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2. Warum wir den Blick nach innen richten müssen
ОглавлениеWir haben heute die Technik als auch die Ressourcen, die Vision einer nachhaltigen Welt zu verwirklichen. Theoretisch ist es möglich, alle Menschen mit ausreichend Nahrung zu versorgen und die dabei entstehenden Umweltauswirkungen sogar noch zu verringern.32 Wir haben mit der Digitalisierung fast unbegrenzte Möglichkeiten, um in einen globalen Dialog zu treten und eine neue, humane Weltordnung zu erschaffen.
Überall auf diesem Planeten gibt es mittlerweile hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die uns die Zusammenhänge der Welt verständlich machen und uns auf Basis der Vernunft zeigen können, welche Wege gesund und welche gefährlich sind. Nicht zuletzt gibt es Tausende und Abertausende von aktiven Pionieren in allen Bereichen der Gesellschaft, die neue Lebensstile leben, alternative Modelle ausprobieren und sich beherzt für einen neuen Umgang mit Mensch und Natur einsetzen. Es mangelt uns also nicht an Ressourcen, Wissen, Technik oder Kreativität, um eine neue Welt zu erschaffen.
Was ist es aber dann? Was hindert uns daran, eine soziale, naturbewusste und zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen? Was hält uns davon ab, ganzheitlich zu handeln und uns nach vorn blickend auszurichten? Welche Kräfte sind hier am Werk, die uns wider besseres Wissen am Status quo festhalten lassen? Tausende Forscher haben sich darüber bereits den Kopf zerbrochen. Die einen meinen, es läge am langweiligen Charakter von Daten und Fakten und dass man diese einladend, spannend und kreativ aufbereiten müsse, um die Leute für ein Umdenken zu begeistern. Andere wiederum sind der Meinung, dass unsere Medienlandschaft zu viel über Probleme berichtet, anstatt Lösungen anzubieten. Und dann gibt es noch jene, die meinen, fehlende beziehungsweise überteuerte Alternativen seien schuld und dass zuerst Politik und Wirtschaft leistbare Angebote und Rahmenbedingungen schaffen müssten, bevor Menschen bereit für einen Wandel seien.
Vieles davon ist sicherlich wahr und auch richtig. Dass äußere Barrieren – wie fehlender politischer Wille, ökonomische Zwänge, mangelnde Verhaltensangebote und andere systemische Hindernisse – der Nachhaltigkeit entgegenstehen, ist unumstritten. Sie sind weithin bekannt und werden seit vielen Jahrzehnten umfassend diskutiert.
Was aber, wenn es auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit noch weit mehr Verhinderer gibt, die wir bislang vollkommen außer Acht gelassen haben? Verhinderer, die unterhalb der Grenze der offensichtlichen Wahrnehmbarkeit ihr Unwesen treiben? Was, wenn es eine andere Dimension der Wirklichkeit gibt, die wir bisher gar nicht zu konfrontieren gewagt haben?
Es ist doch so: Die ganze Aufmerksamkeit liegt immer darauf, was wir im Außen verändern, reparieren oder erfinden müssen, damit wir als Gesellschaft einen nachhaltigen Weg einschlagen können. Was aber wäre, wenn es auch einen inneren Weg der Nachhaltigkeit gibt? Und was, wenn dieser innere Weg das fehlende Bindeglied zur »Rettung der Welt« ist? Vielleicht ist die Erkenntnis, die uns bislang fehlte, jene, den Blick auf die Ursachen statt auf die Symptome zu richten.
Derzeit erleben wir die Symptome in Form von Klimawandel, Artensterben oder Waldrodung und versuchen sie mit zahlreichen äußeren Mitteln zu bekämpfen oder zumindest zurückzudrängen. Womöglich wäre es ein viel zielgenauerer Weg, sich den tiefer liegenden Ursachen dieser Symptome zu widmen. Und diese finden sich nicht nur in der äußeren Welt, sondern vor allem in uns selbst.