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Lucys Geheimnis

London 2006

»Das kann doch nicht sein«, murmelte Katherine Summer, zwei Tage vor dem großen Wettkampf. Sie hatte gerade ihre Morgenzeitung vor sich ausgebreitet.

»Was ist los, Mom?«, fragte Faye, welche sich gerade ihr Brötchen schmierte. Katherine war plötzlich alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Völlig entgeistert schaute sie ihre beiden Töchter an, welche nun beide sichtlich verwirrt dreinblickten. Selten hatten sie ihre Mutter, die sonst immer so gefasst war, auf diese Weise erlebt.

»Sie haben die arme Lucy von dem Wettbewerb disqualifiziert«, brachte sie schließlich heraus. Erschrocken ließ Faye ihr Messer fallen.

»Sie lässt niemanden in ihr Zimmer, Miss Faye«, sagte Joseph, Lucys Butler, mit gesenktem Blick und versperrte Faye den Weg in die riesige Anderson Villa.

Nachdem sie die Hiobsbotschaft erreicht hatte, war Faye sofort vom Frühstückstisch aufgesprungen, hatte sich ihren Mantel übergeworfen und war durch halb London zu ihrer besten Freundin nach Hause gerannt.

»Bitte, Joseph! Sie wissen genau so gut wie ich, dass Lucy mir nicht verweigern würde, sie zu sehen. Sie ist meine beste Freundin, also bitte lassen sie mich zu ihr.«

»Na schön«, meinte Joseph widerwillig und gab Faye den Weg frei. Sofort zischte sie an ihm vorbei, die große, elegante Treppe im Eingangsbereich hinauf, einen langen Flur entlang und stoppte schließlich vor einer riesigen weißen Tür, welche mit silbernen und goldenen Verzierungen versehen war.

Sie brauchte einen Moment Zeit, um ihre Energie zu zügeln, und klopfte dann bedächtig an die große Tür. Von innen war nur ein leises Schluchzen zu hören. Langsam öffnete Faye die Tür, um Lucy nicht aufzuschrecken.

Sie saß auf ihrem riesigen Himmelbett, welches in der Mitte des Raumes stand. Vorsichtig setzte sich Faye neben sie und legte einen Arm um Lucys Schultern. Nun blickte ihre Freundin das erste Mal auf.

»Das war’s wohl mit unserem Plan, zusammen nach St. Petersburg zu gehen«, murmelte sie.

Als Faye das hörte, war plötzlich alle Ruhe verflogen. Sie konnte sich einfach nicht länger zusammenreißen.

»Das können die doch nicht einfach machen! Was gibt ihnen die Berechtigung, so zu handeln? Sie können dich doch nicht einfach von dem Wettbewerb ausschließen. Das ist einfach nicht fair!«, sprudelte es aus ihr heraus.

Auf Lucys Gesicht bildete sich ein sanftes Lächeln.

»Du hast den Artikel nicht gelesen, sondern bist sofort losgestürmt, als du die Schlagzeile gesehen hast, nicht wahr?«

Erst jetzt fiel Faye auf, dass Lucy recht hatte. In der Zeitung war bestimmt der Grund angegeben, warum sie Lucy disqualifiziert hatten. Fragend sah sie ihrer besten Freundin in die Augen. Es konnte doch nicht ernsthaft eine vernünftige Erklärung für diese Ungerechtigkeit geben.

»Alles ist gut, Faye«, sagte diese. »Wer auch immer mich aus dem Weg haben wollte, hat sich nicht genug Gedanken gemacht. Joseph hat gerade jemanden schicken lassen, der alles aufklärt.«

Erschrocken starrte Faye sie an. »Aber warum weinst du dann?«, fragte sie völlig verwirrt. Es war doch schließlich alles gut und wenn die Sache erst einmal geklärt wäre, dürfte Lucy sicher wieder in den Wettbewerb einsteigen.

»Wer auch immer mich vor der Welt bloßstellen wollte, hat behauptet, meine Eltern hätten die Jury mit sehr viel Geld bestochen, um mich später auf das Siegertreppchen zu stellen.«

Das klang in Fayes Ohren für kurze Zeit gar nicht so verwerflich. Jeder, der das pompöse Anwesen der Familie Anderson auch nur aus der Ferne sah, musste erkennen, wie vermögend sie waren. Leuten wie Lucys Eltern wäre es bestimmt möglich, mit Geld alles zu bekommen, was sie sich wünschten. Doch fand Faye den Gedanken daran, dass jemand Lord und Lady Anderson zu Unrecht beschuldigt hatte, unerhört.

»Aber so wie es das Schicksal wollte, ist dieser Fall nun ganz leicht aufzuklären«, fuhr Lucy fort und senkte traurig den Blick.

Faye erschrak innerlich, denn ihr wurde auf einmal schlagartig klar, warum Lucys Eltern die Jury auf keinen Fall bestochen haben konnten.

»Meine Eltern sind tot«, sagte Lucy und fiel Faye schluchzend in die Arme.

Am nächsten Tag war die ganze Sache um Lucy vergessen. Die Zeitung entschuldigte sich vielmals für ihr Vertrauen auf eine unsichere Quelle, obgleich sie jene nicht verraten durften.

Lizzy hatte genug von den ganzen Kabalen und Intrigen rund um den Wettbewerb, an welchem sie sowieso nicht teilnehmen durfte und so flüchtete sie alleine in den kleinen Park, welcher zwei Kreuzungen von ihrem Haus entfernt war.

Sie setzte sich auf eine grüngestrichene Bank, auf der sie früher schon immer mit ihrem Vater gesessen hatte, und fütterte – ebenfalls wie früher – die Enten zu ihren Füßen.

Während sie in Erinnerungen schwelgte, bemerkte sie nicht, wie hinter ihr ein Junge mit blondem Haar und grünen Augen auftauchte. Mit leisen Schritten kam er auf sie zu.

»Da sind wir wohl auf dieselbe Idee gekommen«, sagte er und riss Lizzy aus ihrer Traumwelt, sodass sie vor Schreck die Brotstücke fallen ließ, die sie noch in der Hand gehabt hatte.

Als sie jedoch erkannte, um wem es sich bei ihren überraschenden Besucher handelte, musste sie lächeln. Genau wie Lizzy war auch Luke vor dem Stress zu Hause geflohen, denn seine Mutter war während der Zeit des Wettbewerbs unerträglich. Überall wo er sich aufhielt, störte er. Alles was er sagte, ging ihr auf die Nerven. Und alles was er tat, stellte sie nicht zufrieden. Was eigentlich auch sonst nicht anders war. Wettbewerb hin oder her.

Etwas zögernd setzte sich Luke neben Lizzy und nahm ihre Hand.

Das Phantom der Kate Summer

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