Читать книгу Aloronice - Judith Weber - Страница 10

Hardun

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Es war dunkel, hier in Hardun so tief unter der Erde und Hakon, der Oberste des Golem-Clans schrie laut nach seinen Dienern.

„Licht, ich brauche Licht!" Seine tiefe Stimme polterte laut durch die hohen Hallen.

Kaum hatte er ausgesprochen, rannten schon mehrere Gestalten eifrig mit flackernden Fackeln herbei um ihm das benötigte Licht zu liefern.

Es waren Steinwände, die das flackernde Licht nur wenig erhellte. Es schien als ob das Licht von den Wänden aufgesogen wurde, es hatte kaum eine Chance, zurück zu strahlen.

Durch die Räume zog ein leicht moderiger Geruch, ähnlich einem feuchten Keller und hätten nicht Bilder und Teppiche an den Wänden gehangen, so hätte es wohl auch genauso ausgesehen.

Hakon saß aufrecht in seinem Bett und wartete ungeduldig, dass der Raum hell genug war, damit ihn seine Diener ankleiden konnten. Während sein Leibdiener eifrig bemüht war, Hakon das Gewand überzustreifen, brüllte dieser schon nach seinem engsten Vertrauten Digun, der ebenso eifrig herbeigeeilt kam, wie die einfachen Diener zuvor.

„ Sind die Späher schon eingetroffen?", er schüttelte ungeduldig seinen Arm, an dem eben der Gewandmeister seinen Ärmel zu recht rückte, „ist gut, das reicht, den Rest mache ich selbst." Mit einem Ruck riss er seinen Ärmel los und der Diener, der eben noch eifrig um ihn bemüht war, flog ungebremst in die Ecke des Raumes. Er rappelte sich schnell wieder auf und verließ unentwegt buckelnd, rückwärts das Schlafgemach.

„Und denk an das Frühstück!", brüllte Hakon hinter ihm her.

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Digun zu und wiederholte seine Frage von vorhin.

„Sind die Späher schon eingetroffen?" Digun nickte.

„Und?" „Der Rat hat ohne euch getagt Herr", antwortete Digun, „ sie sind übereingekommen, euch zum nächsten Vollmond vorzuladen. Sie wollen eure persönliche Stellungnahme hören, bevor sie über weitere Schritte nachdenken."

„Gut", grinste Hakon, „das ist gut. Das gibt uns Zeit unsere Vorbereitungen abzuschließen und überraschend zuzuschlagen. Wer ist vor Ort geblieben?"

„Drago und Kamur, sie werden abwechselnd hierherreisen um in Abständen zu berichten was in der Burg vorgeht."

„Das klingt vernünftig", Hakon nickte vor sich hin, plötzlich brüllte er wieder los, „Wo bleibt das Frühstück?"

Fast im selben Moment öffnete sich die Tür und eine endlose Anzahl von Dienern kam herein mit Schüsseln voller Speisen. Der letzte Diener brachte zusätzlich einen großen Krug randvoll mit Bier, er hatte Mühe ihn zu tragen ohne etwas zu verschütten. In Windeseile wurde der Tisch gedeckt und noch ehe alles auf dem Tisch bereit stand, hatte Hakon den Krug bereits geleert und verlangte lautstark nach einem weiteren.

Dann setzte er sich an den Tisch und schaufelte in sich hinein, was ihm die Diener in einem unaufhörlichen Strom von Schüsseln auf den Tisch stellten.

Digun stellte sich an den Tisch und schwieg, während Hakon weiter aß und trank. Er war um einiges kleiner als sein Herr. Irgendwie sah er immer missgelaunt aus. Sein Gesicht hatte einen leicht gelblichen Ton und seine Mundwinkel schienen ewig nach unten geneigt. Man hatte Digun noch nie lachen hören. Sein Kopf war gänzlich kahl und auch die Kopfhaut schimmerte ungesund gelblich.

Hakon war etwa einen Meter und achtzig groß, für einen Menschen keine überdurchschnittliche Größe, aber für die Erdmenschen dann doch ziemlich beachtlich. Er hatte einen unentwegt grimmigen Gesichtsausdruck, der noch durch seinen struppigen Bart verstärkt wurde.

Trotz seiner Größe machte er einen gedrungenen Eindruck, da er fast ebenso breit wie hoch war. Alles in allem wirkte er ständig gereizt und schlecht gelaunt.

„Trotzdem drängt die Zeit, Herr", Digun sah, dass der erste Hunger gestillt war und wagte es, seinen Herrn wieder anzusprechen.

„Die Späher berichten, dass Prinz Claude im Begriff ist, seine Partnerin zu finden. Wenn er es schafft seinen Nachkommen zu zeugen, wird es schwieriger werden, die anderen Clans von einem Machtwechsel zu überzeugen."

„Hmmmm", Hakon grummelte in seinen Bart, in dem noch reichlich Spuren seiner Frühstücksspeisen hingen.

„Also sollten wir handeln, bevor das passiert ist?", Hakon nahm noch einen tiefen Schluck, „Bevor sich die Beiden gefunden haben?"

„Es wäre zumindest von Vorteil. Ihr wisst, was die Prophezeiung sagt Herr", Digun blickte leicht angewidert auf seinen verfressenen Herrn, der immer noch über den Schüsseln hing und darum diesen Blick nicht bemerkte.

„Ja, ich weiß, ich weiß", schmatzte dieser mit vollem Mund und er zitierte kaum verständlich zwischen all den Soßen und Fleischbrocken, die Weissagung der alten Magier:

„Nach der Zeit des schwarzen Panthers wird sie kommen, die Herrschaft aller Herrschaften, es wird kommen der Eine, der das Dunkle ins Nichts drängen wird."

„Eben", bekräftigte Digun, „ aber noch ist der Eine nicht einmal gezeugt worden und das sollte auch besser so bleiben."

„Ich stimme dir zu", sagte Hakon, „also was ist der Plan?"

War Hakon auch der Herrscher und körperlich übermäßig präsent, so war klar zu erkennen, dass Digun der Kopf von beiden war. Er war jedoch klug genug, dies Hakon niemals spüren zu lassen, sondern ihn unauffällig in die Richtung zu steuern und zu den Entscheidungen zu bringen, die er für richtig hielt.

„Ich bin sicher", Digun senkte ergeben sein Haupt, „dass ihr es Euch schon überlegt habt. Und ich stimme Euch zu, dass wir diese Paarung", er stieß das Wort absichtlich verächtlich hervor, „ verhindern müssen. Da es äußerst schwierig werden wird, den jungen Prinzen zu erwischen, er wird ständig von seinen Leuten überwacht, sollten wir uns an das Mädchen halten. Wenn wir sie ausfindig machen können, wird es ein leichtes sein, sie in unsere Gewalt zu bringen und dann werden wir klarer sehen. Dann haben wir die Zukunft von Aloronice in unseren Händen und wir können die Regeln bestimmen." Digun redete sich so in Rage, dass Hakon plötzlich aufmerksam wurde und ihn misstrauisch betrachtete.

„Was soll das heißen? Wir?"

Digun bemerkte seinen Fehler, schluckte kurz und verbesserte sich schnell „ Natürlich spreche ich von Euch Herr. Ihr werdet das Schicksal von Aloronice in Euren Händen halten."

„Gut! Das denke ich auch.", Hakon räkelte sich zufrieden auf seinem Stuhl. Er war jetzt satt und damit, in der für ihn freundlichsten Stimmung.

„Also sollten wir Späher in die Menschenwelt senden, um das Mädchen ausfindig zu machen?", Digun sprach vorsichtig, der Anraunzer von eben hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

„Ich denke schon, schick unsere menschenähnlichsten Leute und wenn sie das Mädchen gefunden haben, sollen sie es herbringen, lebend!", Hakon grinste anzüglich, „ Mal sehen, vielleicht ist sie ja etwas für uns. Wie du weißt, habe ich nichts gegen Menschenfrauen. Das wär es doch, die Auserwählte gebiert einen Sohn der Dunkelheit. Also, veranlass das Nötige und schaff sie mir nach Hardun!" Er begann zu lachen. Digun zog sich rückwärts aus dem Raum zurück und hörte noch weit in die Gänge hinein das laute, ziemlich dreckige Lachen seines Herrn.

„Was soll's", dachte Digun angewidert, „ noch brauche ich ihn, aber wenn die Macht dann erst mal unser ist, dann wird meine Stunde schon noch kommen.

Vielleicht ist die Idee mit dem Sohn der Dunkelheit ja auch wirklich gar nicht so unbrauchbar. Möglicherweise hatte Hakon da ja mal einen seiner seltenen Geistesblitze."

Aloronice

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