Читать книгу Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens - Страница 31

Montagnachmittag,
Redaktion »Fakten«, München

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»Mit Holz vor der Hüttn kennt er sich bestimmt aus. Ob er gut und schlecht brennendes Holz kennt, das ist eine interessante Frage.« Katharina saß an ihrem Schreibtisch, ihr gegenüber Andrea Moosbacher. Als Birgit Wachtelmaier ging sie derzeit definitiv nicht durch.

»Frau Langenfels, wo haben Sie diese Machosprüche her?« Birgit grinste ihre Freundin an. »Holz vor der Hüttn«, der bayerische Ausdruck für eine beeindruckende Oberweite, passte nicht in Katharinas Vokabular.

Katharina stand auf und ging hinter ihrem Schreibtisch auf und ab. »Das ist super, wie viel du herausgefunden hast.«

Frau Moosbacher-Wachtelmaier errötete geschmeichelt. »Als Nächstes werde ich noch mit einem Biologen sprechen, wie man sich im Winter in den Bergen ernähren kann. Habe schon einen Telefontermin. Und du?«

»Ich muss mit den Eltern Adelhofer reden. Vielleicht wissen die was über die Bombe, die Lukas hat platzen lassen wollen auf der Pressekonferenz. Ich glaube es aber nicht. Und ansonsten muss ich …«

»Oliver wird sie schon nehmen«, kam es von jenseits ihres Schreibtischs. Katharina musste lächeln. Das gab es nur zwischen Freundinnen, wortlose Verständigung. Sie konnte sich nicht erinnern, das jemals mit einem Mann erlebt zu haben.

»Ach Birgit«, sagte sie, ging um den Schreibtisch herum und massierte die stets verspannten Nackenmuskeln ihrer besten Freundin.

»Wie wäre es, Svenja zu Andrea Moosbacher zu bringen?«, fragte sie in den Nacken hinein.

»Andrea Moosbacher hat Ausgang. Sie kann nicht«, kam es untermalt von leichtem Stöhnen zurück. Katharina war gut darin, die Triggerpunkte in Birgits Nacken zu treffen.

»Okay, okay, ich rufe Oliver an.« Katharina beendete die Massageaktion und hatte Sekunden später die skeptische Stimme von Olivers Assistentin am Ohr. Sie machte bereits durch ihren Tonfall klar, dass sie keine Lust hatte, die Kanzlei binnen einer Stunde zum Kinderzimmer verwandelt zu sehen. Immerhin verband sie kommentarlos mit Oliver.

»Hey Katharina, was gibt’s?«

»Hallo, mein Lieber, ich wollte mich nach deinem Augeninnendruck erkundigen.«

»Oh, Katharina, bitte, das haben wir echt nicht nötig. Wann soll ich Svenja nehmen?«

Katharina schloss die Augen und zählte bis drei. Dreimal durchatmen. Einmal schlechtes Gewissen wegen Svenja wegatmen. Einmal schlechtes Gewissen wegen »besten Freund schlecht behandeln« wegatmen. Einmal »Wut auf die ganze Welt« wegatmen.

»Katharina, bist du noch dran?«

»Jaha, bin ich. Oliver, es tut mir so leid …«

»Ich hole sie ab, mache mit ihr Hausaufgaben, koche was Leckeres, du kommst, wann immer es dir passt.«

»Okay, danke, super, äh … Oliver, ist was passiert?«

»Nichts, ich habe alle Vorsorgeuntersuchungen für dieses Jahr hinter mich gebracht, alles in bester Ordnung, sagen die Ärzte. Und zum ersten Mal in meinem Leben glaube ich das. Das ist ein so irres Gefühl, unbeschreiblich. Was mir mein Therapeut seit Jahren sagt, funktioniert jetzt. Als wir am Samstag am Chiemsee waren und dann noch bei dir, das war so schön, ich habe mich gefühlt wie mit einer eigenen Familie, und da hat’s zum ersten Mal geklappt: Ich hatte keine Lust mehr, mir ständig Sorgen zu machen, es hat geklappt, es hat geklappt!« Oliver jauchzte fast ins Telefon.

Während Katharina noch sprachlos war, hatte er den Schalter schon wieder umgelegt.

»Was gibt’s Neues von Adelhofer, warum musst du noch mal an den Chiemsee?«

Katharina brachte Oliver auf den Stand der Dinge, er hörte geduldig zu.

Als sie fertig war, sagte er: »Du musst Rosa Adelhofer allein erwischen, die soll dir Lukas’ Zimmer zeigen. Eltern wissen in der Regel so gut wie nichts über ihre erwachsenen Kinder, und in dem Fall ja wohl erst recht nicht. Drum musst du in das Zimmer.«

Katharina grinste. »Olli, danke, stimmt, du hast recht. Deswegen will ich morgen Vormittag fahren, da sitzt Max Adelhofer nämlich am Stammtisch.«

»Wunderbar, wir sehen uns morgen Abend, tschüss Katharina.« Und aufgelegt – keine Frage nach irgendwelchen Krankheitssymptomen. Sie vermisste es fast ein bisschen.

Tatort Oberbayern

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