Читать книгу Schwertmeister - Jennifer Roberson - Страница 16
ZEHN
ОглавлениеHier«, verkündete Del. »Diese Stelle ist genausogut geeignet wie jede andere, und darum können wir genausogut jetzt feststellen, ob einer von uns dazu fähig ist.«
Da ich von dem Rhythmus des Hengstes und der Wärme der Mittagssonne – nun, nicht die Wärme, die ich gewöhnt war, aber es war wärmer – schon in den Schlaf gewiegt worden war, hatte ich keine Ahnung, wovon sie sprach. Also öffnete ich die Augen, sah Del absteigen und zügelte hastig den Hengst.
»Genausogut geeignet wofür? Und wozu sollen wir fähig sein?« Ich hielt inne. »Oder auch nicht?«
»Wahrscheinlich nicht«, bemerkte sie, »aber das ändert sich vielleicht noch.«
Ich runzelte die Stirn. »Del ...«
»Wir haben genug Zeit vertan, Tiger. Ysaa-den liegt nur einen Tag entfernt, und wir müssen noch tanzen.«
Oh, das! Ich hoffte, daß sie es nicht merkte. »Wir könnten noch ein wenig warten.«
»Wir könnten warten, bis wir den Norden gänzlich verlassen haben ... Aber dann würde sich dein Versprechen nicht erfüllen.« Del blinzelte zu mir herauf, bedeckte die Augen mit der flachen Hand, die sie gegen die Stirn preßte. »Ich brauche es, Tiger. Und du auch.«
Ja, nun ... Ich seufzte. »In Ordnung. Zeichne einen Kreis. Ich muß mich erst ein wenig lockern.«
Was ich tun mußte: schmerzende Gelenke und steife Muskeln daran zu erinnern, was Bewegung bedeutete, vom Tanzen einmal ganz abgesehen. Wir waren sechs Tage lang in Richtung Nordosten geritten, und allmählich hielt ich es für keine so gute Idee mehr, den Hunden bis zu ihrem Schöpfer zurück zu folgen. Es tat zu weh. Ich hätte mich lieber in einem rauchigen kleinen Wirtshaus verkrochen, mit Aqivi im Becher und einem Wirtshausmädchen auf dem Knie – nein, das täte wahrscheinlich auch weh. Sicherlich täte es weh, wenn ich etwas Anstrengenderes täte, als sie auf dem Knie zu halten. Also wäre es sowieso unsinnig gewesen, sie auf dem Knie zu halten.
Hoolies, ich hasse es, alt zu werden.
Del band ihren Wallach an einen Baum, fand einen langen Ast und zog einen Kreis in die Erde, wobei sie den Ast durch vermodertes Holz, feuchtes Laub und Schlamm zog. Ich beobachtete sie nachdenklich und bemerkte, wie starr sie ihren Körper hielt. Es war keine Biegsamkeit in ihren Bewegungen, keine flüssige Anmut. Wie ich hatte auch sie Schmerzen. Und wie ich genas auch sie.
Zumindest außen, wenn nicht auch innen.
Del hielt inne, warf den Ast beiseite, richtete sich auf und schaute mich an. »Kommst du? Oder verlangst du eine offizielle, den Ritualen entsprechende Einladung?«
Ich brummte, zog den Fuß aus dem Steigbügel, schwang ein Bein langsam hinüber und stieg ab. Der Hengst strebte zu dem Wallach hinüber, um ein paar Bisse und Tritt anzuwenden, aber ich unterstützte seine Bemühungen nicht und band ihn in einiger Entfernung von dem ruhigen Rotschimmel an, der sein Bestes getan hatte, um Freundschaft zu schließen. Es war der Hengst, der nichts davon wissen wollte.
Langsam löste ich die Umhangspangen, zog das wollene Kleidungsstück aus und drapierte es über den Sattel. Es fühlte sich gut an, davon befreit zu sein. Bald würde ich es, so hoffte ich, für immer einpacken können. Ich würde mich nicht frei fühlen, bis wir nicht wieder die Grenze überschritten hatten und ich Wolle und Felle durch Gaze und Seide ersetzt hätte; doch mich von dem Umhang zu befreien, war zumindest etwas. Es erlaubte mir, wieder zu atmen.
Meine Hand wanderte zu dem Harnisch, der über der Tunika getragen wurde. Finger verfingen sich in Perlen und Besätzen, fanden dann ihren Weg zu Lederriemen, geschmeidig und weich, die sich eng an weiche Wolle anschmiegten. Über meinem Rücken hing schräg die Scheide mit dem Gewicht des Schwertes. Mein hungriges, ärgerliches Schwert.
»Tiger.«
Ich schloß die Augen. Öffnete sie wieder, wandte mich um und sah Del im Kreis, ganz in Weiß, die in der Sonne erstrahlte. Es war eine Täuschung klaren makellosen Lichts, das nicht durch ein Gitterwerk aus Ästen abgeschirmt wurde, aber nichtsdestotrotz erschütterte es mich. Es erinnerte mich an die Nacht, die noch gar nicht so lange her war und in der sie in einem selbstentfachten Feuer und allen Farben der Welt gestanden hatte. Damals hatte ich geglaubt, wenn auch nur ganz kurz, sie sei ein Geist und keine Frau. Als ich sie jetzt ansah, wie sie so hell erstrahlte, fragte ich mich, ob ich sie vielleicht doch getötet hatte.
Nein. Nein.
Du Narr.
»Tiger«, sagte sie erneut. Unerbittlich wie immer.
Du sandkranker, lokiköpfiger Narr.
Del zog ihr Schwert aus der Scheide. Licht erwachte aus Boreal zum Leben.
Sie würde nicht singen. Sie würde es nicht tun. Und auch ich, das schwor ich, würde es nicht tun.
O Hoolies, Bascha ... Ich will es nicht tun.
Dels Gesicht war gelassen. Ihre Stimme verriet nichts. »Tritt in den Kreis.«
Ein Zittern durchlief meine Glieder. Etwas zwickte mich in den Eingeweiden.
Bascha, bitte zwing mich nicht.
Del lächelte. Das Glühen der Klinge liebkoste ihr Gesicht. Es war freundlich, zu freundlich. Sie war älter, härter, kälter. Das Licht verlieh ihr erneut Jugend. Boreal machte sie wieder zu Del. Zu derjenigen vor dem Exil. Und vor Kalle.
Etwas kitzelte mich im Nacken. Kein Insekt. Keine verirrte Haarsträhne, die auf nackte Haut gefallen wäre. Etwas Größeres.
Etwas, das von Magie sprach, das mir eine Warnung zuflüsterte.
Oder war es einfach Angst, die mir Gänsehaut verursachte?
Angst vor meinem Schwert? Oder vor Del?
O Hoolies. Bascha.
»Tiger«, fragte Del, »bist du im Stehen eingeschlafen?«
Vielleicht. Und vielleicht träume ich.
Ich schlüpfte aus meinem Harnisch. Schloß die Hand um das Heft und zog die Klinge aus der Scheide. Hängte den Harnisch über meinen Sattel und ging auf den Kreis zu.
Del nickte, wartete. »Es wird uns beiden guttun.« Meine Kehle verengte sich. Atmen war schwierig. Etwas rührte sich in meiner Magengrube. Ich biß mir auf die Lippe und schmeckte Blut. Schmeckte auch Angst.
O Bascha ... zwing mich nicht.
»Zuerst langsam«, schlug sie vor. »Wir müssen beide noch genesen.«
Ich schluckte schwer. Nickte. Zwang mich, über die mit einem Ast eingekerbte Linie zu treten.
Del runzelte leicht die Stirn. »Bist du in Ordnung?«
»Tu es«, sagte ich heiser. »Tu es einfach.«
Sie öffnete den Mund. Um eine Bemerkung zu machen. Um eine Frage zu stellen. Um eine Zurechtweisung auszusprechen. Aber sie tat nichts davon. Sie schloß einfach den Mund und trat fort, beide Hände um Boreals Heft geschlossen. Glitt weich in ihre Stellung. Daß es schmerzte, war deutlich an der weichen Haut um ihre Augen und dem kurzen Anspannen ihres Kinns zu erkennen, aber sie verbannte den Schmerz. Stellte die Füße auseinander. Balancierte aus. Hob die Klinge hoch. Und wartete.
Bei einem echten Tanz hätten wir unsere Schwerter in der Mitte des Kreises auf den Boden gelegt und unsere Positionen direkt gegenüber voneinander bezogen. Es war ein Wettrennen zu den Schwertern. Ein Tanz. Ein Zweikampf, um einen Sieger zu bestimmen. Manchmal ging es um Leben und Tod. Andere Male nur um die Aufgabe. Und gelegentlich nur darum zu zeigen, was das Tanzen bedeutete.
Aber dies war kein echter Tanz. Dies war nur Übung, eine Gelegenheit, uns gegenseitig auf die Probe zu stellen. Festzustellen, wie kampfesstark wir waren. Oder wie sehr wir der Übung bedurften.
Ich brauchte es für die Bestien. Del für Ajani.
Vielleicht ein und dasselbe Ziel?
Sie wartete ruhig. Ich habe sie schon früher so warten sehen, immer bereit, niemals schwankend, vollkommen in Einklang mit ihrem Schwert. Es erschien mir nicht mehr seltsam und fremdartig, daß eine Frau ein Schwerttänzer sein konnte. Daß eine Frau so gut sein konnte. Del hatte beides aus sich gemacht. Ich hatte die Ergebnisse gesehen – und gespürt.
Schweiß rann seitlich an meinem Gesicht entlang. Die Anspannung machte mich unruhig. Ich wünschte mich an einen anderen Ort, irgendwohin.
Del senkte ihr Schwert. Kurz. Geringfügig. Kaum wahrnehmbar. Ein Gruß an ihren Gegner. Ich sah Konzentration in blauen Augen. Und kein Anzeichen von Angst.
Bedeutete es Del gar nichts, daß ich sie fast getötet hatte?
»Kaidin«, sagte sie weich und benannte mich damit mit dem nordischen Rang. Belegte mich mit nordischer Ehre.
Ich hob mein Schwert. Nahm meine Stellung ein. Spürte die Vertrautheit des Ganzen, das Einrichten der Muskeln und der Haut an ihren gewohnten Stellen. Spürte den Protest des Narbengewebes, das in eine andere Lage geschoben wurde.
Schweiß rann mir in die Augen. Verzweiflung wurde zu einer vorrangigen Empfindung.
Ich senkte das Schwert. Fuhr herum. Trat vollständig aus dem Kreis heraus. Und fluchte, als mein Bauch sich verkrampfte.
»Tiger?« Dels Stimme klang bestürzt. »Tiger ... was ist?«
»... kann nicht«, sagte ich rauh.
»Du kannst nicht?« Sie war ein weiß verhülltes Gespenst, das aus dem Kreis heraustrat und Boreal trug. »Was meinst du damit? Bist du krank? Ist es wegen deiner Wunde?«
»Ich kann einfach nicht.« Ich richtete mich auf, preßte die Hände auf meinen Leib und wandte mich ihr zu. »Verstehst du nicht? Das letzte Mal, als wir dies getan haben, tötete ich dich fast.«
»Aber ... dies ist kein wirklicher Tanz. Es ist nur Übung ...«
»Glaubst du, das spielte eine Rolle?« Schweiß tropfte auf meine Tunika. »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie es ist, wieder mit dir in den Kreis einzutreten, zwei Monate nach dem letzten verhängnisvollen Tanz? Hast du auch nur die leiseste Ahnung, welch ein Gefühl es ist, dir über den Kreis hinweg mit dieser Metzgerklinge gegenüberzustehen?« Ich zeigte ihr Samiel. »Das letzte Mal habe ich – hat er – alles getan, um sich in dir zu tränken ... Und jetzt ist er sogar noch stärker, weil ich ihn letztendlich getränkt habe.« Ich hielt inne. »Willst du dieses Risiko eingehen? Willst du dein Leben meiner Fähigkeit anvertrauen, ihn zu beherrschen?«
»Ja«, antwortete sie ruhig und ohne Zögern. »Weil ich dich kenne, Tiger. Ich kenne deine Kräfte, deine Macht. Deinen eigenen Anteil an der Macht, von tief innen her ... Glaubst du denn, ich würde jemals an dir zweifeln?«
Sie sollte zweifeln. Ich täte es.
Ich strich mir feuchtes Haar aus den Augen. »Del, ich kann nicht mit dir tanzen. Nicht jetzt. Vielleicht niemals. Weil ich jedesmal, wenn ich es versuche, alles wieder vor mir sehe. Dich auf dem Boden ... und Blut überall im Kreis. Blut überall an meinem Schwert.«
Del betrachtete meine Klinge. Dann ihre eigene. Erinnerte sie sich vielleicht, daß Boreal auch blutverschmiert gewesen war? Daß jemand anderer als sie selbst seinen Anteil an Blut im Kreis gelassen hatte?
Sie atmete tief ein. Schloß kurz die Augen, als kämpfe sie einen inneren Kampf. Öffnete sie dann wieder und sah mich an. »Es tut mir leid«, sagte sie sanft. »Ich bin – anders. Für einen Zweck. Ich habe hinter mir gelassen, was andere vielleicht beunruhigt. Wieder für einen Zweck. Erinnerungen können dich von deinem Weg abbringen. Aber – du solltest wissen, daß es nicht leicht für mich war, dich zu verletzen.« Sie runzelte leicht die Stirn, als seien die Worte nicht so hervorgekommen, wie sie sie gemeint hatte. »Du solltest wissen, daß auch ich Angst hatte ... daß du tot seist. Daß ich dich getötet hätte.«
»Ich kann nicht«, sagte ich erneut. »Nicht jetzt. Noch nicht. Vielleicht niemals. Ich weiß, ich habe es versprochen. Ich weiß, du brauchst jemanden, mit dem du tanzen kannst, damit du Ajani gegenübertreten kannst. Aber ... nun ...« Ich seufzte. »Vielleicht solltest du gen Süden ziehen. Zur Grenze weiterziehen. Nach Harquhal vielleicht – und jemanden suchen, der mit dir tanzen will. Schwerttänzer tun für Geld fast alles.« Ich zuckte die Achseln. »Sogar gegen eine Frau zu tanzen.«
»Es wird vergehen«, belehrte sie mich. »Vielleicht ... habe ich dich verärgert?«
Ich grinste. »Du verärgerst mich oft, Bascha, aber das bedeutet nicht, daß ich das mit dem Schwert bereinigen will.«
»Es wird vergehen«, sagte sie erneut.
»Vielleicht. Vielleicht nicht. Was ...« Ich brach ab.
Del runzelte die Stirn. »Was ist?«
Mein Magen drehte sich. Alle Haare auf meinen Armen standen aufrecht. Ein Schaudern rieselte durch Haut und Muskeln. »Magie«, sagte ich kurz. »Kannst du sie auch riechen?«
Del schnüffelte. »Ich rieche Rauch.« Sie runzelte die Stirn, prüfend, erkennend. »Rauch ... und etwas anderes. Etwas Größeres.« Sie schaute sich mit zusammengezogenen Augenbrauen um. »Jetzt ist es fort ...«
»Magie«, wiederholte ich. »Nein, sie ist nicht fort. Sie ist noch da. Sie ist da, Bascha ... das versichere ich dir.« Ich konnte lediglich versuchen, nicht wieder zu erschauern. Statt dessen rieb ich mir die Haut durch die Wolle hindurch und massierte den kribbelnden Arm. »Nicht die Hunde ... die Hunde eigentlich nicht ... Etwas anderes. Etwas Größeres.«
Del schaute in nordöstliche Richtung. »Wir sind nur noch einen Tag von Ysaa-den entfernt ...«
»... und in klarer kalter Luft wie dieser riecht man Bewegung, ich weiß. Aber dies ist mehr.«
»Rauch«, sagte sie erneut, sinnend, und trat vom Kreis weg. Von mir fort. Wie ein jagender Hund, der eine Beute verfolgt, glitt Del durch Bäume und Schatten, bis sie eine Lichtung fand, die sich zum Himmel öffnete, frei von Bäumen. »Da«, sagte sie, als ich neben sie trat. »Siehst du?«
Ich sah über ihre deutende Hand hinaus. Es war nicht viel mehr zu erkennen als die zerklüfteten Abhänge eines Berges und der messerscharfe Grat des Gipfels, der an einigen Stellen dunkel, an einigen weiß im Sonnenlicht schimmerte.
»Wolken«, sagte ich.
»Rauch«, korrigierte Del. »Viel zu dunkel für Wolken.«
Ich starrte angestrengt zum Gipfel hinauf. Sie hatte recht. Es war keine Wolke, die den Gipfel einhüllte, sondern Rauch, der vom Berghang aufstieg. Aschgrau, grauschwarz zog er vor dem Himmel seine Spur wie ein feuchtes Herdfeuer im Wind.
»Ysaa-den«, murmelte sie.
Ich runzelte die Stirn. »Dann ist dieses kleine Bergdorf erheblich größer, als mir gesagt worden ist. Das ist genug Rauch für eine Stadt, die halb so groß ist wie die Punja ...«
Del unterbrach mich. »Nein, nicht das Dorf. Der Name. Ysaa-den.«
Ich seufzte. »Bascha ...«
»Drachenlager«, sagte sie. »Das ist die Bedeutung der Worte.«
Ich sah stirnrunzelnd zum Berg hinauf. »Oh, ich verstehe – jetzt wird von mir erwartet, daß ich an Drachen glaube.«
Del streckte die Hand aus. »Das solltest du. Dort ist er.«
»Das ist ein Berg, Del ...«
»Ja«, stimmte sie geduldig zu. »Sieh dir die Form an, Tiger. Sieh dir den Rauch an.«
Ich schaute. Zum Rauch. Zum Berg. Und sah, was sie meinte: Der Umriß der Bergspitze, rauh, zerklüftet und schattig, bildete so etwas wie den Kopf eines echsenähnlichen Tieres. Ich sah die starre Kuppel des Schädels, die hervorstehenden Brauen, die wogenden Falten der von entblößten Zähnen zurückgezogenen Drachenhaut. Nur daß die Zähne Felsspitzen waren, wie auch der Rest des gewaltigen Tieres.
Ein gewaltiges mythisches Tier.
»Dort ist das Maul«, sann sie, »und die Nüstern ... Siehst du den Rauch? Er dringt aus beiden Nüstern.«
Nun, irgendwie schon. Da war Rauch, ja, und erschien irgendwie aus den seltsamen Felsformationen zu dringen, die an ein Maul und an Nüstern erinnerten – wenn man sehr genau hinschaute.
»Ein Drache«, sagte ich angewidert.
»Ysaa-den«, wiederholte sie.
Ich brummte.
Del sah mich an. »Hörst du es, Tiger?«
»Ich höre den Wind in den Bäumen.«
Sie lächelte. »Hast du keine Phantasie? Es ist der Drache, Tiger, der Drache in seinem Lager, der gegen den Wind anzischt.«
Es war Wind, nicht mehr, der durch die Bäume strich. Er klagte sanft, strich uns das Haar aus dem Gesicht, kräuselte wollene Falten, blies Rauch in den Himmel. Und den Geruch von etwas – etwas – ein wenig kräftiger als Holzrauch.
Mein Nacken kribbelte. »Magie«, murmelte ich.
Del stieß ein Geräusch aus, das sehr nach Zweifel und Spott klang. Und dann wandte sie sich um und ging an mir vorbei, eilte zurück zum Kreis, den sie in den feuchten harten Boden eines Landes gezogen hatte, dem ich nicht trauen konnte.
Nicht mehr als meinem eigenen Schwert.