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Bekennen

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Das dritte Element wäre für die Zukunft der Kirche, die Ich-Botschaft, das authentische Bekenntnis. Offenheit entsteht, wenn ich von mir erzähle was mir wichtig ist, ohne den Anspruch zu erheben, das was mir wichtig ist für alle verbindlich machen zu wollen. Ich denke, dass religiöse Menschen da oft über das Ziel schießen und so Religion auch ein Stück weit in Verruf gebracht haben. Ich gestehe, dass ich auch nicht immer frei von dem Drang bin, weil


ich ja als richtig erkannt habe, was ich zu leben versuche. Was wir aber brauchen ist das offene Gespräch, das Mitteilen in Offenheit und doch Verbindlichkeit für mich selbst. Wenn das gelingt, kann es zu echtem Gespräch und der „Euseinandersetzung“, Eu-Auseinandersetzung kommen, dem guten Austausch von verschiedenen Haltungen und Wertschätzungen, die sich gegenseitig annehmen und voneinander zu lernen bereit sind. Dieses Bekenntnis setzt voraus, dass einerseits ich selbst aus gutem Grund von dem überzeugt bin, was ich einbringe, anderseits mich aber auch fähig mache, in die Welt des Gegenübers einzutreten, die gute Absicht und das für ihn/sie hilfreiche für sein Leben zu verstehen.

Das Bekenntnis, das nur meine Haltung für richtig hält, ist das Bekenntnis nach innen, zu meiner eigenen Sicherheit, zur Vergewisserung im Zweifel, der ein Teil meines Bekenntnisses ist, wenn es halbwegs gesund ist. Das Bekenntnis nach außen jedoch erzählt, bietet an, lädt ein, breitet aus, und alles stets mit der Offenheit und Freiheit mit dem weltweiten Gegenüber im Blick.

Dieses Bekenntnis der Offenheit ist ein wichtiger Beitrag der Kirche zur Gesellschaft. Denn das offene authentische Bekenntnis mischt sich ein in die Wertebildung der Gemeinschaft, aber auf eine Art und Weise, wie sie gehört werden kann. Diese hört und versteht zuerst und legt dann die eigene Haltung erkennbar hinzu. So entsteht das Mosaik der Pluralität, die einlädt und Chancen eröffnet. Denn wer in seiner Religion von der universellen Gültigkeit der in der Religion behaupteten Wahrheit ausgeht, ist notgedrungen global unterwegs. Und eine Religion, die einen Schöpfer Himmels und der Erde postuliert, kann nicht an den Grenzen Deutschlands die Wahrheit dieses Bekenntnisses enden lassen, sondern wird wohl davon auszugehen haben, dass auch der FERNE Nächste Geschöpf dieses Gottes ist. Folglich ist die Euseinandersetzung mit ihm aus Gründen der eigenen Wahrhaftigkeit geboten.

Benedikt von Nursia wird der Satz zugeschrieben: Höre mit dem Ohr Deines Herzens. Pater Michael Hermes hat das in einen Kanon geschrieben, der im „Kommt atmet auf“-Liederbuch aus dem Gottesdienst Institut aus Nürnberg unter der Nummer 071 abgedruckt ist: „Schweige und höre, neige Deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“ Abzüglich der monastischen Komponente, weist dies wohl den Weg in die Richtung, die ich für unsere Kirche wünschend erhoffe. Eine klare innere Haltung, die nach außen strahlt, statt hektischer Handlungen nach außen, die innerlich verhungern. Konkret: Hören - auf Gott und die Welt zugleich. Verstehen - als offenes und weites Zugewandtsein. Bekennen - als verbindliche Haltung zur Euseinandersetzung. Und zwar in dieser Reihenfolge. Denn das Hören auf Gott steht an aller Anfang.

Theologie neu denken

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