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Sonne, Strand und Partys

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Die zwei Wochen Schonfrist waren vorbei und für Thea und Marie begann der Unterricht im College jetzt endgültig. Bei strahlendem Wetter hatten sie die zwei verbliebenen freien Wochen viel zu schnell hinter sich gebracht.

Sie fühlten sich nach all den Aktivitäten, die sie mit ihren neuen Kommilitonen in den vergangenen Tagen unternommen hatten, nicht mehr so fremd wie am Anfang. Partys am Strand, Abende in Cafés und Bars und nette Gespräche hier auf dem Campus hatten sie schnell Kontakte knüpfen lassen und es waren wirklich ein paar sehr nette Jungen und Mädchen in ihrem Studienkurs.

An diesem Morgen saßen sie im Speisesaal und frühstückten, als Nora zu ihnen an den Tisch stürzte.

„Morgen ihr zwei", Nora kam auch aus Deutschland, was die Kommunikation doch erheblich erleichterte.

„Heute geht’s ab. Wir wollen mit der Clique an den Strand. Kommt ihr mit?"

Nora setzte sich zu ihnen und bis herzhaft in ein Croissant.

„Wann denn?", fragte Thea „eigentlich müsste ich heute Abend mal ein paar Vokabeln pauken!"

„Och, komm schon", Nora machte einen Schmollmund und in Maries Richtung fügte sie hinzu, „ Daniel kommt auch!"

Sie sprach den Namen englisch aus, denn Daniel war Brite, er kam aus London und war ebenso wie sie für ein halbes Jahr zum Französisch lernen geschickt worden. Daniel hatte merklich ein Auge auf Marie geworfen und auch sie fand ihn super nett. Ab und zu hatten sie zusammen Tennis gespielt und Daniel hatte Marie auch mal gewinnen lassen, wenn das nichts bedeutete? Thea war jedenfalls überzeugt davon, dass ein Junge, der einen gewinnen lässt, irgendwelche Absichten haben musste.

Daniel war nur etwas größer als Marie und hatte kurzes dunkelblondes Haar und einen athletischen Körper. Zuhause, so sagte er, mache er täglich Fitnesstraining und auch hier rannte er jeden Tag gut fünf Kilometer am Strand und nahm jede sportliche Aktivität mit, die vom College angeboten wurde. Marie war zwar ebenfalls nicht unsportlich, aber da musste sie passen. Trotzdem, oder gerade deshalb, imponierten ihr sein Ehrgeiz und seine konsequente Haltung. Sie waren schon öfter zusammen ausgegangen, allerdings nie allein, und hatten immer eine Menge Spaß zusammen gehabt. Nach ihren Windsurfing Misserfolgen im Schwedenurlaub hatte sie auch nicht geglaubt, jemals wieder auf so ein Brett zu steigen, aber Daniel hatte es geschafft sie zu überreden und langsam, mit seiner Hilfe, klappte es schon recht gut.

Zwischen ihnen lief aber nichts Ernstes. Vielleicht hätte Daniel gewollt, aber Marie war etwas zögerlich. Thea nahm das eher belustigt zur Kenntnis.

„Du bist ja wie gelähmt", hatte sie gesagt, „hat dir unser zweiter Abend den Mut genommen oder was? Komm mal langsam wieder zu dir!"

Marie wusste, dass Thea Recht hatte, es war ja auch wirklich lächerlich, dass sie noch fast jede Nacht von Claude träumte. Es waren schöne, aber verwirrende Träume und wenn sie aufwachte, schwankte sie stets zwischen Erleichterung und Enttäuschung über das Ende ihres Traumes. Sie hatten die beiden Jungen nicht wiedergesehen und langsam hatte auch Marie etwas Abstand zu ihrem Stranderlebnis bekommen.

Thea war auf jeden Fall schwer verknallt. Ihr Auserwählter kam aus Spanien und hieß Carlos. Seit einer Woche verbrachte Thea enorm viel Zeit mit ihm. Marie gönnte es ihr von Herzen, denn als sie hier ankamen hatte Thea gerade eine unglückliche Liebe in Deutschland zurück gelassen.

„Also okay, ich pfeif auf die Vokabeln", sagte Thea schließlich, ich werde Carlos fragen, ob er Lust hat mitzukommen."

„Und was ist mit dir?", Nora schaute zu Marie.

„ Keine Ahnung, ich müsste eigentlich auch ein bisschen für mein Wissen tun. Vokabeln sind ätzend und ich habe das Gefühl, ich hänge Welten hinter euch allen her." Sie seufzte „Also lieber nicht."

„Hey Babys", Daniel stand plötzlich neben ihrem Tisch und grinste fröhlich. Er hatte ein Handtuch über seinen kräftigen Schultern und sein T-Shirt war durchgeschwitzt. Er kam gerade von seiner Laufrunde zurück.

„Was geplant für heute Abend?" die Konversation in Englisch ging inzwischen allen hier recht selbstverständlich über die Lippen. Irgendwie konnten sie sich doch alle, mal mehr, mal weniger gut, in dieser Weltsprache verständigen. Und waren sie auch alle zum Französisch lernen hier, griff doch die ganze Gruppe immer wieder auf das Englische zurück.

„Ja!", sagte Nora und rückte ein wenig von seinem verschwitzten Körper ab „Boah, du machst mich ganz kribbelig, mit deiner ewigen Rennerei. Da bekommt man ja Komplexe." Nora selber war ein wenig rundlich und hielt Sport für eine der modernen Foltermethoden.

Daniel lachte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der langsam begann, über seine Nase zu laufen.

„Wir wollten heute Abend zu Henri. Seine Eltern haben hier ein Ferienhäuschen, direkt am Strand und er macht eine Party." Nora schüttelte immer noch den Kopf bei Daniels Anblick, erhob sich vom Frühstückstisch und hüpfte schnell einen Schritt zur Seite, als er daraufhin auf sie zuging und eine Umarmung andeutete.

„Super!", Daniel strahlte, „da bin ich doch dabei und was ist mit euch?" Er drehte sich wieder zum Tisch zurück.

Thea nickte zustimmend „Klar, Carlos und ich kommen auch!" „Marie will lernen!", sagte Nora mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.

„Echt?" Daniel kniff die Augen zusammen und sah Marie an. „Ist das dein Ernst? Hey Sweetheart, Party, Strand, Musik und gute Laune", er schlug sich vor die Brust „und ICH!"

Marie musste lachen. „Mal sehen", lenkte sie ein „ich kann ja gucken, ob ich nach dem Lernen noch dazu stoßen kann."

„Dazu stoßen, was für ein Quatsch, ich hole dich um acht Uhr ab und dann geht’s los. Sieh also zu, dass du dir bis dahin deine Vokabeln eingebläut hast."

Daniel drehte sich um und ging um zu duschen „Meinetwegen brauchst du auch nur drei Vokabeln zu lernen. „Je t'aime" reicht vollkommen!" Er zwinkerte ihr zu und verschwand im Laufschritt um die Ecke.

Thea grinste sie an, "Na, da hattest du ja wohl nicht viel mitzureden. Der Junge kann echt überzeugend sein. Ich hoffe, du gibst ihm auch eine Chance dazu?"

Auch Marie musste wieder lachen, „ Ja, Daniel lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Ich denke, ich komme heute Abend mit. Aber dann muss ich jetzt wirklich ranrauschen und meine Nase am Nachmittag in die Bücher stecken. Du musst dann leider allein in die Stadt zum Einkaufen."

„Kein Problem, ich nehme Carlos mit, der kann auch gleich die schweren Tüten schleppen, schließlich brauchen wir für heute Abend ja auch ein paar Getränke."

Thea war immer so praktisch veranlagt.

Den Vormittag über hatten sie Unterricht und versuchten einfachste Sätze im Französischen zu bilden. Danach gab es wieder eine lange Liste mit Vokabeln zum Lernen. Den ganzen Nachmittag saß Marie über diesen Listen und versuchte sie in ihren Kopf zu bekommen, bis Thea gegen sieben vom Einkaufen zurückkam.

„Hallo du Sweetheart, du!", Thea ahmte Daniels Stimme nach, „Du bist ja immer noch fleißig und kaum zu bremsen." Thea schien gute Laune zu haben. „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Höchste Zeit dich schön zu machen. Daniel holt dich in einer Stunde ab."

„Ach je", Marie rieb sich die Augen, „das hatte ich total vergessen. Dann geh ich jetzt wohl besser duschen."

Während Marie im Badezimmer war und sich für die Party zurechtmachte, packte Thea ihre Einkäufe in den kleinen Kühlschrank, den sie sich extra für ihr Zimmer gemietet hatten.

Pünktlich zur verabredeten Zeit war Marie fertig, Thea und Carlos waren schon losgezogen. Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür sorgfältig ab. Allzu oft waren schon Sachen aus anderen Zimmern entwendet worden. Daniel stand an der Straße und freute sich sichtlich, als sie ihm entgegenkam. Sie trug Sandalen und ein leichtes Sommertop in dunkelblau, dazu hatte sie Caprijeans angezogen. Diese Hosen saßen wie eine zweite Haut auf ihrem Körper. An ihrem rechten Arm baumelte der Motorradhelm.

„Wow", rief er aus „du siehst mal wieder absolut umwerfend aus!"

Marie lächelte, sie freute sich; dass Daniel ihr Komplimente machte, tat ihr gut. Er stieg auf seinen Motorroller und forderte sie auf, sich hinter ihn zu setzen. Während sie versuchte, ihre Haare unter dem Helm zu verstauen, ließ er schon den Motor an. Jeder fuhr hier Motorroller, darum war der Kauf eines entsprechenden Helmes eine der ersten Anschaffung hier vor Ort gewesen.

Daniel setzte sich seinen Helm ebenfalls auf.

„Warte mal eben", Marie zog aus ihrem Rucksack eine leichte Lederjacke hervor und zog diese über, „jetzt können wir."

Eigentlich blöd, dachte Marie, wenn wir in dieser Bekleidung einen Unfall haben, dann ist außer dem Kopf auch nichts mehr heil.

Daniel brauste los und Marie hielt sich an ihm fest. Sie fuhren über die großen Straßen der Stadt in Richtung Küste. Es war immer noch sehr warm und der Fahrtwind kühlte dabei nur wenig. Als sie auf die Strandstraße abbogen, fuhr er schneller und Marie musste ihre Arme um ihn legen um besseren Halt zu haben. Daniel genoss diese Berührung sichtlich. Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen. Eigentlich war sie viel zu müde um auf eine Party zu gehen, den ganzen Nachmittag hatte sie Vokabeln gelernt -sie schwirrten ihr noch im Kopf herum- dazu war sie heute Morgen verhältnismäßig früh aufgewacht, sie hatte wieder einen dieser verwirrenden Träume gehabt. Fast wäre sie an seinen Rücken gelehnt eingeschlafen, erst als er langsamer wurde und rechts in einen kleinen Feldweg einbog, wurde sie wieder klarer im Kopf. Der Feldweg führte nach mehreren Kurven schließlich auf ein weißes Häuschen zu, welches direkt am Wasser lag. Man konnte das Meer riechen, bevor man es sah.

„Hallo Prinzessin, wir sind da. Du kannst aufwachen!"

Wie peinlich, Daniel hatte bemerkt, dass sie fast eingeschlafen war, offensichtlich nahm er das aber nicht allzu persönlich.

Das Häuschen sah allerdings nur auf den ersten Blick sehr klein aus und die Verniedlichungsform schien eher unangebracht. Vor dem Hintergrund des Mittelmeeres, erhob sich eine prächtige, zugegebenermaßen von hier aus sehr schmal aussehende, Seitenfront, die sich, wenn man um das Haus herum ging, in eine große, von Säulen getragene Eingangsterrasse wandelte. Links und rechts blühten unzählige Büsche und große Blumenkübel aus Terrakotta vervollständigten das mediterrane Bild. An der weißen Eingangstür hing ein handgemaltes Plakat mit der Aufforderung hintenherum zur Terrasse zu gehen. Der aufgemalte Pfeil wies dabei die Richtung.

Daniel und Marie folgten dem Pfeil und kamen zur Rückfront des Hauses, die von einer durchgehenden Terrasse umgeben war. Auch hier wieder

Blüten über Blüten, die ganze Terrasse bis hin zum oberen Stockwerk war überzogen von einer riesigen Ranke der schönsten Bougainvillea.

Die Feier war schon in vollem Gang und es wurde bereits getanzt. Nora schoss auf die beiden zu und freute sich sichtlich, dass Marie doch noch gekommen war.

„Super, dass du da bist", sagte sie und nahm sie in die Arme „ist das nicht einfach sensationell hier? Sieh mal, wie viele Leute gekommen sind, auch Freunde von Henri aus der Stadt. Eine richtig bunte Truppe. Vielleicht fällt da ja auch mal einer für mich ab." Sie zwinkerte Marie zu.

„Oder gibst du mir deinen? So geduscht ist er ja wieder ganz schnuckelig." „Nimm dir was du willst", lachte Marie und ließ sich von der fröhlichen Stimmung um sich herum anstecken. Sie sah Thea mit Carlos tanzen, sie versuchten sich wohl an einem Lambada, aber es erinnerte eher an römischen Ringkampf nach Noten.

Daniel entschuldigte sich, um kurz etwas zu trinken zu holen. Sie könne schon mal einen Sitzplatz organisieren. Sie schaute sich um. Auf den ersten Blick waren alle Stühle belegt, nur unterhalb der Terrasse, auf dem Rasen standen noch ein paar leere Gartenstühle und Liegen. Es waren nur ein paar Meter dorthin und trotzdem waren sie so geschickt im Garten platziert, dass sie von der Terrasse aus nur schwer zu sehen waren. Sie standen überwiegend im Schatten einer großen Pinie und hatten gelbweiß gestreifte Polster. Sie sahen richtig einladend und gemütlich aus. Marie steuerte auf die Liegen zu und setzte sich auf eine der freien Gartenliegen auf dem Rasen. Dieser war in einem kleinen Streifen zwischen Haus und Strand mühsam hochgepäppelt worden. Eigentlich war dies keine Gegend für Rasen, es regnete zu selten. Aber dennoch stand der Garten in voller Blütenpracht und Bougainville, Jasmin und Oleander verströmten einen betörenden Duft.

Sie zog die Sandalen aus und ließ ihre nackten Füße über das Gras gleiten, herrlich!

Ihr Blick fiel auf das Meer, das jetzt in der untergehenden Sonne noch mal seine ganze Pracht entfaltete. Marie ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und schloss genüsslich die Augen. Ein leichter, warmer Wind wehte über das Meer zu ihr.

Er spürte ihre Anwesenheit, noch ehe er sie sah.

„Richard", sagte er gepresst, „Richard, ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe."

„Wieso das denn? Die Feier fängt doch gerade erst an lustig zu werden. "Richard hatte drei Mädchen um sich versammelt und beeindruckte sie mit kleinen Taschenspielertricks und dazu passenden lustigen Geschichten. „Entschuldigt mich mal kurz ihr Süßen!", sagte er und nahm Claude beiseite.

„Du siehst ja aus, als hätte dich der Schlag getroffen, ist dir nicht gut?", Richard machte sich sichtlich Sorgen.

„Nein, alles ist okay, ich möchte nur gern nach Hause, das ist alles." Claude schien sauer zu werden „Muss denn immer etwas sein? Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese Party. Das ist alles!"

„Okay, okay, ist ja schon gut, dann verabschiede ich mich eben noch kurz und dann hauen wir halt ab." Richard war nicht wirklich glücklich darüber, denn wann hatte er schon mal drei Bewunderinnen auf einmal an der Angel?

„Du kannst ruhig noch bleiben, ich gehe nur bis in Großvaters Haus, da warte ich dann auf dich!" Claude griff schon nach seiner Jacke, die er über die Stuhllehne geworfen hatte.

„Ich darf dich doch nicht alleine lassen", Richard sah entsetzt aus, „das gibt mächtigen Ärger, falls Laurent das mitbekommt."

„Muss er ja nicht, ich werde es ihm nicht erzählen und wenn du deine Klappe auch halten kannst..." Claude ließ den Satz offen.

Richard war am schwanken „ Ich darf doch nicht." „Meine Güte, nun mach aber mal einen Punkt. Ich wandere doch nicht aus. Ich fahre nur zum Haus zurück. So, und du bleibst hier. Reicht ja, wenn einem von uns der Spaß vergangen ist. Erzähl mir einfach wie es war und dann stimmen wir unsere Geschichte für Laurent zusammen ab." „Meinst du wirklich?" Richard war immer noch nicht überzeugt, aber man sah deutlich, dass er lieber dableiben würde.

„Ja, meine ich und nun mach’s gut!" Claude strich sich seine Haare entschlossen aus dem Gesicht und wandte sich zum Gehen.

„Du lässt hier viele Chancen sausen", bemerkte Richard, der aus den Augenwinkeln die enttäuschten Blicke einiger weiblicher Gäste registriert hatte.

„Richard!", Claude war gereizt und schien genervt zu sein. Er betrat schon den Rasen.

„Okay, noch ein oder zwei Stündchen, dann komme ich nach!" Richard rief Claude die Worte hinterher und verschwand fast augenblicklich wieder zu seinen drei Damen.

Claude drehte sich von der Terrasse weg und ging auf das Meer zu, er wollte am Meer entlang zur Stadt zurücklaufen. Nur weg von dieser Feier mit all ihren Menschen.

Als er den Rasen überquerte sah er sie, sie lag zurückgelehnt auf der Gartenliege. Sie hatte die Augen geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich sacht und regelmäßig, sie schien zu schlafen.

Der Weg zum Meer führte direkt an ihr vorbei, er zwang sich, ohne einen Blick zu riskieren, an Marie vorbei zu gehen.

Sie murmelte im Schlaf und im ersten Moment fühlte er sich angesprochen. Der kurze Blick zurück war ein Fehler, er wusste es. Er betrachtete ihr Gesicht, sie war tatsächlich eingeschlafen. Sie sah so zart und zerbrechlich aus, wie sie dort lag umrahmt von Blüten und im Licht der untergehenden Sonne.

Zwanghaft ging er die wenigen Schritte bis zu ihr zurück, sie bemerkte ihn nicht.

Ganz vorsichtig näherte er sich mit seiner Hand ihrer Wange, er wollte sie auf keinen Fall wecken.

Wie ein Hauch glitten seine Fingerspitzen über ihre Haut und zeichneten sacht ihre Wangenknochen nach, dann beugte er sich zu ihr herunter und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Da war er wieder, dieser unwiderstehliche Drang sie zu küssen. Doch bevor er auch nur die Chance hatte diesen Gedanken zu Ende zu spinnen, rief jemand von der Terrasse herunter

„Hey, was machst du da? Spinnst du? Wer bist du überhaupt?"

Marie schlug die Augen auf, das Meer immer noch ganz ruhig, nur die Sonne war schon fast verschwunden. Daniel stand vor ihr, er hielt zwei Gläser in der Hand, reichte ihr eines davon und setzte sich zu ihr auf die Liege

„Wer war denn das eben?" fragte er leicht angesäuert.

„Wen meinst du?", fragte Marie leicht verwirrt, hier war keiner gewesen. Sie war wohl eingeschlafen und hatte wieder einen dieser Träume gehabt, dass Claude gekommen wäre um sie zu küssen. Leider hatte Daniels Stimme sie Mitten aus diesem schönen Traum gerissen.

„Hier war keiner!", Marie war sich sicher, das hätte sie doch bemerkt. „Ich habe hier auf der Liege gelegen und bin ein wenig weggenickt, aber ich war ganz allein."

„Eben, als ich von der Terrasse gekommen bin, stand hier jemand über dich gebeugt, es schien als hätte er dich geküsst", Daniel schaute sie skeptisch an „ Hat er dich geküsst?"

„Daniel, bitte", Marie wurde ärgerlich, „hier war niemand und geküsst hat mich schon gar keiner." Sie konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig Rot wurde, zählten Träume etwa auch?

„Vermutlich hast du geschlafen und gar nichts davon mitbekommen, aber wenn ich den in die Finger kriege." Daniel guckte so ärgerlich und bedrohlich, dass Marie plötzlich lachen musste.

„Daniel, es ist nett, dass du mich beschützen willst, aber es gibt wirklich keinen Grund dafür!" sie setzte sich auf, ließ ihre Beine von der Liege herabbaumeln und saß nun unmittelbar neben Daniel.

Sie drehte ihr Gesicht zu ihm " Wenn hier einer geküsst wird, dann du, danke, dass du mich doch noch überredest hast mitzukommen", sie hatte das Gefühl, Daniel hatte es verdient und so drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und schnell, noch bevor er seine Arme um sie legen konnte, wollte sie aufstehen. Mit seiner freien Hand hielt er sie am Handgelenk fest.

„So einfach kommst du mir nicht davon", sagte er, zog sie auf seinen Schoß und verschloss ihre protestierenden Lippen mit einem langen, innigen Kuss.

Es fühlt sich gar nicht mal so schlecht an, dachte Marie und beschloss, dieser neuen Romanze eine Chance zu geben und sie einfach zu genießen.

Daniel konnte küssen, er konnte sogar sehr gut küssen und erst, als Marie seine Hand bemerkte, die sich über ihren Rücken langsam zu ihren Beinen hinunter schob, löste sie sich von ihm, atemlos, durch seine Leidenschaft angesteckt und schob ihn sachte von sich.

„Für heute ist das genug", sagte sie und stand auf.

Daniel lächelte sie an, auch er hatte Mühe seine Atmung zu normalisieren „ Für heute ja", sagte er, nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie zu den anderen Partygästen auf die Terrasse zurück.

Vom Strand her war ein leichtes Grummeln zu hören, es klang, als ob ein wildes Tier gefährlich knurrte.

Aloronice

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