Читать книгу Verliebt in seinen Freund - Jennifer Lillian - Страница 17

Elf

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Als ich die Augen aufschlug, schien die Sonne bereits in unser Zimmer hinein. Ich blinzelte einige Male, ehe ich mich zu Brad umdrehte und bemerkte, dass seine Seite des Bettes leer war. Träge raffte ich mich auf und verweilte einen kurzen Moment auf der Bettkante, als ich plötzlich von draußen Schreie und lautes Gelächter vernahm. Stirnrunzelnd schnappte ich mir meinen langen Cardigan, den ich am Abend achtlos auf den Stuhl neben meinem Nachttisch geworfen hatte, und schlich mich in den Flur und die Treppe runter. In der Küche roch es wunderbar nach frisch gebrühtem Kaffee. Sonst war alles totenstill, bis auf die Laute von draußen. Bevor ich nachschaute, was dort los war, eilte ich schnell zurück in mein Zimmer und schnappte mir meine Zahnbürste und ein paar andere Dinge, um mich im Bad ein bisschen frisch zu machen. Nachdem ich mir die Haare gekämmt, mir die Zähne geputzt und etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, tapste ich wieder in die Küche, goss mir einen Kaffee in einen der roten Becher und trat nach draußen auf den Balkon. Kühle Luft wehte mir entgegen und ließ mich gleich noch wacher werden. Ich stellte mich an die Brüstung und schaute nach unten auf den See. Dort entdeckte ich völlig durchgeknallte Männer, die wie die Irren in den vermutlich sehr kalten See hüpften. Brad, Mitch, Thomas und Adrian liefen immer wieder ins Wasser und zurück an den See, um sich vor der Kälte zu schützen. Ich lachte laut und die Jungs schauten verwundert nach oben, als sie mich erblickten winkten sie mir entgegen. Brad zwinkerte mir einmal kurz entgegen und rief: „Komm auch rein, es ist herrlich warm.“

„Das wage ich zu bezweifeln“, antwortete ich laut und schüttelte energisch mit dem Kopf. Er wandte sich wieder den Jungs zu und sprang erneut ins Wasser. Mich fröstelte es ja schon durch die kalte Morgenluft, daher wollte ich mir die Temperatur des Wassers gar nicht erst vorstellen. Lieber trank ich einen heißen Schluck Kaffee. Während ich die Jungs beobachtete, spürte ich, wie sich jemand dicht neben mich stellte.

„Guten Morgen“, sagte Alex munter und lächelte mich breit von der Seite an.

Instinktiv rückte ich ein Stückchen zur Seite. „Morgen“, antwortete ich leise und rang mir ein freundliches Lächeln ab. Ich hatte das Gespräch gestern in der Küche mit Alex noch immer nicht aus dem Kopf bekommen.

Er legte seine Arme ebenfalls auf die Holzbrüstung des Balkons und sah zu den Jungs rüber. Brad nickte ihm lachend entgegen und Alex hob begrüßend die Hand. Ich blickte mich kurz um, ob vielleicht eines der Mädels mich retten würde, aber die Verräterinnen schienen noch seelenruhig zu schlafen. Immerhin war es gerade einmal sieben Uhr und mich wunderte, dass die Jungs überhaupt schon wach waren. Ich zog meinen Cardigan enger um mich, verärgert darüber, dass ich mir keinen BH angezogen hatte und lediglich mein pinkfarbenes Shirt und eine kurze Shorts trug.

„Warum springst du nicht rein?“, fragte Alex dann und deutete auf das Wasser.

„Ich schätze, dann könnte ich den Rest des Urlaubs krank im Bett verbringen.“

„Das wäre wirklich blöd“, antwortete er.

Nur um irgendwas zu tun, trank ich einen Schluck aus meinem Becher.

„Was sind deine Pläne für heute?“, fragte er nun, um die Konversation krampfhaft am Leben zu erhalten.

„Ich mache mir mit den Mädels einen schönen Tag am See“, sagte ich und betonte das Wort Mädels .

Alex schmunzelte und dabei bildeten sich Grübchen in seinem Gesicht. „Du bist immer noch sauer“, stellte er dann fest und schaute mich nun direkt an.

Ich wich seinem Blick gekonnt aus und schaute wieder auf den See. „Ich bin nicht sauer, Alex.“

„Aber?“

„Nichts aber.“

„Als ich dich kennen gelernt habe, da warst du nicht so distanziert.“ Sein Tonfall war im Gegensatz zu ein paar Minuten vorher ziemlich ernst geworden. Scheinbar machte er sich wirklich Gedanken um das, was zwischen uns war.

„Da war die Situation auch ein bisschen anders“, erklärte ich knapp und sah auf Brad hinab, der gerade seine Sachen vom Boden aufhob und sich damit das Gesicht abtupfte.

„Dann klär mich auf, wie wir die Situation wieder geradebiegen können.“

Ich beobachtete, wie die Jungs sich in unsere Richtung bewegten. Ich richtete mich auf und trat einen Schritt von der Brüstung zurück. Alex bemerkte die anderen und kam ein Stück näher an mich heran. „Vielleicht können wir nachher noch einmal in Ruhe darüber sprechen, nur um die Sache zu klären. Ich hätte das Ganze nämlich gerne aus der Welt geschafft.“ Er wurde beim Sprechen immer leiser, je näher die Jungs kamen. Als sie uns schließlich erreichten, ging Alex auf sie zu und wirkte wieder ganz gelassen und locker.

Brad schloss mich in seine Arme. Ich quiekte laut auf, als ich spürte, wie kalt er eigentlich war, und dass er seine Nässe an mir abstreifte. Kichernd schob ich ihn von mir. „Brad, du bist ganz nass.“

Er lachte bloß und drückte mir einen Kuss auf den Mund. „Gut geschlafen?“

Ich nickte zwar zustimmend, hatte aber kaum ein Auge zu bekommen, weil mir so viele Dinge im Kopf herumschwirrten.

„Sehr schön. Wir machen uns jetzt fertig und wollen dann in die Stadt aufbrechen, bevor die Straßen völlig überfüllt sind“, erklärte er und schmiss seine Klamotten über seine nackte Schulter. „Und du willst wirklich nicht mit?“

„Nein, ich glaube wir Frauen kommen hier schon gut zurecht.“ Ich schenkte ihm ein Lächeln.

„Okay, dann hüpfe ich mal unter die Dusche.“ Er ließ von mir ab und verschwand mit den anderen Jungs im Haus. Nun stand ich alleine auf dem Balkon und warf noch einen letzten Blick auf den See. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich mit Alex sprechen musste, um endlich diesen Urlaub zu genießen und mit Brad unsere Beziehung aufzufrischen. Bereits in diesem Moment drehte sich mir schon der Magen um bei dem Gedanken an das bevorstehende Gespräch.

***

„Ob das für einen Bikini noch zu kalt ist?“, fragte Daph und schaute nachdenklich aus dem Fenster.

„Wir haben Frühling. Mehr muss man wohl nicht dazu sagen“, rief Tara ihr in Erinnerung und band sich ihre Haare zu einem Zopf. Wir saßen mit unseren Sachen auf den Sofas, um es uns draußen am See gemütlich zu machen und warteten genervt auf Daph, die von A nach B rannte und nach ihren Sachen suchte. Wir hatten schon drei Mal nachgefragt, ob wir nicht auch draußen auf sie warten könnten, aber sie versicherte uns immer wieder, dass sie gleich fertig sein würde. Tatsächlich gab es dann aber immer wieder etwas, was sie noch einpacken wollte, um nicht bei jeder Kleinigkeit wieder hochlaufen zu müssen.

„Daph, nun sieh doch mal bitte zu, dass du fertig wirst“, sagte Maria und ließ seufzend ihr Buch auf ihren Schoß fallen.

Daph suchte nach einer Dose Cola im Kühlschrank, warf sie in ihre Strandtasche und grinste zufrieden. „Jetzt bin ich soweit.“

Am Strand angekommen breiteten wir unsere Decken aus, legten unsere Knabbersachen und Getränke drauf und waren guter Laune, als wir uns niederlegten. Die Sonne schien so hell, dass wir unsere Sonnenbrillen aufsetzen mussten. Es war inzwischen so warm geworden, dass wir ohne Probleme im T-Shirt in der Sonne liegen konnten.

Maria vertiefte sich sofort in ihr Buch, wovon sie schon seit Tagen schwärmte, und war nicht mehr ansprechbar. Daph war merkwürdig unruhig an diesem Morgen. Nicht, dass sie uns nicht schon genug verrückt gemacht hatte mit ihrer Sucherei, jetzt zog sie an ihren Haaren, richtete ständig ihr Shirt und warf immer wieder einen kontrollierenden Blick auf ihr Smartphone, um ihr Aussehen zu überprüfen. Ich musterte sie skeptisch von der Seite.

„Daph, was wird das, wenn ich fragen darf?“, wollte ich wissen, während sie ihre Lippen mit einem knallroten Lippenstift bemalte. Sie sah mich verwirrt an. „Seit wann darf ich keinen Lippenstift mehr tragen?“

„Du trägst nie welchen“, stellte ich klar.

„Aber jetzt gerade möchte ich welchen tragen“, wehrte sie sich und ließ sich beim Auftragen nicht weiter stören.

„Du machst das, weil du auf Adrian abfährst“, schaltete sich Tara plötzlich ins Gespräch ein. Verwundert schauten wir sie an. Sie lag teilnahmslos da und reckte sich der Sonne entgegen.

Mit einem frechen Grinsen schaute ich Daph an, die noch immer entsetzt zu Tara sah. Ihre Wangen färbten sich rötlich. „Das ist überhaupt nicht wahr“, widersprach sie in einem ungewohnt schrillen Ton.

„Ich glaube, Tara hat genau ins Schwarze getroffen“, sagte ich herausfordernd und schaute Daph dabei an.

„Man wird ja wohl nochmal nett zu jemandem sein dürfen.“ Pikiert ließ sie den Lippenstift in ihre Tasche zurückgleiten.

„Daph, ich kenne dich leider zu gut dafür, um mir von dir etwas vormachen zu lassen“, rief ich ihr in Erinnerung.

Sie ließ die Schultern etwas hängen. Zu gerne hätte ich ihre Augen gesehen, die sie hinter ihrer Sonnenbrille verbarg. Seufzend schlang sie die Arme um ihre Knie. „Ist das so offensichtlich?“, fragte sie jetzt wesentlich leiser.

„Ja!“, antwortete Tara wieder von ihrem Platz aus, und ich konnte das stumm nickend nur bestätigen.

Wieder seufzte Daph und legte ihren Kopf auf ihren Knien ab. „Dann scheint da was dran zu sein. Ich mag ihn irgendwie. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht weil er so anders ist, als die Männer, die ich bislang kennengelernt habe. Adrian ist so ruhig, so ausgeglichen und so bodenständig. Es ist toll, wie er von seiner Mom spricht und wie er für sie sorgt. Irgendwie gefällt mir seine Art, für andere Menschen da zu sein. Er ist einfach erwachsener als die anderen.“

Ich lächelte. Zugegebenermaßen war ich froh, dass sie jemanden gefunden hatte, für den sie schwärmte. So konnte ich sicher sein, dass sie über die Sache mit Brad endgültig hinweg war.

„Aber dafür musst dich doch nicht schämen“, sagte ich jetzt wesentlich versöhnlicher und legte ihr meine Hand auf ihren Arm.

Hoffnungsvoll sah sie mich an. „Ich dachte, ihr mögt ihn vielleicht nicht.“

„Er ist ein cooler Typ“, warf Tara erneut in die Runde, schaute aber immer noch in Richtung Himmel.

Wir schmunzelten. „Es ist alles gut, Daph. Nur du musst dich nicht so verstellen vor ihm. Das brauchst du wirklich nicht. Sei so wie du bist. Wenn er dich nicht auch mögen würde, dann hätte er sich vermutlich niemals auf einen Urlaub mit völlig fremden Leuten eingelassen.“ Ermutigend lächelte ich sie an und Daph wirkte jetzt sichtlich gelassener. „Vielleicht hast du Recht.“

„Ich habe immer recht“, pflichtete ich ihr bei, „aber lass diesen dämlichen Lippenstift weg. Und wenn du nicht Wandern gehen möchtest, dann brauchst du das auch nicht zu tun. Er hat dich schon im Auto durchschaut. Es war offensichtlich, dass du Wandern nicht ausstehen kannst.“ Ich lachte und Daph wurde erneut rot.

„Verdammt“, murmelte sie und zupfte an der Decke, auf der wir saßen.

„Wenn man vom Teufel spricht“, meinte ich dann, während ich sah, wie Mitch, Alex und Adrian auf uns zukamen. Adrian begrüßte uns höflich und ließ sich gemeinsam mit Alex neben Tara nieder, die mittlerweile zu schlafen schien. Daph und ich lächelten uns noch einmal an, ehe wir das Thema fallenließen. Sie wirkte mit einem Mal so erleichtert, was mich ebenfalls glücklich machte.

Wir faulenzten eine ganze Weile, sprachen über die unmöglichsten Themen, bis sich irgendwann alle ihren eigenen Interessen widmeten. Maria war nach wie vor nicht von ihrem Buch wegzukriegen, Tara schlief wieder tief und fest. Daph versuchte so mutig wie die Jungs zu sein und wollte wenigstens die Füße einmal in das kalte Wasser halten. Adrian begleitete sie zum See und wollte gemeinsam mit Daph ins kühle Nass.

Ich beobachtete die beiden mit einem Lächeln im Gesicht. Kurz darauf schielte ich rüber zu Alex, der meinen Blick erwiderte und mir mit einem Nicken bedeutete, dass er gerne mit mir reden würde. Noch einmal sah ich mich um. Jeder hier war beschäftigt, sodass es nicht weiter auffallen würde, wenn ich mit Alex einen kleinen Spaziergang machte.

Er erwartete mich mit einem Lächeln.

„Du möchtest reden?“, begann ich das Gespräch, da sich mein Magen bereits verzog. Den ganzen Morgen über hatte ich schon daran gedacht, wie es wohl sein würde, mich mit Alex zu unterhalten. Ihm schien es auf der Seele zu liegen, dass zwischen uns die Situation ziemlich angespannt war.

„Ich möchte wissen, ob bei dir alles in Ordnung ist“, erklärte er und seine Stimme war betont leise.

„Bei mir ist alles gut“, antwortete ich bloß und versuchte nicht in seine Richtung zu schauen, sondern nur geradeaus. Wir steuerten auf einen Wanderweg zu, der sich in der Nähe unseres Hauses befand und von Wald umgeben war.

„Ich glaube dir aber nicht, dass alles gut ist. So wie du dich mir gegenüber verhältst, meine ich. Ich habe dich anders in Erinnerung. Du warst viel lockerer, offener, und jetzt bist du komplett distanziert. Beinahe so wie an dem ersten Tag, als ich dich bei Brad kennengelernt habe.“ Ich schluckte bei seinen Worten, denn diese Art von Gespräch mit Alex war für mich sehr ungewohnt. Ich erinnerte mich an unsere Unterhaltung, die wir in seiner Wohnung damals geführt hatten. Er erzählte mir von seiner Familie und von seiner kleinen Schwester. Außerdem hatte er mir offenbart, wie wenig Interesse er an einer ernsthaften Beziehung hätte und dass er One-Night-Stands bevorzugte. Das war einer der wenigen Momente, wo wir beide uns einfach mal nur ganz normal unterhalten hatten. Und jetzt war es wieder soweit. Die Art, wie Alex sprach, wie er versuchte seine Haltung aufrecht zu erhalten, brachte mich vollkommen aus dem Konzept.

„Als du mich kennengelernt hast, da war ich irgendwie nicht ich. Es ist schwer das zu erklären“, brabbelte ich drauflos und stopfte dabei die Hände in meine Hosentaschen, weil ich sonst zu viel damit herumgefuchtelt hätte.

„Dann versuch es.“

„Das würde zu lange dauern. Jedenfalls habe ich in dieser Zeit eine schwierige Phase durchlebt, weil ich so eigentlich gar nicht bin.“ Alex lachte neben mir. „Oh Mann, aus dir wird man wirklich nicht schlau.“

Schnaubend presste ich die Lippen aufeinander und wägte ab, was ich ihm erzählen wollte und was nicht. Ihm die ganze Wahrheit zu offenbaren, das hätte bedeutet, dass ich da anfangen musste, wo es am meisten schmerzte. Und das war nach wie vor bei Christina, meiner besten Freundin, an deren Tod ich nicht unschuldig war. Nachdem ich von zu Hause weggelaufen war, wollte ich nie wieder so sein wie zu dieser Zeit.

„Als ich mit dir rumhing war ich schon total in Brad verknallt“, antwortete ich stattdessen, was ja auch nicht ganz gelogen war.

„Was du nicht sagst“, gab Alex sichtlich amüsiert von sich.

Fragend schaute ich ihn von der Seite an. Als er meinen verwirrten Blick bemerkte, lachte er erneut und zuckte mit den Achseln. „Na, das weiß ich doch schon längst. Brad und ich unterhalten uns gelegentlich, wie du dir vorstellen kannst. Ich weiß von eurem großen Krach und was der Grund dafür war. Ich spiele dabei eine nicht unbedeutende Rolle.“

Völlig baff übersah ich beinahe den Ast, der mir auf Augenhöhe entgegenragte. „Pass auf!“, rief Alex und packte mich am Arm. Er zog mich an sich heran und bedachte mich mit einem amüsierten Blick. Immer noch total durcheinander schaute ich ihn an und merkte erst jetzt, dass ich meine Hand auf seiner Brust abgelegt hatte. Eilig zog ich meine Hände weg und trat einen Schritt nach hinten.

„Du musst aufpassen, wo du hintrittst“, sagte er dann und deutete mit seinem Kopf auf den Ast, in dem ich beinahe hineingelaufen wäre.

Verlegen schaute ich auf den Boden und kratzte mich am Hals. „Danke, ich war nur komplett durch den Wind. Ich wusste nicht, dass du das weißt. Also, dass ich in Brad verknallt war, während wir …“

Wieder lachte Alex, aber dieses Mal lauter. Ich hatte das Gefühl, als würde sein Lachen durch den gesamten Wald schallen. Eilig setzte ich mich wieder in Bewegung. Mir war die Begegnung mit ihm furchtbar peinlich und ich hoffte, dass er davon nicht allzu viel merkte.

„Sall, warte“, rief er hinter mir her und fasste mich leicht am Arm, als er mich einholte. Doch er ließ ihn schnell wieder los, da ihm scheinbar bewusstwurde, dass es mir unangenehm war.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht auslachen. Aber du hast doch wohl nicht etwa ein schlechtes Gewissen, oder? Ist dir das so unangenehm, dass wir beide was miteinander hatten? Wir hatten einmal Sex miteinander und haben einmal rumgeknutscht.“ Wieder lachte er leise. „Ich kann mich kaum daran erinnern, so wenig ist eigentlich passiert.“

Ich presste meine Lippen noch fester zusammen, um ihn nicht anzuschreien. Ich machte mir die ganze Zeit über so vieles Gedanken, ob ich ihn vielleicht gekränkt hatte, und er lachte bloß? In mir begann es allmählich zu brodeln. Aber das wollte ich ihm auf keinen Fall zeigen, dann hätte er noch einen Grund, um mich auszulachen. Wie konnte ich nur so dumm sein und denken, dass Alex so etwas wie Traurigkeit empfinden konnte?

„Ich habe kein schlechtes Gewissen“, sagte ich stattdessen. „Ich empfand es nur als nicht richtig, so zu tun, als wäre nie etwas gewesen.“

Alex bekam sich langsam wieder ein und schien meinen schroffen Tonfall zu bemerken.

„Hey, alles ist gut. Du hast ja Recht. Sowas ist immer unangenehm. Aber das muss es dir bei mir nicht sein. Ich kann das ab. Es ist ja nichts Schlimmes passiert.“

Ich antwortete nicht, sondern zuckte lediglich mit den Achseln. Es störte mich, dass ich mich so mies gefühlt hatte wegen Alex, wegen dieses Urlaubs, wegen der Sache, die einmal zwischen uns gewesen war. Hoffentlich konnte ich jetzt endlich dieses dämliche Thema abhaken.

„Jetzt bist du trotzdem noch sauer“, bemerkte er und stieß mich leicht in die Seite.

„Nein, ich bin nicht sauer. Für mich war das Ganze einfach nur ungeklärt und ich bin froh, dass wir darüber gesprochen haben. Jetzt kann ich da einen Haken hinter machen und alles ist wieder gut“, presste ich hervor und versuchte dabei so überzeugend wie nur möglich zu klingen.

„Alles ist wieder gut“, wiederholte er fröhlich. „Ich möchte einfach nur wieder mit dir befreundet sein. Ich muss sagen, mir hat das mit dir immer sehr viel Spaß gemacht“, gab er dann zu.

Meine Mundwinkel zuckten. Merkwürdigerweise freute ich mich über seine Aussage. „Freut mich zu hören. Ich fand unsere Zeit auch ganz lustig.“

„Dann lass uns doch da wieder anknüpfen. Wir können immer noch Freunde sein, auch wenn du jetzt vielleicht eine andere bist“, scherzte er und lächelte mich an. Es war ein aufrichtiges Lachen.

„Wir können an den Teil anknüpfen, bei dem du dich nicht wie ein Arschloch verhältst.“ Ich erinnerte mich nur zu gut an seine Masche, wie er mich unbedingt hatte rumkriegen wollen.

„Ich bin nach wie vor ein Arschloch.“

„Nein, bist du nicht. Du bist ganz in Ordnung“, gestand ich und stieß ihm jetzt ebenfalls mit meinem Ellenbogen in seine Seite.

Er blieb stehen und sah mich noch einmal intensiv an. „Und es ist wirklich wieder alles cool zwischen uns?“

Ich nickte zustimmend, auch wenn ich mir dessen nicht ganz sicher war. Immerhin hatte ich wegen ihm in den letzten Tagen oft Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken und Grübeln gehabt. „Alles gut. Ich bin froh, dass wir diese Sache aus der Welt geschafft haben. Wenn es für dich nichts war, wie du ja eben bestätigt hast, dann war für mich auch nichts. Begraben wir das Ganze ganz tief unter einem Ist-dumm-gelaufen-Haufen.“ Jetzt lachten wir beide, und das erste Mal in diesem Urlaub konnte ich entspannt durchatmen. Jetzt hatte ich endlich die Muße, mich voll und ganz auf Brad zu konzentrieren.

Verliebt in seinen Freund

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