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Vier
ОглавлениеMeine Vorlesung am Vormittag verbrachte ich damit, mir einen schönen Abend mit Brad auszumalen: mit einem perfekten Essen und einer leidenschaftlichen Nacht. Nach diesem Abend konnte es nur wieder so werden, wie zu Beginn unserer Beziehung. Da war ich mir absolut sicher. Brad würde sich sicherlich wieder mehr Mühe geben, so dass ich dieses gewohnte Kribbeln im Bauch spüren konnte. Wir hatten bereits heute Morgen besprochen, dass er am Abend zu mir kommen würde. Nach der Uni ging ich in den Supermarkt und kaufte nur die besten Zutaten für ein wunderbares Essen ein. Ich war zwar keine begnadete Köchin, aber ein leckeres Essen brachte ich zustande. In der Gemüseabteilung suchte ich nach frischem Spinat, Zwiebeln und Tomaten. An der Fleischtheke kaufte ich frisches Hackfleisch. Da Brad Spinatlasagne über alles liebte, hatte ich mich für dieses Gericht entschieden. Zum Nachtisch plante ich Schokoladenmousse mit Erdbeeren, allerdings musste ich auf tiefgefrorene Erdbeeren zurückgreifen, denn um diese Jahreszeit gab es natürlich noch keine frischen Früchte. Ruckzuck war mein Einkaufswagen voll und mein Geldbeutel leer, aber das war es definitiv wert.
***
In der Küche hatte ich mich bereits ausgebreitet, als Daph irgendwann aus ihrem Zimmer geschlichen kam und mich neugierig bei meinen Vorbereitungen beobachtete. „Du scheinst das mit dem Abendessen für dich und Brad aber sehr ernst zu nehmen, oder?“ Sie schob sich auf einen der Barhocker vor der Küchentheke und starrte mit großen Augen auf das Chaos.
„Ich glaube einfach, dass es uns guttun wird. So wie mir das Gespräch gestern Abend mit euch gutgetan hat. Nach diesem Essen wird Brad die Welt nicht mehr verstehen“, sagte ich und schwang dabei den Kochlöffel in meiner Hand wild hin und her.
„Solange du auch etwas von dem Zeug hier in den Topf beförderst und nicht an die Küchenwand, glaube ich dir gerne.“ Daph schüttelte lachend den Kopf, als wäre ich irgendein hoffnungslos verliebter Teenager. „Aber warte mal.“ Sie hielt kurz inne und machte ein skeptisches Gesicht. „Wenn ihr heute hier den Abend verbringt, dann heißt das für mich, dass ich mich in meinem Zimmer verschanzen oder das Weite suchen muss.“
Zuckersüß lächelte ich sie an, ohne ein Wort zu sagen. Sie kannte die Antwort schließlich.
„Verstanden“, sagte sie resigniert und schlug leicht mit den flachen Händen auf den Tresen. „In meinem Zimmer will ich nicht bleiben. Dann muss ich eventuell Dinge hören, die nicht für meine Ohren bestimmt sind. Also werde ich mich verziehen.“
„Wegen uns musst du nicht fliehen, aber wegen der Geräusche kann ich für nichts garantieren“, scherzte ich.
„Schon gut. Ich treffe mich heute sowieso noch mit Adrian“, erklärte sie mir und wandte sich zum Gehen.
„Halt, Stopp!“, rief ich laut und deutete mit dem Kochlöffel auf sie, „wer zum Teufel ist Adrian? Ich habe diesen Namen noch nie aus deinem Mund gehört.“
„Adrian arbeitet gemeinsam mit mir an dem Frühlingsfestprojekt für die Schule. Wir beide wurden beauftragt, das Konzept zu gestalten. Es ist also quasi ein Pflichttreffen. Und dabei kann ich diesen Schnösel noch nicht einmal richtig gut leiden“, gab sie seufzend von sich. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Hört sich schrecklich an.“
„Ist es auch“, pflichtete sie mir bei und rollte mit den Augen. „Der Typ ist ein totaler Spießer. Immer nur lernen, lernen und noch mehr lernen und möglichst nicht aus dem Haus gehen.“
„Also das komplette Gegenteil von dir“, stellte ich lachend fest.
Sie streckte mir amüsiert die Zunge raus, ehe sie im Badezimmer verschwand.
***
Nachdem ich die Lasagne in den Ofen geschoben hatte, machte ich mich an die Vorspeise. In einer halben Stunde würde Brad da sein. Ich häufte die Tomatenwürfel auf die Brotscheiben und würzte sie mit Salz und Pfeffer. Anschließend legte ich noch ein paar Blätter Rucola auf die kleinen Scheiben und verschwand schnell im Badezimmer, um mich selber noch hübsch zu machen. Mein Herz hämmerte bereits wie wild in meiner Brust. Meine Haare waren in Ordnung, sodass ich lediglich ein bisschen Make-up und etwas Mascara auftrug. Dann versprühte ich noch eine Portion Parfüm, das Brad so gerne an mir roch und deckte den kleinen Esstisch in unserem Wohnzimmer ein. Das Ganze toppte ich noch mit einer Kerze in der Mitte des Tisches und servierte schon einmal die Vorspeise, sodass Brad sicherlich die Augen ausfallen würden. Alleine der Duft des Essens vernebelte mir bereits die Sinne. Der Blick auf die Uhr sagte mir, dass es fünf Minuten nach sieben war. Daph hatte sich schon vor einer Stunde verabschiedet. Flüchtig warf ich einen Blick auf mein Smartphone und entdeckte eine Nachricht auf dem Bildschirm. Sie war von Brad. Mit einem Ziehen in der Magengegend öffnete ich sie, da ich bereits Schlimmes ahnte.
Verspäte mich etwas, haben noch eine Besprechung in der Uni. Maximal eine halbe Stunde. Liebe dich!
Eine halbe Stunde Verspätung – das brachte meinen ganzen schönen Plan ins Wanken! Ich blickte auf die Bruschetta und war jetzt schon am Boden zerstört, weil abzusehen war, dass der Tomatensaft das Brot aufweichen würde. Außerdem musste ich den Ofen runterstellen, denn sonst würde die Lasagne noch verbrennen.
Ich setzte mich auf meinen Platz an dem gedeckten Tisch und schenkte mir erst einmal ein Glas Wein ein, an dem ich nippte. Eine halbe Stunde früher oder später essen machte den Kohl jetzt auch nicht mehr fett, deshalb versuchte ich meine Laune wieder etwas zu heben. Eine Dreiviertelstunde später hatte ich noch keine Nachricht von Brad, und ich begann ziemlich unruhig zu werden und trank das zweite Glas Wein schon etwas schneller. Es nervte mich, dass mein Plan nicht aufging. Zudem knurrte mein Magen wie wild. Ich hatte den Tag über vor lauter Aufregung kaum etwas gegessen. Nach einer weiteren Viertelstunde begann ich, die Bruschetta zu essen und tippte eine Nachricht in mein Smartphone.
Hattest du vor, heute noch zu kommen, oder habe ich mich im Tag geirrt?
Ich wartete eine Weile, aber es kam keine Antwort. Nichts. Zornig sprang ich von meinem Platz auf, nahm die Lasagne aus dem Ofen, goss mir ein weiteres Glas ein und verspeiste fast die Hälfte des Auflaufs. Ich hatte eigentlich gar keinen Hunger mehr, sondern aß mehr oder weniger aus Frust. Vielleicht wollte ich auch insgeheim, dass Brad nichts mehr von seinem Lieblingsgericht abbekam. Er sollte vor lauter schlechtem Gewissen im Erdboden versinken. Auch die Schokoladenmousse aß ich noch in mich hinein, bis ich beinahe platzte. Nachdem meine Wut etwas nachließ, verwandelten sich meine aufgestauten Emotionen in Traurigkeit. Den ganzen Tag hatte ich mich auf den perfekten Abend, auf das perfekte Essen, auf uns gefreut. Ich war aufgeregt gewesen wie schon lange nicht mehr, hatte mir die größte Mühe gegeben, das alles hier herzurichten, um dann einfach versetzt zu werden. Ich hatte gehofft, der Abend würde etwas retten, was kaputt zu gehen drohte, aber jetzt hatte ich ein sehr ungutes Gefühl in mir. Sobald Brad durch diese Tür kommen würde, konnte ich meine Gefühle, meine Wut nicht zurückhalten, und ich würde ihn meine Enttäuschung spüren lassen. Ich stellte mich auf einen heftigen Streit mit Brad ein.