch erzählt, wie sehr er in die Planung eingebunden ist und dass es eine riesige Party werden soll.“

Warren schluckte und kramte in seinem Hirn nach ein paar funktionstüchtigen Zellen. „Ja, das stimmt. Aber sein Vater, dieser verdammte Spießer, hat ihm untersagt, so groß zu feiern. Er sollte es lediglich auf seinen engsten Kreis begrenzen.“ Er zog Maggie in seine Arme. Natürlich tat es ihm leid, dass er ihr diese kleine Lüge auftischte, aber er hatte es seinen Freunden versprochen, und Maggie sollte ihn nicht so betrunken sehen. Sie würde sich nur Sorgen machen, wenn er zu viel trank, und so fand er es besser, wenn sie gar nicht erst dabei war. Außerdem machte eine große Party mit seinen Kumpels ohne Freundin einfach mehr Spaß.

„Hm, na gut“, antwortete Maggie traurig. „Vielleicht frage ich Abby, ob sie heute Abend mit mir ins Kino geht.“ Abby war Maggies Mitbewohnerin im Wohnheim. Sie konnte sich, anders als Warren, keine eigene Wohnung mitten in der Stadt leisten. Insgeheim hoffte sie, dass Warren sie eines Tages fragte, ob sie nicht zu ihm ziehen wollte, aber dafür war es noch zu früh, denn sie waren erst ein paar Wochen zusammen.

„Das klingt doch nach einem guten Plan. Abby ist nett“, antwortete Warren bemüht heiter. Eigentlich konnte er Abby nicht ausstehen. Er hatte sie bereits kennengelernt, als die halbe Studentenschaft für das bevorstehende Universitätsjubiläum in die Planung des großen Festes involviert war. Warren war mit James und Harrison im Planungskomitee. William hatte sich lediglich angeboten, beim Aufbau des Festplatzes zu helfen. Auch Abby war Mitglied im Planungskomitee, glänzte aber häufig durch Abwesenheit. Sie war ein wildes Partymäuschen, das sich allerdings nicht für die reichen Jungs an der Uni interessierte, sondern mit Typen rumhing, mit denen Warren nichts zu tun haben wollte. In diesem Moment war er jedoch sehr dankbar dafür, dass es Abby gab.

Maggie nickte. „Ja, Abby ist nett. Nur, dass sie keine Ahnung davon hat, wie man Ordnung hält.“

„Ich bin mir sicher, dass du ihr das noch beibringen wirst“, scherzte Warren. „Nach dem Kinobesuch solltet ihr aber nach Hause gehen. Du weißt nie, wer sich nachts auf den Straßen herumtreibt.“

Maggie nickte erneut, während sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Wir gehen danach direkt nach Hause.“

Kurze Zeit später verabschiedete sich Maggie. Als sie auf den Bürgersteig vor Warrens Wohnung trat, warf sie einen Blick auf die Tüte in ihrer Hand. Vielleicht konnte sie das Kleid noch zurückgeben, immerhin hatte sie das Schild drangelassen. So bekam sie wenigstens den Teil ihrer Ersparnisse wieder, den sie extra in dieses Kleid investiert hatte.

Das Geheimnis um die Madfield Tochter

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