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Niedergeschlagen saß Prof. Brettschneider, der Geschäftsführende Direktor des Paracelsus-Instituts für Systemforschung, hinter seinem Schreibtisch, doch in seinem Hirn jagten sich die Gedanken und überstürzten sich die Fragen. Er hatte seine Dienstreise nach München Hals über Kopf abgebrochen und war mit dem erstbesten Flieger zurückgekehrt, als er die Nachricht von Tanakas Tod erhalten hatte.

Brettschneider, der an die meisten Probleme mit messerscharfem, analytischem Verstand heranging, fragte sich, was Tanaka dazu getrieben haben könnte, sich umzubringen. War es die beißende soziale Kälte, die im Institut grassierte und gegen die bis jetzt wenig auszurichten gewesen war? War sie es, die bereits zwei andere Doktoranden in den Tod getrieben hatte? Oder war es dieser maßlose Ehrgeiz, der Beste sein zu wollen, selbst, wenn das intellektuelle Kapital nicht ausreichte? Er erinnerte sich daran, dass vor Jahren im Institut der Spruch "Du hast keine Chance, aber nutze sie!" an fast jeder Bürotür gehangen hatte. Bei Tanaka traf dieser Spruch auf keinen Fall zu, dessen Intelligenz und Wissen hätten für eine weitere exzellente Doktorarbeit gereicht.

Brettschneider wurde schmerzlich bewusst, wie wenig er und seine Kollegen über das Privatleben seiner Mitarbeiter wussten. Gehörte die Kenntnis darüber nicht auch zu den Fürsorgepflichten eines Institutsleiters?

Brettschneider verließ seinen Schreibtisch und begann in seinem Büro hin- und herzulaufen. Sollte man einen Psychologen oder einen Sozialtherapeuten anstellen, um potentiell gefährdete Mitarbeiter zu betreuen? Nein, zu kompliziert, der Betriebsrat müsste beteiligt und eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden. Und vor allem, wie sollte man die potentiellen Selbstmörder herausfinden? Der Therapeut hätte alle Institutsangehörigen in einem freiwilligen Interview analysieren müssen, dazu würden sicherlich diejenigen nicht bereit sein, für die das Ganze gedacht war. Der Einblick in das Privatleben war eine äußerst delikate Angelegenheit, und die rechtlichen Hürden vor der Einrichtung eines Sozialbeauftragten waren riesig.

Nein, so ging das Alles nicht. Sicherlich gab es Motivforscher, die etwas dazu beitragen konnten, aber in konkreten Fällen hatten diese Experten schon oft versagt. Brettschneider stoppte sein ruheloses Hin du Her. Von wem konnte er etwas über Tanakas Motive erfahren? Ach ja, der Kolbe hatte sich doch mit Tanaka angefreundet. Brettschneider beschloss, Kolbe aufzusuchen und sich auch Tanakas Arbeitsplatz und vor allem seinen PC zeigen zu lassen. Dann ging er an seinen Schreibtisch zurück und wendete sich seiner wissenschaftlichen Arbeit zu.

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