Читать книгу Stille Gespräche - Johannes Busch - Страница 24
5. Wie sieht denn solche Geduld aus?
Оглавлениеa) Rechte Geduld ist immer aufs Ziel ausgerichtet. Da redet der unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes in seinem Brief mit einer Gemeinde, die sehr müde geworden ist. Die lähmende Teufelsgeduld droht das Gemeindeleben zum Erstarren zu bringen. Da ruft er es ihnen zu: „Darum auch wir, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben ... lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Jetzt wird es deutlich, dass diese Geduld nicht ein ruhender, gemütlich-sanfter Zustand ist, sondern eine auf das Ziel ausgerichtete Bewegung. Es geht in unserem persönlichen Leben darum, dass wir Jesus nachfolgen, um einmal mit Ihm in der Herrlichkeit zu sein. Es geht in unserer Jugendarbeit um den Auftrag, junge Menschen für Christus und sein Reich zu gewinnen. Die Größe des Zieles bewahrt uns, dass wir uns in den Kleinigkeiten und Hindernissen, die jeder Alltag in Fülle bringt, verlieren: „Wer hier ermüden will, der schaue auf das Ziel, da ist Freude.“
b) Rechte Geduld lernt gehorsam sein. „Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut.“ An diesem Punkt liegt der Finger Jesu an meiner wundesten Stelle. Da sehe ich Schwierigkeiten und Hemmnisse. Wie schnell will mein Fleisch und Blut hinzufahren. Und wenn ich nachher zurückschaue, habe ich eher verdorben, statt etwas gutzumachen. Jetzt darf ich in der Geduld Jesu erst einmal abwarten. Es gibt keine Schwierigkeit und keine Not, die uns nicht in jedem Augenblick daran erinnern will, dass wir noch viel gehorsamer werden sollen. Wenn es bei euch nicht vorwärtsgeht, dann stürzt euch nicht in eine verwirrende Geschäftigkeit, sondern haltet bis in die Tiefe hinein der Frage stand: Was will jetzt der Herr? Da stoßt ihr zum Köstlichsten vor, dass alle Schwierigkeiten einen verborgenen Segen in sich tragen, und wir dadurch Jesus näherkommen.
c) Rechte Geduld lebt aus einer völlig neuen Blickrichtung. „Lasset uns aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Zunächst siehst du nur deine Schwierigkeiten. Du siehst die Fehler all der Menschen, die um dich her stehen. Daraus kommt nur Ärger und Verzagtheit. Unter der Geduld Jesu geschieht das Wunder, dass ein einsamer Mann, der bis zum Hals in lauter Nöten steckt, auf einmal sagen kann: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Wundert ihr euch nicht, wie uns die Apostelgeschichte immer wieder berichtet, dass die Männer Gottes so fröhlich ihren wahrhaftig nicht leichten Weg gegangen sind? Es geht von einer Verhaftung zur anderen. Sie werden geprügelt, geschlagen und in die Gefängnisse geworfen. Und ihr hört nur von lauter Freude, von Siegesliedern und herrlicher Gewissheit. Da liegt das Geheimnis, dass diese Männer durch eine wunderbare Schule gegangen sind. Das haben sie bei Jesus gelernt, dass man mitten in Stürmen auf Ihn allein sehen muss. Das ist göttliche Geduld.
d) Rechte Geduld treibt uns zu lebendigem Beten. In einer Stadt wurde nach dem Kriege ein paar Mal unter größtem Einsatz versucht, eine lebendige Jungmännerarbeit zu beginnen, und jedes Mal ging es daneben. Einer aber spürte, dass er in all dem Versagen den Auftrag habe, doch den Jungmännerkreis zu sammeln. Aber zunächst ereignete sich gar nichts. Und als man ihn fragte, ob er denn nun nicht endlich etwas tun wolle, antwortet er: „Ich tue unendlich viel, ich bete um den zweiten Mann.“ Wie habe ich mich gefreut, als sich mir vor einigen Wochen in der dortigen Gegend ein junger Mann vorstellte, der aus jener Stadt kam: „Ich bin der zweite Mann.“ Da seht ihr, wie Geduld hineingreift in die Schatzkammern Gottes. Rechte Geduld weiß darum, dass wir nichts vermögen, der Herr aber alles kann.
e) Rechte Geduld erträgt den Bruder. Das ist das Wunderbare, dass Menschen, die in ihrer ganzen Arbeit nichts anderes tun, als auf die Hände Jesu zu schauen, nun auch in neuer Weise dem Bruder begegnen können. Wer aus der Geduld Gottes heraus den neuen Blick auf Jesus hat, hat auch einen neuen Blick für den Bruder. Ich denke seit einiger Zeit so oft an die Geschichte von Moody. Als 21-jähriger junger Mann leitete er eine Sonntagsschule von 1500 Kindern. Einer seiner ersten Grundsätze war: „Je schwieriger ein Junge ist, desto geringer wird der Grund, ihn wegzuschicken.“ „Tröstet die Kleinmütigen, traget die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann“ (1. Thess. 5, 14). Das war die Sünde des Schalksknechts, von dem uns Jesus in Matthäus 18 erzählt, dass er selber Zug um Zug aus der Geduld seines Herrn lebte. Aber dann kommt sein Mitknecht und bettelt ihn an: „Habe Geduld mit mir ...“ Und diese Geduld hat er nicht. Wie fleht eine verlorene und gebundene Jugend um uns her um die Geduld der Gnade, und wir sind solche Schalksknechte! Und wieder meine ich, es müsste eine wahrhaft göttliche Geduld sein, nicht die Eligeduld, die einfach zu der Sünde schweigt. Es müsste dieses werbende Herauslieben sein, das Jesus an uns so freundlich übt. Was für eine Magnetkraft, die aus weiter Ferne Menschen heranzieht, würde über unserem ganzen Leben liegen, wenn es in der Fülle der geduldigen Liebe und der liebenden Geduld unseres Heilandes stünde!
f) Rechte Geduld erfährt lauter Wunder. Wir gehen, wenn wir im Gehorsam Jesu stehen, ständig einen scheinbar völlig hoffnungslosen Weg. Es sieht in jedem Augenblick so aus, als ob es gar keinen Sinn hätte, mit diesem Jesus zu leben, Ihm zu dienen und für Ihn zu arbeiten. Aber jedes Mal, wenn wir gerade verzagen wollen, wird der Glaube wunderbar getröstet, weil er zu seinem großen Erstaunen in unseren Verlegenheiten die Fußspuren des lebendigen Gottes sieht. Wenn wir am Ende sind, dann wird die Geduld des Glaubens aufgerichtet, dass sie es nun sehen darf, dass Gott jetzt erst richtig anfängt. Du würdest Wunder erleben, wenn du mehr auf Jesus und viel weniger auf dich und deine Fähigkeiten sehen würdest. „Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget.“