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Die Göttin kehrt zurück

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Und so weinte ich jetzt wieder bei meiner Heilpraktikerin, weinte und weinte. Nun verstand ich endlich auch, wieso der Anleiter eines Mann-Frau-Seminars in Findhorn viele Jahre zuvor bei mir davon gesprochen hatte, man spüre deutlich, dass in mir ein Vulkan lauere und wenn ein Mann eine gute Intuition hätte, müsste er um mich einen großen Bogen machen. Damals hatte mich das sehr beschäftigt und noch viel mehr gekränkt.

In diesem anstrengenden Prozess mit den vielen Wut- und Heulanfällen, der sich auch noch auf mehrere Wochen danach erstreckte, hielt ich mich halbwegs mit Filzen an der neuen Puppe zusammen, um nicht völlig verrückt zu werden. Und die sollte sehr groß und sehr schön werden. Das monotone Sticheln in der Wolle beruhigte mich und es gelang mir dadurch viel besser, alles in mir einfach laufen zu lassen.

Mittlerweile hatte ich die Körperteile der Puppe einzeln und oft tränenüberströmt in grober Wolle modelliert und fügte sie nun mit Wollstreifen zusammen zu einem prachtvollen, sehr schlanken Körper. Ich wusste später nicht mehr, wie oft ich die Einzelteile erneut ansetzte, korrigierte, veränderte, es dauerte ewig, wirklich, bis ich das Gefühl hatte, wenigstens die Form des Körpers und die Länge der Gliedmaßen stimmte, weil alles harmonisch zusammenpasste. Nun musste die Puppe noch mit Haut überzogen werden, aber ich besaß keine Wolle in hautfarben, ich musste sie mischen. Und während ich so vor mich hin arbeitete, löste sich dieses Gefühl gänzlich in mir auf, die Göttin für immer verloren zu haben, ich fühlte mich ganz glück-seelig und dachte an die Ankündigung aus dem Vortrag, dass das, was ich in all den Leben danach für unmöglich gehalten hatte, das Unfassbare, nun doch passierte: Die Göttin, meine Göttin, kam zurück, war bei mir und ich spürte sie wieder ganz deutlich, außer wenn ich gerade in den nächsten Prozess gestürzt wurde. Nun wusste ich ja auch, mein Puppe sollte eine Göttinnen-Statue werden. Und in diesen Gedanken und Gefühlen vollendete ich meine prächtige Puppe, die sogar im Sitzen auf die stattliche Höhe von 60 cm kam.

Ich verbrachte einen ganzen Tag damit, meine Puppe einfach nur zu halten, zu streicheln und zu berühren. Dazu lag ich auf dem Sofa, in meine Kuscheldecke gehüllt und mit Blick zum Altar. Dort stand St. Germain, eine andere Puppe, und die hielt mir den Raum. Mit ihr stand die Tür zu St. Germain und dem Tempel der violetten Flamme immer einen Spalt breit offen. Ich hatte mir Kerzen und Räucherstäbchen angezündet und Musik auflegen wollen. Aber nichts passte, so viel ich auch suchte. So lag ich da in Stille. Es war soooo wunderschön! So, als würde ich meinen eigenen Körper im Arm wiegen und mit ihm das Gleiche tun, und ich heulte getröstet in meiner Einsamkeit. Diesmal waren es Tränen des Loslassens, der Reinigung, Heilung und Erneuerung. Die Göttin war zurück, in mir, die Tür zur Göttin hatte sich erneut geöffnet, ich war pure Freude. Und wie um mein Glück noch perfekt zu machen, sprach die Göttin zu mir. In meinem Kopf hörte ich wieder die lautlosen Worte:

"Die Göttin ist zurück. Ich bin Isis, der weibliche Weg in diesem Universum. Du bist ganz und geheilt. Das weibliche Mysterium wurde nie entweiht, es hat sich nur entzogen."

Es kam mir vor, als würde ein ganzer Berg Bedrückung von mir abfallen, eine immense Heilwoge fegte durch meinen Körper. Und ich spürte, dass ich mit meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele – und mit allen Männern und der Welt – endlich in einen tiefen Frieden kam.

Licht am Ende vom Filz

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