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2.12 Öffnung und Verschluss des unteren Ösophagussphinkters
ОглавлениеAuch der untere Ösophagussphinkter (uÖS), die sog. »Pars cardiaca ventriculi« oder kurz »Cardia« genannt, ist in Ruhe tonisch kontrahiert und stellt hierdurch eine physiologische Refluxbarriere dar. Seine Relaxation beginnt kurz nach dem Durchtritt des Bolus in den Ösophagus, etwa 2–3 sec. nach der Schluckinitiierung und setzt sich mit Eintreffen der ersten peristaltischen Welle am ösophago-gastralen Übergang fort. Dabei sinkt der Druck des unteren Ösophagussphinkters bis auf das Niveau des Mageninnendrucks (Pehl 2018).
Die Öffnung des unteren Ösophagussphinkters wird durch eine Aktivierung der postganglionären inhibitorischen Fasern im Plexus myentericus, auch »Auerbachplexus« genannt, vermittelt und durch den Bolusdruck getriggert (Allescher und Weingart 2012). Seine Retonisierung nach Aufnahme des Bolus verhindert ein Zurückfließen der Nahrung. Somit können Störungen der Öffnungs- und Verschlussfunktion des unteren Ösophagussphinkters zu einem ösophagealen Bolusverhalt bzw. einem Reflux von gastralem und/oder gastroduodenalem Inhalt führen. Typisch für einen gastro-ösophagealen Reflux ist eine mit dem Schluckakt nicht assoziierte transiente Relaxation des unteren Ösophagussphinkters. Auch ein permanent reduzierter Sphinktertonus kann bereits bei geringer gastraler Druckerhöhung einen Reflux verursachen (Kahrilas 1996).
Der Ruhe- bzw. Grundtonus des unteren Ösophagussphinkters, der etwa bei 20 mmHg liegt und damit höher als der intragastrale Druck ist, kann auch durch Pharmaka, wie beispielsweise Anticholinergika, Kalziumantagonisten oder auch exogene Noxen, wie Nikotin oder Alkohol beeinflusst werden (Schumpelick et al. 2000). Zu den tonussenkenden Substanzen gehören Dopamin und Beta-Rezeptor-Agonisten, tonussteigernde Substanzen sind beispielsweise die Neurotransmitter Substanz P und Acetylcholin (Klinke et al. 2005). Die Kontraktion des unteren Ösophagussphinkters wird vor allem durch das Acetylcholin der Ganglienzellen des Plexus myentericus hervorgerufen. Eine reduzierte oder aufgehobene Relaxation des unteren Ösophagussphinkters, die meist mit einer insuffizienten oder gänzlich ausbleibenden peristaltischen Aktivität ( Abb. 5.26), in seltenen Fällen jedoch auch mit einer Hypermotilität des tubulären Ösophagus einhergehen kann (Cassella et al. 1964), wird als »Achalasie« bezeichnet.
2 Zum besseren Verständnis wird der in der Literatur am häufigsten benutzte Begriff »oberer Ösophagussphinkter« auch in dieser Veröffentlichung beibehalten.