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3 Ätiologie von Dysphagien

Der physiologische Schluckakt ist sowohl an die Intaktheit neuronaler Steuerungsmechanismen als auch an die Unversehrtheit anatomisch-funktioneller Strukturen der Schluckpassage geknüpft. So können die Ursachen von Dysphagien außerordentlich vielfältig sein und alle Schluckphasen betreffen, wobei neurogene Erkrankungen ätiologisch am häufigsten sind (Warnecke und Dziewas 2018). Neurogen bedingte Dysphagien werden u. a. durch Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems, der neuromuskulären Übergangsregion oder der Schluckmuskulatur selbst hervorgerufen (Prosiegel 2018). Andere nicht neurogene Ursachen sind beispielsweise angeborene Fehlbildungen, Kopf-Halstumore, Z. n. therapeutischer Radiatio, Erkrankungen der HWS bzw. des retropharyngealen Raumes oder des Ösophagus und Magens. Aber auch psychiatrische und dentale Erkrankungen können Auslöser von Schluckstörungen sein (Nienstedt und Pflug 2017). Eine ausführliche Übersicht zur Ätiologie von Dysphagien findet sich in Bartolome und Schröter-Morasch (2018) sowie bei Arens et al. (2015).

Obwohl bei manchen Grunderkrankungen alle Phasen des Schluckvorgangs gleichermaßen betroffen sein können, ist es dennoch sinnvoll, zwischen oropharyngealen und ösophagealen Dysphagien zu unterscheiden.

Als oropharyngeale Dysphagien bezeichnet man Störungen der Boluspassage vom Mund- und Rachenraum bis zum pharyngo-ösophagealen Übergang, wohingegen ösophageale Dysphagien Störungen der Boluspassage vom tubulären Ösophagus, dem gastro-ösophagealen Übergang bis zum Magen bezeichnen. Beide Formen unterscheiden sich im Hinblick auf die diagnostische Herangehensweise und die Behandlung. Ätiologie und Symptomatik ösophagealer Dysphagien werden in Kapitel 5.4 eingehender dargestellt.

Die Biomechanik und sensorischen Funktionen der oralen und pharyngealen Schluckphase können durch folgende Erkrankungen beeinträchtigt werden.

Neurogene Erkrankungen

• Schlaganfälle (Ischämische Infarkte, intrazerebrale Hirnblutungen, Subarachnoidal- und Subduralblutungen)

• Neurodegenerative Erkrankungen (ALS, Parkinson-Syndrome, Demenzen etc.)

• Hirntumore

• Entzündliche Erkrankungen des ZNS (Multiple Sklerose, Meningitis)

• Erkrankungen der neuromuskulären Übergangsregion (Myastenia gravis, Lambert-Eaton-Rooke-Syndrom)

• Myositiden (Dermatomyositis, Einschlusskörperchemyositis, Polymyositis)

• Botulismus

• Neuro- und Myopathien (z. B. Z. n. Langzeitbeatmung, Critical-Illness-Polyneuropathie und -Myopathie, akutes Guillain-Barré-Syndrom, Miller-Fischer-Syndrom)

• Muskeldystrophien (Cystrophia myotonica Curshmann-Steinert-Batten, okulopharyngeale Muskeldystrophie vom Typ Duchenne)

• Kindliche Zerebralparesen

• Schädel-Hirn-Traumen

• Hohe Querschnittslähmungen

Mechanisch-anatomische Ursachen

• Oro- und Hypopharynxkarzinome, Larynxkarzinome, Z. n. partieller Glossektomie und Larynektomie, Z. n. Neck-Dissektion

• Erkrankungen des retropharyngealen Raumes (z. B. Abszesse, Hämatome)

• Ventrale zervikale Spondylophyten

• Zervikale Hyperlordose

• Z. n. Fremdkörper-Ingestion

Andere Ursachen

• Postradiogene Störungen

• Z. n. HWS-OP (vor allem nach ventralem Zugang)

• Carotisendarteriektomie

• Xerostomie, Exsikkose

• Medikamentöse Nebenwirkungen

• Mykosen (Mundsoor)

• Struma (selten!)

Psychogene Ursachen

• Phagophobie

• Globus pharyngis (Ein Globus pharyngis kann auch organisch bedingt sein (Reflux)

Schluckdiagnostik

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