Читать книгу Stille Gespräche - Johannes Busch - Страница 22

Ihr solltet euch einmal die Mühe machen und zusammenstellen, wie oft im Neuen Testament das Wort „Geduld“ vorkommt. Meistens an entscheidenden und wichtigen Stellen! Es ist ein so köstliches Wort. Lasst es euch nicht verdrießen, wenn ich es euch in der griechischen Ursprache sage: hypomone. Das heißt wörtlich: „Darunterbleiben“. Schöner kann man es ja nicht sagen. Unter einer Last aushalten und nicht müde werden, bis uns schließlich diese Last abgenommen wird. Darum bedeutet Geduld das gewisse und getroste Warten auf das, was Gott tut. Es bedeutet das unentwegte Ausharren und beharrliche Hinschauen auf das große Ziel, dem unser Leben und Arbeiten entgegengeht. Angesichts dieser herrlichen Sache begreife ich, warum Jesus, als es seinem Ende zuging, seinen Kampfgefährten, den Jüngern, das Wort mitgab: „Faßet eure Seelen mit Geduld.“ So wie ein Krieger sich für schweren Kampf mit einer Rüstung bekleidet, so sind Jünger Jesu mit der Geduld gewappnet.

Diese Rüstung müssen wir erst bekommen, die hat keiner von Natur. Darum hat die Geduld ihren Ursprung nicht in unseren guten Tugenden. Diese Geduld hat ihren Ursprung allein im Herzen Gottes. Darum jubelt der Apostel Paulus im Römerbrief beim Aufblick zu seinem Herrn über den „Gott der Geduld und des Trostes“. Spürt ihr nicht, wie in dieser Anbetung des lebendigen Gottes der ganze Reichtum der frohen Botschaft liegt? Der Herr der Welt, der verborgene, gewaltige Gott, hat sich zu armen Menschen so heruntergeneigt. dass Er ihnen ein Gott der Geduld und des Trostes wird. Nach seinem göttlichen Recht hätte Er uns alle verstoßen und verwerfen müssen. Weil Er Gott ist, hätte Er keinen Augenblick länger unseren Ungehorsam tragen können. Nun straft Er nicht unsere Schuld, nun verwirft Er uns nicht mit unserem Elend, sondern Er, der heilige, reine Gott, stellt sich unter die dunkle Last einer ganzen Welt. In Jesus ist die unendliche Geduld Gottes, die Er mit armen Sündern hat, offenbar geworden. In diesem Heiland der Welt ringt Er mit uns, deren Leben eigentlich schon längst verwirkt ist, dass wir selig werden sollen. Wenn die Bibel von Geduld spricht, dann enthält dies jedes Mal das große Angebot Gottes, dass mit uns, die wir unrettbar verloren sind, noch einmal alles gut werden könnte, weil es einen lebendigen Heiland gibt. O du treuer Gott der Geduld und des Trostes!