Читать книгу Silvia - Folge 1 - Jürgen Bruno Greulich - Страница 14

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Eine Stärkung, angenommen

Die Zeit des Freudenslips brach an, des Erweckers sinnlicher Gefühle, der dazu beitrug, die sexuelle Erregung zum Dauerzustand zu machen. Was würde nach der Zeit hier sein, fragte sich Silvia, während sie die Gürtelschnalle verschloss und ihr unkontrolliertes Seufzen einzudämmen versuchte, ob sie dann frigide würde, überreizt und gegen die Lust immun? Oder würde das Gegenteil geschehen, würde sie gar nicht mehr genug bekommen und liebestoll von einem Geschlechtsakt zum nächsten taumeln? – Na ja, mit ihrem Wolfgang sicherlich nicht, dazu fehlte ihm der jugendliche Elan. Oh. Man durfte nicht spöttisch über den Gebieter reden und vermutlich auch nicht denken. Ob die Gedanken auch überwacht wurden? Nichts wies darauf hin, der Aufseher schien sie jedenfalls nicht zu bemerken. Ein Glück. Noch immer schmerzte ihr Rücken. Nicht ein zweites Mal sollte der Dildo sie vom Essen oder vom Befolgen sonstiger Anweisungen abhalten. Wie hatte sie von ihrem famosen Lehrer gelernt: Vor dem erlittenen Schmerz muss man keine Angst haben. – Nur wenn er als Möglichkeit seiner Erneuerung in die Zukunft weist, kann er Angst erzeugen und Gefügigkeit bewirken. Er wies in die Zukunft und bewirkte Gefügigkeit. Alles, was man verlangte, würde sie augenblicklich tun, nur nicht noch einmal einen Befehl ignorieren, auch die spöttischen Gedanken sollte sie sich abgewöhnen …

So gerüstet, stieg sie mit den anderen die Stufen hoch, eine sinnliche Prozession, die mit wiegenden Hüften an den marmornen Wächtern vorbeistöckelte. Am Kopf der Treppe stand fast frauhoch eine anmutige Gestalt in einem dünnen langen Gewand, das denen der Mädchen ähnelte. Üppig war ihre Figur, entblößt die linke Brust und geheimnisvoll das Lächeln ihrer vollen Lippen. Es war die Aphrodite Pandemos, die Göttin der sinnlichen Liebe, die hier ihren Platz gefunden hatte, nicht die himmlische und reine Aphrodite Urania, für die es hier im Haus keine Verwendung gab. Ihr gegenüber standen drei nackte Mädchen Arm in Arm, die Chariten, die Erfreuende, die Blühende und die Glänzende, Töchter des Zeus und der Eurynome, die den Menschen das Leben verschönen und die Aphrodite umgeben als freundlich dienende Schar. – Dem Gebieter, den dieser „ganze mythologische Kram“ nicht interessierte, würde eine solche Symbolik ausnahmsweise wohl gefallen, dachte Silvia und vergaß ihn gleich wieder, ihren Wolfgang, für den es augenblicklich in ihrem Empfinden nur wenig Platz gab und nicht nur im Empfinden nicht …

Im Speiseraum wurden sie von der Herrin erwartet. Wieder stand sie bei der Kommode, nun in ein blaues, knielanges Kleid gehüllt, dessen Dekolleté noch ein bisschen tiefer war als das gestern, der Rock noch etwas kürzer. Wenn sich diese Tendenz fortsetzte, würde sie bald ähnlich freizügig gekleidet sein wie die Mädchen. – Aber nein, keine Ironie um Himmels willen, schon gar nicht auf Kosten dieser Frau, die Silvia zu fürchten gelernt hatte. Dabei war sie ihr doch recht sympathisch erschienen beim ersten Blick im Wagen und auch jetzt noch glaubte sie unter der kühlen Strenge ein mildes, wohlwollendes Verständnis für „ihre Mädchen“ zu entdecken, als sei dort eine ganz normale gefühlvolle Frau versteckt. Aber nein, sie war die Herrin, kalt wie Eis und unerbittlich, man musste vor ihr auf der Hut sein, musste sich vor ihr ducken. Silvia wich ihrem Blick aus, hoffte, dass ihr kein neues Ungemach drohe, lüpfte das Gewand vor den dunklen tiefen Augen und ließ sich auf ihrem Platz nieder, spürte den Dildo tiefer dringen und rückte sich seufzend zurecht mit ihren devot geöffneten Knien.

Der jüngere der beiden Jungs für alles trug das Lamm, das Gemüse und den Reis auf, er musste nicht direkt neben einem stehen, damit man sein Parfüm roch, das schwer und süßlich duftete, ein Damenparfüm, vermutlich fand sein Kollege Freude daran. Diskret zog er sich in die Küche zurück und das Mahl konnte beginnen. Silvia ignorierte die Glut im Schoß so gut eben möglich, nahm Messer und Gabel zur Hand, schnitt ein Stückchen vom Fleisch ab, fest entschlossen, den Teller ohne Zögern und ohne Stocken leer zu essen.

„Silvia!“ Volltönend schwebte ihr Name im Raum, von der Herrin fast freundlich ausgesprochen, und doch klang er hart wie ein Peitschenhieb.

Erschrocken zuckte Silvia zusammen, schaute bang auf.

„Du hast noch eine Stärkung gut.“ Die Herrin musste dem Aufseher keinen Auftrag geben, musste ihm nicht einmal zunicken. Er wusste, was er zu tun hatte (oder tun durfte), hatte offenbar seine Instruktionen. Er trat neben Silvias Stuhl, öffnete den Reißverschluss seines Slips, bot ihr seinen schwellend dicken Penis an, und wieder füllte der Herrin Stimme den Raum. „Nimm dir, was du gestern verschmähtest.“

Nun befand sich Silvia also wieder an der Gabelung des Weges, genau wie gestern. Heute aber, heute würde sie nicht die falsche Richtung einschlagen, heute ging sie den Weg, der allein dorthin führte, wo man sie haben wollte. Es gab keinen Zweifel.

„Ja, meine Herrin, wie Ihr wünscht.“

Heute wandte sie das Gesicht nicht zur Seite, nein, sie wandte es ihm zu, sah ihn näher kommen unter all den gebannten Blicken der Mädchen, von denen sie sich nicht abhalten lassen durfte. Ihre Augen schlossen sich und ihre Lippen stülpten sich um das gierig zuckende Fleisch. Tief kam es in ihren Mund, ein ungebetener Gast, den sie nicht abweisen durfte. Sie spürte nicht ihre Hände, die noch auf dem Tisch rechts und links des Tellers lagen, fest um Messer und Gabel geschlossen, als fänden sie daran Halt, sie sah nichts mehr, sie hörte nichts mehr. Ergeben lutschte sie an ihrem Eroberer, gegen den es keine Gegenwehr geben durfte … und der plötzlich wilde Lust bescherte. Glühend pfählte der Dildo ihren Schoß, raubte die Sinne, verbrannte die Scham, den Gedanken an die Zuschauerinnen, an die Herrin, an das bizarre Schloss und die ganze groteske Welt. – Während sie sich aalte in ihrem Orgasmus, der verzückender war und aufregender denn je zuvor, quoll heißes Sperma in ihren Mund, der Willkommenstrunk des neuen Lebens, in dem es keine Schranken gab und keine Grenzen, in dem alles möglich war, alles, was man von ihr verlangte. Schluchzend schluckte sie es hinunter, das Zeichen ihrer Kapitulation, die keine Niederlage war, sondern Aufbruch ins Unbekannte, das unbegreiflich reizvoll war und nur auf dem Weg zu entdecken, auf den die Herrin sie so unerbittlich führte. Kaum verebbte die Lust in ihr und seufzend saugte sie den Penis aus, als dürfe ihr kein Tröpfchen entgehen. Kraftlos glitt er von ihren Lippen und hing dann still herab, dicht vor ihren Augen. Der Mann rührte sich nicht.

Leise, fast ergriffen, erklang die Stimme der Herrin in der atemlosen Stille. „Willst du ihn nicht reinigen und wegpacken?“

Reinigen? Was war damit denn gemeint?

Gezischel erklang neben ihr. „Mit der Zunge!“

Oh! Echt? Rasch nahm Silvia das kleine Geschlecht wieder zur Hand und leckte es rundum ab, packte es dann in die seltsame Hose und zerrte den Reißverschluss zu.

Noch immer bewegte sich der Mann nicht von ihr weg und wieder ließ sich die Stimme der Herrin vernehmen: „Claudia: Regel fünf!“

Claudia schaute überrascht auf, wie aus einem Traum erwacht. „Ja … Regel fünf.“ Tief kamen ihre Atemzüge und ein verstohlenes Seufzen perlte von ihren Lippen, unverkennbar war sie in den Gefühlen des Freudenslips gefangen. „Jede Gunstbezeugung der Herrin, des Gebieters oder eines Behüters ist mit dankbaren Worten sowie einem ehrerbietigen Knicks anzunehmen.“

Ach, deshalb also stand der Aufseher noch immer wie angenagelt da! Wie perfide das alles doch war, geradezu zynisch! Aber egal. Bloß kein Sträuben, kein unglückseliges! Silvia erhob sich vom Stuhl und beugte die Knie zu einem schüchternen Knicks, suchte nach den verlangten „dankbaren Worten“, fand welche und trieb sie mühsam von den Lippen, schier vergehend vor Scham: „Habt Dank für die Gabe, mein Behüter.“

Er schenkte ihr ein großherziges Lächeln und setzte sich an seinen Platz.

Zufrieden nickte die Herrin ihr zu. „Jetzt iss, Silvia. Ein Mann allein macht nicht satt.“

„Ja, meine Herrin, ich esse.“ Über die Zweideutigkeit der Herrinnenworte dachte Silvia lieber nicht nach. Sie ließ sich vorsichtig auf dem Stuhl nieder, nahm Messer und Gabel wieder zur Hand, aß Bissen um Bissen, um der Peitsche zu entgehen, und ohne den befürchteten Widerwillen, ohne Ekel vor dem Geschmack nach Mann im Mund. Mochte sie ihn gar? Noch nie hatte sie ein ähnlich pikantes Gewürz geschmeckt. – War das möglich? Ja, das war es, wie alles andere auch in diesem Haus, in dem es nichts Unmögliches gab. Es schmeckte gut und sie leerte den Teller restlos wie die anderen Mädchen auch, ließ sich nicht irritieren durch die glühenden Gefühle, die das dicke Gummi in ihr noch immer entfachte. Eine nach der andern legte das Besteck aus der Hand und wartete schweigend, bis auch die Letzte, Jasmin, mit dem Essen fertig war.

Silvia - Folge 1

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