Читать книгу Das Geheimnis um die Madfield Tochter - Jennifer Lillian - Страница 8
Kapitel 3
Оглавление„Wahnsinn, die Scones hier sind wirklich gut! Kaum zu glauben, dass ich noch nie in der Cafeteria war“, bedauerte Alice und biss noch einmal herzhaft in ihr Gebäck. Maylin lachte und schüttelte den Kopf. „Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Dabei ist das doch das Schönste am Studieren. Tee trinken und Scones essen.“
Alice kaute nachdenklich. „Irgendwie habe ich die Zeit hier an der Uni nur damit verbracht, in die Vorlesungen zu gehen und anschließend nach Hause, um dort alles nachzuarbeiten und zu vertiefen. Heute stand zum Beispiel noch ‚für Lärm in der Bibliothek zu sorgen‘ auf meinem Tagesplan.“
„Unternimmst du nichts mit deinen Kommilitonen oder besuchst irgendwelche Kurse hier in deiner Freizeit?“
Alice schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Das Problem ist, dass mir das Ganze hier nicht so einfach zufällt wie den meisten anderen. Ich habe für dieses Stipendium sehr lange und hart gearbeitet und kann mir nicht erlauben, das alles auf die leichte Schulter zu nehmen. Außerdem finde ich es schwer, hier Anschluss zu finden, bei all den hochnäsigen Snobs.“ Beschwichtigend hob Alice die Hände. „Davon bist du natürlich ausgenommen.“
Maylin lächelte. Sie erkannte in Alice eine Menge von sich selbst wieder. Lernen, Uni, lernen, Uni. Zu sehr war ihr Vater darauf versessen, dass Maylin etwas aus sich und ihrem Leben machte. Bei Alice schien das ähnlich zu sein, nur dass sie, sobald sie das Stipendium verlor, vermutlich kaum eine Möglichkeit hatte, sich die Studiengebühren zu leisten.
„Wenn du möchtest, kann ich dir bei ein paar Dingen helfen. Ich habe das, wie gesagt, schon alles hinter mir. Wenn man sich erst mal in die Themen reingelesen hat, ist es gar nicht so schwer.“ Zuversichtlich lächelte Maylin und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
Alice machte eine abwehrende Geste. „Ich möchte dir wirklich keine Umstände machen. Immerhin hast du mir schon in der Bibliothek geholfen. Ohne dich würde ich dort noch immer durch die Gänge streifen, hätte vermutlich inzwischen dreimal so viele Bücher auf dem Arm und obendrein einen Verweis wegen Ruhestörung.“
„Du machst mir überhaupt keine Umstände. Ich bin ebenfalls ständig in meine Unterlagen vertieft, und manchmal kann das wirklich langweilig sein. Etwas Gesellschaft würde mir sicherlich nicht schaden. Und ein bisschen Wissen auffrischen täte mir auch mal wieder ganz gut. Immerhin muss ich eine blöde Hausarbeit bis zum Ende der Woche abgeben und Staatsorganisationsrecht ist sogar ein kleiner Teil davon.“ Maylin beobachtete Alice über den Rand ihres Bechers hinweg. Nachdenklich zupfte sie an ihrem Fingernagel und kaute auf der Lippe. Auch wenn Maylin sie nicht einmal eine Stunde kannte, hatte sie das Gefühl, sie schon ihr ganzes Leben lang zu kennen. Umso größer war daher ihr Wunsch, sie nicht zu vergraulen, sondern mehr über sie zu erfahren. Normalerweise war Maylin nicht so. Sie hatte Freunde, aber die, die sie hatte, interessierten sich eher für Dinge, auf die Maylin insgeheim keinen Wert legte. Vielmehr könnten ihre Freunde die ihres Vaters sein. Für Warren war die passende Gesellschaft ein wichtiges Aushängeschild, um öffentlich zu glänzen. Er legte Wert auf die Outfits, die die Menschen wählten und das Image, das sie zur Schau trugen. Schlechte Gesellschaft - oder eher unpassende Gesellschaft - durfte es im Hause Madfield nicht geben. Genau dieses leidige Thema hatte sie schon viel zu oft mit ihrem besten Freund Glen erlebt. Und vielleicht war es genau das, was Maylin an Alice so reizte. Eine Person fernab von der Welt, in der sie selbst lebte. Zwar kannte auch Glen Maylins Welt, aber sie hatte nie wirklich eine enge Freundin gehabt, mit der sie sich über Frauensachen und ihre Geheimnisse austauschen konnte. Hin und wieder führte sie Frauengespräche mit dem Dienstmädchen Amalia, aber auch nur dann, wenn ihr Vater nicht in der Nähe war. Vielleicht war Alice also diejenige, mit der sie ebendiese Gespräche führen konnte, die sich nicht um Golf- oder Poloklubs drehten. Normale Gespräche, wie über Männer zu sprechen und herzuziehen, über Sehnsüchte philosophieren - da war sie sich sicher. Aber vor allem über Ansichten sprechen, ohne verurteilt und von irgendwelchen Gästelisten gestrichen zu werden. Sie konnte in Alices Gegenwart einfach sie selbst sein. Unter Frauen.
„Ich kann dir ja sonst ein paar Unterlagen aus meinem ersten Semester geben, und du schaust einfach, was dir davon helfen könnte. Was hältst du davon?“, sagte sie daher, um Alice gegenüber nicht zu aufdringlich zu wirken.
Alice entspannte sich etwas und nickte schließlich. „Na gut. Ein paar Unterlagen von jemanden, der das alles schon durchhat, könnten mir bestimmt weiterhelfen.“
„Dann schlage ich vor, dass wir gemütlich unseren Tee austrinken und danach zu mir fahren, dann kann ich dir ein paar Unterlagen mitgeben, und während du sie durchgehst, arbeite ich an meiner Hausarbeit.“
Alice war insgeheim erleichtert, dass sie jemanden wie Maylin gefunden hatte. Es wäre bestimmt interessant, einen Blick in Maylins Leben zu werfen.
Als sie das Madfield-Anwesen betraten, riss Alice vor Staunen ihren Mund so weit auf, dass Maylin kichern musste. Es war die typische Reaktion, die sie auch erwartet hatte.
„Mund zu, sonst kommen noch Fliegen rein“, scherzte sie.
„Und hier wohnst du?“, wollte Alice ungläubig wissen und schüttelte kaum merklich den Kopf, als sie die Eingangshalle betraten. Achselzuckend nickte Maylin. „Ich weiß, es ist riesig. Aber glaub mir, manchmal sehne ich mich nach etwas Kleinerem. Hin und wieder kommt einem dieses Anwesen wie ein goldener Käfig vor.“
Alice machte ein paar Schritte und sah sich mit großen Augen um. „Das ist einfach Wahnsinn. Mit wie vielen Menschen lebst du hier? Zwanzig?“ Sie trat auf eine antike weiße Anrichte neben der Treppe zu, auf der Fotos in edlen Silberrahmen von einem kleinen Mädchen, einem Jungen mit zerzausten Haaren und einem Mann zu sehen waren, dessen Blick so durchdringend war, dass Alice eilig die Augen vom Bild abwendete und die übrigen Fotografien betrachtete.
Wieder musste Maylin lachen. „Eigentlich leben nur mein Vater und ich hier. Hin und wieder schaut mein kleiner Bruder Nick hier vorbei, und unser Dienstmädchen Amalia wohnt im kleinen Cottage hinter dem Anwesen.“
Ungläubig schaute Alice Maylin an. „Also wohnt ihr hier zu zweit? Ihr könntet hier ein Hotel draus machen und hättet immer noch mehr als genug Platz.“ Sie wandte sich von den Fotos ab und warf nun einen Blick an die Decke, an der ein prunkvoller Kronleuchter hing.
„Wenn du möchtest, führe ich dich später herum und zeige dir alles. Aber erst sollten wir uns die Unterlagen anschauen“, schlug Maylin vor und hoffte, dass Alice nicht zu eingeschüchtert von der Welt war, in der sie lebte. Insgeheim hatte sie sich gewünscht, dass Alice und sie eine Freundschaft aufbauen könnten, frei von Vorurteilen und ohne auf materielle Dinge zu achten.
Alice nickte zustimmend und sah sich weiter mit ehrfürchtigen Blicken um, während sie auf die Treppe zugingen. Gerade noch erhaschte sie einen Blick in das ausladend riesige Wohnzimmer, in dessen Mitte sich zwei sündhaft teure, cremefarbene Sofas gegenüberstanden, als sie eine zarte Stimme hörten.
„Hallo May, du bist schon wieder zurück?“
Maylin blieb am Treppenansatz stehen und lächelte. „Amalia, ich wusste nicht, dass du gerade zu Hause bist. Ja, ich … habe einer Freundin …“, sie deutete auf Alice, wobei es ihr komisch vorkam, sie schon jetzt als Freundin zu bezeichnen, obwohl sie sich doch erst wenige Stunden kannten, „angeboten, ihr ein paar meiner Unterlagen zu geben und diese durchzuarbeiten.“
Amalia warf Alice einen Blick zu und lächelte höflich. „Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Amalia, das Dienstmädchen hier im Madfield-Anwesen.“ Sie trug - ganz so, wie Alice es sich bei einem Dienstmädchen vorgestellt hatte - ein schwarzes, knielanges Kleid mit weißer Schürze und weißer Bluse, die sie bis zum Hals zugeknöpft hatte. Ihre blonden Haare trug sie zu einem strengen Knoten, dennoch wirkte ihr Gesicht freundlich, und ihre zarte Stimme ließ sie etwas zerbrechlich erscheinen.
„Hey, ich bin Alice“, stellte sie sich mit verhaltenem Lächeln vor.
„Freut mich.“ Nickend bedachte Amalia sie mit neugierigen Blicken, was Maylin nicht entging. Amalia war eine herzensgute Person: offen, freundlich und sehr zuvorkommend. Maylin betrachtete sie vielmehr als eine Freundin, eine Vertraute, und nicht wie ein Dienstmädchen. Dennoch wusste Maylin, dass Amalia neben ihrer zuvorkommenden Art begierig auf Klatsch und Tratsch war. Und genauso wie Maylin sich sicher war, dass ihr Vater Alice mit einer Mischung aus Missbilligung und Überheblichkeit begutachten würde, wusste das auch Amalia.
„Wir sind in meinem Zimmer. Würdest du uns vielleicht einen Tee bringen? Das wäre sehr nett, danke“, lächelte Maylin höflich und bedeutete Alice, ihr zu folgen. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf, und Alice betrachtete die Gemälde, die sich an der Wand in den ersten Stock ersteckten. Es mussten teure Bilder von namhaften Künstlern sein – Alice kannte keinen davon, da ihre Kunstkenntnisse gleich null waren. Leonardo da Vincis Mona Lisa hätte sie allerdings erkannt!
Sie betraten einen langen Korridor, der sich nach rechts und links ausdehnte. Hier war, ähnlich wie schon unten in der Eingangshalle, alles in hellen Pastelltönen gehalten. Die Stuckleisten über ihren Köpfen gefielen Alice besonders gut, da sie den gesamten Gang noch anmutiger und einem Schloss ähnlicher wirken ließen. Maylin marschierte mit schnellen Schritten voran, und Alice hatte beinahe das Gefühl, als könne Maylin es kaum erwarten, in ihr Zimmer zu kommen. Schon als sie das Haus betreten hatten, wirkte sie nervös und angespannt. Wortlos schritten sie an einigen dunklen Holztüren vorbei, ehe sie noch einmal nach links abbogen und auch hier einige ebensolche Türen passierten. Am Ende des Ganges, als Alice schon glaubte, sich inmitten eines Labyrinths zu befinden, blieb Maylin schließlich stehen und drehte sich zu ihr um. Mit einem Lächeln auf den Lippen deutete sie auf die letzte Tür zur linken Seite.
„Willkommen in meinem Reich“, schmunzelte sie und öffnete mit einem schwungvollen Ruck die Tür. Alice verliebte sich bereits beim Betreten des Raumes in Maylins Zimmer. Es war in zarten Rosétönen gehalten und wirkte mädchenhaft und verspielt. Um die Pfosten ihres großen Himmelbettes rankten sich Lichterketten aus kleinen weißen und rosafarbenen Kugeln. Die Bettwäsche war ebenso verspielt mit gleichfarbigen Punkten.
„Wow“, staunte Alice, während sich Maylin auf das Sofa in der rechten Ecke ihres Zimmers fallen ließ, „das ist ziemlich viel Rosa.“ Sie kicherte und ließ den Blick durch das restliche Zimmer schweifen. Alice wollte alles so genau wie möglich in sich aufnehmen und fühlte sich beinahe wie in einem Museum. Ihr Blick schweifte an dem großen Arbeitsbereich direkt neben der Tür entlang und wanderte weiter zum Bücherregal, welches sich an der kompletten Wand links von ihr erstreckte. Es kam ihr vor, als hätte sie eine fremde Welt betreten. Sie hatte sich schon immer gefragt, wie es wohl war, so zu leben, wie jemand wie Maylin es tat.
Maylin zuckte entschuldigend die Achseln und kaute an ihren Nägeln, während sie Alice beim Bestaunen ihres Zimmers beobachtete. „Was soll ich sagen? Ich mag Rosa, und ich finde zu dem dunklen Arbeitszimmer meines Vaters und dem Familienzimmer, in dem wir zu Abend essen, ist dies hier ein angenehmer Kontrast.“
Alice nickte gedankenverloren und wandte sich schließlich Maylin zu. „Okay, sollen wir starten?“ Maylin nickte, sprang auf und kramte in einem Regal über ihrem Schreibtisch. Schließlich zog sie einen dicken Ordner hervor und drückte ihn Alice in die Hand. Dabei sackten Alices Arme, überrascht von der Schwere des Ordners, leicht nach unten.
„Huch!“, lachte sie auf, „Ich wusste ja nicht, dass du deine Mitschriften in Stein gemeißelt hast.“
Maylin lachte ebenfalls. „Nun ja, das mag daran liegen, dass ich die Angewohnheit habe, alles mitzuschreiben, was die Professoren uns eintrichtern. Angefangen beim Datum, bis hin zu den verabschiedenden Worten am Ende eines Kurses. Vermutlich wirst du nur die Hälfte des Inhalts gebrauchen können.“
Die beiden Frauen machten es sich im Schneidersitz auf dem Boden gemütlich, und Maylin begann, Alice einen Überblick über die Inhalte zu geben. Jedes Mal, wenn Alice überfordert das Gesicht verzog, musste Maylin grinsen. „Das hört sich schwieriger an, als es ist.“
„Das sagst du schon seit der ersten Seite, und bisher verstehe ich nur Bahnhof“, lachte Alice.
„Na dann solltest du vielleicht Bahnhofswärterin werden“, scherzte Maylin.
„Das war neben dem Jurastudium meine zweite Wahl. Ich finde, so eine coole Schaffnermütze würde mir eigentlich ganz gut stehen“, entgegnete sie, und beide brachen in Gelächter aus, als Alice sich auf ihren imaginären Hut tippte.
Zwischendurch brachte Amalia den beiden ihren Tee und verschwand mit einem Lächeln auf den Lippen wieder aus dem Raum. Selten hatte sie Maylin so mit einer Freundin lachen gehört – außer, wenn die beiden sich in Abwesenheit ihres Vaters in der Küche zusammensetzten, gemeinsam Tee tranken und über dies und jenes plauderten.
Der Nachmittag verging rasend schnell, und überrascht von dem ganzen Stoff, den Alice in sich aufgesogen hatte wie ein Schwamm, lehnte sie sich irgendwann mit dem Rücken gegen das Sofa und schnaufte erschöpft. „Also wenn ich dir etwas sagen darf: Es ist wirklich Wahnsinn, wie du das alles mitschreiben konntest.“
„Das scheint eine peinliche Angewohnheit von mir zu sein“, schmunzelte Maylin und errötete. Dass ihr Vater die treibende Kraft hinter all dem Fleiß war, verschwieg sie Alice allerdings.
„Peinlich würde ich das nicht nennen, sondern eher clever. Meine Mitschriften bestehen aus unscharfen Handyfotos, mit denen ich im Nachhinein ohnehin nichts mehr anfangen kann. Ich vergesse dabei nämlich immer die hilfreichen Notizen.“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Ich glaube, ich sollte meine Arbeitsweise wirklich mal überdenken.“
Maylin klappte ihren Laptop zu, auf dem sie eine halbwegs zufriedenstellende Zusammenfassung ihrer Hausarbeit getippt hatte, und lehnte sich erschöpft zurück. „Ich finde, wir haben für heute genug gearbeitet, oder was meinst du?“
„Ich dachte schon, du fragst nie“, lachte Alice.
Maylin erhob sich und streckte sich der Länge nach. „Was hältst du davon, wenn ich dir jetzt das Haus zeige, bevor mein Va…“
„Maylin?“, erklang es dumpf hinter ihrer Zimmertür, und sie zuckte unwillkürlich zusammen. Verdammt, was machte denn ihr Vater schon hier? Ohne auf ein Herein zu warten, trat Warren Madfield in Maylins Zimmer und sofort blieb sein Blick an der fremden Frau, die im Schneidersitz auf dem Fußboden saß, haften.
„Hey, Dad. Du bist schon wieder zurück?“, hakte Maylin nach, obwohl die Antwort offensichtlich war. Jetzt galt es, seinen Gemütszustand zu erraten. Doch seinem Blick nach zu urteilen, war er alles andere als erfreut, dass Maylin Besuch hatte. Warren musterte Alice, die sich eilig vom Boden erhob und ihre Kleidung glatt strich. Dann trat sie überschwänglich auf Warren zu und hielt ihm die Hand hin. „Hallo, ich bin Alice Sheffington, eine Kommilitonin von Maylin. Sie sind sicherlich ihr Vater.“ Alice strahlte Warren an, der nur zögernd ihre Hand ergriff. Seine Augen musterten Alices Haare, ihr graues T-Shirt und die locker sitzende Leinenhose. Maylin zählte innerlich die Sekunden, bis ihr Vater eine spitze Bemerkung von sich geben würde, doch er nickte nur matt und ergriff ihre Hand.
„Warren Madfield“, kam es ihm knapp über die Lippen.
„Freut mich“, grinste Alice breit und schaute kaum merklich zu Maylin, in der Hoffnung, dass diese das unangenehme Aufeinandertreffen entschärfen könne.
„Ich habe Alice in der Uni kennengelernt. Sie ist im ersten Semester, und ich habe angeboten, ihr ein paar meiner Unterlagen zur Verfügung zu stellen.“
Warren nickte erneut, ohne etwas zu sagen, und Maylin wusste bereits, dass es ihrem Vater nicht gefiel, Maylin nicht wie erhofft mit der Nase in ihren Büchern vorgefunden zu haben. Aber sei es drum, dachte sie sich. Die Begegnung mit Alice war es allemal wert gewesen, denn sie hatte mit ihr Spaß gehabt wie schon lange nicht mehr.
„Du hast deine Zusammenfassung fertig?“, fragte Warren stattdessen, ohne weiter auf Maylins Erklärung einzugehen.
Mit gespieltem Lächeln nickte sie. „Ja, habe ich. Ich lege sie dir heute nach dem Abendessen vor.“
Alice kaute angespannt auf ihrer Unterlippe und fühlte sich so unerwünscht wie ein Marder auf einem Dachboden.
„Apropos Abendessen, ich dachte, vielleicht möchte Alice ja heute Abend unser Gast sein?“ Maylin wandte sich erst an Alice, dann an ihren Vater, der nur eine Augenbraue in die Höhe zog. Doch ehe er antworten konnte, nickte diese begeistert. „Das ist eine tolle Idee. Ich bleibe gerne zum Essen.“
Maylin war ihrer scheinbar neuen Verbündeten sehr dankbar für die positive Ausstrahlung, die sie in dieses angespannte Gespräch einbrachte, denn so konnte Maylin der miesen Laune ihres Vaters immerhin noch eine Weile entgehen, bevor sie diese mit geballter Kraft zu spüren bekommen würde. Spätestens dann, wenn er ihre Zusammenfassung lesen würde - denn seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er bereit, nach sämtlichen Fehlern zu suchen.