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Als Kolbe an diesem Morgen gerade im Institut angekommen war, wurde er sofort von Brettschneiders Sekretärin in dessen Büro gerufen. Die Sekretärin empfing ihn mit verweinten Augen und Kolbe fiel ein, dass im Institut getuschelt wurde, dass die Sekretärin heimlich in Tanaka verknallt war. Die Kollegin, die ihm das zugetragen hatte, sagte schließlich flüsternd: „Der Kerl ist aber auch eine Sahneschnitte!“ Darauf hatte Kolbe einfach nur mit den Augen gerollt.

Brettschneider kam freundlich, aber ernst auf Kolbe zu und begann ohne Umschweife:

„Herr Kolbe, ich weiß, dass Sie sich mit Tanaka angefreundet hatten und sicherlich wissen wollen, was ihn zum Selbstmord getrieben haben könnte, und das angesichts der Tatsache, dass er der beste Doktorand im Institut gewesen ist.“

„Und glücklich war er auch“, unterbrach Kolbe Brettschneider hastig, „er hatte eine Freundin. Ich möchte sie mit Björn Mager nachher besuchen. Sie ist noch nicht informiert.“

„Schön, machen Sie das und richten Sie ihr mein Beileid aus“, fuhr Brettschneider ungerührt fort, „aber wenn er wissenschaftlich erfolgreich und privat glücklich war, dann wird die ganze Angelegenheit eben noch unverständlicher. Deshalb möchte ich nach Tanakas Motiven forschen. Weil sie ihn gut gekannt haben, möchte ich mit Ihnen seinen Arbeitsplatz in der Bibliothek untersuchen und in seinen PC schauen.“

Kolbe gab zu bedenken, dass Tanaka seinen PC und vor allem seine Dissertation mit Passworten geschützt hatte und nur ein Mitarbeiter aus der EDV mit Administratorrechten diesen Passwortschutz aufheben konnte.

„Der Mann soll sofort kommen, am besten gleich in die Bibliothek“, gab Brettschneider seiner Sekretärin als Anweisung, dann machten sich Kolbe und Brettschneider auf den Weg zu Tanakas Arbeitsplatz.

Unterwegs holten sie Tanakas direkten Betreuer, Dr. Alexey Czarkov, in seinem Büro ab. Czarkov war Neurochemiker und hatte in jahrelanger Arbeit in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der ganzen Welt an der Chemie der Nerven gearbeitet, die Tanaka in seiner Doktorarbeit untersucht hatte. Seiner Vorarbeit hatte Tanaka es zu verdanken, dass er seine bahnbrechende Arbeit durchführen konnte.

Czarkov, der sonst immer auf jede Person sofort reagierte, saß geistesabwesend, fast teilnahmslos an seinem Schreibtisch. Brettschneider musste ihn mehrmals ansprechen, bevor er sich erhob und murmelte:

„Entschuldigung, ich kann es einfach noch nicht fassen.“

In den Fluren des Instituts schauten die drei in viele betroffene Gesichter, die Mitarbeiter des Gebäudemanagements hatten damit begonnen, den Hörsaal für die kleine Trauerfeier herzurichten, die von Brettschneider angeordnet worden war. Ein großes Bild Tanakas war auf eine Art Staffelei gestellt und mit schwarzem Tüll dekoriert worden.

„Tanakas Angehörige in Japan sind durch einen deutschen Botschaftsvertreter informiert worden, und unser Institut wird die Überführungs- und Beerdigungskosten übernehmen“, teilte Brettschneider den beiden Kollegen mit und wandte sich an Czarkov.

„Welchen Titel soll Tanakas Doktorarbeit eigentlich tragen? Ich möchte, dass sie posthum veröffentlicht wird.“

„Wir konnten uns auf den genauen Titel noch nicht festlegen“, musste Czarkov bekennen, doch bevor er weiter reden konnte, fiel Kolbe ihm ins Wort:

„Tanaka selbst hat gesagt, dass der Titel „Complete Omics of a Dendritic Neuron from Mouse Medulla oblongata“ lauten soll.“

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