Читать книгу Theologie neu denken - Joachim Pennig - Страница 32
Jedermann! Hast du deinen Schöpfer ganz vergessen… Die Zukunft der Kirche als notwendige Korrektur der Gesellschaft
ОглавлениеJoachim Pennig
Die Entwicklung der Menschheit lässt sich in groben Schritten so zeichnen, dass sich von der Gruppe der Affen, die vorwiegend triebgesteuert Nahrungs- und Überlebensbedürfnisse stillte, eine Linie zieht, bis hin zu einer global agierenden Bildungsmenschheit, die ein friedliches Zusammenleben zum Wohle aller erreicht hat. Die Geschichte schreibt auf dieser Linie Gruppenstreit, Stammesfehden, Königskriege, Machtblöcke, Weltkriege, … und webt da hinein Philosophen und Kirchenmänner, Propheten und Friedensgeister, Aufbrüche und Veränderungen, Hoffnungen und Enttäuschungen.
Eine lineare Kurve zum Guten und Besseren ergibt sich daraus nicht. Eher ein Durcheinander ein Verwoben-sein von allen möglichen Richtungen gleichzeitig, und so stellt es eher einen Kampf zwischen Gut und Böse dar, als eine Entwicklung. Das, was wir als Entwicklung erleben, ist die subjektive Sicht unserer Überlebenschancen. Denn während zugleich die Einen in großer Sicherheit und Luxus Geld über den eigenen Swimming-Pool hinauswerfen, damit es sich noch schneller vermehrt, ertrinken Andere auf der Flucht aus dem blanken, nicht gewinnbaren Existenzkampf jenseits der hohen Gartenmauern im Meer.
Ungerechtigkeit. Das war früher mal ein Wort, in dem ein Mensch sich mit einem anderen verglich, der denselben Rechtsanspruch hatte wie er. Ein König aber verglich sich nicht mit irgendwelchen Untertanen um Gerechtigkeit, eine Herrschaft nicht mit ihren Sklaven, die Kolonialmächte nicht mit ihren Eroberungen. Quod licet Jovi non licet bovi. Das Recht war eine Sache der Macht. Vom Faustrecht der Affen an und oft bis heute.
Mit der Aufklärung und der steigenden Bildung, der wachsenden Kommunikationsmöglichkeiten und Sprachkenntnisse, der wissenschaftlichen Einsichten in Entstehung und Geschichte der Welt, kurz Globalisierung genannt, veränderte sich das. Das Vergleichen begann. Recht wurde eine Sache des Vergleichs überhaupt. Und als "Dallas" durch unsere Wohnzimmer flimmerte, ersehnten viele Menschen, dass das Leben der Ölmillionäre doch auch ihres sein könnte. Was sie hätten sehen können, aber wohl nicht mitbedachten: So viel Geld, kann nicht jeder auf der Welt besitzen und wer es besitzt hat es sich nicht rechtmäßig erarbeitet. Eventuell legal aber rechtmäßig im ethischen Sinne nicht. Auch das zeigte "Dallas", aber da wollte niemand hinschauen. Denn was z.B. rechtfertigt, dass jemand, der zufällig auf Öl stößt, dieses Öl auch als das Seine beanspruchen darf. Oder was z.B. rechtfertigt, dass ein Fußballspieler Millionen abkassiert, und eine anderer, der im Sommer bei 40 grad 10 Stunden auf der Autobahnbaustelle schuftet nicht einmal ein Hundertstel davon bekommt. Leistet der Fußballer wirklich viele hundertmal mehr? Oder um wieviel größer ist die Verantwortung des Managers tatsächlich, der bis zum 1000fachen des Arbeiters an der Maschine im gleichen Betrieb "verdient"?
Die Salzburger Festspiele werden Jahr für Jahr mit "Jedermann" eröffnet. Ein bedeutender Satz von Fallersleben daraus heißt: "Jedermann! Hast Du Deinen Schöpfer ganz vergessen?"
Die bleibende und steigende Aktualität dieser Auseinandersetzung mit dem Jedermann rechtfertigt, das Stück jedes Jahr als Eröffnung der Salzburger Festspiele aufzuführen und eine ganze Reihe der Zuschauer*innen wären sicher selbst und direkt davon betroffen, scheinen es aber nicht zu merken. Warum sitzen Sie eigentlich da, und beklatschen das frenetisch, wenn sie nicht zuhören?
Ich sehe dahinter genau jene nicht erfolgte Entwicklung, die wir durch die sog. Aufklärung, die Liberalisierung, das Freiheitsstreben idealisiert und gut getarnt haben. Den Menschen wird vorgegaukelt, dass sie Dank dieser modernen Errungenschaften bessere Menschen wären, weil sie ohne Gott denken könnten und leben zu können meinen, weil ihre Freiheit ohne Grenzen sei, weil sie liberal offen seien für alles und jede noch so schräge Perversion. So offen, dass sie nicht mehr ganz dicht sind.
Während bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine mehr oder weniger funktionierende Religion, die in unserem Volk weit genug verbreitet war, das Schlimmste verhindert hat, durch die immerzu wiederholte Erinnerung an Moral und Ethik, an Recht und Gesetz, an Nächstenliebe und Lebenspriorität, hat sich das in der zweiten Hälfte begonnen auszudünnen. Die Kirche hat an Kraft und Einfluss verloren, aufgeklärte Bürger*innen meinen zunehmend, nach dem Beispiel Mächtiger, Religion und Gesetz selbst machen zu können und so haben andere Götter das Feld besetzt, unreflektiert, ungeprüft, nicht mehr lebenskonform, sondern machtkonform nach egoistischen Maßstäben.
Eine gesellschaftliche Reaktion darauf ist die Stärkung des rechten politischen Lagers. Menschen, die sich in der beliebigen Freiheit verlieren und im Gefühlsnebel meinen, sie seien die Verlierer, suchen nach starken Strukturen, nach Führungspersonen, nach einfachen Leitlinien, nach Recht mit dem Baseball-Schläger. Kirche und Religion, die bis dahin eine breite Ordnung erhalten hatten, wurden, weil sie der Gier auch Einhalt geboten, so lange madig gemacht, bis die Menschen glaubten ohne sie leben zu können. Madig machen heißt dabei z.B. in den Medien und der öffentlichen Diskussion, dass vorwiegend negativ-Nachrichten über die Kirche verbreitet wurden. Wie oft wurde eine lange nicht mehr vorhandene Hexenverbrennung oder weit in der Geschichte zurückliegende Kreuzzüge angeführt, um zu zeigen, dass Kirche schlecht sei. Was aber Diakonie und Caritas aktuell millionenfach für die Gesellschaft leisten, wurde säuberlich klein gehalten. Und z.B. die Kosten im Gesundheitswesen zeigen uns, wie viel es jeden Einzelnen kostet, dass kirchliche Arbeit daraus weitgehend verdrängt wurde. Ein Dank an Nonnen und Diakonissen an dieser Stelle, die ihr Leben dafür aufgeopfert haben!
Ich will das nicht entschuldigen, dass es Missstände in Kirche und Religion gibt. Aber daneben gibt es eben noch immer auch millionenfache Hilfe täglich in Kirche und Diakonie/ Caritas, die damit völlig aus dem Blick gedrängt wird. Aber für das Geldmachen gilt: Only bad news are good news! "Bericht"-Erstattung sieht meiner Meinung nach anders aus. Da wäre dem Zuschauer/-hörer Differenzierung zuzumuten. Das Gute und das Schlechte zugleich zu benennen, damit es eine Relation erhält. Da dürften Interviews, die manipulativ fragen nicht mehr gesendet werden, da dürfte die "Sensation" keinen größeren Stellenwert haben als das Berichten aller Seiten einer Sache. Aber davon sind wir in den Medien – leider auch in den öffentlich-rechtlichen, - mittlerweile weit entfernt. Wir haben nur "Talk"-Shows, aber leider keine "Hear"-Shows. Insofern frage ich: Jedermann-Rundfunk! Hast Du Deine Grundsätze ganz vergessen?
Um am Beispiel konkret zu werden: Viel Aufregung und Demonstrationen habe ich in letzter Zeit gehört, die sich gegen die Polizei und Ordnungskräfte gerichtet haben. Polizeigewalt sei unannehmbar habe ich gehört, nicht nur einmal in Kommentaren in den Medien, sondern immer wieder. Nur ein sehr wenige Male habe ich jedoch in der ganzen aufgeregten Stimmenmenge den Satz gehört: Polizisten anzuspucken, willkürlich Steine und Brandsätze auf sie zu schleudern, sie anzupöbeln, nur weil sie ihren Job tun, ist auch unannehmbar, ist unanständig und geht überhaupt nicht. Klar, das geschah ja auch nicht medienwirksam. Da hat niemand das Handy draufgehalten, als sich ein junger Rüpel ungehörig aufgeführt hat; als der erste Demonstrant ohne Grund einen Pflasterstein auf den Kopf eines Polizisten warf.
Die Verrohung unserer Gesellschaft, als angebliche Freiheit getarnt, hat eine Schieflage in der Wahrnehmung. Nicht wer seine eigenen Bedürfnisse hinter dem Grundrecht auf Freiheit verbrämt, ist auch im Recht. Nicht die Masse der Polizisten (es gibt rund 300.000 in Deutschland) ist grundlegend schlecht, aber doch eine große Zahl der 80 Millionen Bürger*innen 5,4 Millionen Straftaten). Und ich überlege, ob nicht da der Hebel anzusetzen ist. Am Anstands- und Unrechtsbewusstsein der Menschen. Aber wer soll das tun, wenn es keine Kirche mehr gibt?
Um es ganz deutlich zu sagen: Ich verteidige nicht das Fehlverhalten von ganz gleich welchen Menschen. Bei Amtsträgern wird das jedoch viel lückenloser untersucht als das Fehlverhalten von Bürger*innen. Als ehemaliger Seelsorger, auch für Polizisten, weiß ich von den Ängsten und Nöten der Bürgerinnen und Bürger in Polizeiuniform, die oft genug einen Dienst tun, im Gegenüber zu Demonstranten, deren Meinung sie teilen. Aber das ist nicht gefragt. Sie sind angetreten das Recht im Land zu schützen, das andere mitunter permanent verletzen. Und dieser Schutz dient uns allen. Die Polizei vertritt geltendes Recht und tut das täglich 100 000fach, um die ganze Gesellschaft vor dem Zerfall zu schützten in Rechtlosigkeit und Willkür, Selbstjustiz und Privatrechtsermächtigung.
Ich denke deshalb, dass hier Differenzierung und Berichterstattungsgerechtigkeit angebracht wäre. Und da gäbe es aus meiner Sicht viel zu machen.
Noch eine Abgrenzung: Bei meiner Kritik an den Medien handelt es sich nicht um einen Lügenpressen-Vorwurf, wie von der politischen Rechten. Damit habe ich nichts gemeinsam. Die Presse ist, mit dem was sie macht, eine unerlässliche Säule unseres Rechtsstaats. Man möchte nach Karl Barth nur ergänzend rufen: Kritischer möchten mir die Kritischen sein! Mehr Differenzierung und Darstellung der Komplexität, auch wenn das einige überfordert, würde es doch zeigen, dass die einfachen Antworten, egal woher sie kommen, nicht die Wirklichkeit abbilden. Komplexität ist zu zumuten, denn sie ist Abbild der Realität!
Hier hätte die Kirche ihren Platz und ihre Aufgabe in und an der Welt. Laut zu sagen, dass die Welt eine Schöpfung ist, die mit Gott zu rechnen hat, die aus Diesseits und Jenseits besteht, die komplexer und differenzierter funktioniert nach dem Bauplan Gottes, den der Glaube kennt und der in den Geboten und im Wort Gottes den Menschen verfügbar ist. Dem zuwiderhandeln hat noch immer in der Geschichte zu Sintfluten, Turmbaugeschichten, Brudermord und Völkervernichtung geführt, wie in der Bibel grundsätzlich und heilsgeschichtlich auf breiter Basis nachzulesen ist. Das Evangelium erfüllt nicht von Menschen abgefragte Wünsche, sondern Grundbedürfnisse des Lebens. Diese Lebensgesetze zu missachten tötet den Menschen.
Um das zu verhindern und das Leben in seinen Grundsätzen wieder zu festigen braucht es eine funktionierende Kirche, eine lebendige Religion als Werte-verbindende Basis Vieler. Wer das zerstört, zerstört langfristig das Leben.
Gesellschaftlich relevant wäre deshalb eine Gesetzgebung zu bedenken. Die Verschlechterung der Medienqualität ist u.a. auch eine Folge der Privatisierung, weil damit der Druck entstand, mit Medien Geld machen zu wollen, um gar Aktionäre zu bedienen. Der Wahrheit hat diese Unionsentscheidung unter Kohl nicht gedient. Und die angebliche Mündigkeit der Bürger*innen darf ja wohl auf Grund überbordender Gegen-Indizien angezweifelt werden. Folglich wäre zu überlegen ob nicht stärker Gesetzgebung regeln müsste, was durch den Wegfall der breiten Anerkenntnis der 10 Gebote verloren gegangen ist: Schutz des Lebens, der Wahrheit, der intimen Beziehungen, der Kinder, der notwenigen Autorität von ???, also alles, was die 10 Gebote schon mal hatten.
Wieder konkret: Ein Mediengesetz nimmt z.B. die öffentlich-rechtlichen Medien aus allem Konkurrenzdruck raus und stellt die Berichterstattung frei: Auch für Fußball und Sonstiges, wonach die privaten Sender mit viel Geld gieren. Alles was ein bestimmtes Maß an öffentlichem Interesse hat, wäre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Hohe Einschaltquoten wären dafür ein mögliches Kriterium. Dafür werden diese verpflichtet differenzierter und breiter die Realität zu recherchieren. (Sondersendungen, die keine Information enthalten, sondern nur inhaltsloses Breittreten von willkürlich ausgewählten Gefühlen sind, sind zu streichen.)
Ein anderer, aus meiner Sicht wichtiger Einschnitt, wäre in den Medien zu machen bei den Krimis und Co: Wer immer sich damit einmal beschäftigt ist entsetzt, wie viele und wie viele perverse und heimtückische Morde und Grausamkeiten zu jeder Tag- und Nachtzeit im für alle zugänglichen Free-TV teils in Großaufnahme zu sehen sind. Speziell in Zeiten wie Corona, wo davon auszugehen ist, dass viele Kinder und Jugendliche zu jeder Zeit vermehrt vor dem Fernsehapparat sitzen, der in machen Familien ja durchläuft, dürfte so etwas von Rechtswegen gar nicht gezeigt werden. Es trägt, wie viele Untersuchungen das ja auch schon zeigen, deutlich zur Verrohung und zum Verlust von ethischer und moralischer Haltung und Urteilsfähigkeit von Jugendlichen und auch Erwachsenen bei, und führt oft genug auch zu Radikalisierung und krankhaften Reaktionen. Bereits in den 80er Jahren gab es hunderte, auf Grund von Gerichtsakten nachgewiesene, Fälle von eindeutigen Zusammenhängen von Medienkonsum und realen Verbrechen. Ohne Folgen. Die davon abhängige Wirtschaft und angebliche Arbeitsplätze waren wichtiger als Menschenleben – bis heute. Hier wäre dringend Nachholbedarf. Aber wie die Mitweltproblematik mit Klimaproblematik (seit 1965 hochrangig wissenschaftlich belegt, z.B. durch den Club of Rome) ist auch hier das Geld gegen die Vernunft und schwächt die Einsicht für die Zukunft.
Ein nötiges Gesetz wäre es, zu sagen: unethisches Verhalten darf nicht direkt in öffentlich zugänglichen Medien dargestellt werden. Das betrifft u.a. Tötung von Menschen, Quälen und gewaltsames Verletzen von Lebewesen, offensichtlich absichtliches Umgehen und Missachten von Gesetzen und Grundrechten.
Daneben könnte man mit den Medien eine Selbstverpflichtung diskutieren, die neben jede schlechte Meldung eine gute stellt. Das würde die gesamte Nachrichtenlage verändern und in Folge dessen auch die Gesellschaft.
Konkret: Neben der Meldung: "Auf der A3 starben bei einem schweren Verkehrsunfall heute früh 3 Menschen." Stünde dann z.B. die Meldung: "Im Krankenhaus nah der Unfallstelle wurde von einer 37jährigen Frau am Morgen Drillingen das Leben geschenkt."
Und natürlich macht das was mit der Gesellschaft. Man stelle sich mal vor, dass jeden Morgen um 7:00 Uhr in den Nachrichten käme: "Gestern starben 23 Menschen in Deutschland an einem ärztlichen Kunstfehler." Wer würde nach einem Monat noch zum Arzt gehen? - Aber bei Morddarstellungen in den Krimis glauben wir, dass es den Menschen nicht verändert?
Krimis könnten dann noch sein, aber Grausamkeiten und Mordmethoden dürften nicht mehr gezeigt werden, sondern blieben der Phantasie des Menschen durch indirekte Darstellung überlassen, was ein sehr guter Fortschritt zu Verbesserung der Verrohung wäre, wie moderne Hirnforschung eindeutig belegt. Damit müssten auch Kriegsfilme anderes gestaltet werden. Zerstörung und Grausamkeit des Krieges und seine Folgen lassen sich nämlich auch anders zeigen als großgezogene Zoomdarstellungen vom Zerfetzen menschlicher Körper. Denn das hat mehr mit Sensationslust zu tun, als mit historischer Aufklärung und Abschreckung, wie gelegentlich behauptet wird, auch das ist wissenschaftlich ausreichend und umfänglich dargestellt.
Mit solch einem Gesetz würden auch manche Äußerungen in den social media automatisch in den Bereich des Strafbaren und Verfolgbaren geraten und die Flut von Gesetzlosigkeiten in diesem Bereich besser handhabbar machen.
Vielleicht wäre das die Funktion der Kirche in der Öffentlichkeit heute, eine Stimme dafür zu werden, die sich einmischt in den gesellschaftlichen Diskurs, Vorwürfe, die gleich gegen Kirche kommen werden, zurechtrückt und neu hinweist auf das, was mit dem Zurückdrängen von Religion und Kirche bereits verloren gegangen ist in unserem Land. Wenn Zukunft eine Zukunft für alle werden will, dann ist dies genau so dringend und drängend wie Klimawandel und Pandemiebekämpfung. Denn die pandemischen Zersetzungen in Herz und Seele, in Ethik und Moral, sind mindestens ebenso schädlich und tödlich, wie die Unachtsamkeit gegenüber einem Virus. Ethik ist systemrelevant! Und eine falsch verstandener Aufklärungsmissbrauch ist eine Atombombe für das Zusammenleben, das aus dem globalen Denken, nicht mehr herausgelöst werden kann und deshalb um so sorgfältiger und breiter bedacht werden will.
Ein gleichzeitiger Schritt wäre mit Hinblick auf die globale Relevanz der Thematik, dass der Küng'sche Gedanke eines Weltethos in Kirche und Welt neu diskutiert wird. Immer wieder begegnen mir Einwände dagegen wie der, dass Küng eine Einheitsreligion wollte. Das ist völlig daneben und hat mit dem Gedanken des Weltethos überhaupt nichts zu tun. Gerade das wollte das Weltethos nicht!!!
Jeder sollte in SEINER Religion das leben, was es dort und hier schon gibt: Nämlich die vier in allen Religionen bereits verankerten Grundsätze der Würde und Unversehrtheit allen Lebens unter den gemeinsamen Ressourcen der Welt:
1. Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben.
2. Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung.
3. Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit.
4. Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.
Im Grundsatzpapier von Chicago 1993 heißt es ausdrücklich: "Mit Weltethos meinen wir keine neue Weltideologie, auch keine einheitliche Weltreligion jenseits aller bestehenden Religionen, erst recht nicht die Herrschaft einer Religion über alle anderen. Mit Weltethos meinen wir einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer Maßstäbe und persönlicher Grundhaltungen." (Erklärung zum Weltethos, Chicago 1993, Seite 5.) Wie es weiter heißt gibt es weltweit Frieden und Gerechtigkeit nicht vorstellbar ohne einen Zusammenschluss dieser Art der Religionen. Es könnte sogar der notwendige Zusammenschluss sein, der den religiös verbrämten Terrorismus Paroli bieten könnte.
Voraussetzung ist dafür, dass es eine funktionierende Religion in einem Land gibt. Die Zerstörung von Religion verhindert grundsätzlich Frieden, Gerechtigkeit und Leben für alle. Das kann nur das Interesse von despotischen Machthabern sein, niemals das von Demokratien oder anderen denkbaren Formen der politischen Grundlage zum Leben aller Menschen in einem Land und auf der Welt (urbi et orbi).
Von hier aus gesehen hat Kirche in Zukunft nicht weniger Gewicht für die Welt, sondern mehr und ein stärkeres. Das als Kirche selbst zu erkennen und zu thematisieren und sich damit in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen könnte die Zukunft auch der Kirche sein: Jedermann auf dieser Welt: Vergiss Deinen Schöpfer nicht!
Hast Reli nicht in Deiner Glatz
Ist der Rest schnell für die Katz