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9. Kapitel: Schwere Tage

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Inhaltsverzeichnis

Es war eine lange Fahrt bis zur »Elli«. Die See ging hoch. Die Strömung war gegen uns, und da ich seit morgens noch gar nichts gegessen hatte, kam mir das Pullen mit dem schweren Riemen recht sauer an. Die erste Frage meiner Begleiter betraf meine Uhr. Sie wunderten sich sehr, daß ich sie noch besaß. Wenn mich der Steuermann schlüge, solle ich ihn beim Konsul anzeigen.

Inzwischen waren wir der »Elli« so nahe gekommen, daß ich Personen unterscheiden konnte. Man mußte auch mich bemerkt haben, denn ich sah, wie die Matrosen neugierig aus dem Logis kamen und in die Wanten kletterten. Der Koch war aus seiner Kombüse herausgetreten, und der Steuermann saß mit dem Fernglas auf der Reling.

Dort gab's gewiß noch manchen Sturm für mich, aber nun mochte kommen, was wollte. Ich war zum Äußersten entschlossen. Das Boot legte an. Ich hatte meinen Strohhut trotzig über die Stirn gezogen, und so stieg ich festen Schrittes über das Fallreep an Deck und begab mich ins Logis. Es war gerade Kaffeezeit. Die ganze Mannschaft bestürmte mich nun mit Fragen. Wo ich gesteckt, wovon ich gelebt hätte, wie ich erwischt wäre. Ich hätte gewiß nichts zu fressen gehabt und so weiter. Ich antwortete bunt durcheinander und fühlte mich sehr abgespannt. Am liebsten hätte ich erst ein paar Brote verschlungen, aber ich schämte mich, den Eindruck zu erwecken, als ob ich an Land hätte hungern müssen. So aß ich gar nichts, sondern ging mit Hermann an die Arbeit. Die Erzählung meiner Erlebnisse in Belize fand nur wenig Glauben. August meinte, ich solle ihm doch nicht so einen dummen Bären aufbinden.

Steuermann war zunächst zu meiner Verwunderung ziemlich ruhig. Wahrscheinlich fühlte er, daß ich mich nicht mehr vor ihm fürchtete.

»Wie konntest du nur so etwas machen? Weißt du auch, daß dich das die ganze Heuer kostet?« sagte er. »Vielleicht muß sogar dein Vater noch etwas dazubezahlen.«

»Nun, dann fahre ich lieber so lange, bis ich soviel verdient habe.«

»Ja, wenn der Alte dich behält!« Ich mußte lachen. Als ob mir daran etwas gelegen wäre!

Von meinen Sachen fand ich nichts mehr im Logis vor. Da man mir sagte, daß der Steuermann dieselben konfisziert habe, bat ich ihn, sie mir herauszugeben. Ich erhielt aber nur meine Matratze, eine Hose, ein Hemd und Briefschaften. Alles andere behielt der Steuermann, »damit ich nicht wieder ausreißen könne«, eine Sicherheitsmaßregel, die gesetzlich erlaubt wäre. Die Matrosen hatten sich sofort nach meiner Flucht verschiedenes von meinem Eigentum angeeignet. Hermann und einige andere Ehrliche gaben mir das nun zurück. Aber es fehlte noch vielerlei. Ich war damals so grenzenlos liederlich, daß ich selbst nicht einmal genau sagen konnte, was mir gehörte.

In der nächsten Zeit hatte ich sehr unter dem Spott der anderen zu leiden. Der Kapitän und die Matrosen zogen mich fortwährend auf. August nannte mich nur noch den »Störtebeker« oder den »Yukatandurchkreuzer«, und Jahn meinte, das hätte ich nun davon, daß ich die Reise ganz umsonst mache.

Eines Morgens verließ das Papenburger Segelschiff Belize. Kapitän Pommer rief uns alle auf das Hinterdeck. Dann schwenkte er seinen breiten Schlapphut und rief mit Bärenstimme über das Wasser: »Noch eins zum Abschied, hipp hipp hurra!«

»Hipp hipp hurra!« brüllten wir andern dreimal mit, und »Hipp hipp hurra!« erscholl die Antwort von drüben. Wir winkten, bis das Schiff unseren Blicken entschwand.

Ich wußte jetzt, wie es gekommen, daß mich die englische Polizei erwischt hatte. Kapitän Pommer hatte einen Preis auf meine Ergreifung ausgesetzt, und daraufhin hatte mich ein Gelber, der früher auf der »Elli« gearbeitet und der mich an dem verhängnisvollen Tag am Hafen erkannt hatte, bei einem Kriminalbeamten angezeigt.

Diesen Menschen bekam ich bald nachher einmal an Bord der »Elli« zu Gesicht. Kapitän Pommer schimpfte gerade furchtbar auf ihn, weil das Farbholz, das er gebracht hatte, ganz naß war, und ich warf ihm einen Blick zu, daß mir die Augen schmerzten. Aber der Kerl schmunzelte übers ganze Gesicht.

Ich mußte mir auch gefallen lassen, daß die schwarzen Kerle und ihre Kinder mich verhöhnten, etwa mich gelegentlich fragten, ob ich nicht bald auf den Mexikaner ginge oder wie es mir an Land gefallen habe.

Einmal sah ich auch von der Back aus das Boot des Mexikaners vorüberfahren und erkannte den Zimmermann darin. Da kam ein sehnsüchtiges Gefühl über mich.

Ich versuchte auch noch einmal, die Flügel zu heben. Als das Boot von Land zurückkehrend dicht an unserem Heck vorüberkam, rief ich den Matrosen zu, sie möchten vorn am Klüverbaum anlegen und mich übernehmen. Sie hatten aber keine Lust oder keine Courage, und auch die zwei Dollar, die ich ihnen für diesen Dienst anbot, wirkten nicht. Vielleicht verstanden sie mich auch nicht. Jedenfalls fuhren sie weiter. Mittlerweile waren Leichterboote längsseits gekommen, und wir luden wieder Blauholz ein. Ich mußte von früh bis abends auf der Stelling stehen und die schweren Klötze hochreichen. Diese Arbeit ging wie ein Uhrwerk gleichmäßig vor sich, und die einzelnen Räder dieses Uhrwerks wurden nicht geschont. Die schweren, splitterigen Holzklötze wogen vielleicht 150 bis 250 Pfund durchschnittlich. Damit den ganzen Tag herumzuhantieren, wahrhaftig, das war harte Arbeit, die selbst den Stärksten unter uns, wie Gustav und Jahn, oft unerträglich vorkam. Ich stand auf der untersten Stelling mit Gustav. Der verhältnismäßig gutmütige Memelsmann nahm wenigstens Rücksicht, wenn ich einmal eine Sekunde einhalten mußte. Manchmal nahm er mit seinen gigantischen Tatzen ein großes Stück Blauholz ganz allein und reichte es nach oben, so daß die Neger staunten. Ich hatte eine Wunde am Fuß und mußte deshalb barfuß gehen. Ein stämmiger junger Neger, der mir das Holz heraufreichte, vergnügte sich dabei mit dem Versuch, mir die Holzstücke auf die Füße zu werfen. Es wimmelte in dem Holz von Skorpionen. Einmal fiel auch eine lange, smaragdgrüne Schlange an Deck, die von den Matrosen aufgespießt und über Bord geworfen wurde. Die Neger hatten große Angst vor Skorpionen und erzählten, daß eine Stunde nach dem Biß eines solchen Tieres der Tod eintrete Ich hatte einen Skorpion mit der Mütze gefaßt, um ihn lebend mitzunehmen, aber die Matrosen duldeten das nicht und machten das »giftige Viehzeug« tot.

Die Arbeit wurde besonders durch die drückende Hitze erschwert. Als einzige Erfrischung hatte man uns einige Eimer mit Hafergrützwasser hingestellt. Das war für einen Moment wohltuend, aber es nahm uns die Kraft. Als ich einmal sehr viel davon getrunken hatte, fing ich an zu taumeln und wäre sicher umgesunken, wenn ich nicht, durch die höhnischen Reden des Steuermannes angefeuert, alle Energie zusammengenommen hatte. Wir Schiffsjungen hatten natürlich mehr als andere zu arbeiten. Abends nach Ausscheiden, wenn die anderen zur Koje gingen, mußten Napoleon und ich noch Deck fegen. Ich hatte dabei teils aus Müdigkeit, teils weil ich Napoleon etwas fragen wollte, einen Moment mit Fegen eingehalten. Sofort kam der Steuermann auf mich zugestürzt und schlug mich erst mit der Faust und dann mit einem an Deck liegenden Tauende ins Gesicht. Zum Abendbrot schien er das wieder zu bereuen, denn er rief mich zur »Besanschoote«, worunter wir einen Schnaps verstanden. »Nach der Auffrischung sollst du auch eine kleine Vertröstung haben.«

»Nein«, erwiderte ich ablehnend, »ich sage das dem Konsul.«

»Zum Konsul willst du? Allright!«

Ich fühlte mich einige Tage ganz krank. Mein Kopf war heiß, und dabei fror ich sogar zu Mittag in der Gluthitze. Ich wagte nicht das zu sagen, da ich sonst noch obendrein Spott und Hohn gefunden hatte, aber es kostete mich verzweifelte Anstrengung, in diesem Zustand die harte Arbeit zu verrichten. Am Sonntag, dem 28. Juni, schrieb ich den letzten Brief von Belize nach der Heimat. Dann erbat ich mir vom Steuermann meine Sachen, um sie zu waschen, mußte sie dann aber wieder abliefern.

Unter Augusts Roheit und Gemeinheit hatte ich sehr zu leiden. Er fiel aber auch den andern zur Last durch seine oft haarsträubenden Aufschneidereien.

»Das kann ich euch sagen, wißt ihr, – –« leitete er seine langen Reden gewöhnlich ein, bei denen das Ende stets dem Anfang widersprach. »Auf dem Schiff, da gab's Arbeit. Da waren Leute unter uns, die mit zwanzig Jahren aschgraues Haar hatten. Aber wir waren Kerle. Wir verstanden uns zu drücken. Manchmal rührten wir vierzehn Tage lang keinen Finger – –« In dieser Art langweilte er uns stundenlang.

Außer dem Blauholz erhielten wir jetzt mächtige Mahagoni- und Zedernstämme, die mit einer Handwinde an Bord geleiert werden mußten. Auch in diesem Holz fanden wir eine Menge Skorpione, sowie eine große, rote Kakerlakenart, einmal auch eine Tarantel. Von alledem konnte ich aber nur einen Skorpion unbemerkt in meinem Taschentuch fangen, den ich in Kognak aufbewahrte. Den Kognak verschaffte mir Napoleon. Er verhalf mir überhaupt in dankbarer Weise zu manchem, wie ich früher ihm.

Eines Tages gewahrte ich, ins Logis tretend, einen nackten Neger in meiner Koje damit beschäftigt, sich mit meiner Nagelschere eine Warze von der Nase zu schneiden. Dabei sang er höchst fidel: »Du bis errückt, mei Kind.« »That is Kapitänssong für Schnaps!« sagte er bei meinem Eintritt, ohne sich in seiner Tätigkeit stören zu lassen. Er meinte damit, daß er das dem Kapitän öfters vorsinge und dafür einen Schnaps von ihm erhielte.

Am Abend, als wir gerade beim Schaffen saßen, kam August stockbetrunken vom Land zurück, eine ungeheure Wassermelone im Arm, die er mehrmals fallen ließ. Während er die Frucht an unserem Tisch zerschnitt und aufaß, knüpfte er in seiner gewohnten ernsten Tonart irgendeine fabelhafte Geschichte daran. Als ich dabei an einer Stelle das Lachen nicht verbergen konnte, warf er mir wütend einen Teller an den Kopf. Nun sprang aber Jahn auf und sagte ihm einmal gehörig die Meinung.

»Das kann ich dir sagen, Jahn«, stammelte August, »weißt du, ich bin ein ehrlicher Kerl, aber wenn mir einer die Wassermelonen auffrißt – das kann ich nie vergessen, und wenn dreißig Jahre vergehen sollten. – Ich bin ein ehrlicher Kerl. Gustav, hier hast du ein Mango, du bist ungefähr zwanzig Pfund wert, aber wenn mir einer beleidigt, das kann ich dir sagen, dann knacks!« Hier markierte August pantomimisch das Abdrücken einer Pistole.

Wieder kam ein Schoner mit Blauholz längsseits. Lauter große Stücke, die zwei Personen kaum heben konnten.

Das Fahrzeug sah ebenso schmutzig wie malerisch aus. Auf den hochgetürmten Holzklötzen kletterten Hunde, in Lumpen gehüllte Neger und Schweine umher.

Von den Schweinen bekam ich mit dem ersten Stück Blauholz eine höchst unangenehme Visitenkarte in die Hände.

Steuermann stand an der Waage und betrog die Neger tüchtig. Auch ich war diesmal mit Jahn an der Waage postiert, mußte aber fast alle Stücke allein hinaufheben, während Jahn zusah. »Siehst du, wie schön das geht?« höhnte er. Ich versuchte auszuhalten. Neben mir stand ein Eimer mit Grützwasser, das der Koch zu unserer Erfrischung hingestellt hatte. Ich trank einmal zehn Tassen davon hintereinander. Zuletzt mußte ich im Arbeiten innehalten. Der Schweiß lief mir von der Stirn in die Augen, so daß ich nichts mehr sehen konnte, und die Beine trugen mich nicht mehr. So setzte ich mich unbekümmert um das Gelächter der anderen einen Moment auf den Lukendeckel.

Steuermann warf mir einen giftigen Blick zu. »Warte, ich will dich auf der Heimreise lehren, dich wohlzufühlen!«

Aber auch die anderen waren ganz schlapp und lagen über Mittag wie tote Fliegen an Deck. Dann kam der schwere Augenblick, wenn Steuermann uns mit seinem quälenden »Turn to« wieder an die Arbeit rief. Wenn man da hätte weiterschlafen dürfen!

Jahn und August, die sich nach Möglichkeit drückten, waren aus diesem Grunde noch am frischesten.

August erzählte eine Geschichte, die so begann: »Ja, das kann ich euch sagen, da war ein gewisser Hansen, das waren zwei Brüder. So eine Frau habe ich überhaupt nicht wieder gesehen.«

Gegen fünf Uhr war der Schoner leer, und wir freuten uns schon, nun ausruhen zu können, als der Befehl zu neuer Arbeit kam. Die gewichtigen Ankerketten in dem heißen Raum unter der Back mußten aufgeklart und Wasser aus dem Schiffsraum gepumpt werden.

Zum Abendbrot wurde uns nur wenig Zeit gelassen, dann lichteten wir den Anker und brachten das Schiff nach einem anderen Liegeplatz näher dem Lande zu. Wir erwarteten für den nächsten Tag eine weitere Mahagoniladung. Nun kam das erlösende Wort »Ausscheiden«, das heißt für mich nicht. Ich hatte die erste Wache. Zwei Stunden. Aber als diese vorüber war, streckte ich mich auf der Kombüse aus, denn an Deck konnte man der Skorpione wegen nicht liegen. Und schlief. Und schlief.

Die Kost wurde immer schlechter. Das bißchen frische Fleisch und Brot, das wir zweimal wöchentlich erhielten, verdarb der Koch. Das Hartbrot wimmelte von Maden und Ameisen, die wir notdürftig entfernten, indem wir das Brot vor dem Genuß auf den Knien zerschlugen. Unter der Bezeichnung »Zucker« erhielten wir eine braune, flüssige Masse. Der einzige Trost bestand noch in den Früchten, die dann und wann einer von Land mitbrachte oder die uns von Bumbootsleuten angeboten wurden. Vorzüglich schmeckten Limonen in Wasser ausgedrückt.

August fuhr fast jeden Abend an Land und kam dann regelmäßig betrunken zurück, um darauf an Bord den vertilgten Alkohol zu langen Reden zu verarbeiten, bei denen niemand zu lachen wagte. Er war begeisterter Sozialdemokrat und sang jeden Abend seinen Lieblingsvers:

Er hängt an keinem Galgen,

Er hängt an keinem Strick,

Er hängt am festen Glauben

Der freien Republik.

Willy und Gustav erzählten, wie wild und roh es auf dem mexikanischen Schoner zuginge, auf den ich beinahe gekommen wäre.

Sie hatten, als sie mit dem Boot das Schiff passierten, beobachtet, wie einige Matrosen einen Menschen, der ins Wasser gefallen oder geworfen war und der verzweifelte Anstrengungen machte, das Fallreep zu erreichen, immer wieder zurückstießen.

Zwanzig große, vierkantige Blöcke Mahagoniholz trafen ein, die wir mit Hilfe von drei Winschen aufnahmen. Schwere Arbeit! Das war überhaupt die Losung an Bord in Belize. Die Klötze, die etwa 11/2 m im Durchmesser und zirka 6 m in der Länge betrugen, sahen imposant aus. Die teuren Stämme wurden nicht in Booten, sondern floßweise an das Schiff gebracht. Unsere Matrosen ruderten sie vom Lande her. Das war nicht leicht, denn sie hatten den Strom gegen sich, und der Weg bis zur »Elli« war sehr lang. Solch ein Floß wurde Rafft genannt.

Ich hatte im Zwischendeck, wo ich Hartbrot fürs Logis holen wollte, einen unbedeutenden Wortstreit mit dem Franzosen. Steuermann kam dazu. Als er sah, daß außer Napoleon niemand zugegen und dieser auch gegen mich war, ließ er seinen ganzen Haß an mir aus, indem er ohne weitere Veranlassung mich ins Gesicht schlug und mich sogar mit den Füßen in den Leib trat, so daß ich laut aufschrie. »Willst du noch schreien!« zischte er wütend.

Ich überlegte mir den ganzen Tag, wie ich mich an dem Schuft rächen könnte, und machte mir selber Vorwürfe, daß ich ihn nicht mit der ersten besten Waffe niedergeschlagen hatte. Ich wußte aber, daß dann alle gegen mich gewesen wären. Entweder hätte man mich totgeschlagen oder in Eisen gelegt. Das alles erwog ich an diesem Tage ernsthaft und hatte sogar ein paarmal noch schlimmere Gedanken.

In der kommenden Nacht trat eine auffallende Moskitoplage ein, die wahrscheinlich mit der Witterung im Zusammenhang stand. Kein Mensch an Bord und, wie ich später hörte, auch keiner an Land – mit Ausnahme der Schwarzen – konnte zu dieser Zeit schlafen. Ich hatte mich von Deck ins Logis geflüchtet, konnte es aber auch hier vor Stichen nicht aushalten. Dann stieg ich wieder auf ein Boot, unter das Boot, darauf kletterte ich an den Wanten hoch und versuchte, in etwas gewagter Weise auf dem Mars zu schlafen. Doch überall begleitete mich das unheimliche Summen der kaum sichtbaren Tiere. Überall stachen mich diese Bestien. Es war eine schwüle Mondscheinnacht, und meine Lage auf der kleinen, hölzernen Plattform oben am Mast mit der weiten Aussicht über das Meer hatte etwas sehr Romantisches, das mich unter anderen Umständen wohl gereizt hätte. Aber ich war todmüde. Schließlich versuchte ich es doch noch einmal an Deck, indem ich mein Gesicht mit einem Hemd verhüllte und Strümpfe über die Hände zog.

Am Sonntagmorgen, als ich in meiner Koje aus ungestörtem Schlaf erwachte, hörte ich, daß es draußen regnete. Irgend jemand rief mich an Deck. Als ich hinaufkam, goß mir Jahn einen Eimer Wasser über den Kopf, »zur Auffrischung«, wie er sagte. Ich wollte umkehren, um meinen Anzug zu wechseln, doch Steuermann, der den Vorgang schadenfroh beobachtet hatte, zog mich zum Deckfegen nach achtern. »Nicht wahr, das ist doch ein gemeiner Mensch? Der gibt dir noch sonntags Arbeit«, sagte er und meinte sich selbst, »denkst du nicht so?«

»Nein, ich denke nicht so.«

»Nun, du kannst denken, was du willst, nur denke nicht laut, sonst denke ich mal laut.«

»Sieh mal«, fuhr er mich nach einer Weile wieder an, indem er mich in den Arm zwickte, »kannst du das Ende dort nicht sehen? Ich werde dich gleich alle Enden zehnmal abnehmen und neu aufschießen lassen.«

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