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DREI

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Die Oase war kaum mehr als ein Gewirr fast quadratischer, gelblich-rötlicher Steine, die wie zufällig gegen den südlichen Übergriff von Wind und Sand aufgeschichtet worden waren, und einiger weniger spärlicher Palmen mit vereinzelten graugrünen Wedeln. Es war kaum Schatten zu entdecken, außer einem welligen Fleck, der sich im Norden am Fuß der ›Mauer‹ aus Stein erstreckte, aber nicht viel ist besser als gar nichts. Und außerdem waren wir noch nicht allzu weit in den Süden hineingelangt. An der Grenze zwischen den beiden Ländern ist es erheblich kühler, und es gibt keine Punjakristalle.

Das Wasser, aufgefangen in einem natürlichen, von handgemauerten Steinen gesäumten Felsbecken, war kaum mehr als handtief und daher kaum als ausreichende Versorgungsquelle geeignet – aber tief im Boden, unter Sand, Erde, Kieselsteinen und spinnwebartigem, rotkehligem Gras gab es eine natürliche Quelle. Während es sehr leicht war, das Becken innerhalb von Minuten zu leeren – ein Pferd konnte es noch schneller schaffen –, füllte es sich doch schnell wieder selbst auf. Die Quelle schien unerschöpflich; aber niemand im Süden ließ es darauf ankommen. Der handgemauerte Steinrand verhinderte, daß das Becken durch den vom Wind herangewehten Sand verunreinigt wurde. Die grobe, in jeden Stein gemeißelte Schrift sollte die Oase vermutlich vor jedem Feind, ob Mensch oder Ding, schützen, der danach trachtete, ihre Freigebigkeit zu mißbrauchen.

Ich schwang mich vom Hengst herab und ließ die Zügel locker, ließ ihn das Becken austrinken. Der sandfarbene Stein glitzerte kurzzeitig naß und war dann wieder unter Wasser verborgen, als die Quelle das Becken erneut auffüllte. Ich ließ den Hengst erneut die Hälfte trinken und zog ihn dann fort.

Del runzelte auf ihrem Schecken die Stirn, als ich begann, die Knoten der Satteltaschen und Packgurte zu lösen. »Du willst doch wohl nicht, daß wir hierbleiben ...?«

»Die Sonne wird bald untergehen.«

»Aber die Oase liegt so frei ... Sollten wir nicht besser woanders hinreiten? Irgendwohin, wo wir nicht so leicht entdeckt werden können?«

»Wahrscheinlich«, stimmte ich ihr zu. »Aber hier gibt es Wasser. Du weißt genausogut wie ich, daß man sich im Süden keine Gelegenheit entgehen läßt, Wasser zu bekommen.«

»Nein, aber wir könnten die Botas wieder auffüllen, die Pferde sich abkühlen lassen und weiterreiten.«

»Wohin weiterreiten?« Ich ließ die Satteltaschen auf den Boden fallen. »Die nächste Wasserstelle ist einen guten Tagesritt von hier entfernt. Es wäre dumm, jetzt, da die Nacht bald hereinbricht, weiterzureiten. Heute nacht scheint kein Mond ... willst du es wirklich riskieren, dich in der Dunkelheit zu verirren?«

Del seufzte und kämpfte wie abwesend über kurzgehaltene Zügel mit ihrem Schecken. Der Wallach schnaubte feucht. »Ich dachte, du hättest mir mal erzählt, daß du den Süden wie deinen Handrücken kennst.«

»Das stimmt auch. Ich kenne ihn besser als die meisten. Aber das bedeutet nicht, daß ich dumm bin.« Ich löste den Sattel, nahm ihn mitsamt der Satteldecke ab und ließ alles auf die Satteltaschen fallen. Der Rücken des Hengstes war naß und runzlig. »Wir sind einige Zeit nicht mehr hier entlang gekommen, Bascha. Meines Wissens hat es seitdem zwanzig Sandstürme gegeben. Ich werde die Veränderungen der Landschaft sofort erkennen, wenn ich sie sehen kann.«

»Ich verstehe«, sagte sie geduldig. »Aber wenn wir hierbleiben, können andere uns leicht finden.«

Ich deutete auf das Becken. »Siehst du diese Schrift? Zusätzlich dazu, daß sie das Wasser schützt, gewährt sie auch Wüstenreisenden Schutz.«

Sie hob das Kinn ein wenig an. »Sogar Reisenden, die beschuldigt werden, einen Messias getötet zu haben?«

Ich knirschte mit den Zähnen. »Ja.« Normalerweise kannte ich dieses Wort nicht, aber ich war nicht in der Stimmung zu streiten.

Sie drückte deutlich ihre Skepsis aus. »Werden sie das respektieren?«

»Das hängt ganz davon ab, wer kommt.« Ich stemmte die Füße auf den Boden und hielt stand, während der Hengst seinen Kopf gegen meinen Arm drückte und sich heftig zu reiben begann, um das durch Hitze und Staub verursachte Jucken zu lindern. »Die Stämme haben die Ruhepause der Reisenden immer respektiert. Sie sind Nomaden, Bascha ... Orte wie dieser sind bedeutungsvoll. Die Schrift im Stein ist ein Stammeszeichen, das dem Wasser und den Reisenden Schutz zusagt. Ich glaube nicht, daß sie mit diesem Brauch brächen, selbst wenn sie uns einholen würden. Und letzteres ist noch nicht sicher.«

»Was ist, wenn jemand anderer hierher kommt? Jemand, der diesen Brauch nicht respektiert?«

Der Hengst rieb sich noch stärker, brachte mich fast aus dem Gleichgewicht. Ich schob den aufdringlichen Kopf beiseite. »Dann müssen wir uns einfach darum kümmern. Früher oder später. Heute oder morgen.« Ich blinzelte zu ihr hoch. »Meinst du nicht, es wird Zeit, daß du dein Pferd trinken läßt? Er reißt an den Zügeln, seit wir hier angekommen sind.«

Das stimmte. Der Schecke, der das Wasser roch, stampfte mit den Hufen, schlug mit dem Schweif und versuchte, auf das Becken zuzugehen. Del hatte ihn mit festem Zügeldruck daran gehindert, hatte gegen seinen Willen angekämpft.

Sie verzog das Gesicht und nahm die Füße aus den Steigbügeln, schwang ein langes, vom Burnus verhülltes Bein über den Sattel, während sie von dem Schecken herabglitt. Sie ließ ihn trinken, wie ich es mein Pferd hatte tun lassen, indem sie beiläufig auf die Menge achtete – man läßt ein erhitztes Pferd nicht sofort viel trinken –, hatte die hellen Brauen aber noch immer zu einem schwachen, beunruhigten Stirnrunzeln zusammengezogen. Dieser Gesichtsausdruck schwand jedoch, während sie den Schecken vom Wasser fortzog und ihn absattelte. Das Arbeiten ließ ihr Gesicht weicher wirken, verbannte die Angespanntheit des Kiefers und die Falten zwischen ihren Brauen. Es ließ sie wieder jung aussehen. Und unendlich schön, auf eine eindringliche, schneidende Art, wie eine frisch geschliffene Schwertklinge.

Normalerweise hätte ich dem Hengst das Zaumzeug abgenommen, ihn angepflockt und angebunden. Aber die gegenwärtigen Umstände verlangten ein wenig mehr Sorge und Vorbereitung. Wir mußten sofort aufsteigen und davonreiten können. Ein angepflocktes, abgezäumtes Pferd bedeutet zuviel Verzögerung. Also ließ ich den Hengst zurück, die Zügel unter einem flachen Stein befestigt, obwohl er nicht viel vom Umherwandern hielt, wenn Wasser in der Nähe war. Wüstengeboren und -aufgezogen würde er eine bekannte Versorgungsquelle nicht verlassen.

Ich stapelte den Sattel und die Satteldecke an der Steinmauer auf, die rauhe Seite zum Trocknen nach oben gerichtet, und richtete mich dann selbst mit den Decken, Botas und Satteltaschen ein. Insgesamt war ich recht guter Dinge. Mein Kopf hatte aufgehört zu schmerzen, obwohl ein leichtes Unbehagen geblieben war, und mein Magen rebellierte nicht mehr. Ich war wieder Mensch. Ich grinste Del an.

Sie sah mich fragend an und kümmerte sich um den Schecken, machte ihn auf die gleiche Art fest, wie ich es mit dem Hengst getan hatte, und befreite ihn vom Sattel und den Satteltaschen. Er war ein recht gutes Pferd, wenn auch sehr groß – aber ich bin an meinen kurzbeinigen, wuchtigen, felsenharten Hengst gewöhnt, nicht an einen langgliedrigen, dickfelligen, nordischen Wallach, der zuviel Fett unter dem Fell hat. Andererseits war es im Norden kalt, und die zusätzliche Fettschicht hielt ihn unzweifelhaft wärmer, zusätzlich zu dem dichten Fell. In diesem Moment schüttelte sich der Schecke: Del strich sich mit verzogenem Gesicht einige Händevoll feuchter, bläulich gefärbter Haare von der Kleidung und ließ sie durch die reglose Luft abwärts schweben. Nachdem der Schecke versorgt war, wandte sich Del mir zu. »Also bleiben wir heute nacht hier.«

Ich betrachtete sie einen Moment nachdenklich. »Ich dachte, das hätten wir geklärt.«

Sie nickte einmal entschieden, wandte mir dann den Rücken zu und stolzierte durch Gras, Erde und Kieselsteine zu einem gen Norden gerichteten Platz davon. Dort nahm sie ihr Schwert aus der Scheide.

»Nicht schon wieder«, murmelte ich.

Del hob die nackte Waffe über ihren Kopf, balancierte die Klinge und den Knauf über der Fläche ihrer bloßen Handflächen aus und sang. Ein kleiner, ruhiger Gesang. Aber sein Friede hatte nichts mit Macht zu tun oder mit deren Beschaffenheit. Sie klang gelöst und ließ geschehen, was kam: ein lachsfarben-silbernes Schimmern, ein blendendweißer Funke, das Blau eines Sturms im tiefsten Winter. All das lief die Länge der Klinge hinab, wirbelte herab wie der Atem eines todverkündenden Geists und umhüllte ihre erhobenen Arme.

Sie behielt die Haltung bei. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, nur den Bogen ihres Rückgrats unter dem Burnus, das sich über ihren Rücken ergießende Haar. Dennoch genügte es. Tief in mir rührte Del schmerzliche Empfindungen auf, die ich nicht vollständig annehmen konnte. Mehr als einfache Begierde, obwohl sie immer da ist. Weniger als Anbetung, weil sie nicht Vollkommenheit ist. Aber alles dazwischen. Gut und böse, schwarz und weiß, männlich und weiblich. Zwei Hälften ergeben ein Ganzes. Del war meine andere Hälfte.

Sie sang. Dann nahm sie das Schwert herunter, schnitt durch den Atem des Frosts und steckte die Klinge in die Erde.

Ich seufzte. »Ja, schon gut.«

Ein weiterer kleiner Gesang. Zweifellos wollte sie nicht, daß ich ihn hörte. Andererseits war es ihr vielleicht auch gleichgültig. Sie hatte ihre Empfindungen offenbart. Dieses kleine Ritual, so unendlich nordisch, war unzweifelhaft genauso für mich bestimmt wie für die Götter, die sie um Hilfe bat.

Plötzlich mußte ich kichern. Wenn ich tatsächlich dieser Jhihadi war, könnte sie genausogut zu mir beten. Zumindest war ich ein Südbewohner.

Dann kroch unerwartet ein Zweifel aus der Dunkelheit heran, um mich im Tageslicht zu bestürmen. Ein leiser, beunruhigender Zweifel, uralt in seinem Geist, aber in neuerer, jüngerer Verkleidung.

War ich ein Südbewohner? Oder etwas völlig anderes?

Ich zuckte mit einer Schulter, runzelte die Stirn, versuchte, den beunruhigenden Zweifel abzuwehren. Hier war kein Platz dafür, kein Platz in meinem Geist für solche Dinge. Ich war nach zu vielen Monaten der Abwesenheit wieder zu Hause: warm, heil und zufrieden mit dem Leben, fühlte mich wieder wohl. Vertraut.

Zu Hause.

Del sang ihren nordischen Gesang, geschützt in ihrem Erbe, ihrer Verwandtschaft, ihren Bräuchen. Mir fehlten diese Dinge.

Ich runzelte verärgert die Stirn. Hoolies, welchen Sinn hatte das? Ich war ›zu Hause‹, egal wie merkwürdig es sich anfühlte. Wenn ich einmal darüber nachdachte. Ich meine, selbst wenn ich nicht vollständig Südbewohner war, so war ich doch zumindest hier geboren. Hier aufgewachsen.

Hier versklavt worden.

Del riß die Klinge aus dem Boden und wandte sich wieder mir zu. Ihr Gesicht war weich und ernst, verbarg Gedanken und Gefühle.

Mit großer Anstrengung verbarg ich auch meine. »Hat es dir geholfen?« fragte ich.

Sie zuckte mit einer seidenverhüllten Schulter. »Sie müssen es entscheiden. Wenn sie uns Schutz gewähren wollen, werden wir doppelt gesegnet sein.«

»Doppelt gesegnet?«

Del deutete mit einer Hand kurz auf das von Felsen umgebene Becken. »Südliche Götter. Nordische Götter. Nichts ist falsch daran, beider Gunst zu erbitten.«

Ich grinste mühsam. »Vermutlich nicht. Doppelt gesegnet, hm?« Ich nahm meine Scheide auf und zog meinerseits das Schwert, ließ es herausgleiten. »Ich bin nicht so sehr für die kleinen Gesänge, wie du weißt, aber dies sollte genü... Hoolies!«

Del runzelte die Stirn. »Was ist?«

Ernsthaft angewidert betrachtete ich den Schnitt an meiner rechten Hand. »Oh, nicht viel ... nur ein Ausrutscher ...« Ich runzelte ebenfalls die Stirn, saugte den flachen, aber schmerzhaften Schnitt in dem Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger aus. »Aber es sticht wie die Hoolies.« Ich spuckte das Blut aus und betrachtete den Schnitt erneut. »Ah, nun, zu weit von meinem Herz entfernt, um mich umzubringen.«

Del, die ich auf diese Weise beruhigt hatte, setzte sich auf ihre Decke, die neben meiner ausgebreitet lag. »Du wirst auf deine alten Tage unvorsichtig.«

Ich runzelte die Stirn, als sie ihre Aufmerksamkeit, ganz Unschuld, dem Reinigen ihrer Klinge widmete, die mit körnigem Staub und klebrigen Grassäften beschmutzt war.

Ich hatte eigentlich dasselbe vorgehabt. Ich hatte Öl, Schleifstein und Lappen ausgepackt. Das benötigt man, wenn der Stahl makellos und hart bleiben soll, und das ist nichts, was ich als unangenehme Aufgabe ansehe. Es ist genauso ein Teil von mir wie das Atmen. Man tut es, man denkt nicht darüber nach.

Ich legte mir das Schwert im Schneidersitz über beide Oberschenkel. Es schimmerte im ersterbenden Licht, bis auf die geschwärzte Spitze. Ungefähr eine Handbreit Schwärze, die wunderschönen Stahl befleckte, während sie immer weiter auf das Heft zukroch. Wie immer fluchte ich leise. Einst war die Klinge reines, makelloses Silber gewesen, rein und schön und neu. Aber die Umstände – und ein Magier – hatten sich verschworen, das zu ändern. Hatten sich verschworen, mich zu ändern.

»Dreimal verfluchter Sohn eines Ziegenbocks«, murmelte ich. »Warum hast du dir mein Schwert ausgesucht?«

Es war eine alte Frage. Niemand machte sich die Mühe zu antworten.

Ich legte eine Hand um das Heft, legte schwielige Haut an Lederriemen, die fest um den Stahl gewickelt waren. Ich spürte Wärme, Willkommen, etwas Wunderbares: Das Schwert war ein Jivatma, von nordischen Göttern gesegnet, auf nordische Art von einem als Südbewohner geborenen Schwerttänzer ›gemacht‹, der keinen Anteil daran hatte haben wollen. Ich hatte es unangemessen getränkt, indem ich statt eines Menschen einen Schneelöwen getötet hatte. Später, als ich gerade genug wußte, um mich in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen, hatte ich es erneut in Chosa Dei getränkt, einem Magier der Legende, der sich als nur zu real erwiesen hatte. Mit dem erneuten Tränken hatte ich es letztendlich auch gestimmt. Das Schwert lebte jetzt und war magisch – aber ich hatte dieses Leben und diese Magie zum Schlechten gewendet, indem ich das Schwert in Chosa Dei erneut getränkt hatte.

Wobei unwichtig zu sein schien, daß ich kaum eine Wahl gehabt hatte. Mein Jivatma, Samiel, beherbergte die Seele eines Magiers. Die Seele eines zornigen Magiers.

»Erzähl es mir noch einmal«, sagte Del.

Ich schaute sie nur verwirrt an: »Was?«

»Erzähle es mir noch einmal. Das von Jamail. Wie er gesprochen hat.«

Ich betrachtete stirnrunzelnd den fleckigen Stahl. »Er hat es einfach getan. Die Menge hat sich geteilt, ließ ihn freistehen, und ich habe ihn gehört. Er machte Prophezeiungen. Er war immerhin das Orakel – zumindest sagten dies alle.« Ich zuckte die Achseln. »Es paßt, auf seltsame Weise. Dem Gerücht zufolge ist das Orakel weder Mann noch Frau ... Erinnerst du dich nicht an den alten Mann in Ysaa-den? Er sagte etwas von ...« Ich runzelte die Stirn, versuchte mich zu erinnern. »... ›einem Mann, der kein Mann war, aber er war auch keine Frau‹.« Ich nickte. »Das hat er gesagt.«

Dels Stimme klang beunruhigt. »Und du glaubst, daß er Jamail gemeint hat?«

»Ich weiß nicht, was er gemeint hat. Ich weiß nur, daß Jamail bei dem Schwerttanz aufgetaucht ist und mich als den Jhihadi bezeichnet hat. Nachdem er gesprochen hatte.«

»Aber seine Zunge war herausgeschnitten worden, Tiger! Aladar hat das getan, erinnerst du dich?« Dels Gesicht war bleich und angespannt. Die Worte zischten in ihrer Kehle. »Er hat ihn zu einem Stummen gemacht und ihn kastriert ...«

»Und ihn vielleicht zum Orakel gemacht.« Ich zuckte die Achseln, führte einen weichen Lappen über die Länge der Klinge. »Ich weiß es nicht, Bascha. Ich weiß keine Antwort. Ich kann dir nur sagen, daß er auf mich gezeigt hat.«

»Jhihadi«, sagte sie. Dieses eine Wort war in ein Durcheinander von Empfindungen eingebettet: Unglauben, Verwirrung, Enttäuschung. Und eine weitgreifende, beharrliche Bestürzung, die meiner in nichts nachstand.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich erneut. »Ich kann nichts davon erklären. Und außerdem weiß ich nicht, ob es wirklich wichtig wäre. Ich meine, gerade jetzt will jedermann mich nur töten, nicht mich verehren. Das klingt für mich nicht nach einem wahren Messias.«

Del seufzte und ließ das Schwert wieder in die Scheide gleiten. »Ich wünschte ...« Sie brach ab und begann dann erneut. »Ich wünschte, ich hätte mit ihm reden können. Ihn sehen können. Ich wünschte, ich hätte die Wahrheit herausfinden können.«

»Wir mußten weiterziehen, Bascha. Sonst hätten sie uns getötet.«

»Ich weiß.« Sie schaute nordwärts. »Ich wünschte nur ...« Sie unterbrach sich und sagte dann drängender: »Staubwolken.« Hoolies. Tatsächlich.

Ich sprang auf, während Del ihr Schwert aus der Scheide zog. »Wir könnten davonlaufen«, schlug ich vor. »Die Pferde sind ausgeruht.«

»Ich auch«, sagte Del und ging in Bereitschaftsstellung. Sie machte keinerlei Anstalten, auf den Schecken zu steigen.

Zwei Schritte, und ich stand neben ihr. »Hiernach könnte ich etwas zum Abendessen gebrauchen.«

Del zuckte die Achseln. »Du bist dran mit Kochen.«

»Ich bin dran?«

»Ich habe das Frühstück zubereitet.«

»Was wir da gegessen haben, entsprach nicht meiner Vorstellung von einem Frühstück.«

»Spielt das eine Rolle? Du hast es ohnehin ausgespuckt.«

Verlaß dich darauf, daß sie sich an so etwas erinnert.

Verlaß dich darauf, daß sie es auch sagt.

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