Читать книгу Silvia - Folge 1 - Jürgen Bruno Greulich - Страница 11

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Eine Stärkung, verweigert

Der Kochunterricht fand in der Küche statt, wo sonst? Ob man bei diesem Unterricht wohl lernte, wie man Ravioli warm hielt für verspätet nach Hause kommende Gebieter? – Aber nein, die Ansprüche waren höher, wie Silvia gleich erfahren durfte. Stilgerecht thronte auf dem Kopf des Kochs eine hohe weiße Mütze und emsig war er damit beschäftigt, auf einer weißen Arbeitsplatte Speck zu würfeln inmitten eines wüsten Durcheinanders. Dicht um das Schneidbrett standen hohe schlanke Gläser mit Gewürzen, eine Flasche Rotwein, eine halb gefüllte Weinbrandflasche, Mehl-, Zucker- und Stärketüten, dazwischen lagen einige Zwiebeln und geschälte Kartoffeln. Er schaute kurz auf, als die Mädchen eintraten, fast schien es, als würde ein erfreutes Lächeln in seiner Miene erblühen, und mit großer Geste winkte er sie zu sich her. Sie mussten sich im Halbkreis um ihn herum aufstellen, damit jede von ihnen gute Sicht auf seine virtuosen Kochkünste habe und vielleicht auch, weil er ihre Nähe zu schätzen wusste.

„Es gibt Hasenkeulen mit Rotkohl“, teilte er freudig mit, ohne die Arbeit zu unterbrechen. „Ein köstliches Mahl, das allerdings einige Zeit an Vorbereitung benötigt. Die Keulen wurden vor vier Stunden abgewaschen, abgetrocknet, mit Salz und Pfeffer eingerieben und in Buttermilch gelegt.“ Schnell, präzise, gekonnt schnitt das scharfe Messer in raschem Tempo immer dicht an seinen Fingerkuppen vorbei, es war ein nervenaufreibendes Schauspiel für all jene, die kein Blut sehen konnten und sich mit Schrecken vorstellten, wie es wäre, wenn des Messers Schneide nicht den Speck, sondern einen Finger träfe. Silvia atmete erleichtert auf, als er die Speckwürfel zur Seite stellte und Stärke in Sahne rührte. Er verteilte die weiße Flüssigkeit in zwei mächtig große Schmortöpfe auf dem Herd, gab die Hasenkeulen, die Speckwürfel, Bouillon, Buttermilch, Lorbeerblätter, Wacholderbeeren und Rotwein dazu, schloss die Deckel und rieb geschäftig die Hände. „So, das Ganze muss jetzt vierzig Minuten schmoren. Widmen wir uns dem Rotkohl.“

Im Nu waren drei Äpfel geschält, in Stücke geschnitten und das Kerngehäuse entfernt. In einem riesigen Topf wartete der vorgekochte Rotkohl, in Streifen geschnitten, und mahnend hob sich des Koches unversehrter Zeigefinger. „Wir nehmen selbstverständlich keinen Rotkohl aus der Konserve, nicht wahr? Alle Zutaten müssen frisch sein, das ist eines der Geheimnisse der guten Küche.“ Er gab Schmalz, die Apfelstücke und Wasser hinein. „Lassen wir es zehn Minuten dünsten. In der Zwischenzeit gibt es anderes zu tun.“ Staunend sah Silvia, wie er einige der geschälten Kartoffeln an den Kohl rieb. Das war ihr neu. Sollte hier tatsächlich hohe Kochkunst demonstriert werden? „Verfeinern wir das Ganze mit Nelkenpulver, Zimt und Zucker und lassen es weitere zehn Minuten dünsten, um sodann …“

„Vergessen Sie die Pimentkerne nicht“, wurde er unterbrochen. Verblüfft drehte er sich um und mit ihm die Mädchen. Sie alle schauten zum Aufseher hin. Hatte er tatsächlich gesprochen und wusste er etwa über Kochen Bescheid? War es denn zu fassen?

„Pimentkerne?“ Der Koch war irritiert. „Wie kommen Sie darauf?“

„Zu Rotkohl mit geriebener Kartoffel gehören Pimentkerne. Diese runden das Gericht ab“, erklärte der Aufseher mit angenehm ruhiger Stimme und unerschütterlicher Gewissheit.

„Darf ich Ihnen einen Tipp geben, wie Sie mit den Mädchen besser umgehen können?“

„Nicht nötig. Ich weiß schon, wie ich sie zu behandeln habe.“

„Genau. Und ich weiß, wie man kocht. – Aber wir können gerne mal tauschen, wenn Sie möchten.“

„Lieber nicht. Die Mädchen gefallen mir besser als Ihre Hasenkeulen und Kohlköpfe. Trotzdem aber gehören Pimentkerne rein.“ Der Aufseher verschränkte die Arme vor der Brust und hielt die Diskussion damit offenbar für beendet.

Kopfschüttelnd wandte sich der Koch an die Mädchen. „Tja, ihr seht also, dass es in puncto Kochen verschiedene Meinungen gibt. Aber vermutlich wisst ihr das aus eigener Erfahrung. Auf alle Fälle, mit oder ohne Pimentkerne, wir lassen das Ganze noch zehn Minuten dünsten, gießen zum Fleisch die restliche Buttermilch und zwei Gläschen Weinbrand, lassen es zugedeckt ebenfalls noch zehn Minuten köcheln – und voilà, ist ein festliches Essen bereitet und ihr könnt zu Tisch kommen.“

Wenn es nur so einfach wäre, dachte Silvia bekümmert. Zu Tisch kommen. Gab es da nicht einige Vorbereitungen zu treffen? Doch, die gab es. Und damit sie auch getroffen würden, erschien der blonde Aufseher in der Küche. Wachablösung. Die beiden flüsterten sich einige kurze Worte ins Ohr, nichts von Belang, wie es den Anschein hatte, und der Dunkelhaarige ging hinaus, ohne die Mädchen noch eines Blickes zu würdigen.

‚Anspornend klatschte der Blonde in die Hände. „Auf, Mädchen, gehen wir nach unten.“ Dieses Händeklatschen! Als seien sie eine Schar kleiner Kinder. Dieser Mann las sicherlich nicht Camus, spekulierte Silvia.

Draußen auf dem Korridor wandte sich Isabel an Jasmin. „Nimmst du Pimentkerne zum Kohl?“

Ratlos zuckte Jasmin mit den Achseln. „Ich weiß gar nicht, was das sein soll. Außerdem nehme ich sowieso nur Rotkohl aus dem Glas. Anders macht das zu viel Arbeit.“ Das war eine Einstellung, mit der sie nicht alleine stand.

Im Mädchenraum angekommen, suchten die Mädchen zunächst die Toiletten auf, im Kollektiv, wie immer. Wer nicht dringend musste, ging eben prophylaktisch, um sich später die Peinlichkeit zu ersparen, den Aufseher um Erlaubnis bitten zu müssen. Zudem wäre es unter den folgenden Umständen auch recht umständlich geworden. Nachdem sie von den Bidets zurückkehrten, gingen sie alle zu ihren Zellen.

Erneut erwies sich, wie praktisch sie waren, die Häkchen am Saum des Gewandes. Nach einem Moment des Zögerns folgte Silvia dem Beispiel der anderen Mädchen, hob das Gewand hoch und hängte sie am Halsband ein. So war der Hauch von Stoff nicht mehr im Weg. Bangen Herzens nahm Silvia den Freudenslip vom Haken und öffnete zaghaft die Schnalle des Gürtels. Sollte sie wirklich …? Sie sollte nicht, sie musste! Der Blick des Aufsehers ruhte auf ihr, gebieterisch und erwartungsvoll. Schicksalsergeben streifte sie den Slip über die Füße, zog ihn hoch, umfasste den herabhängenden Dildo mit der Hand, richtete ihn nach oben und führte ihn behutsam in sich ein. O ja, er war größer als der von Wolfgang, ein ganzes Stück sogar, er kam tief, er war dick, er ließ ihre Scheide glühen und trieb ein Stöhnen von ihren Lippen. Mit fahrigen Fingern schloss sie die Gürtelschnalle im mittleren der drei Löcher. Eng spannte sich das Leder um ihre Taille, aufreizend schnürte sich das hintere Band in die Gesäßfalte und fest war der Dildo fixiert, unverrückbar, wie sie sich auch bewegte. Autonome und mobile Stimulanz, die unabhängig von äußeren Einflüssen war und an keinen Ort gebunden, überall dort vorhanden, wo sie sich befand.

Sie bewegte sich nicht, blieb stehen wie erstarrt, versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Nur nicht nachgeben dem Verlangen, das sich danach sehnte, die Glut zum Feuer zu entfachen und sich einfach gehenzulassen. – Aber nein, nicht jetzt, nicht hier, nicht vor aller Augen, vor allem nicht vor dem Blick des gebannt starrenden Aufsehers! Auch die anderen Mädchen rangen um Fassung. Sinnlich verklärt waren die Mienen, gierig funkelten die Augen, leise wiegten sich die Hüften, verzückte Laute perlten von halb geöffneten Lippen. Sie lösten die Häkchen von den Halsbändern, ließen die Gewänder hinabsinken und strichen sie glatt, als wäre das wichtig.

Der Aufseher führte sie aus dem Raum und blieb am Fuß der Treppe stehen, ließ sie an sich vorübergehen, schaute ihnen allen ins Gesicht. So nahm auch er an ihren Gefühlen Anteil, wie es die Männer immer taten, die ewig an den weiblichen Freuden partizipieren mussten (oder an ihrem Leid), da ihnen die Tiefe des weiblichen Empfindens verwehrt blieb. Jeder Schritt gab der Lust neue Nahrung, ließ die Spalte den aufregend dicken, unnachgiebigen Dildo begierig umklammern. Noch nie hatte Silvia einen künstlichen Penis in sich gehabt, noch nie einen echten von dieser Größe, noch nie hatte sie mit gespicktem Schoß Schritt um Schritt gesetzt, noch nie beim Treppensteigen gegen einen aufwallenden Orgasmus ankämpfen müssen, es waren wirklich neue Erfahrungen, die sie hier machte.

Claudia ging neben ihr her, leise seufzend, mit wiegenden Hüften, schwellenden Brüsten und bebenden Lippen auch sie. Ihre Blicke begegneten sich, sie tauschten ein verzücktes, verschämtes, flüchtiges Lächeln und schauten gleich wieder zur Seite, als sei das Bild, das sie sich boten, viel zu intim. Wie würde das nur werden, wenn sie sich irgendwann später wieder einmal begegneten, wie viele gemeinsame Geheimnisse sie dann zu wahren hatten, wie schwer es wohl sein würde, so zu tun, als verbinde sie nicht mehr als eine harmlose Bekanntschaft.

Im Speiseraum wurden sie von der Herrin erwartet. Sie stand bei der Kommode, in ein bordeauxrotes Kleid gehüllt, das kürzer war als das von heute Mittag, es reichte nur bis knapp an die Knie und war weniger züchtig hochgeschlossen, gewährte Blick auf helle straffe Haut und den Ansatz des kleinen Busens. Ausdruckslos schaute sie zu, wie die Mädchen den Raum betraten und sich auf den Stühlen niederließen, langsam und vorsichtig, damit der Dildo nicht gar zu grob noch tiefer dringe, und mit demütig hochgerafftem Gewand. Die Tafel war ebenso schmucklos gedeckt wie heute Mittag, keine Blume, keine Kerze schuf eine etwas freundlichere Atmosphäre, aber wozu auch, das hier war nicht der rechte Ort für einen Anflug von Romantik.

Das Essen wurde vom jüngeren der beiden Jungs für alles serviert. Er wirkte weniger smart als sein Kollege, ein bisschen unbeholfener, provinzieller, dafür ein bisschen sympathischer. Sein Haar war heller, seine braunen Augen schauten staunend (kein Wunder, bei dem Anblick, der sich ihnen bot), sein breites Gesicht mit den vollen Wangen aber zeigte nicht die Spur einer Regung. Geschäftig trug er auf, stellte die Hasenkeulen, die in einer ovalen braunen Servierschüssel lagen, und die Schüssel mit dem Kohl auf den Tisch, gab jedem der Mädchen eine Portion auf den Teller, routiniert wie ein geübter Kellner. Diskret wie ein solcher zog er sich sodann in die Küche zurück.

„Ich wünsche euch guten Appetit“, sprach die Herrin.

„Habt vielen Dank, Herrin“, erwiderten die Mädchen im Chor, in den auch Silvia murmelnd einstimmte mit dem Gefühl, sich zum Kindergartenkind zurückzuentwickeln. Als sie für einen Moment kurz aufschaute, sah sie den Blick der Herrin auf sich gerichtet. Ob diese ihre Zurückhaltung bemerkt hatte und sie als Sträuben gegen die Gebräuche interpretierte, womit sie nicht unrecht hätte? Sie ließ sich nichts anmerken, schaute nur streng, aber das tat sie ja immer, sagte nichts, reagierte nicht, schien keinen Grund zum Tadel zu sehen. Erleichtert senkte Silvia die Lider. Appetit aber hatte sie keinen, ob mit oder ohne Pimentkerne, sie konnte nicht essen, und mochte das Mahl auch noch so köstlich aussehen, zu sehr war ihr Körper mit sich selbst und seinen Gefühlen beschäftigt. Sie überwand sich trotzdem zu einigen kleinen Bissen, das war wohl Pflicht, legte Messer und Gabel dann aber aus der Hand, wunderte sich, wie die andern es fertigbrachten, ihre Teller immer weiter zu leeren, als gäbe es dieses aufwühlende Gummi in ihnen nicht.

„Hast du keinen Hunger, Silvia?“ Klar wie Eis durchschnitt die Stimme der Herrin das Schweigen.

Erschrocken schaute Silvia auf. „Nein, meine Herrin. Ich kann nicht essen.“

„Schmeckt es dir nicht?“

„Doch, meine Herrin, es schmeckt gut.“

„Warum kannst du dann nicht essen?“

„Weil ich nicht in Stimmung dafür bin, meine Herrin.“ Angestrengt versuchte sie der brüchigen Stimme Festigkeit zu geben, den tiefen Atem zu mäßigen und die Seufzer zu unterdrücken, die ihre Worte begleiteten, doch gelang es nicht.

„Essen ist aber wichtig, man kann nicht ohne sein“, sinnierte die Herrin. „Aber natürlich sollte die Nahrung zur Stimmung passen, da hast du schon recht. Wir sollten dir etwas anbieten, das deinem Zustand entspricht.“ Ihr Blick wanderte zum Aufseher und ein diabolisches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Silvia braucht eine Stärkung. Würden Sie ihr diese bitte reichen?“

Er wusste genau, was sie meinte, brauchte keine nähere Erklärung, hatte auch keinerlei Scheu, der Aufforderung seiner Chefin nachzukommen. Er trat neben Silvias Stuhl, öffnete mit schnellem Griff den quer angebrachten Reißverschluss seines Slips, klappte das Leder herab und brachte seinen Penis hervor. Dicht vor Silvias Gesicht ragte er auf, groß, dick, erwartungsvoll.

„Da ist deine Stärkung“, sagte die Herrin. „Nimm sie dir!“

War das die Strafe für das halbherzige Gemurmel vorhin? Bang pochte Silvias Herz. Sie wusste, dass es ein Fehler war, wusste, dass sie es bereuen würde, was da aber verlangt wurde, überschritt die Grenze des Möglichen. Nein, sie wollte das nicht, konnte das nicht, nicht jetzt vor aller Augen und bei Tisch, sie ließ sich nicht alle Würde nehmen. Wie ferngesteuert wandte sich ihr Kopf zur Seite, weg von diesem aufdringlichen Geschlecht.

„Willst du dich meinem Befehl widersetzen?“

Silvia schwieg.

Die Mädchen hatten aufgehört zu essen, Messer und Gabel waren niedergesunken, staunend, entsetzt, fassungslos ruhten ihre Blicke auf Silvia. Die Herrin aber blieb gelassen. Sie nickte dem Aufseher zu, dieser verschloss den Slip und setzte sich wieder auf seinen Platz. Fast fürsorglich klang ihre Stimme. „Silvia, kennst du Regel eins?“

„Nein, meine Herrin, ich kenne die Regeln noch nicht.“

„Du kannst sie noch nicht auswendig, das musst du auch nicht. Aber du kennst sie sinngemäß, nicht wahr?“ Natürlich kannte Silvia sie sinngemäß, aber das musste sie ja nicht zugeben. Sie wollte verneinen, doch kam ihr die Herrin zuvor. „Warte, bevor du antwortest. – Maria, wie lautet Regel achtzehn?“

Erschrocken zuckte Maria zusammen, dieses Mal aber war sie gerüstet, musste nur einen kurzen Augenblick überlegen. „Es wird erwartet, dass die Mädchen niemals die Unwahrheit sagen. Alle Fragen der Herrin, des Gebieters und der Behüter müssen gewissenhaft, wahrheitsgemäß und ohne Auslassung beantwortet werden.“

„Schön. – Isabel, die Anmerkung!“

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Anmerkung a: Das Zuwiderhandeln gegen eine der Regeln wird mit Peitschenhieben bestraft, deren Anzahl von Fall zu Fall festgelegt wird. Anmerkung b: Verstöße gegen Regel achtzehn und neunzehn haben zusätzlich die Verhängung einer weiteren Strafe zur Folge, über die von Fall zu Fall entschieden wird.“

„Also Silvia, jetzt sage mir, ob du die Regel eins sinngemäß kennst!“

Die Verhängung einer weiteren Strafe … Dass ihr die Peitsche so gut wie sicher war, damit hatte sich Silvia schon fast abgefunden, soweit man sich damit abfinden konnte. Dieses andere aber, das war so unbestimmt, das ließ alles offen, gab Raum für Vorstellungen der schrecklichsten Art. Vermutlich hatte die Herrin einige Strafen parat, die man besser nicht erlebte. – Nur das nicht in Kauf nehmen, nur nicht gegen diese Regel achtzehn verstoßen. Dass man ihr unmöglich ihr Wissen oder Nichtwissen nachweisen konnte, spielte keine Rolle, denn es gab hier keinen Anwalt und kein übergeordnetes Gesetz, es gab nur das Urteil der Herrin und ihre unbekannten Strafen.

Mühsam stieß Silvia die Antwort hervor. „Ja, meine Herrin, ich kenne Regel eins dem Sinn nach.“

„Und was besagt sie?“

„Dass ein Mädchen jede Anweisung befolgen muss.“

„So ist es. Claudia, zitiere Regel eins!“

„Jeder Anweisung der Herrin, des Gebieters sowie der Behüter ist ohne Widerrede und ohne Nachfrage unverzüglich Folge zu leisten.“ Claudia sprach die Worte beklommen aus, als müsse sie gegen ihren Willen ein hartes Urteil verkünden.

„Also Silvia, du hast gegen die erste und wichtigste Regel verstoßen. Man muss dir die grundlegenden Gebräuche des Hauses offenbar erst beibringen. Da du aber noch neu hier bist und deshalb Rücksicht verdienst, beschränkt sich die Zahl der Peitschenhiebe auf zwanzig. Sie werden morgen verabreicht zur üblichen Zeit am üblichen Ort.“

Die Worte schon wirkten wie eine Peitsche. Entsetzt zuckte Silvia zusammen. Zwanzig? Maria hatte unter der Hälfte schon sehr gelitten. Wie sollte sie das ertragen? Dabei wäre schon ein einziger Hieb Schrecken genug gewesen, allein wegen der Schmach. Gepeitscht wie ein Tier, ohnmächtig der Willkür dieser Frau ausgeliefert, rechtlos wie eine wirkliche Sklavin.

„Du bist mir eine Bestätigung schuldig, Silvia.“

Erstickt kamen die Worte über ihre Lippen: „Ihr verurteilt mich zu zwanzig Peitschenhieben, meine Herrin.“

„Es freut mich, dass du verstanden hast. – Also Mädchen, ihr könnt weiteressen.“ Unbewegt schaute sie zu, wie sich die Mädchen ohne Appetit zu weiteren Bissen zwangen. Nur Silvia ließ Messer und Gabel unberührt, sie hasste dieses Essen, hasste diese Frau, hasste diesen Dildo in ihr, der sogar noch im Moment würdelosester Demütigung lustvolle Seufzer von ihren Lippen perlen ließ … und sie hasste Wolfgang! Sie solle ihm vertrauen, es sei alles nur ein harmloses Spiel, hatte er geflötet. Und nun saß sie hier und sah ihrer Auspeitschung entgegen! Sie war wütend, war den Tränen nahe, verging fast vor Furcht und spürte die aufreizende Glut im Schoß, alles zur gleichen Zeit, wäre vor Scham und Pein am liebsten im Erdboden versunken.

Nach dem Essen blieben die Mädchen sitzen, bis sich der Aufseher erhob und das Zeichen zum Aufbruch gab. Ob er enttäuscht war wegen Silvias Verweigerung, die ihn um seinen Genuss gebracht hatte? Es schien nicht so, jedenfalls wirkte er unbeteiligt wie immer. Und wenn schon! Um sein Seelenheil musste sie sich wirklich nicht sorgen. Der Rückweg zum Mädchenraum wurde nicht weniger aufreizend, als es der Herweg gewesen war, warum sollte er auch, es hatte sich nichts geändert, im Gegensatz zu einem echten verlor dieser künstliche Phallus nichts an Kraft. Nur für Silvia war noch eine schwere Last hinzugekommen.

Als sie die Schnalle des Freudenslips öffnete und ihn behutsam abstreifte, wünschte sie sich, die Zeit zurückdrehen zu können. Noch einmal in der gleichen Situation, hätte sie in den Chor der Mädchen eifriger eingestimmt und ihren Teller einfach leer gegessen, ob mit Appetit oder ohne. Woher aber hätte sie im Voraus wissen sollen, wie sich die Dinge entwickeln? Ganz einfach: Weil man hier zu tun hatte, was verlangt wurde, und weil man, wenn man das Verlangen nicht kannte, einfach tun musste, was die anderen taten, so schwer zu begreifen war das doch nicht!

Und es wäre auch nicht schwer zu begreifen gewesen, dass Wolfgangs Vorschlag zum Aufenthalt in diesem obskuren Schloss eine Falle war, in der sie nun saß, rettungslos verloren. Auch das hätte sie wissen müssen. Aber vielleicht hatte sie es ja gewusst, vielleicht hatte diese andere, die neue oder neu entdeckte Frau in ihr, die ihren Gefallen fand an diesem perversen Dildo, am Gehorsam, sogar an der Furcht, vielleicht hatte diese die Bedenken zur Seite gedrängt. Und vielleicht würde diese sogar dann, wenn sich die Uhr wirklich zurückdrehen ließe, wieder zur Zusage drängen und erneut gewinnen, weil sie stärker war als die bekannte Silvia, die nichts als ereignislose Gleichförmigkeit zu bieten hatte und die Tiefe der Gefühle nicht kannte. Seufzend hängte sie den Slip an den Haken, richtete den Phallus auf, wie es sich gehörte, und dachte furchtsam an morgen …

Silvia - Folge 1

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