Читать книгу Das Phantom der Kate Summer - Josephine Katharina Groß - Страница 35
ОглавлениеDer Weg in die Zukunft
Am letzten Abend, den Faye in London verbrachte, konnte Lizzy ihre Traurigkeit jedoch nicht zurückhalten. Sie würde ab dem morgigen Tag von ihrer Zwillingsschwester getrennt sein. Auch wenn sie vom Charakter her so unterschiedlich waren und in ihrem früheren Leben, als es noch Faye und Elizabeth Summer gegeben hatte, öfters mal gestritten hatten, waren sie in den letzten Monaten so nah miteinander verbunden gewesen, dass eine Trennung nun unvorstellbar schien. Beide teilten sich das Leben der Kate Summer. Sie waren eins geworden, und nun sollten sie plötzlich getrennt werden. Sie teilten sich ein und dasselbe Leben. Wie sollten sie dann an unterschiedlichen Enden der Welt leben, ohne dabei kaputt zu gehen?
Als Faye ihre Schwester schluchzen hörte, stieg sie aus ihrem eigenen Bett und setzte sich neben sie.
»Alles wird gut, Lizzy, glaub mir«, versuchte sie, ihr gut zuzureden und nahm sie in den Arm.
»Wieso ist das alles so kompliziert?«, brachte Lizzy unter einem Schluchzen hervor und bettete ihren Kopf in Fayes Schoß. Sorgsam strich Faye ihrer Schwester über deren blonde Locken, die ihren eigenen so ähnlich waren.
»Es wird einfacher werden, wenn ich erst mal fort bin. Du kannst unser Leben hier weiterführen und ich eben woanders. Mir stehen da ganz neue Möglichkeiten offen und du kannst dich hier von deinem Luke umschwärmen und von Ms Brooks zu einer perfekten kleinen Primaballerina ausbilden lassen.«
Bei dem Gedanken an Luke musste Lizzy unwillkürlich lächeln. Sie hatte noch niemandem von den tiefen Gefühlen, die sie für ihn empfand erzählt. Doch vor ihrer Zwillingsschwester war wie immer kein Geheimnis sicher.
»Du schreibst mir doch, oder?«, wollte Lizzy wissen.
»Natürlich schreibe ich dir, du dummes Ding«, entgegnete Faye und brachte ihre Schwester mit ihren neckischen Worten zum Lachen. »Na, siehst du?«, fragte sie dann, »Ich wusste doch, dass du das Lachen nicht verlernt haben kannst.«
Nun richtete Lizzy sich auf, sodass sie Faye in die Augen sehen konnte.
»Tu mir einen Gefallen, Schwesterherz«, sagte Faye.
»Alles, was du willst.«
»Wenn ich weg bin, lass deinen Gefühlen freien Lauf. Lache, so wie du es gerade getan hast, liebe deinen Traumprinzen und lebe das Leben, das du auch wirklich leben willst.«
»Bist du fertig mit dem Packen, mein Schatz? Das Taxi steht vor der Tür!«, rief Katherine Summer am nächsten Morgen vom alten Treppenhaus aus ins Kinderzimmer hinauf. »Du darfst deinen Flug nicht verpassen, Liebling!«
»Ich komme!«, rief Faye von oben zurück und kam bald darauf mit einem alten, roten Reisekoffer die Treppe hinunter gestürmt. Sie hatte nur die für sie wichtigen Sachen mitgenommen. Darunter ein Bild, worauf die Familie Summer zu sehen war, als ihr Vater noch gelebt hatte, und natürlich alles, was sie fürs Ballett benötigte.
Ihre geschätzte CD-Sammlung hatte sie Lizzy vermacht, mit den Worten: »Dann hast du endlich mal anständige Musik zu hören«, woraufhin diese sie mit dem Ellbogen in die Rippen geknufft hatte.
Sonst hatte Faye nicht viel Besitz. Sie machte sich nichts aus Krimskrams und Möbel würde es in ihrem neuen Zuhause wohl geben.
Bevor Faye aus der Tür stürmen konnte, wurde sie von der Haushälterin Betty so dolle gedrückt, dass sie dachte, sie platze gleich. Sie würde die rundliche, ältere Dame vermissen, welche sie und Lizzy mit ihrem riesengroßen Herzen aufgezogen hatte.
Ihre Mutter und ihre Schwester hatten bereits im Taxi Platz genommen. So wie auch ein weiteres Mädchen, welches wiederum vor Freude fast zu platzen schien.
Lucy war es unangenehm gewesen, mit ihrem gesamten Hofstaat an den Bahnhof zu fahren, und so hatte sie sich früh morgens heimlich zu den Summers aufgemacht, um mit ihnen gemeinsam die aufregende Reise in ihre Zukunft anzutreten.
Zögernd stieg nun auch Faye in das schwarze Taxi und schaute ein letztes Mal auf ihr Stadthaus in London. Ein Haus, an welchem viele Erinnerungen hingen. In welchem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hatte.
Was würde sie in St. Petersburg, in ihrem neuen Zuhause und ihrer noch unbekannten, neuen Heimat wohl erwarten? Sie musste sich wohl oder übel überraschen lassen.
»Bereit, mein Schatz?«, Katherine sah Faye über den Rückspiegel tief in die Augen.
»Ich bin bereit, Mom.«