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Vorwort

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Wie selbstverständlich nutzen wir heute die diversen Druckschriften. Die wenigsten sind für die Darstellung auf dem Bildschirm geschaffen worden. Die meisten stammen aus dem Buchdruck.

Einige der typografischen Gestaltungsprinzipien wie Block- oder Flattersatz sind von mittelalterlichen Schreibern entwickelt worden. Die Form unserer Kleinbuchstaben stammt aus der Zeit Karls des Großen. Der Wortabstand entstand im 8. Jahrhundert. Unsere Großbuchstaben sind im antiken Rom erstmals in Stein gemeißelt worden. Das Alphabet und die Aufteilung eines Textes in Zeilen stammen aus dem antiken Griechenland. Die hier versammelten Aufsätze zeichnen diese Entwicklung nach und zeigen, welche vergangenen Spuren noch in der heutigen Schriftverwendung zu finden sind, warum Buchstaben so aussehen wie sie uns begegnen, warum sich Handschrift und Druckschrift trennten und sich unterschiedlich weiterentwickelten.

Wir sehen, dass Schriftverwendung die kulturelle Entwicklung vorantreibt und Motor kultureller Revolutionen ist. Der heutige Mensch ist Zeuge und gleichzeitig Handelnder in einem mächtigen kulturellen Umbruch, dessen deutlichstes Zeichen das Schwinden der Handschrift ist. Die Beiträge helfen, den kulturellen Umbruch zu verstehen und bewusster zu erleben, und eröffnen, dass sich hinter den simplen Buchstaben in Zeitung, Zeitschrift und Buch, auf Smartphone, Tablet oder Computer ein ganzes Universum auftut.

Einige der Texte sind zuerst in meinem Blog trittenheim.wordpress.com erschienen, im Grenzgebiet zwischen analoger Buchkultur und digitaler Publikation. Mit diesem E-Book wurde der Schritt aus der analogen Buchkultur in die digitale Internetkultur gegangen. Unter Berücksichtigung aktueller medialer Entwicklungen, ist dieser Schritt konsequent, wenngleich layouttechnische Vorstellungen aus dem Printmedien sich im E-Book nur ansatzweise realisieren lassen. Dieser Einschränkung steht eine neue Dynamik und Formbarkeit des Textes gegenüber, die es den Leserinnen und Lesern erlaubt, auf beliebigen Endgeräten zu lesen und sogar den eigenen Vorlieben gemäß den Schriftcharakter und die Schriftgröße zu verändern. Und nicht zuletzt kann alles ausdrucken, wer auf das haptische Lesen nicht verzichten möchte.

Ich danke Malte Schiefer für die Anregung, das Buch zu machen, für hilfreiche Kritik und die Umwandlung der Manuskriptfassung in ein E-Book.

Jules van der Ley

Hannover im April 2017

Buchkultur im Abendrot

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