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6 Die Weise Alte

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Die Weise Alte saß tagelang mit der Weisen Mutter zusammen, um ihr von den letzten Jahren in der anderen Welt zu berichten. Besonders interessierte die Weise Mutter ein Bildband, in dem die Sehenswürdigkeiten mehrere Hauptstädte abgebildet waren. Immer wieder sah sie sich den Eiffelturm an und konnte nicht glauben, dass Menschen in der Lage waren, einen Turm zu bauen, der fast in den Himmel reichte.

„Wie heißt der Ort, an dem dieser Turm steht?“

„Paris.“

„Bist du schon einmal dort gewesen?“

„Nein, dieses Paris liegt sehr weit von hier in einem anderen Erdteil. Mein Vater Nils hat dort als junger Mann gelebt und wollte mir zu einem späteren Zeitpunkt diesen Ort zeigen. Leider ist es nicht mehr dazu gekommen, und so werde ich Paris leider nie kennenlernen.“

Mehrmals die Woche besuchte die Weise Alte mit Zeichenblock und Stiften den Wald, um alles, was ihr bemerkenswert erschien, auf dem Papier festzuhalten. Sie ging auch hinaus in die Wüste, zeichnete die dortige Flora und die verschiedenen Bodenformationen, die sie in der Umgebung des Felsen vorfand. Sie war jedes Mal überrascht, wie viel Schönes und Interessantes die für einen Außenstehenden „tote“ Wüste für jemanden bereithielt, der in der Lage war, die Wüste so zu sehen, wie sie es konnte. Wenn sie mit ihrem Zeichenblock aus dem Wald oder aus der Wüste ins Dorf zurückkehrte, führte sie ihr erster Weg zur Weisen Mutter, um ihr ihre neuesten Zeichnungen zu zeigen.


Die Jahre gingen ins Land und das Zeichenpapier war schon lange aufgebraucht. Die Weise Mutter hatte inzwischen die Weise Tochter bei sich aufgenommen, um sie zu erziehen und auf ihre Rolle als Königin der Sonnenkinder und der Tiere und Pflanzen im Wald vorzubereiten. Die Weise Alte stand der Weisen Mutter weiterhin als Ratgeberin zur Seite. Dann kam der Tag, dass die Weise Mutter verstarb und ihre Nachfolgerin Königin wurde. Auch die neue Weise Mutter suchte die Nähe der Weisen Alten, denn sie war froh, dass sie jemanden um Rat fragen konnte, wenn die Last der Verantwortung, die ihr Amt mit sich brachte, zu schwer für sie wurde.

Die Weise Alte verspürte immer noch keine Anzeichen dafür, dass ihre Zeit gekommen war, in den Schoß von Mutter Natur zurückzukehren. Sie fühlte sich noch so jung wie an dem Tag, an dem sie zu den Sonnenkindern zurückgekehrt war. Das fiel auch der Weisen Mutter auf. Sie machte sich immer häufiger Gedanken, warum das so war. Irgendetwas musste sich Mutter Natur dabei gedacht haben, dass die Weise Alte nicht im gleichen Alter starb wie alle anderen Sonnenkinder, sondern trotz ihrer weißen Haare ewig jung blieb. Vielleicht war die Weise Alte sogar die wahre von Mutter Natur auserwählte Weise Mutter. Schließlich besaß sie alle Merkmale einer Weisen Mutter und war die Klügste und Erfahrenste des Volks der Sonnenkinder. Jetzt erinnerte sich die Weise Mutter auch wieder daran, dass ihre Vorgängerin vor vielen Jahren Andeutungen gemacht hatte, die in diese Richtung zeigten. Sie beschloss, den Kontakt zur Weisen Alten auf ein Minimum zu beschränken und ihren Rat nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Die Weise Alte war darüber sehr traurig, denn sie konnten sich den Grund dafür nicht erklären. Trost fand sie bei ihren Freunden im Wald und wenn sie die Zeichnungen ansah, auf denen sie nach ihrer Rückkehr den einmaligen Lebensraum der Sonnenkinder dokumentiert hatte.

Bei einem ihrer Besuche des Waldes ging sie in Gedanken versunken in eine andere Richtung. Erst nach mehreren Stunden bemerkte sie, dass sie sich in einer Gegend befand, die ihr völlig unbekannt war. Sie setzte sich auf einen Baumstumpf und sah sich um. Sofort war sie von einer Vielzahl ihr unbekannter Vögel und Insekten umringt, die sie willkommen hießen und ihre Nähe suchten. Ihre Traurigkeit war wie weggeblasen und ihr wurde in diesem Moment bewusst, wie wenig sie über den Lebensraum der Sonnenkinder wusste. Es wurde höchste Zeit, den ganzen Wald und alle seine Bewohner kennenzulernen. Sie verabschiedete sich von ihren neuen Freunden und ging zurück zu ihrem Dorf.

Am nächsten Morgen verließ sie schon sehr früh ihre Höhle mit dem Ziel, das andere Ende des Waldes zu suchen. Nach einer Woche voller neuer Eindrücke hatte die Weise Alte ihr Ziel erreicht. Zwischen den Blättern der Bäume sah sie die Felswand, die das nördliche Ende des Waldes markierte. Sie setzte sich an das Ufer eines kleinen Sees, um sich auszuruhen und ihre Füße im kalten Wasser abzukühlen. Von allen Seiten kamen Tiere, um das klare und angenehm kühle Wasser zu trinken und ihren Gast zu begrüßen. Große und kleine Fische sprangen vor ihren Augen aus dem Wasser, um sie sehen zu können und erzeugten beim Eintauchen kleine Wellen, die sanft ans Ufer schwappten. Der Anblick der Wellen rief in ihr nach langer Zeit wieder die Erinnerung an Hans Hansen und die Nordsee wach. Schnell verscheuchte sie diese Gedanken wieder und stand auf, um sich die Felswand näher anzusehen. Sie fand einen Weg zwischen den kleinen und größeren Felsbrocken und stand plötzlich vor einer kleinen Pyramide aus Steinen. Sie musste sofort an Nils und Erna denken und war sich sicher, dass es sich auch hier um ein Grab handelte. Das bedeutete, dass sich hier Menschen aufgehalten haben mussten, die nicht zum Stamm der Sonnenkinder gehörten, denn ihr Volk bestattete die Toten an einer besonderen Stelle im Wald. Die Weise Alte setzte sich auf einen Stein, um über ihre Entdeckung nachzudenken. Obwohl sie aus eigener Erfahrung wusste, dass die Sonnenkinder nicht die einzigen menschlichen Kinder von Mutter Natur waren, war sie doch besorgt darüber, dass Fremde es geschafft hatten, in den Wald einzudringen. Sie stand wieder auf, um nach Spuren zu suchen, die ihr Hinweise darüber gaben, auf welchem Weg die Fremden durch oder über den Felsen gekommen und wieder zurückgekehrt waren. Denn der Tote oder die Toten konnten sich nicht selbst begraben haben. Angst hatte sie nicht, denn das Verhalten der Tiere zeigte ihr, dass sich im Augenblick kein Fremder im Wald aufhielt. Sie sah sich um und entdeckte einen großen Baum, der alleine zwischen den Felsbrocken vor der Felswand stand. Eine innere Stimme sagte ihr, dass der Zugang zum Wald hinter den Ästen und Blättern des Baumes verborgen war. Sie ging näher, fand sofort die Öffnung und kletterte hinein. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und sie erreichte schon nach kurzer Zeit das andere Ende des Ganges. Vor ihr lag eine weite menschenleere Wüste, die der auf der Südseite des Waldes ähnelte. Die Weise Alte suchte nach Spuren der Fremden, fand aber keine. Sie sah sich nun die Öffnung auf dieser Seite genauer an und war erleichtert, dass sie nur sehr schwer zu entdecken war. Sie ging zurück durch den Gang, um sich noch einmal das Grab anzusehen und suchte die nähere Umgebung ab, fand aber auch dort keine Spuren von fremden Menschen. Sie nahm sich vor, dieses Grab zu einem späteren Zeitpunkt genauer zu untersuchen, um doch noch Hinweise auf den oder die Menschen zu finden, die hier begraben worden waren und die das Grab errichtet hatten.

Auf dem Rückweg zu ihrem Dorf wurde die Weise Alte auf einen besonderen Termitenhügel aufmerksam. Aber nicht der Hügel weckte ihr Interesse, sondern die dort lebenden Termiten fesselten ihre Aufmerksamkeit. Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass neben den Termiten auch sehr große Moskitos diesen Hügel bevölkerten. Zu ihrem großen Erstaunen krabbelten die Termiten auf den Rücken der Moskitos und nutzten diese als fliegendes Transportmittel. Die Termiten und die Moskitos kümmerten sich zuerst nicht weiter um die Weise Alte, die vor ihrem Bau stand und bedauerte, dass sie kein Zeichenpapier mehr besaß, um diese einmalige Symbiose festzuhalten. Erst als sie sich erhob, um weiterzugehen, umschwirrten plötzlich doch mehrere Moskitos samt Fahrgästen ihren Kopf. Besonders die Termiten schienen sich sehr für den Menschen zu interessieren und krabbelten über ihre Haut. Die Weise Alte setzte sich wieder auf die Erde und wartete ab. Die Moskitos flogen immer wieder vor der hell leuchteten Sonne auf ihrer Stirn auf und ab und begannen, den Rhythmus der pulsierenden Sonne nachzuahmen. Nach einer Viertelstunde kletterten die Termiten wieder auf den Rücken der Moskitos und verschwanden im Wald. Die Weise Alte wäre ihnen gerne gefolgt, um sie weiter beobachten zu können, aber die Insekten flogen zu schnell und waren schon bald aus ihrem Blickfeld verschwunden. Sie stand auf und machte sich nachdenklich auf den langen Weg zurück zu den Sonnenkindern.

Sie besuchte von da an regelmäßig das Grab und den Termitenhügel. Leider gab das Grab sein Geheimnis nicht preis. Dafür freundete sie sich immer mehr mit den Termiten und Moskitos an, und schon bald begleiteten ihre neuen Freunde sie wie ein Geleitschutz bis in das Dorf der Sonnenkinder. Dass es einen weiteren Zugang zum Wald gab, erwähnte die Weise Alte nicht gegenüber der Weisen Mutter.


Dann war im Lebensrhythmus der Sonnenkinder der Zeitpunkt gekommen, dass wieder ein Mädchen mit den besonderen Merkmalen der Weisen Tochter geboren werden sollte. Aber kein neugeborenes Mädchen hatte die charakteristischen Kennzeichen. Auch im nächsten und dem darauffolgenden Jahr war dies nicht der Fall. Die Weise Mutter war verzweifelt und ratlos. Nach langem Zögern beschloss sie, ihre Vorbehalte gegenüber der Weisen Alten aufzugeben und einen Tabubruch zu begehen. Sie wollte der Weisen Alten von den Prophezeiungen erzählen.

„Weise Alte, du bist die Weiseste und Erfahrenste von uns allen. Ich bin gekommen, weil ich verzweifelt bin und deinen Rat benötige. Aber zuerst möchte ich dir etwas anvertrauen, was nach den Gesetzen unseres Volkes die Weise Mutter nur der Weisen Tochter mitteilen darf.“

Die Weise Mutter begann damit, dass schon seit zwei Jahren kein Mädchen mit den Merkmalen einer Weisen Tochter geboren wurde. Dann berichtete sie von den Prophezeiungen. Die Weise Alte hörte aufmerksam zu.

„Weise Mutter, es scheint jetzt auch für uns Sonnenkinder an der Zeit, dass es zu einschneidenden Veränderungen im Lebensrhythmus unseres Volkes kommen wird, nachdem unser Leben viele tausend Jahre immer von den gleichen Regeln bestimmt wurde. Vor über sechzig Jahren wurden innerhalb von zwölf Monaten zwei Mädchen geboren, die die eindeutigen Merkmale besaßen, als Weise Töchter die Nachfolge der Weisen Mutter anzutreten. Bei dem älteren Mädchen handelte es sich um die Weise Mutter, die dich erzogen hat und das andere Mädchen bin ich. Wie du schon vor längerer Zeit bemerkt hast, hat sich mein Alterungsprozess deutlich verlangsamt. Ich werde bald 65 Jahre alt, lebe immer noch und fühle mich wie 30. Jetzt sieht es so aus, als ob kein Mädchen mehr mit den Merkmalen einer Weisen Tochter geboren wird. Es scheint der Zeitpunkt gekommen, dass sich die zweite Prophezeiung ‚Irgendwann wird das Ende des Matriarchates kommen.‘ erfüllt. Wir müssen also jetzt nach einem Jungen suchen, der sich deutlich von den anderen unseres Volkes unterscheidet. Ich glaube auch zu wissen, wer es ist. Wenn du einverstanden bist, verlasse ich dich jetzt, um den Jungen zu suchen und dann gemeinsam mit ihm zurückzukommen.“

Die Weise Mutter brauchte etwas Zeit, um die Analyse der Weisen Alten zu verarbeiten. Dann nickte sie.

„So sei es, Weise Alte.“

Schon bald hatte sie den Jungen gefunden. Er war zehn Jahre alt, jetzt schon größer als die meisten erwachsenen Männer und hatte einen auffallend anderen Gesichtsausdruck. Aber das Besondere an dem Jungen war der weiße Fleck auf seinem Bauch. Bei genauem Hinsehen konnte man erkennen, dass der Fleck kaum sichtbar leuchtete und leicht pulsierte. Das hatte es bisher noch bei keinem männlichen Sonnenkind gegeben. Sie rief den Jungen zu sich und ging mit ihm zur Weisen Mutter. Neugierig blickte der Junge von der einen Frau zur anderen. Aber als keine der beiden Frauen Anstalten machte, mit ihm zu sprechen, ging er zurück zu den anderen Jungen, um weiterzuspielen.

„Was meinst du, Weise Mutter?“

„Du hast Recht, Weise Alte. Ich spüre, dass der Junge der ist, auf den wir warten. Er ist der Weise Sohn aus der Prophezeiung. Aber wie soll ich ihn erziehen? Ich habe mit der Erziehung eines Weisen Sohnes keine Erfahrung.“

„Wenn du nichts dagegen hast, übernehme ich die Erziehung des Weisen Sohns.“

Die Weise Mutter reagierte erleichtert und stimmte sofort zu.

Am nächsten Tag zog der Junge bei der Weisen Alten ein. Unter den Sonnenkindern verbreitete sich das Eintreten der Prophezeiung wie ein Lauffeuer, denn die Weise Mutter sah jetzt keinen Grund mehr, den Teil der Prophezeiungen, der den Jungen betraf, weiter zu verschweigen.

Die Weise Alte holte ihre alten Bücher aus einer der Kisten und unterrichtete den Weisen Sohn zuerst in der deutschen Sprache und lehrte ihn zu lesen, zu schreiben und zu rechnen. Später machte sie ihn mit der französischen Sprache vertraut. Er begriff sehr schnell und sein Wissendurst war von der Weisen Alten kaum zu stillen. In Lernpausen widmeten sich die beiden den Zeichnungen, für die sich der Junge im Gegensatz zu den anderen Sonnenkindern sehr interessierte.

„Weise Alte, ich möchte alle Tiere und Pflanzen im Wald und in der Wüste kennenlernen.“

Die Weise Alte sprach mit der Weisen Mutter.

„Gehe mit ihm in den Wald. Ich muss wissen, wie die Bewohner auf den Weisen Sohn reagieren, und ob sie genau wie wir beiden in ihm den zukünftigen Weisen Vater erkennen.“

Neugierig und aufgeregt ging die Weise Alte am nächsten Morgen mit dem Jungen weit in den Wald hinein. Als sie die ersten Bäume erreichten, leuchtete der weiße Fleck auf dem Bauch des Jungen hell und pulsierte stark. Als kurz darauf der Geräuschpegel im Wald sprunghaft anstieg, um den Jungen zu begrüßen, war sich die Weise Alte endgültig sicher, dass er der Auserwählte war, der entsprechend der Prophezeiung die Rolle des Weisen Vaters übernehmen sollte. Die Weise Mutter reagierte auf die Nachricht der Weisen Alten abermals mit großer Erleichterung.


Als der Junge älter wurde, kam er immer wieder auf die Lebensweise der Andershäutigen zu sprechen.

„Weise Alte, ich möchte alles über diese fremden Menschen dort draußen wissen, wie sie denken, leben und miteinander umgehen.“

„Ich kenne nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Welt der Andershäutigen persönlich. Das andere weiß ich nur aus den Erzählungen meiner Adoptiveltern und den Büchern. Was ich weiß, will ich gerne an dich weitergeben.“

Sie erklärte ihm die Umgangsformen, die sie von Nils und Erna kennengelernt hatte.

„Wenn ich ein Andershäutiger wäre, wie würde ich dann heißen?“

„Das kommt darauf an, in welchem Land du geboren worden wärst und welcher Namen deinen Eltern gefällt.“

„Kannst du einen Namen für mich aussuchen, denn, wenn ich mal einen Andershäutigen treffe und er mich nach meinem Namen fragt, möchte ich gerne antworten können.“

Spontan antwortete die Weise Alte:

„Wie findest du den Namen Hans?“

„So wie der junge Mann hieß, der bei Nils und Erna zu Besuch war und nie wiedergekommen ist, weswegen du sehr traurig warst?“

Das leise „ja“ war kaum zu hören.

„Ich bin einverstanden, Weise Alte, und verspreche dir, dass ich dem Namen keine Schande machen werde.“


Die Jahre gingen ins Land und der Weise Sohn wuchs weiter, bis er eine Größe von 1,90 m erreicht hatte und somit seine Brüder und Schwestern um mehr als 40 Zentimeter überragte. Er übernahm jetzt immer mehr Verantwortung, und auch die älteren Männer ordneten sich ihm bedingungslos unter. Die Weise Alte sah jetzt den Zeitpunkt gekommen, mit dem jungen Mann bis zum gegenüberliegenden Ende des Waldes zu gehen, um ihm den nördlichen Zugang zum Wald, das Grab und den besonderen Termitenhügel zu zeigen. Der Weise Sohn nahm die Existenz des weiteren Zugangs und der kleinen Steinpyramide ohne großes Interesse zur Kenntnis, beschäftigte sich aber sofort intensiv mit der Lebensweise der Termiten und der Moskitos. Bei einem weiteren Besuch äußerte er den Wunsch, einen Teil dieses Termitenvolkes auf der südlichen Seite des Waldes im Dorf der Sonnenkinder anzusiedeln, um sie besser beobachten zu können und von ihnen zu lernen. Viele große Moskitos halfen als Transportmittel und entschlossen sich zur großen Freude des Jungen, ebenfalls im Dorf der Sonnenkinder zu bleiben, denn sie fühlten sich in der Nähe der Weisen Mutter sehr wohl und reihten sich gemeinsam mit den Termiten in die Reihe der Beschützter ein.


Seit einiger Zeit spürte die Weise Mutter, dass mit ihr eine Veränderung vorging, die sie aber nicht genau in Worte fassen konnte. Besorgt suchte sie die einzige Person auf, mit der sie darüber sprechen konnte.

„Weise Alte, ich freue mich sehr über die positive Entwicklung des Weisen Sohnes, aber das ist nicht der Grund meines Besuchs. Ich möchte dir eine Frage stellen: Fällt dir irgendetwas an mir auf ?“

Die Weise Alte überlegte einen Augenblick und lächelte dann.

„Ich weiß, was du meinst. Du hast das Gefühl, dass mit deiner körperlichen Entwicklung etwas nicht stimmt. Dir geht es genau wie mir. Auch dein Alterungsprozess hat sich deutlich verlangsamt und zwar genau von dem Zeitpunkt an, seit du weißt, dass das Matriarchat dem Ende zugeht. Das bedeutet, dass du unser Volk noch lange regieren kannst und wirst und der Weise Sohn genügend Zeit bekommt, um sich auf seine Rolle als erster König der Sonnenkinder und der Tiere im Wald vorzubereiten. Denn die Prophezeiung sagt nichts darüber aus, zu welchem Zeitpunkt du dein Amt an einen männlichen Nachfolger übergeben musst.“


Die Arche der Sonnenkinder

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