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Das historische Landwirtschaftsmodell

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Lassen Sie mich darstellen, was sich 1783 ein in den Alterssitz weichender Bauer im salzburgischen Flachgau zur alljährlichen Unterhaltssicherung vom Hofübernehmer ausbedungen hat:

„3 Metzen Waiz, 12 Metzen Korn, 2 Mäßl Bohnen, 2 Mäßl Hirse, 3 Pfund wohlgeläutertes Schmalz, im Sommer täglich ein Viertel kuhwarme Milch, wöchentlich 6 Eier, im Winter ein Kändel Milch und 3 Eier, dann den Bedarf an Kraut, Rüben, Salz, Schotten und Licht und auch den Vierten Teil vom Obst.“2

Je nach Region kamen Kartoffeln, Tees, Kräuter, Honig, Säfte, Most oder Wein und Schnäpse dazu.

Vier Tiergattungen, deren Produkte und Verwertung, verschiedenste Getreidearten, Gemüse- und Obstsorten, die Gewinnung von Brenn- und Bauholz, die Formen der Lagerung und Konservierung haben die ländliche Wirtschaftsweise und den Tageslauf bestimmt, die Zyklen und Rhythmen des Lebens und das Bild des Landes.

Bitte werfen Sie auch einen Blick auf die ästhetische Dimension solcher Verhältnisse, vergegenwärtigen Sie sich die Gestalt der Landschaft und der Dörfer als Folge solchen Haushaltens. Deren Vielfalt und Schönheit folgten nicht ästhetischen Konzepten und keinen schöngeistigen Wünschen. Kaum je in unserer Geschichte – und wenn, dann nur im Umfeld der Kunst, und auch in dieser selten erfolgreich – blieben Schönheit und Nutzen unverbunden. Unzählige Alleen, die einst die Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie durchzogen, gehen auf Joseph II. zurück. Er verfügte, dass zur Marschverpflegung seiner Heere entlang von Landstraßen Obstbäume zu pflanzen sind. Regelmäßig schlenderte ich als Kind durch die Birnbaumallee, die das Haus meiner Großeltern mit dem Dorfzentrum verband. Sie wurde mir zur Lehrmeisterin von Raum und Poesie. Gründete ihre Schönheit gar auf einem militärstrategischen Motiv?

Immer wenn politische Funktionäre die Forderung „Grenzen dicht“ erheben, möchte ich lautstark mit einstimmen: Ja, aber wirklich dicht! Zu gerne möchte ich erleben, wie dieselben Politikvertreter ihrer Klientel erklären, wieso uns keine Bananen und Orangen aus Afrika erreichen, kein arabischer Treibstoff aus den Zapfsäulen rinnt, wieso nicht nur in Gaststätten keiner, sondern nirgendwo Tabak zu bekommen ist, und warum im Kaffeehaus selbst der „Kleine Schwarze“ des Landes verwiesen bleibt.

Jahrbuch Franz-Michael-Felder-Archiv 2020

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