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Maras – kein Tag ohne Gewalt

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Eine andere Welt aber ist ihnen viel näher und für manche von ihnen zur grausamen Realität geworden. Neben den informellen Cliquen der Straßenkinder gibt es die straff organisierten Banden der Maras. Äußerlich sind sie an ihren Tätowierungen zu erkennen, oft mit einem Furcht einflößenden Aussehen. Diese Tattoos haben ihre eigene Symbolsprache. Eine Träne kann für einen ermordeten Freund stehen. Andere Zeichen stehen für die Zahl der Morde, an denen man beteiligt war. Satanische Bilder im Gesicht sollen Furcht und Schrecken verbreiten. Ganz wichtig sind Tattoos, die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bande markieren. Als Signal der Abgrenzung und nicht selten Feindschaft zu anderen Mara Banden dokumentieren sie die Zugehörigkeit zu der Bande, der sich die Mitglieder im wahrsten Sinn des Wortes verschrieben haben. Die Maras rekrutieren ihre Mitglieder oft aus den Straßenkindern, wenn sie älter werden und sich körperlich und mental als geeignet erweisen für die Brutalität ihrer Aktionen. So dienen die Existenz dieser Banden und ihre Gewalt untereinander den Behörden oft als Vorwand, ihre eigene Gewalt gerade auch gegen die jüngeren und weniger gefährlichen Straßenkinder zu legitimieren.

Die Maras sammelten sich ursprünglich in mittelamerikanischen Familien, vor allem aus El Salvador, die auf der Flucht vor Bürgerkrieg und Armut in den achtziger Jahren in die USA, besonders nach Los Angeles, gekommen waren. Die dort erfahrene Ausgrenzung und auch Perspektivlosigkeit ihres Lebens führte unter den Jugendlichen zum Zusammenschluss in Latino-Jugendbanden, die nach einer tropischen Ameisenart (Marabuntes) dann Maras genannt wurden, weil sie plötzlich wie Ameisen einfielen und erhebliche Zerstörungen anrichteten. Auch brandmarkte man sie mit der abschätzigen Bezeichnung Salvatrucha, die an ihre Herkunft aus Salvador erinnert. Andere Gruppen nannten sich Mara dieziocho, kurz M 18, nach der 18. Straße ihres Stadtviertels von Los Angeles. Wegen der wachsenden Kriminalität schoben die USA Tausende dieser Jugendlichen in ihre Herkunftsländer ab. Dort führten sie das begonnene Leben weiter. Schutzgelderpressungen, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel waren ihre Geschäfte. Schnell wurden sie zu einem Mythos und verbreiteten sich in die Nachbarländer. Wegen der extremen Armut und der Aussichtslosigkeit vieler Kinder und Jugendlichen in Honduras verklärte sich in deren Fantasie das Bild der Maras über das Kriminelle hinaus zu Sozialrebellen, die der Armut entkommen und den Armen helfen. Hier fanden sie die Anerkennung und die Gemeinschaft, die es in der eigenen Familie nie gegeben hatte. Dass dies erkauft wird durch einen unbedingten Gehorsam und Unterwerfung unter die Gruppendisziplin, in der Grausamkeit und Töten auf Befehl erwartet und gefordert werden, erkennen viel Jugendliche am Anfang nicht oder verdrängen es. Für sie zählen zunächst die materiellen Anreize wie Kleidung angesagter Marken, sich satt essen zu können, Geld haben, und dann auch die emotionale Sicherheit einer Gruppe, die zum Familienersatz wird. Vor allem durch die Schutzgelderpressungen üben die Banden Macht in ihrem Stadtviertel aus, die sie bis aufs Blut gegen ihre Rivalen durchsetzen.

Die Welt braucht starke Kinder

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