Читать книгу Deine Gefühle wiegen mehr als du denkst. Befreie dich von emotionalem Essen und lebe mit Leichtigkeit. - Julia Sahm - Страница 7
Einführung – Der Weg ist das Ziel
ОглавлениеDer Weg ist das Ziel. Wie oft haben wir alle diesen Satz schon gehört? Aber wer von uns versteht, was damit tatsächlich gemeint ist? Ich habe diesen Satz zwar jahrelang intellektuell verstanden, aber rückblickend muss ich sagen, dass ich ihn in seiner Ganzheit nie wirklich begriffen habe. Falls es dir auch so geht, kann dir dieses Buch vielleicht helfen, dies zu ändern.
Der größte Denkfehler, der mir in der Zusammenarbeit mit meinen Klienten immer wieder begegnet, ist, dass sie meinen, sobald sie ihr Wunschgewicht erreicht hätten, seien sie endlich am Ziel angekommen. Ein Ziel zu erreichen ändert dein Leben jedoch leider immer nur kurzfristig. Viel wichtiger als die Zahl auf der Waage zu verändern, ist das gewohnte Ich zu verändern, das einst zu dem Plus auf der Waage geführt hat. Denn es sind die Gedanken, Gefühle und dadurch ausgelösten Verhaltensweisen deines gewohnten Ichs, die dich zwangsläufig immer wieder an den Ausgangspunkt zurückführen. Solange wir Probleme immer nur auf der Ergebnisebene versuchen zu lösen, ist die Lösung meist nur vorübergehend. Veränderung und persönliche Weiterentwicklung ist nicht etwas, das wir einmal vollziehen, um dann ein für alle Mal damit abschließen zu können. Schon gar nicht, wenn es um die Veränderung sogenannter »Lebensthemen« geht.
Meiner Erfahrung nach hat jeder Mensch so ein Lebensthema. Ein Thema, dass uns immer und immer wieder verfolgt, bis wir irgendwann begreifen, was die eigentliche Botschaft dahinter ist. Für die einen ist es das Thema Essen, für die anderen der Konsum von Alkohol, die Nächsten werden oft ein Leben lang von Zwängen oder Ängsten verfolgt. Auch das Thema Aggression und Gewalt spielt in vielen Leben eine übergeordnete Rolle. Wieder andere führen immer wieder destruktive Beziehungen, geben zu viel Geld aus, prokrastinieren oder leiden wiederholt an Depressionen.
Oft führt der destruktive Umgang mit dem eigentlichen Lebensthema auch zu einem weiteren Lebensthema. Niemand leidet 30 Jahre an Übergewicht, macht dann eine Crash Diät, nimmt ein paar Kilos ab und muss sich anschließend nie wieder mit dem Thema auseinandersetzen. Zugegebenermaßen wäre das schön, es ist aber alles andere als realistisch. Ein Alkoholiker macht auch nicht einen körperlichen Entzug und muss danach nie wieder an sich und seiner Sucht arbeiten. Auch der kalte Entzug bei einem Drogenabhängigen ist nicht die Lösung seines Problems. Und jemand, der zu toxischen Beziehungen neigt, löst das Problem auch nicht allein durch eine Trennung. Natürlich gehört der Entzug, die Abnahme oder die Trennung zum Prozess der Veränderung dazu. Sie sind jedoch lediglich der Anfang des Weges.
Um zu verstehen, warum der Weg das Ziel ist und Diäten lediglich eine Symptombekämpfung sind, müssen wir im ersten Schritt ein Bewusstsein dafür entwickeln, warum wir uns verhalten, wie wir uns verhalten. Der erste Schritt für jede erfolgreiche Veränderung ist ein Bewusstsein für den Ursprung des Verhaltens zu entwickeln. Durch die Arbeit mit Tausenden Betroffenen durfte ich viel über die häufigsten Ursachen für emotionales Essen, Übergewicht und Rückfälle in alte Verhaltensmuster lernen. Aus diesem Grund gehe ich im ersten Teil dieses Buch auf die psychologischen Hintergründe ein, die für das destruktive Essverhalten verantwortlich sind.
Anders als häufig vermutet, liegt die Ursache meist nicht an Disziplinlosigkeit oder Willensschwäche. Wahrscheinlich hast auch du lange Zeit dein Essverhalten diesen Eigenschaften zugeschrieben, oder? Aus der Erfahrung mit vielen Betroffenen kann ich dir jedoch sagen, dass das nicht die Ursache ist. Wärst du undiszipliniert und willensschwach, würdest du wahrscheinlich nicht jeden Morgen aufstehen, wenn der Wecker klingelt, Zähne putzen, den Müll runterbringen, zur Arbeit gehen, deine Kinder für die Schule fertig machen, einkaufen, waschen etc.
Vielleicht fühlt es sich beim Essen oft so an, als wärst du undiszipliniert und willensschwach, in Wirklichkeit steckt jedoch mehr dahinter. Wenn Essen dein Lebensthema ist, dann fällt es dir zum einen so schwer, darauf zu verzichten, weil es für dich eine Zusatzfunktion übernommen hat und zum anderen, weil du dich mit deinem Essverhalten identifizierst. Mit Zusatzfunktion meine ich, dass das Essen dir nicht nur gut schmeckt, sondern dir auch hilft, zu entspannen, dich tröstet, dich ablenkt, eine Leere füllt oder dich belohnt. Es hat sich unbewusst zu einer Strategie entwickelt, mit deinen Gefühlen umzugehen. In den meisten Fällen ist dir jedoch gar nicht bewusst, dass du immer isst, wenn du traurig, gestresst oder frustriert bist. Du denkst einfach nur »Ich bin willensschwach und undiszipliniert«. Diese Gedanken bestärken dein ohnehin schon negatives Selbstbild und erhöhen den emotionalen Druck, der sich immer wieder im Essen entlädt.
Wenn Essen dein Lebensthema ist, verzichtest du bei einer Diät nicht nur auf den leckeren Geschmack des Essens, sondern vor allem auf dein Ventil. Wie soll eine Diät die Lösung deines Problems sein, wenn sie dafür sorgt, dass du dich emotional überfordert fühlst, während sie dir gleichzeitig dein Emotionsventil entzieht? Eine Diät ändert nichts an der Tatsache, dass dein gewohntes Ich nicht weiß, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll und das Essen nutzt, um Gefühle zu verdrängen, zu betäuben oder zu vermeiden. Wenn du also nur eine Diät machst, ohne dich sonst einmal wirklich mit dir selbst, deinen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen, dann unterdrückst du mit einer Diät einfach nur deine gewohnte Gefühlsvermeidungsstrategie. Dadurch, dass du keinen alternativen Umgang mit deinen Gefühlen erlernt hast, fühlst du dich in einer Stresssituation wie einer Diät, in der es dir nicht mal erlaubt ist, auf dein Ventil zurückzugreifen, restlos überfordert. Dadurch wird der Essendruck irgendwann so übermächtig, dass du gar nicht mehr anders kannst, als nachzugeben. Dadurch, dass du nachgibst, fühlst du dich erneut als Versager, willensschwach und undiszipliniert. Diese negativen Gefühle lösen wiederum emotionalen Hunger aus und bestärken gleichzeitig dein negatives Selbstbild.
Um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, solltest du zum einen neue Strategien erlernen, um besser mit deinen Gefühlen umzugehen, und zum anderen solltest du dir erlauben, dein gewohntes Ich mit all seinen destruktiven Überzeugungen über sich selbst loszulassen.
Während du in meinem ersten Buch »Lifestyle schlank – Coaching statt Diät« Methoden erlernst, um neue Emotionsventile zu erarbeiten, möchte ich dich in diesem Buch dabei unterstützen, den Aspekt deines gewohnten Ichs loszulassen, der für dein Essverhalten verantwortlich ist.
Im ersten Teil »Verstehen – Wer du bist« gehe ich darauf ein, wie die eigene Persönlichkeit entsteht und welche psychologischen Aspekte deine Identität am stärksten prägen. Du erfährst, welche Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster dich zu der Person gemacht haben, die du heute bist, und warum diese Person immer wieder zum Essen greift. In diesem Teil gehen wir auch dem Zusammenhang zwischen deinen Gewohnheiten und deiner Identität auf die Schliche. Du lernst außerdem, die Botschaft hinter deinen negativen Gefühlen zu verstehen und wirst gleichzeitig dazu angeregt, regelmäßig deine emotionale Komfortzone zu verlassen. Dadurch entwickelst du immer mehr ein Bewusstsein für die Persönlichkeitsmerkmale, die dich immer wieder dazu verleiten, zum Essen zu greifen. In diesem ersten Teil lernst du also alles, was du wissen musst, um das große Ganze beziehungsweise den Kontext zu verstehen, in dem dein Essverhalten immer wieder auftaucht.
Zusätzlich zu den Ausführungen in diesem Buch werde ich dir auch immer wieder thematisch passende Podcastfolgen empfehlen. Wenn du magst, hast du so die Möglichkeit, die Inhalte über einen weiteren Sinneskanal aufzunehmen und somit noch tiefer zu verankern.
Ein Podcast ist ein Audiobeitrag, der über das Internet kostenfrei zur Verfügung steht. Meinen Podcast findest du unter dem Namen »Lifestyle schlank« auf der Webseite https://shinecoaching.de/lifestyle-schlank-podcast/ oder auf allen Podcast-Apps wie Spotify, Itunes oder Upspeak.
Im zweiten Teil geht es dann darum, das Gelernte bei dir selbst zu erkennen.
Teil 2 »Erkennen – Wer du bist« ist ein Workbook-Element, das Übungen zur Selbstreflektion enthält, welche dazu dienen, das theoretisch erworbene Wissen aus Teil 1 auf deine aktuelle Situation zu übertragen.
Den letzten Teil des Buches »Trainieren – Wer du sein möchtest« kannst du dir dann wie dein eigenes mentales Fitnessstudio vorstellen. Hier geht es darum, die Erkenntnisse über neue Lösungsmöglichkeiten aus Teil 2 in Form von Visualisierung, Meditation, Tagebucheinträgen und Affirmationen aktiv zu trainieren. Denn wenn du es schaffst, durch das Verstehen, Erkennen und Trainieren die Persönlichkeitsmerkmale, die für dein Essverhalten verantwortlich sind, um nur ein einziges Prozent zu verändern, hat das langfristig 100 % positivere Auswirkungen auf dein Essverhalten und auf dein Gewicht als jede zu 100 % eingehaltene Diät.