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Eins

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Der Wecker klingelte in aller Frühe und ich bekam nur mühsam die Augen auf. Ich legte meine Hand auf den Wecker und schaltete das schrille Piepen aus. Durch die Vorhänge blitzten bereits erste Sonnenstrahlen. Der Frühling hatte sich angekündigt und den Winter nun endgültig verdrängt. Auch wenn er sehr milde verlaufen war. Hier in Boulder war es niemals wirklich eiskalt oder brütend heiß. Daher liebte ich diese Gegend. Das Wetter war mehr oder weniger konstant und brachte nur geringfügige Schwankungen mit sich. Im Sommer war es schön warm, im Winter nicht zu kalt. Bei dem Gedanken an den aufkommenden Frühling erhellte sich meine Laune augenblicklich. Ich drehte mich zur Seite und legte meinen Arm um den Körper, der neben mir lag und ebenso viel Wärme ausstrahlte, wie die Sonne vor dem Fenster. Ich presste mich an Brads Rücken und schloss noch für ein paar Minuten die Augen, bis der Mann an meiner Seite sich plötzlich regte und mich wenig vorsichtig beiseite drängelte.

„Hey!“, murrte ich entsetzt. „Wollen wir nicht noch fünf Minuten liegenbleiben? Es ist doch noch relativ früh und du hast auch noch ein bisschen Zeit.“

„Sorry, Schatz“, antwortete Brad und erhob sich aus dem Bett, „ich muss heute ein bisschen früher in der Uni sein und schaffe es sicher nicht rechtzeitig, wenn ich mich jetzt nicht fertigmache und zu dir zurück ins Bett steige.“ Er griff nach einem Shirt, das auf dem Boden lag, zog es sich über und schenkte mir ein müdes Lächeln. „Außerdem weißt du ja, dass ich morgens nicht so der kuschelige Typ bin.“

„Allerdings“, pflichtete ich ihm bei und rieb mir meine Augen. Das war Brad tatsächlich nicht. Am Anfang hatte er das morgendliche Kuscheln alibimäßig mitgemacht, um mich nicht gleich in den ersten Tagen unserer Beziehung abzuschrecken. So sehr ich mich auf eine Schmuseeinheit am Morgen freute, verdeutlichte Brad mir immer wieder, wie muffelig er morgens sein konnte. Das war definitiv etwas, woran ich mich noch gewöhnen musste.

„Dafür habe ich andere Qualitäten“, erklärte er mir lachend.

Seufzend richtete ich mich auf und beobachtete Brad, wie er aus dem Schlafzimmer verschwand. Mit einer Hand versuchte ich meine zotteligen Haare zu bändigen und schwang meine Beine ebenfalls aus dem Bett. Gemütlich spazierte ich zur Kaffeemaschine in die Küche.

Brad war mittlerweile im Bad verschwunden. In der Zeit bereitete ich mir ein kleines Frühstück zu. Da Brad sowieso nicht frühstücken würde, ersparte ich mir die Frage, ob wir dies nicht gemeinsam tun wollten.

Als er aus dem Bad kam, schenkte ich mir gerade eine Tasse Kaffee ein. „Möchtest du auch eine?“, fragte ich ihn.

„Ja, gerne.“

Ich reichte ihm einen Becher und schaute ihn nachdenklich an, während ich den ersten Schluck Koffein des Tages zu mir nahm. „Brad, könnten wir heute vielleicht bei mir übernachten? Ich bräuchte langsam mal wieder neue Klamotten, und Daph immer alleine zu lassen, gefällt mir irgendwie auch nicht so gut. Wer weiß, was sie alles anstellt, wenn ich nicht da bin.“ Ich kicherte bei dem Gedanken, wie Daphne unsere Wohnung komplett auseinandernahm. Es würde jedenfalls gut zu ihr passen. Wenn ich gelegentlich daran dachte, wie unsere wunderschöne kleine Wohnung wohl aussehen würde, wurde mir ganz schwindelig.

Brad stellte seinen Becher auf dem Küchentresen ab und suchte im Wohnzimmer nach seinen Sachen. Ich beobachtete ihn dabei. Seine Wohnung war ja ganz nett, aber dass alles so eng aneinandergereiht war, konnte irgendwann ziemlich erdrückend sein. Die dunklen Möbel und Vorhänge machten die Atmosphäre nicht unbedingt besser. Die Küche, die quasi im Wohnzimmer integriert war, bot kaum genügend Platz zum ausgiebigen Kochen. Sowieso sah es hier immer aus wie bei Hempels unterm Sofa. Von Ordnung verstand Brad irgendwie nicht viel. Früher war mir das gar nicht so aufgefallen, doch jetzt, wo wir mehr Zeit miteinander verbrachten und mehr oder weniger zusammenlebten, fiel mir jede Kleinigkeit, die er liegenließ, direkt auf. Vielleicht genoss er es auch einfach, dass ich ihm sowieso alles hinterherräumte, denn so ein Chaos konnte ich einfach nicht ausstehen.

„Ich bin heute sehr lange in der Uni. Dann erst hierher zu kommen, meine Sachen zu packen und zu dir zu fahren, wäre mehr Stress als alles andere. Dann hätten wir kaum was von dem Abend“, antwortete er und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Die Jungs haben außerdem gefragt, ob ich nicht mal wieder Lust hätte, etwas mit ihnen zu unternehmen. So unter Männern, verstehst du? Die treffen sich heute alle um die Ecke im Big Loop.

„Mal wieder“, pflichtete ich ihm bei. „Wann gehst du mal nicht mit deinen Jungs aus?“ Bei dem Gedanken an das Big Loop wurde mir ganz warm ums Herz. Eigentlich nichts weiter, als eine kleine urige Bar, wo sich die Studenten gerne tummelten und die Wände voll von Bildern verschiedener Freizeitparks aus den unterschiedlichsten Jahren waren. Aber als Brad und ich gerade zusammenkamen, da hatte er mich dort zu unserem ersten offiziellen Date hin eingeladen. Er fand diese Bar romantisch genug für einen solchen Anlass und für mich war es das schönste erste Date, was ich jemals hatte. Ich erinnerte mich daran, wie viel Spaß wir hatten, wie viel wir an dem Abend gelacht hatten. So glücklich wie an diesem Abend war ich lange nicht mehr gewesen, denn es war das Ende einer schlimmen und der Beginn einer neuen guten Zeit.

„Ach komm schon, Schatz, so oft kommt das nun auch nicht vor.“ Brad kam um den Küchentresen herum, stützte die Arme rechts und links von mir auf dem Schrank ab, an dem ich lehnte und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte träge. „Gut, einen Abend mit Daph kann ich mal wieder ganz gut gebrauchen. Über Frauenthemen sprechen und so, von denen ihr Männer ja doch nichts versteht.“

„Das ist mein Mädchen.“ Erneut drückte er mir einen Kuss auf die Stirn und huschte zurück ins Wohnzimmer. „Das mit dem Kuscheln holen wir nach, versprochen. Dann komme ich einfach morgen Abend zu dir“, erklärte er, während er sämtliche Sachen in seinen Rucksack beförderte.

Nickend presste ich meine Lippen aufeinander und quälte ein Lächeln hervor. „Hört sich gut an.“

Dann kam er noch einmal um die Theke rum, küsste mich sanft auf den Mund und verabschiedete sich. „Ich wünsche euch viel Spaß bei eurem Mädelsabend. Grüße an Daph. Wir sehen uns morgen!“

Mit einem Lieb dich verschwand er dann aus der Haustür und ließ mich mit meinem Becher Kaffee in der Hand zurück. Ich wusste selber nicht wirklich, warum meine Stimmung mit einem Mal so getrübt war. Und Hunger hatte ich nun auch nicht mehr. Eine Weile stand ich noch da und sah mir das Chaos an. Überall lagen Klamotten, Zettel und Unterlagen aus der Uni. Alte Teller und Kaffeetassen stapelten sich in der Spüle. Auch wenn ich schon seit ein paar Tagen hier zu Besuch war, versuchte ich immer wieder die Ordnung zu wahren, aber Brad machte es einem nicht leicht, wenn er wieder irgendwo was abstellte, sobald ich saubergemacht hatte. Es nervte mich, dass er nicht gleich alles wegräumen konnte, wenn er etwas benutzte, so wie man es normalerweise tun würde. Bevor mich die einsame Stille in dieser Wohnung zu übermannen drohte, machte ich mich (ich schwor mir, dass es das letzte Mal sein würde) ans Aufräumen.

Verliebt in seinen Freund

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