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Die Lib zu Christinen – Verrat im Morgengrauen der Schwarzen Kunst

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Wir schlüpfen in die Haut von Peter Schöffer, nach dessen Haus und Hof ein bekanntes Weizenbier benannt ist. Schöffer ist Gutenbergs erster Gehilfe.

Du hast Eisblumen am Fenster. Und du bibberst in deinem Bettkasten. Es will dir nicht warm werden. Du hast einfach zu lange in der Hofeinfahrt gestanden. Wie hast du in der Finsternis gewartet. Gezittert hast du unter deinem Umhang, und verflucht hast du dein elend dünnes Wams. Ja, das war in Paris ein anderes Leben gewesen. Dort konntest du dich besser kleiden, in der Zeit, als man deine Dienste benötigte. Für deine Schrift hat man dich gelobt, dich gut bezahlt, wenn du ihnen ein Blatt in der Gebrochenen geschrieben hast, die du so artig zu schreiben verstehst. Deshalb hat der Gensfleisch dich auch haben wollen. Er vermochte es nicht selbst. Das Alphabet von deiner Hand hat er sich fragen müssen von dir.

„Als Vorbild“, hat der Gensfleisch gesagt. Und du hast gewusst, dass er mehr von dir wollte als ein geschrieben Blatt.

„Wenn’s ein Vorbild sein soll, dann ist es nicht wohlfeil. Du wirst mich in deine Kunst einweisen müssen!“, hast du erwidert, und der Gensfleisch hat dir deinen Willen lassen müssen. Er ist ein Technicus dieser Gensfleisch. Woran ihr gemeinsam schafft, das wird gut. Die Tryckkunst, das Prenten, es wird euch reiche Frucht eintragen. Doch noch ist das Säckel leer, der Lohn ist karg. Wie sollst du dir also ein Winterwams zulegen?

„Ach, Christine, warum lässt du mich warten!“ seufzest du in die Nacht hinein. Einmal nur spüren, wie ihr Atemhauch das Gesicht dir streift, einmal nur ihre Hände halten, einmal nur merken, wie ihr Busen sich im Seufzer hebt. Da! Ein flackernd Licht hinterm Fenster!

„Bist du es, Christine, Geliebte mein?“

„Ja, mein Peter, ich konnt’s nicht eher richten. Der Vater hat mich nicht ausgelassen. Er ahnt etwas, Peter, du bist in Gefahr. Er wird die Mordbuben nach dir senden.“

„Das soll mich nicht schrecken“, hast du gesagt. Doch kalt ist dir geworden. Und ehe Christine dich hat erwärmen können, ist sie auch schon fort. Nur ein flüchtiger Kuss ward dir gegeben.

Nun will auch dein Bett dich nicht wärmen, und wie du noch jammerst, wird jäh dir eng ums Herze. Du liegst starr: Was atmet da in der Finsternis? Du bist nicht allein in deiner finstren Kammer! Ein meckernd Lachen. Und dann erhebt sich eine Stimme, sie ist dir wie Grollen und Gewitterhall:

„Was wagst du es, Schöffer Peter, unter meinen Augen meine Tochter zu freien?! Du wirst mir Rechenschaft ablegen, Bube! Und kommst du nicht aus, musst du mir zu Willen sein!“

Und so ist es in dieser Nacht zur Verabred mit dem Fust gekommen. Christinen will er dir geben. Doch du musst falsch Zeugnis ablegen gegen den Gensfleisch vor Gericht. Auch sollst du den Fust in der Kunst des Gensfleisch unterweisen. Er will mit dir vollenden, was der Gensfleisch nimmer vollenden wird. Morgen wird der Fust die Gerichtsbüttel holen und herüber kommen zu des Gensfleisch Werkstatt. Du sollst dich raushalten, hat Fust dir gesagt, denn der Gensfleisch soll nit wissen, was die Verabred ist, er ist ein jäher Meister.

“Willst du leiden, dass er dir ans Leben geht? Ich brauche dich, Schöffer Peter, wir beide haben einen Pakt.“

„Hab nit drauf geschworen!“

„Doch, du hast! ‚Sonst soll mich der Gottseibeiuns holen‘, ich hab’s von deiner Hand auf dem Kontrakt! Und willst du nicht auch mein Eidam werden?“

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