Читать книгу Theologie neu denken - Joachim Pennig - Страница 26

Das Feuer der Verkündigung

Оглавление

Das alles will nicht sagen, dass es in der Kirche NUR Gutes gibt. Auch nicht, und ganz bestimmt nicht, dass es NUR in der Kirche Gutes gibt. Quatsch! Aber es gibt viel mehr Gutes, als gemeinhin bekannt ist und vermutet wird. Und das ist der Punkt. Hier könnte ein erster Ansatzpunkt sein, um den oben beschriebenen Übeln an die Wurzel zu gehen. Die Einsicht nämlich, dass es ein Potential gibt, wenn diese Fehlentwicklungen bereinigt werden wollen. Aber da gibt es schon ein Fragezeichen in mir: Wollen Machthabe das? Mit Menschlichkeit lässt sich nicht Stimmung machen und wahrscheinblich auch nicht viel Geld verdienen.

Zumindest finde ich - und da kehre ich zum Thema wieder enger zurück - stünde das der Kirche gut an. Und genau da sehe ich auch ihre wichtigste Aufgabe: Das beständig und laut anzumahnen: „Die Wahrheit wird Euch frei machen“ (Jesus Christus, Zitat aus der Bibel). Was derzeit leider nur noch im politischen Kabarett geschieht - DANKE Freunde, dass wenigstens IHR das noch macht! - wäre, da jesuanisches Zeugnis, Aufgabe der Kirche. Und je mehr sie beansprucht Kirche zu sein, desto lauter wäre der Ruf wichtig. Doch Kirche ist wohl viel mit sich selbst beschäftigt. Ich staune und freue mich, dass da derzeit doch immer wieder mal mutige Worte aus Rom kommen, von ganz oben, die die Welt auch hört.

Am 25. Dezember 2017, also am Weihnachtstag, habe ich in vielen Gemeinden vergeblich einen Weihnachtsgottesdienst gesucht. Ist uns die Freude an der Verkündigung wirklich schon so abhanden gekommen. Ein Wunder wäre es nicht. Nach Salutogenese-, Pfarr-Bild- und Stellenbeschreibungs-Diskussion weiß wahrscheinlich niemand mehr warum ausgerechnet er/sie an Weihnachten noch arbeiten soll, wenn alle anderen im Urlaub sind. Im Bibliolog spricht man vom schwarzen und vom weißen Feuer das uns aus dem Bibelwort heraus entzündet. Brennt es nicht mehr in unseren Seelen, das weitersagen zu wollen was wir da lesen. Oder lesen wir es nicht mehr? Oder hören wir nicht mehr hin?

Was also könnte Kirche konkret in dieser Lage, in dieser gesellschaftlichen Situation tun? Klar ist, dass es Geduld brauchen wird, um hier neu Gehör zu finden. Und es zeigt sich auch, dass das Landeskirchentum, der Traditionseinschluss in regionale Befindlichkeiten vielleicht ungeeignet ist, globalen Entwicklungen entgegenzutreten. Der Wind gegen die Kirche kommt aus der weiten Welt und wir versuchen mit dem heimischen Kirchturm dagegen anzugehen. Was über die Bildschirme der Virtualität direkt und ungefragt in die Hosentaschen und Kleinhirne von Hinz und Kunz flattert, ist vielleicht mir einer Komm-Struktur-Predigt nicht aufzuhalten. Deshalb denke ich, dass es eine neue Kirchlichkeitshaltung der Christinnen und Christen in der Öffentlichkeit braucht. Diese kann gut uns richterweise in den Gemeinden erzeugt, gestärkt und nachgefüllt werden, aber wenn diese religiöse Haltung Privatsache bleibt, wird die Kirche der Zukunft im spirituellen Wohnzimmer stattfinden.

Nun bin ich von Haus aus ein Optimist, was Kirche angeht und überzeugt, dass Gott seine Kirche erhält, aber - und das habe ich als wichtiges theologisches Prinzip in der Bibel entdeckt - sind wir nicht Gottes Marionetten, sondern freie Geschöpfe der ethischen Verantwortlichkeit. Und das bedingt einen eigenen Anteil Nachdenkens und Entscheidens, weshalb uns Gott das Hirn gegeben hat. Auf diesem Wege aber, und da bin ich sicher, begleitet uns Gott und die Bitte um Hilfe fällt auf willige Ohren und den reichen Schatz allmächtiger Methodenvielfalt.

Theologie neu denken

Подняться наверх