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ZWEI

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Hungrig. Es war hungrig.

Und so durstig.

Ich hatte es schon zuvor gespürt, in dem Schwert. Hatte sie schon zuvor gespürt: sowohl Hunger als auch Durst gleichermaßen. Fast untrennbar, unteilbar voneinander.

Hatte sie schon zuvor gespürt, im Kreis. Als ich das Schwert durch Del hindurchgestoßen hatte.

O Hoolies, Bascha.

Nein. Denk nicht über Del nach.

Heiß. Es war heiß ...

Besser, als an Del zu denken.

War es das?

Heiß wie die Hoolies, ich schwöre es.

Schweiß brach mir aus allen Poren und rann mir die Stirn hinab, die Achseln, den Bauch entlang. Unter Haaren und Wolle verursachte er einen Juckreiz.

Die Katze. Denk an die Katze.

Hoolies, es ist heiß ...

Und das Schwert ist so durstig.

O Bascha, hilf mir.

Nein ... Del ist nicht hier.

Denk an die Katze, du Narr.

Denk nur an die Katze ...

Das Schwert ist warm in meinen Händen. Alles, woran ich denken kann, sind Durst und das Bedürfnis, es mit Blut zu tränken.

Schwitzend, noch immer schwitzend ...

O Hoolies, warum ich?

Dreimal verfluchter Sohn einer Salsetziege ...

Achte auf die Katze, du Narr!

In meinem Kopf höre ich einen Gesang.

Kann die Katze ihn auch hören?

Hoolies, jetzt sieht sie mich. Sieht das Schwert. Weiß, was ich will. Wendet sich von dem Hengst ab – armer Hengst – und mir zu ...

O Hoolies, da kommt sie ... heb das Schwert, du Narr ... tu etwas, Schwerttänzer ...

Aber ich will dieses Schwert nicht. Und dies ist kein realer Kreis ...

Real genug, Punjawurm. Bist du bereit für die Katze?

Bin ich bereit für das Schwert?

Es ist schon zuvor geschehen, das Verlangsamen. Das fast völlige Aussetzen der Bewegung von allem, was ich betrachte, als warte es auf mich. Es geschah jetzt, wie schon zuvor, obwohl das Verlangsamen diesesmal fast ein wirkliches Anhalten war, sauber und rein, und mir Zeit und Raum zum Handeln ließ, Zeit und Raum ließ, die Handlungsweise festzulegen und zu erwählen, die der Katze den besten Tod bereiten würde, bevor sie ihn mir bereitete.

Es ist mir schon zuvor passiert. Aber niemals genauso wie jetzt.

Ich roch Blut, Moschus, Verzweiflung, ebenso wie schauerliche Angst. Spürte, wie sich die Nerven in meinem Bauch wanden, als sich die nur halbwegs verheilte Wunde zusammenzog. Ich fragte mich schnell und unbehaglich, was das Schwert tun würde. Aber als ich die Schreie des Hengstes hörte, verging die Angst.

Langsam, oh, so langsam, schaute die Katze von dem Hengst auf. Es war Blut an ihrer Schnauze, Blut an ihren Krallen sowie Pferdehaare.

In meinem Kopf hörte ich einen Gesang. Einen kleinen persönlichen Gesang, der auf Mächtiges hinwies.

Unter der Katze schlug der Hengst um sich, wobei seine Beine wie Dreschflegel umherwirbelten. Ich hörte seine Verzweiflungslaute.

Und das Schwert gab mir singend ein Versprechen: Der Hengst würde freikommen, wenn ich ihm die Macht gäbe, die es brauchte.

Es sei denn, ich wäre in der Lage, die Katze ohne den Gebrauch irgendwelcher Magie zu überwältigen. Das Schwert war, trotz allem, ein Schwert und für sich schon ausreichend wirkungsvoll.

Aber der Hengst schrie und schlug um sich, und in meinem Kopf hörte ich den Gesang. Einen sanften, zarten Gesang. Der aber doch zu mächtig war, um gänzlich überhört zu werden.

Ich gab ihm, genaugenommen, nicht nach. Ich überhörte ihn zunächst doch einfach. Ich war zu besorgt um den Hengst, um meine Zeit mit dem Lärm zu verschwenden, der in meinem Kopf umherwirbelte. Und so schob ich ungeduldig alles beiseite.

Nicht für lange. Gerade lange genug, um über etwas anderes nachzudenken. Um aufzuhören, es zu unterdrücken. Um mein armes Pferd zu retten.

Und so verschaffte ich ihm völlig unbeabsichtigt seinen Moment. Ich ließ ihn im Schatten eines Augenblicks sein Leben haben.

Lärm stürmte auf mich ein, während ich auf die Katze losstürzte. Nein, nicht Lärm: Musik. Etwas weit Beredteres als gewöhnlicher Lärm. Mächtiger als Geräusche. Und plötzlich erinnerte ich mich daran, was ich auf dem Aussichtspunkt am Ufer des Sees gehört hatte, als ich bei dem Schwert gekniet hatte. Als die Musik der Canteada in meinen Schädel gekrochen war.

Und wie sie singen konnten, die Canteada! Eine aus Träumen geborene Rasse, die durch Glauben Gestalt annahm. Die, wie Del mir einmal erzählt hatte, der Welt Musik gegeben hatten.

Genauso wie sie mir für den Moment der Namensgebung Musik gegeben hatten.

Für den Hengst, so dachte ich, ist es das wert. Ich will das Risiko auf mich nehmen, für alle die Male, da er meine Haut gerettet hat.

Nur der Gedanke, einen Moment lang. Und einen Moment lang war das alles, was notwendig war.

Die Katze flog zur Seite. Der Hengst sprang auf, stolperte und rannte los.

Das Maul rollte, öffnete sich und entblößte beeindruckende Fänge. Aber langsam, oh, so langsam. Wußte sie nicht, daß ich ihren Tod sang?

Weiße Katze mit grau irisierenden Augen und einem gescheckten, silbern gesprenkelten Fell. Der Pelz allein wäre ein Vermögen wert. Ich würde ihn mitnehmen, wenn die Katze erst einmal tot wäre.

... das Schwert war in meinen Händen lebendig ...

»Was mir gehört, gehört mir«, belehrte ich sie, damit sie verstand.

Das Schwert war lebendig.

Die Katze zog die Lippen zurück und schrie.

Das Schwert lud sie ein. Komm näher, sagte es. Komm näher.

Es machte alles so leicht.

Der Sprung kam weich und mühelos. Lächelnd beobachtete ich sie und bewunderte ihre Anmut. Beobachtete, wie sich die Hinterbeine anzogen, um zuzuschlagen, sah, wie sich die Vorderpfoten ausstreckten, die Krallen ausgefahren, sah, wie sich das Maul weit öffnete, das Schimmern elfenbeinfarbener Fänge. Während ich vor Erwartung laut auflachte, gab ich ihr den Gedanken ein, sie werde siegen.

Dann erwischte ich sie hinten in der Kehle und trieb die Klinge durch die Schädelbasis.

Freudige Erregung. Freudige Erregung. Und eine mächtige Befriedigung.

Nicht meine. Nicht meine, die Erregung eines anderen. Von etwas anderem ... nicht wahr? Es war nicht ich, nicht wahr?

Etwas in mir lachte. Etwas in mir rührte sich, wie erwachende Erkenntnis.

O Hoolies, was ist es?

Ich roch verbranntes Fleisch. Dachte, es sei das der Katze. Erkannte, daß es mein eigenes war.

Ich schrie etwas. Etwas Passendes. Etwas Ausdrückliches. Um den Schock und die Wut und den Schmerz freizulassen.

Riß die Hände von dem Heft, als das Metall weiß und heiß erglühte.

O Hoolies, Del, davor hast du mich niemals gewarnt.

Ich taumelte zurück, die Hände über den Handgelenken gekreuzt, und stieß Obszönitäten aus. Stolperte, fiel, rollte zur Seite, lag flach ausgestreckt auf dem Rücken, bemüht, mit den Händen abzublocken. Hoolies, aber sie schmerzten!

Ich roch verbrannte Haut. Nicht meine, die der Katze.

Nun, das ist zumindest etwas. Allerdings ist sie zu tot, um es zu spüren.

Ich lag auf dem Rücken, noch immer fluchend, und hoffte, daß Kaskaden von Obszönitäten Oberhand über den Schmerz gewännen. Alles war willkommen, solange es das Feuer abwehrte.

Schließlich ging mir vor Schmerz der Atem aus, und ich öffnete die Augen, um meine Hände zu betrachten. Es war leicht, sie zu sehen. Sie ragten am Ende schmerzhaft steifer Arme in die Luft, wobei die Ellbogen auf dem Boden aufgestützt waren.

Hände. Nicht verkohlte Überreste. Hände. Mit einem Daumen und vier Fingern an jeder Hand.

Schweiß trocknete auf meinem Körper. Der Schmerz verging. Ich atmete wieder normal und beschloß, mit dem Fluchen aufzuhören. Es schien jetzt keinen Sinn mehr zu haben.

Noch immer auf dem Rücken liegend, bewegte ich vorsichtig die Finger. Knirschte mit den Zähnen, blinzelte – und war unglaublich erleichtert angesichts der Entdeckung, daß die Haut heil und die Knochen vollkommen verhüllt geblieben waren. Keine Brandblasen. Keine Probleme unter der Haut, nur normale, alltägliche Hände, obwohl die Narben und vergrößerten Knöchel geblieben waren. Meine Hände also, nicht irgendein magischer Ersatz.

Ich fühlte mich besser. Setzte mich langsam auf, winselte wegen des Protests in meinem Innern und bewegte Finger und Daumen noch einmal, einfach um sicherzugehen. Kein Schmerz. Keine Steifheit. Normale Beweglichkeit, als sei niemals etwas geschehen.

Stirnrunzelnd spähte ich zu dem Schwert. »Was, zu den Hoolies, bist du?«

In meinem Geist formte sich ein Wort: Jivatma.

O Hoolies, Bascha ... was soll ich jetzt tun?

Was ich tat, war aufzustehen. Alles schien sich einwandfrei zu bewegen, wenn auch ein wenig mühsam. Durch die Wolle hindurch massierte ich die wunden Narben unterhalb der Rippen und vergaß es dann sofort. Die Katze verdiente weitere Aufmerksamkeit. Die Katze – und das Schwert.

Ich ging zu beiden hinüber. Ich hatte die Katze recht gut getroffen: durch das geöffnete Maul und weiter durch die Rückseite des Schädels. Sie lag ausgestreckt auf der Seite, aber das Heft, das im Schlamm steckte, stützte ihren Kopf ab, so daß er auf gleicher Höhe mit dem Boden war.

Zwei Höhlungen starrten zu mir herauf. Die Augen darin waren geschmolzen.

Länger, als ich mich zu erinnern wage, konnte ich nicht fortsehen. Konnte mich nicht einmal bewegen. Ich konnte nur hinstarren und mich an die Hitze des Hefts erinnern. Ich hatte es für Einbildung halten wollen, aber jetzt wußte ich es besser.

Schwerter schmelzen keine Augen. Noch versengen sie Barthaare oder machen Lippen rissig. Schwerter schlitzen auf, stoßen zu, schneiden auf, gelegentlich zerfetzen sie, wenn der Schwertfechter schlecht kämpft. Aber niemals schmelzen sie etwas.

Etwas in mir flüsterte: Vielleicht tun Jivatmas das.

Ich betrachtete erneut meine Hände. Noch immer heil. Rußig und narbig, aber noch immer heil.

Nur die Katze war verbrannt.

Nun, Teile von ihr. Die Teile, die das Schwert berührt hatte.

Leere Augenhöhlen waren schwarz. Ich erkannte, daß dort kein Blut war, das Schwert hatte alles aufgesaugt.

O Hoolies, Bascha, ich habe etwas getan, dem ich abgeschworen hatte.

In der Ferne bellten Bestien. Wie ein Rudel Hunde bellten sie. Wie sie hinter Boreal hergebellt hatten, wann immer Del sie gestimmt hatte.

Und der Hengst schnaubte zur Antwort.

Hengst ...

Ich ließ von der Katze und dem Schwert ab und ging zum Hengst hinüber. Er war nicht weit gekommen, gerade weit genug, um Entfernung zwischen sich und die Katze zu legen, und jetzt wartete er ruhig, wobei ihm der Schweiß die Flanken und die Schultern hinunterrann.

Mit Blut gemischter Schweiß.

»O Hoolies«, sagte ich laut, »sie hat dich ganz schön erwischt, nicht wahr?«

Der Hengst stieß mich mit der Nase an, als ich zu ihm trat. Grimmig schob ich die zerzauste schwarze Mähne von seinem Widerrist – unten im Süden schneiden wir die Mähnen kurz, aber oben im Norden läßt man sie lang – und sah, daß sich die Katze ziemlich tief in den braunen Widerrist gegraben hatte, obwohl der Sattel den Hengst gut geschützt hatte. Ich fand Spuren ihrer Fänge und Krallen, die Vertiefungen in sein Fell gekerbt hatten. Weitere Krallenspuren von den Hinterbeinen der Katze fanden sich weit unten an der rechten Schulter des Hengstes und hier und da einige weitere. Alles in allem war der Hengst gut davongekommen. Die Katze war abgelenkt worden, durch mich oder durch das Schwert. Ich habe halberwachsene Sandtiger erlebt, in der Punja, die größere Pferde auf die gleiche Art zu Fall brachten, wie diese Katze es getan hatte. Aber sie vollendeten ihr Werk schneller, indem sie den Opfern die Halsader aufrissen.

Auch diesbezüglich hatte ich – oder das Schwert – der Katze keine Gelegenheit gegeben, ihre Arbeit vollständig zu beenden.

Etwas wie Angst zwickte mich tief innen. Ich schob das Gefühl mühsam beiseite und wandte meine Aufmerksamkeit bewußt dem Hengst zu. »Nun, Alter«, tröstete ich ihn, »sieht so aus, als würden wir zusammenpassen, denn du paßt jetzt zu meiner Wange – vielleicht sollte ich dich Schneekater nennen. Passend zu Sandtiger.«

Der Hengst schnaubte geräuschvoll.

»Vielleicht doch nicht«, stimmte ich zu.

Der Todesgeruch einer Katze und der Geruch von verbranntem Fleisch verursachten dem Hengst Unbehagen. Darum band ich ihn an den nächsten Baum und nahm ihm den Sattel ab, womit ich Gewicht von seinem wunden Fell nahm. Ich wußte, daß ich ab jetzt einen oder zwei Tage nicht mehr reiten würde, also errichtete ich ein Lager.

Wenn ein Pferd das einzige Wesen zwischen einem Mann und einem langen Marsch – oder zum Tod – ist, lernt er den Wert des Pferdes zu schätzen, und daher standen Gesundheit und Sicherheit des Hengstes jetzt an erster Stelle. Wenn uns das Zeit kostete, dann war das nicht so schlimm. Die Hunde, das wußte ich, würden warten, und der Süden würde uns auch nicht davonlaufen. Also nahm ich die noch übriggebliebene Bota mit Amnit auf. Ich wagte es nicht, eine Infektion zu riskieren, und Alkohol ist als Desinfektion ausreichend.

Ich hielt inne, um den Hengst liebevoll zu tätscheln und die Stärke des Seiles und des Knotens zu überprüfen. »Ruhig, Alter! Ich will nicht lügen – es wird weh tun. Nimm es mir nicht übel.«

Ich zielte sorgfältig und spritzte, traf jeden Kratzer und Biß, den ich sehen konnte. Vielleicht war das grausam, aber wenn ich versucht hätte, jede Wunde einzeln sanft abzutupfen, dann hätte ich, wenn er erst einmal das Beißen des Amnit gespürt hätte, nur eine Wunde reinigen können, denn der Hengst hätte mich dann nicht mehr nahe genug herangelassen, um mehr zu tun. Zumindest erreichte ich auf diese Art fast alle Wunden auf einmal.

Schreiend zog er sich zusammen und trat aus. Ein Pferd – besonders ein Hengst –, der mit beiden Hinterhufen losschlägt, ist ein gefährliches, tödliches Geschöpf, das einen umbringen kann. Wohlweislich trat ich einen weiteren Schritt zurück und grinste, als er sich mit ärgerlichem Blick umsah, um mich zu suchen. Als er mich gefunden hatte, holte er zu einem seitlichen Tritt mit nur einem Hinterhuf aus und hoffte, mich hinterrücks zu erwischen. Als dies mißlang, scharrte er gereizt und grub Krater in das Gras.

»Du schadest dir nur selbst«, belehrte ich ihn. »Ich weiß, daß dich das verrückt macht – es erginge mir genauso –, aber es ist besser als zu sterben, weißt du. Also bleib einfach stehen wie ein ruhiges Pferd für alte Damen und denk daran, was dir bevorstünde, wenn ich nicht dieses Zeug hätte.« Ich hielt inne und prüfte den Inhalt. »Das ist Alkoholverschwendung, wenn du mich fragst. Ich könnte den Rest genausogut trinken.«

Der Hengst blinzelte kläglich mit einem Auge.

Ich ließ mich erweichen. »Ich sage dir was, alter Junge – ich werde dir eine Extraportion Hafer geben. Das sollte dir helfen, dich besser zu fühlen.«

Ich griff in eine der Satteltaschen und zog eine Hand voll Hafer heraus, wobei ich mich bemerkenswert behende bewegte, um ihm die Gabe hinzuhalten. Aber der Hengst war nicht hungrig. Er knabberte lustlos an dem Hafer und pustete das meiste davon durch schlaffe Lippen. Er wollte nicht einmal Süßgras, das jetzt, da der größte Teil des Schnees schmolz, erste grüne Spitzen zeigte.

Ich spürte ein Stechen in mir. »Du solltest mich lieber nicht verärgern, nach dem vielen Amnit, den ich verschwendet habe.« Und dachte derweil an das Schwert.

Aber der Hengst reagierte nicht.

Es kam schnell und deutlich und scharf: Wenn er mir nun stirbt ...

Nein. Ich unterbrach den Gedanken. Kein Grund, mir unnötige Sorgen zu machen.

Der Hengst bewegte sich unruhig, schob Steine gegen Steine. Ich wollte ihn jetzt noch nicht alleinlassen, also lehnte ich mich gegen seinen Baum und goß mir Amnit in die Kehle.

»Du bist einfach schon zu lange aus dem Süden heraus, Alter ... wie ich. Genau wie ich. Du bist ein Sandtiger, der aus seiner Wüste verschleppt wurde und Schnee statt Sand schluckt ... Du solltest dich am besten wieder auf direktem Weg nach Hause begeben, bevor die Kälte all deine Gelenke versteift.«

Nun, sie hatte bereits einige von meinen Gliedern versteift. Im Norden altern die Knochen schneller. Im Süden tut es die Haut.

Was vermutlich bedeutete, daß ich innerlich und äußerlich alt wurde.

Unsinn. Welch ein Gedanke.

Ich trat weg vom Baum, rieb mit einer Hand über die Wirbelsäule des Hengstes und glättete rauhes, dichtes Fell.

Er zitterte, erwartete Amnit. Ich beruhigte ihn mit ein paar Worten. Über seinen Leib hinweg betrachtete ich die Katze mit ihrer fremdartigen Stahlzunge.

Ich erinnerte mich an meine Empfindungen. An das Bedürfnis, das Schwert zu tränken, als es seinen persönlichen Gesang gesungen hatte. Und daran, wie ich, im Augenblick meiner Angst um den Hengst allzu leicht überredet, eigenen Abwehrmöglichkeiten den Rückengekehrt und dem Gesang freie Bahn gelassen hatte. Und der Klinge ihre Freiheit gegeben hatte.

Für den Hengst.

War es das wert gewesen? Vielleicht. In diesem Augenblick. Für diesen besonderen Augenblick.

Aber was sollte ich jetzt tun? Ich brauchte es nicht. Ich wollte es nicht. Jetzt nicht. Niemals. Ich hatte zuviel von seiner Macht geschmeckt.

»Laß es zurück«, sagte ich laut. »Du kannst ein anderes Schwert bekommen.«

Nun, das konnte ich. Irgendwo. Irgendwann. Aber in der Zwischenzeit brauchte ich eine Waffe.

»Laß es zurück«, wiederholte ich.

Hoolies, ich wünschte, ich könnte es.

Schwertmeister

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