Читать книгу Das Phantom der Kate Summer - Josephine Katharina Groß - Страница 29

Оглавление

Traumpaar

London 1990

Es war ein bezaubernder, sonniger Frühlingstag und Grace Anderson war der vollen Überzeugung, dass an einem solchen Tag nichts Schlimmes passieren könnte. Die junge Lady balancierte gerade über eine kleine Mauer, die frisch gepflückten Blumen trug sie zu einem Kranz geflochten in ihrer hellbraunen Lockenpracht. Charles konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Seine Frau war nie wirklich erwachsen geworden. Keine schlechten Nachrichten konnten ihr naives, reines Herz verdunkeln, und keine noch so strenge Dame der feinen Gesellschaft konnte ihr ihre kindlichen Angewohnheiten austreiben. Sie lebte in ihrem persönlichen Nimmerland.

»Sieh nur, Charles, da oben im Baum!«, unterbrach Graces goldige Stimme seinen Gedankengang. Sie deutete über sich, wo gerade zwei kleine graue Eichhörnchen miteinander spielten.

»Ach, Charles«, begann sie mit ihrer träumerischen Stimme, »Ich wünschte, ich wäre ein Eichhörnchen und könnte weit über dem Erdboden durch die Baumkronen springen, von Ast zu Ast, wie es mir gefällt.«

»Ach, wirklich, mein Schatz?«, entgegnete Charles amüsiert. »Wenn ich mich richtig erinnere, wolltest du gestern noch ein Vogel sein und bis zu den Wolken fliegen, den Flugwind zwischen deinen Federn spüren … War es nicht so ähnlich?«

»Wenn ich meine Gestalt doch nur jeden Tag frei wählen könnte!«, rief sie zum Himmel empor und lachte das süßeste Lachen, das Charles je gehört hatte. Er schmolz geradezu dahin, wenn er ihr Lachen hörte, so sehr liebte er sie. Ihm war egal gewesen, was seine Mutter – möge sie in Frieden ruhen – oder seine eitle große Schwester über sie gesagt hatten. Sie hatten mit allen Mitteln versucht, ihn von dem Plan abzubringen, dieses unzivilisierte Mädchen vom Land zu heiraten. Sie zur Lady Anderson zu machen. Unter anderem hatten sie ihn mit unzähligen reichen Schnepfen verkuppeln wollen. Doch diese Bekanntschaften hatten ihm nur noch mehr vor Augen geführt, was er niemals haben wollte und ihn somit in seinem Vorhaben, Grace zu seiner Frau zu nehmen, nur noch bestärkt.

Vom Tag ihres Einzugs in die große Villa hatte sich alles verändert. Sie war die Erste gewesen, die das riesige Anwesen mit Leben hatte füllen können und mit frischer Energie und Freude. Greenjewel Manor war nicht wiederzuerkennen, seit es seine neue Herrin empfangen hatte. Alles war voller frischer Blumen und Düfte. Grace liebte Blumen. Sie hatte ihm einmal erzählt, dass sie fest daran glauben würde, dass in ihnen kleine Elfen leben würden, die ebenso schön wären, wie ihre Häuser. Und auch wenn Charles kein abergläubischer Mensch war, hatte er von diesem Tag an begonnen, an Elfen zu glauben. Denn seine Frau zählte mit hundertprozentiger Sicherheit zu ihnen, auch wenn sie das selbst nicht wusste. Das war eine weitere Seite, die er so an ihr liebte. Sie hatte keine Ahnung, welche Wirkung, welche Ausstrahlung sie auf andere Leute hatte. Wusste nicht, wie wunderschön sie war, wie zauberhaft. Ihr war es gelungen, Greenjewel Manor zu ihrer Blume zu machen, welche ihrer Schönheit angemessen war.

»Hilf mir mal, Charles.«

Wieder lockte ihn ihre Stimme aus seinen Tagträumen zurück in die reale Welt. Sie war am Ende der Mauer angekommen und hatte die Arme ausgestreckt, damit er sie auffing. Wie ein kleines Mädchen, dachte er und lächelte.

Vorsichtig ließ er sie in seine Arme gleiten, so als könne sie zerbrechen, wenn er zu grob mit ihr umging. Und so verharrten sie eine Weile. Sie in seinen Armen, den Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Charles roch den frischen Duft der Blumen in ihrem Haar und eine Strähne kitzelte ihn an der Nase. Doch er wagte es nicht, sie beiseitezuschieben oder sich auch sonst irgendwie zu bewegen.

»Ich bin so glücklich, Charles«, flüsterte Grace und küsste seine Wange.

Ach Grace, dachte er. Wenn er ihr doch nur irgendwie begreiflich machen könnte, was sie ihm bedeutete, und dass sie es war, die ihn zum glücklichsten Menschen der Welt machte.

Das Phantom der Kate Summer

Подняться наверх