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Eine Vision
ОглавлениеZu guter Letzt noch meine Vision von der weltweiten Kirche. Kirche als die Kirche Gottes ist ja bereits weltweit und auch gut vernetzt. Über kirchliche Kanäle kann z.B. Geld nach Brasilien gebracht werden, ohne Wertverlust durch Banküberweisungen. Das habe ich oft erlebt. Brot für die Welt arbeitet vorbildlich global und damit in einer extrem hohen Effektivitätsstufe, weil hier das Netz von weltweiter Kirche benutzt und gestärkt und weitergesponnen wird. Während andere Organisationen viel Geld für die Verwaltung aus ihren Spenden aufbringen muss, haben wir ein funktionierendes globales Netz, das Spenden nahezu 1:1 in die ganze Welt bringt und egal wo, gibt es eine Gemeinde, die Verhältnisse vor Ort beherrscht, Armut sieht, Bedürftigkeit kennt und gezielt helfen kann. Gottes Aug ist überall!
So denke ich mir, dass die Kirche der Zukunft Regional verwaltet bleibt, aber die vorhandenen globalen Strukturen noch weiter ausbaut: ökumenisch, Religionen übergreifend, Sozial vernetzt.,
Die nächste Stufe für mich wäre, dass der Papst in Rom als bereits bestehende Funktion sich mit einem Rat der Konfessionen umgibt und zum Sprecher der Christenheit wird. Alle christlichen Bischöfe, egal welcher christlichen Konfession, wählen eine Synode welcher der aus ihr gewählte Papst vorsteht. Seine Aufgabe: Sprachrohr der Christenheit zu sein. Öffentlich laut zu sagen, was aus christlicher Sicht zu den Vorkommnissen der Welt zu sagen ist. Keine Lehrstreitigkeiten beilegen, kein Dogma verkünden, sondern der Christenheit in der Welt eine Stimme geben.
In einem nächsten Schritt könnte ich mir denken, dass die Religionen sich zusammentun und im Sinne der Küng’schen Weltethos-Idee einen solchen Papst zum Sprecher der Religion machen im Gegenüber zu weltlichen Mächten, die sich ja auch lautstark und aggressiv Gehör verschaffen. Oder warum ertragen wir die Durchsage der Börsenkurse fast stündlich, obwohl das doch nur einen winzigen Prozentsatz der (Geld-)Bevölkerung wirklich betrifft. Der Barometerkurs der Nächstenliebe und der sozialen Gerechtigkeit, der Höhenflug der Menschlichkeit und die Börsentafel des gegenseitigen Verstehens, sowie ein Friedensanzeiger wären aus meiner Sicht viel wichtiger und auch hilfreicher und pädagogisch effektiver zur Gestaltung einer lebenswerten Welt! Lebendiges Wasser brauchen wir, kein abgestandenes Erdöl, damit wir leben können, - um an die Jahreslosung anzuknüpfen.
Ja, ich gebe zu, da ist noch viel offenes Nachdenken angesagt. Aber träumen darf man ja mal. Und Alternativen gibt es immer. Wir sind ja offen. Nicht nach allen Seiten, aber von oben nach unten, um Gottes Wort in die Welt zu bringen. Damit sie nicht vor die Hunde geht.
Joachim Pennig
geb. 1951 in Würzburg. Studium Theologie und christl. Publizist; zertifizierter Kommunikationstrainer (LMU München); 40 Jahre Pfarrer im Gemeindedienst in Aschaffenburg, Sulzbach-Rosenberg, Langensteinach, Neu-Ulm, Münnerstadt. Jetzt im Ruhestand in Kleinostheim.