Читать книгу Silvia - Folge 1 - Jürgen Bruno Greulich - Страница 3
ОглавлениеÜberredungskünste
Als sie am Morgen erwachte, hatte Wolfgang das Haus bereits verlassen, der Frühaufsteher, der es sich nicht nehmen ließ, einer der Ersten in der Firma zu sein. Sie setzte einen Kaffee auf und ging mit der Tasse in der Hand ins Wohnzimmer zu ihrem antiken Sekretär. Sie saß gerne an ihm, schrieb ihre Briefe hier und ihr Tagebuch, genoss den Blick durch das große Fenster hinaus in ihren gepflegten, weitläufigen Garten. Ein Blatt Papier begrüßte sie, ein sorgfältig entworfener Computerausdruck mit fein geschwungener Schrift, darauf lag ein „Mon Chéri“. Verwundert las sie den Text:
Allerliebste Silvia, warum machst du es mir so schwer? Ist mein Wunsch so schrecklich? Warum können wir uns nicht an Dingen erfreuen, vor denen andere nicht zurückscheuen? (Ich denke an Herrn Wohlgemach und Claudia, wie du ja weißt.) Nichts Unmögliches verlange ich von dir, nur ein kleines kribbelndes Spiel, an dem du nicht weniger deine Freude finden wirst als ich. Das Leben hat so viel Reizvolles zu bieten, lass es uns auskosten, ehe es zu spät ist. Wenn du mich glücklich sehen willst, dann mache ein Kreuz an der vorgegebenen Stelle und schreibe deinen Namen darunter. Du wirst eine neue Welt entdecken und deine Zusage nicht bereuen. Dein dich liebender Wolfgang.
Darunter war ein Kreis gedruckt mit den groß geschriebenen Worten daneben: Ja, ich will! Und eine Linie von Punkten mit ihrem Namen darunter war der Platz für ihre Unterschrift. Sie las den Brief ein zweites Mal, schüttelte ungläubig den Kopf, zerriss ihn sorgfältig in viele kleine Schnipsel und warf ihn in den Papierkorb.
Am Abend, als Wolfgang nach Hause kam, schielte er verstohlen zum Sekretär hinüber, sah die Praline unberührt darauf liegen und den Brief verschwunden, sagte kein Wort dazu. Am folgenden Morgen lag ein neues Schreiben auf dem Sekretär, dieses Mal garniert mit einem goldenen Ring, den ein herzförmiger Rubin schmückte.
Liebste Silvia, ich überlege und überlege und weiß nicht, wie ich dich überzeugen kann. Fällt es dir so schwer, Ja zu sagen? Kannst du dich nicht einfach mal fallenlassen und die Dinge nehmen, wie sie kommen? Hast du denn kein Vertrauen zu mir? Glaubst du wirklich, ich würde etwas von dir verlangen, das deine Ehre verletzt? Traust du mir so etwas zu? Soll ich dich auf den Knien darum bitten, meinen Wunsch zu erfüllen? Wenn dem so ist, dann sage es mir. Ich würde es tun. In Liebe, Wolfgang.
Diese Zeilen las sie nicht ein zweites Mal, diese zerriss sie sogleich. Und mochte der Ring ihr auch ausnehmend gut gefallen, so rührte sie ihn doch nicht an. Sie war nicht käuflich und dachte nicht daran, sich weichkochen zu lassen!
Ein schwerer Seufzer entrang sich Wolfgangs Lippen beim abendlichen Blick auf den Sekretär und wieder lagen sie Rücken an Rücken im Bett. Der Brief, den sie am Morgen vorfand, entstammte nicht dem Computer, sondern war mit der Hand geschrieben:
Liebe Silvia, wie sehr würde ich mich freuen, wenn du mir vertrauen und Ja sagen würdest. Dein Wolfgang.
Diesen Brief zerriss sie nicht, war ja doch sinnlos. Wie es aussah, ließ er nicht locker, auch wenn ihm allmählich die Worte auszugehen schienen, ihrem armen Gatten. Und die einzige rote Rose, die in einer schlanken hohen Vase daneben stand, betrachtete sie mit einem fast wehmütigen Gefühl. Eigentlich war er rührend, ihr Wolfgang, fast wie ein Kind. Wie sehr er sich ihr „Ja“ doch wünschte, wie glücklich sie ihn offenbar machen würde … Aber sie selbst, würde sie damit auch glücklich werden? Das war nicht anzunehmen.
Ihr Blick fiel aufs Regal und dort auf Claudias Buch. Bis ungefähr zur Hälfte war Silvia gekommen. Diese O wurde gepeitscht, vergewaltigt, prostituiert, und je schrecklicher man sie behandelte, desto tiefer wurde ihre Liebe zu dem Mann, der sie all den Torturen aussetzte. – Silvia nahm es zur Hand, schlug es weiter hinten auf, wo sie noch nicht gelesen hatte, überflog einige Zeilen. Es war von einem jungen Mädchen die Rede, das die O bewunderte und wie sie sein wollte, das zuschaute, wie sich die O, an ein Holzgeländer gebunden, unter der Reitpeitsche wand und wie sie, auf den Knien liegend, das „mächtige aufgerichtete“ Glied ihres Herrn im Mund empfing.
Silvia klappte das Buch wieder zu. Unmöglich, das alles! Ihr Blick schweifte in den Garten, der trostlos unter dem grauen Himmel lag. Welch eine ungeheuerliche Vorstellung, irgendwo angebunden zu werden wie die O, hilflos der Peitsche dargeboten oder einen Penis in den Mund gesteckt zu bekommen, ob man das wollte oder nicht. Das ließ doch keine Frau mit sich machen! Es sei denn, sie fand ihren Reiz daran … Schon in Jugendzeiten hatte es in Silvia Unterwerfungsfantasien gegeben, stets gleich wieder verdrängt, da sie nicht passten zum Bild der emanzipierten Frau, die sie doch sein wollte. Nur reizvoll waren solche Vorstellungen halt doch …
Verstört stellte sie das Buch aufs Regal zurück und machte sich an die Hausarbeit, um auf andere Gedanken zu kommen. Dieses Bild der Fantasie begleitete sie durch den ganzen Tag, tauchte immer wieder vor ihrem Auge auf und mit ihm das warme Gefühl, das anscheinend mit dazugehörte.
Am Abend erwartete sie Wolfgang nicht im unförmigsten Pullover, sondern in einem, der ein bisschen knapper saß, und in einer engen Jeans. Er kam nur eine halbe Stunde zu spät und begrüßte sie mit einem flüchtigen Küsschen. Bevor er sich an den Tisch setzte, lugte er ins Wohnzimmer zum Sekretär und ein Fünkchen Hoffnung glomm in seinen Augen, da er seinen Brief dort liegen sah, zwar ohne Kreuzchen und Unterschrift, aber immerhin unversehrt. Doch sagte er nichts dazu. Dafür lobte er gebührend die gut gelungene Lasagne, bei deren Zubereitung sie sich viel Mühe gegeben hatte.
Nach dem Essen zog er sich nicht in sein Arbeitszimmer zurück wie sonst üblich, sondern lud sie zum roten Wein in ihr Lieblingsbistro ein, das sich in der größeren Stadt befand, zehn Kilometer von ihrer Kleinstadt entfernt. Das hatte er schon lange nicht mehr getan und natürlich war sie gerne damit einverstanden. Sie packte das Geschirr in die Spülmaschine, legte ein dezentes Make-up auf, verzichtete darauf, sich etwas Eleganteres anzuziehen, und sie fuhren los. Einer der kleinen runden Tische beim großen Fenster war noch frei, man konnte auf die Fußgängerzone schauen, auf die Schaufenster einer Kunstgalerie, einer exklusiven Boutique mit horrenden Preisen und einer Buchhandlung. Fröstelnd gingen die Passanten draußen vorbei, es war ein kühler Abend, nichts zu merken von lauer Frühsommerluft.
Silvia bestellte beim südländischen Kellner mit dem schwarzen, dichten, ölglänzenden Haar einen trockenen französischen Rotwein, Wolfgang nahm einen Riesling wie immer. Sie prosteten sich zu und er erzählte kleine Geschichten aus der Firma, berichtete von den Aktienkursen, die endlich mal wieder stiegen, und von einer Urlaubsreise, die sie unternehmen sollten, sobald er mal Zeit dafür fände. Sie plauderten so unbeschwert wie schon lange nicht mehr, oder er plauderte jedenfalls, während sie nur wenig sprach, da mit den Gedanken ganz woanders. Warum nur schnitt er nicht das Thema an, das ihm die letzten Tage so wichtig gewesen war?
Seine Hand legte sich auf die ihre und liebevoll lächelte er sie an. „Es ist gut, dass wir wieder mal zusammen ausgehen.“
„Ja, das ist es. – Aber sag mal, Wolfgang, gibt es dieses merkwürdige Schloss tatsächlich?“
„Natürlich gibt es das.“
„Wieso natürlich? Weshalb bist du dir so sicher? Hast du es gesehen?“
„Wie sollte ich? Aber der Herr Wohlgemach hat mich eingeweiht. Du kennst ihn und du weißt, dass man ihm hundertprozentig glauben kann.“
Ja, sie kannte ihn. Er war in der Tat ein höchst seriöser und sehr bodenständiger Mensch, alles andere als ein Aufschneider und auch kein Träumer, der die Fantasie mit der Wirklichkeit verwechselte. Sie hob das Glas und stieß mit Wolfgang an. „Claudia ist wirklich dort in diesem Schloss?“
„Ja. Du kannst es ruhig glauben.“
„Hm. Was geschieht in diesem Schloss mit den Frauen, die man dort Mädchen nennt?“
„Genaues weiß ich nicht. Darüber schweigt sich Wohlgemach aus. Ich glaube, er weiß es selbst nicht so ganz genau.“
„Er weiß es nicht?“
„Nicht im Detail. Aber jedenfalls geschieht ihnen nichts wirklich Schlimmes. Sie kommen alle wohlbehalten zurück.“
Klang das beruhigend, nichts wirklich Schlimmes? Was war wirklich schlimm und was nicht, wer setzte die Maßstäbe? Auch der Herr der O hätte behauptet, dass ihr nichts Schlimmes geschehe, und auch sie war wohlbehalten, jedenfalls dann, wenn man den Schmerz und die Demütigung ausklammerte, die sie jeden Tag erlebte. Doch litt sie nicht wirklich, diese O, wurde als zufrieden und ausgeglichen geschildert, glücklicher denn je zuvor. Silvias Blick schweifte hinüber zur Kunsthandlung, in deren Schaufenster ein großes Gemälde hing, eine etwas kitschige südliche Landschaft mit Lavendelfeldern und Olivenbäumen, im Hintergrund sanfte Hügel mit einer Burg aus hellem Stein, vielleicht ein Schloss.
„Wollen wir nach Hause fahren?“ Samten sprach Wolfgang die Worte aus, sein Blick war ein Versprechen.
Zu Hause angekommen, nahmen sie beide noch eine schnelle Dusche und Silvia ging zu Bett. Lange musste sie nicht auf Wolfgang warten. Wohlduftend kroch er unter die Decke und streifte ihr den Pyjama ab, den sie vorsichtshalber angezogen hatte, um nicht wieder in den Verdacht zu geraten, ihm hinterherzulaufen wie ein rolliges Kätzchen. Aber nein, heute gab es keine Missstimmung, heute gab es Harmonie, Zärtlichkeit, feurige Leidenschaft, heute war es so schön in Wolfgangs Armen wie schon lange nicht mehr. Selig erschöpft lagen sie danach eng aneinandergeschmiegt unter der Decke und er schlief nicht gleich ein, wie sonst üblich, sondern streichelte ihr Haar.
„Es war schön, Silvia.“
„Und ich dachte, dass dich Blümchensex nicht mehr reizt?“
„Ach Silvia, ich liebe dich, und das ist wichtiger als Sex.“ Ach, das waren ja ganz unbekannte Worte. Sollte Wolfgang etwa das Interesse an seinem Plan mit ihr verloren haben und würde sie das vielleicht sogar ein ganz klein bisschen enttäuschen? Der Schmelz eines besorgten Therapeuten lag plötzlich in seiner Stimme. „Doch ist es so, dass die Liebe leidet ohne Sex und dass es Vorstellungen gibt, die dem Sex und damit der Liebe neue Kraft geben können.“ Das war nun wieder der Wolfgang, den sie kannte, der von einem Ziel nicht so leicht abrückte und es notfalls auf verschiedenen Wegen zu erreichen versuchte.
Zärtlich glitten ihre Lippen über seinen Hals. „Ist dir dieses Schloss denn wirklich so wichtig?“
„Es wäre für uns beide gut. Fällt es dir denn wirklich so schwer, Ja zu sagen?“
„Ja!“
Wie elektrisiert wandte er ihr das Gesicht zu. „Was bedeutet dieses Ja? Bedeutet es, dass es dir so schwerfällt, oder bedeutet es Ja?“
„Beides.“
„Du bist einverstanden?“
„Ja. Ich bin einverstanden.“
„Abgemacht? Ohne Widerruf?“
„Abgemacht. Oder willst du einen Vertrag aufsetzen?“
„Keine Juristen. Dein Wort genügt.“ Er drückte sie glücklich an sich und seine Hand schob sich zwischen ihre Beine.
Ohne Widerruf! Silvia wurde bang zumute. War sie denn verrückt, sich auf so etwas einzulassen? Die Bedenken schwanden unter seiner zärtlichen Hand und seinen Lippen, die ihre erwartungsvoll festen Brüste liebkosten. Schon lange war es her, dass er sie ein zweites Mal genommen hatte, vielleicht war es ja wirklich gut, dem Sex und damit der Liebe neue Kraft zu geben durch etwas Außergewöhnliches, auch wenn sie davon so gut wie nichts wusste. Glücklich stöhnte sie auf, da er in sie kam und sie schmelzen ließ in wonnigen Gefühlen …
***
Kaum konnte sie Wolfgang entdecken, als er am Montagabend von der Arbeit kam, so groß war der Blumenstrauß vor seinem Gesicht. Es war ein Strauß fröhlich leuchtender Sommerblumen, von frischem Grün umkränzt und mit roten Rosen durchsetzt.
„Vielleicht müssen wir bald einige neue Vasen kaufen“, sagte sie erfreut.
Wolfgangs Lächeln reichte von einem Ohr bis zum andern. „Ja, aber wirklich bald. Viel Zeit ist nämlich nicht mehr dafür.“
„Was soll das bedeuten?“
„Ich habe angerufen. Am Sonntag ist es so weit.“
„Am Sonntag?“ Beklommen trug sie die Blumen in die Küche, von Wolfgang gefolgt. Dahin war die Hoffnung, erst am Sankt-Nimmerleinstag-Tag wieder an ihre Zusage erinnert zu werden. Es herrschte ein atemberaubendes Tempo. „Da kann ich ja bald mit Packen anfangen.“
„Du musst nicht packen.“
„Wieso nicht? Mein Aufenthalt dauert doch vermutlich länger als einen Tag, wie ich fürchte.“
„Allerdings.“
„Wie lange denn?“
Er hob den Blick unschuldig zur Decke. „Drei Monate.“
„Wie bitte?“
„Drei Monate sind schnell vorbei, du wirst sehen.“
„Drei Monate sind eine Ewigkeit. Du wirst verhungern und die ganze Zeit wie ein Heiliger leben müssen …“ Sie unterbrach sich, schaute in seine glitzernd braunen Augen. „Also gut, du wirst dir zu helfen wissen und nicht verhungern und vermutlich auch nicht wie ein Heiliger leben. – Drei Monate, hoffentlich werde ich dich danach noch erkennen.“
„Ich besuche dich hin und wieder.“
„Aber ich kann doch nicht einfach für drei Monate verschwinden! Wie soll ich meinen Eltern meinen Verbleib erklären und deinen Eltern, den Verwandten, meinen Freundinnen?“
„Du fährst in Urlaub, ganz einfach.“
„Aber doch nicht drei Monate lang! Niemand macht so lange Urlaub.“
„Manche schon. Die Gattin des Herrn Wohlgemach zum Beispiel und du jetzt auch. Frauen eben, die es sich leisten können.“
„Ja, aber … aus dem Urlaub schreibt man Briefe und Postkarten, man lässt etwas von sich hören.“
„Sicher. Du schreibst Briefe und Postkarten aus deinem Urlaub, was sonst?“
„Diese Briefe und Postkarten sind aber mit Briefmarken und Stempeln aus dem Urlaubsland versehen!“
„Briefmarken kann man besorgen, Stempel anfertigen und die Briefe und Postkarten bei entsprechender Beziehung zur Post in den normalen Verteilerdienst bringen. Es ist für alles gesorgt, du musst dir nur noch überlegen, in welches Land du zu reisen gedenkst.“
„Woher weißt du das alles?“
„Von der Madame von Sinnenhof.“
„Hm. Und von ihr weißt du auch, dass ich nicht packen muss?“
„Genau. Es ist alles vorhanden, was du brauchst.“
„Und woher weiß diese Madame von Sinnenhof so genau, was ich brauche?“
„Na ja, sie kennt sich halt aus.“
„Ich muss verrückt sein, mich darauf einzulassen.“
„Ach, woher denn. Du bist nicht verrückt, ganz im Gegenteil. Denn immerhin liebe ich dich. Und das ist der Beweis, dass du in Ordnung sein musst.“ Er streichelte zärtlich über ihr Haar und schaute sie liebevoll an. „Eines aber gibt es noch zu tun.“
„Was denn?“
„Ich muss deine Maße nehmen.“ Wie ein Zauberer zog er ein zusammengerolltes blaues Maßband aus der Tasche.
„Welche Maße denn?“
„Na ja, alle.“
Ohne Widerruf! – Warum nur, fragte sie sich, war sie bereit, sich in ihr Schicksal zu fügen? Weshalb begehrte sie nicht auf? Gab es etwa ganz insgeheim eine Anziehungskraft des ominösen Abenteuers, von dem sie nichts Konkretes wusste, nur ahnte, das vermutlich anders war als alles Bekannte, sündhaft, bedrohlich, eigentlich unannehmbar und doch unbegreiflich reizvoll?
Sinnierend schaute Wolfgang sie an. Worauf wartete er? „Es geht so nicht, wenn du angezogen bist.“
„Oh. Ich soll mich ausziehen?“
Wolfgang nickte und sie entledigte sich zögernd ihrer Kleidung vor seinen Augen, fast war es so, als stünde sie einem Fremden gegenüber, und wieder war es zu spüren, das heimliche warme Kribbeln im Bauch oder noch ein bisschen weiter unten. Nur den roten kleinen String behielt sie an. Ganz eindeutig war Wolfgang ein typischer Mann, denn das Erste, das er maß, war ihre Brustweite. Er notierte das Ergebnis fein säuberlich auf einem bereitgelegten Blatt und sie bekam ein Kompliment für ihre vollen festen Brüste, die jedem Vergleich standhalten konnten, wie er meinte, und das ganz ohne die Hilfe von Silikon. Zärtlich berührten seine Lippen die steifen Knospen. Dann aber musste er seine Arbeit fortsetzen und sie spürte, wie sich ihr Körper den warmen Händen entgegenschmiegte, als sie das Band um die Taille und den Hintern legten. Auch diese Werte wurden notiert. Wozu aber brauchte er ihre Halsweite, sollte sie vielleicht ein Hemd tragen dort in diesem Schloss?
Wolfgangs Auskunft geriet sehr einsilbig. „Weiß nicht.“ Auch den Umfang der Handgelenke musste er messen. Zögernd streckte sie den rechten Arm aus und bangen Herzens hielt sie still. Wozu das? Und wieso ging er gar noch vor ihr auf die Knie, um das Band um ihr Fußgelenk zu legen? Wieder war Wolfgangs Antwort sehr knapp gehalten: „Es muss halt alles passen.“
„Was ist dieses alles?“
„Das kann ich dir so genau nicht sagen. Sie will es halt wissen, die Madame von Sinnenhof. Sie wird schon ihre Gründe haben.“
Er richtete sich auf, nahm sie in den Arm und küsste ihren Mund, war sehr zufrieden mit ihr. „Den Ring kannst du jetzt ja annehmen. Du hast ihn verdient.“
„Nein, kann ich nicht.“
„Warum denn nicht?“
„Weil ich es nicht wegen dem Ring tue, sondern dir zuliebe.“
„Irgendwie hast du das Zeug zur Heiligen.“ Das aber konnte nicht ernst gemeint sein.
Ihr Weg führte nach der anregenden Vermessungsarbeit ins Bett, wo Silvia auf sehr angenehme Gedanken kam, ihre Bedenken, die Sorgen und schließlich die ganze Welt vergaß in Wolfgangs Armen, während in der Küche das Essen kalt wurde. Das aber war heute kein Problem. Vielleicht, so dachte sie sonnig, als Wolfgang erschöpft neben ihr lag, vielleicht würde der Aufenthalt in diesem merkwürdigen Schloss ihrer Ehe ja tatsächlich guttun …