Читать книгу Schwarz wie deine Liebe - Julie Craner - Страница 18
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Eric lehnte sich über den Stadtplan auf Vlads Schreibtisch und zeichnete den letzten Punkt ein. Er konnte sich noch an alle Straßen erinnern, die Aurora nur einen Abend vorher in ihrem Kopf aufgezählt hatte - die potenziellen Vampirangriffspunkte.
Nachdem er mit Lorenzo die Umgebung des Platzes abgesucht hatte, an dem Aurora fast ein weiteres Mal entführt worden war, waren sie zum Anwesen des Königs gefahren.
Sie hatten nichts gefunden, was ihnen Hinweise auf den Aufenthaltsort ihres Gegners gab oder wer hinter den Attacken steckte.
Noch immer konnte er Auroras Verzweiflung spüren, als sie sich in seine Arme geworfen hatte. Was wäre mit ihr passiert, wenn er nur ein bisschen später gekommen wäre? Seine Hand krallte sich in den Plan auf dem Tisch. Selbst als der Vampir ihr Blut gestohlen hatte, hatte er keine Spuren an ihr hinterlassen. Irgendwie hatte es dieser „Meister“ geschafft, seinen Geruch zu unterdrücken.
„Sollen wir ein paar Männer zu den anderen Orten schicken? Vielleicht können wir den Feind überraschen und wir bekommen mehr Informationen.“ Lorenzos Frage holte ihn aus seinen Gedanken. Eric schaute die anderen beiden Anwesenden am Beratungstisch des Königs an.
Vlad betrachtete die Karte lange. „Interessant, was dieser Hexer herausgefunden hat. Vielleicht sollten wir mit seiner Art zusammenarbeiten.“
„Ich traue dem Rat nicht.“ Eric verschränkte die Arme vor der Brust. „Dieser hier beschützt Aurora nur, weil er Gefühle für sie hat. Ansonsten kümmern sich die Hexen nur um ihre eigenen Sachen und würden uns lieber vernichtet sehen.“
„Möglicherweise ändern sich die Zeiten.“ Der König sah auf. „Doch jetzt sollten wir uns mehr hierauf konzentrieren. Lorenzo, dein Vorschlag klingt vernünftig.“
Dieser erklärte ihnen, welche Soldaten er als Gruppen zusammenstellen würde. Kurz diskutierten sie über die verschiedenen Möglichkeiten, bevor sie sich einigten. „Gut, dann kümmere ich mich jetzt um die Teams. Danach fahre ich zu meiner Frau, wenn Ihr mich vorerst nicht braucht.“
Vlad nickte dem schwarzgelockten Vampir zu. „Natürlich, bestell schöne Grüße. Sasha hat den Nachmittag mit Francesca sehr genossen.“
Als sie zu zweit in seinem Büro zurückblieben, stützte Vlad seinen Kopf auf die Hand. „Ich bin erstaunt, dass du noch hier bist. Willst du nicht schnell nach Hause zu Aurora? Oder hast du endlich eingesehen, dass deine Sorge vielleicht mehr mit ihrem Aussehen als ihrem Wesen zu tun hat?“
Eric fixierte ihn. „Das stimmt nicht. Ich sehe nicht meine tote Frau in ihr.“
Vlad schnaubte fast belustigt. „Ach ja, dann erzähl mir eine Sache über Aurora, die dich nicht an deine Familie erinnert.“
Nachdenklich musterte Eric den Tisch. Es gab sicher hundert Dinge, die anders waren. Hundert Gründe, warum er sich zu Aurora hingezogen fühlte, ohne dass sie Ähnlichkeit mit seiner Sarah hatten. Wieso fiel ihm nur gerade keiner ein?
Laut ausatmend lehnte sich Vlad in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Als Eric aufblickte, konnte er das „Ich habe es dir doch gesagt“ im Blick seines Freundes sehen.
„Darüber will ich nicht reden“, wehrte er ab. Gerade wollte er nicht einmal darüber nachdenken, dass Auroras Befürchtungen tatsächlich wahr sein könnten. Es gab genug Dinge, um die sie sich kümmern mussten.
„Sind Neuigkeiten aus den anderen Ländern eingetroffen?“ Eric schaute zu dem Stapel Ordner neben Vlads Schreibtisch. Immer mehr Beschwerden und Nachrichten über seltsame Vorfälle trudelten ein. Inzwischen hatten sie für jedes Land eine eigene Mappe angelegt. Seltsamerweise waren es nicht nur Jäger, die verschwanden.
Der König schüttelte den leicht geneigten Kopf. „Nein. Leider konnte noch keiner feststellen, warum plötzlich junge Vampire verschwinden. Ich hatte keine Zeit, mir jeden Fall genau anzuschauen, um Parallelen zu ziehen. Auf den ersten Blick sind alle Schichten unserer Gesellschaft betroffen.“
„Sind das vielleicht Überläufer, die untergetaucht sind?“, warf Eric ein. „Die Jüngeren sind möglicherweise leichter beeinflussbar.“
„Aber es sind Kinder von Ratsmitgliedern darunter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre Familien ihnen irgendwie vermittelt haben könnten, dass wir besser sind als Menschen. Langsam weiß ich nicht mehr, wie ich diese mächtigen Vampire beschwichtigen soll. Sie haben die Jäger im Verdacht und wollen anfangen, selbst Jagd auf die verbliebenen zu machen.“
„Und wenn die Vampire als Geiseln oder Köder gehalten werden? Schließlich hatten sie dasselbe mit Aurora vor. Ich hatte einfach Glück, dass der Hexer sie orten konnte.“
Vlad ließ sich schwer in seinen Stuhl sinken. „Ich weiß es nicht. Das alles kann kein Zufall sein. Aber warum nur die jungen Vampire? Und warum ist mir so etwas hier noch nicht zu Ohren gekommen? Warum werden außerdem nur in Berlin übermäßig viele Menschen gejagt und blutleer liegen gelassen, während woanders Vampire verschwinden?“
„Vielleicht wegen der Ernährung? Immerhin befindet sich hier unsere größte militärische Einheit. Womöglich sind auch hier die meisten unserer Gegner stationiert.“ Eric fuhr nachdenklich mit den Fingern imaginäre Linien zwischen den eingezeichneten Punkten nach. „Ich bin mir sicher, unser Feind will uns mit den Angriffen aus der Reserve locken. Das heute war eindeutig eine Falle für uns und Aurora.“ Erics Mundwinkel zuckten nach unten. Es war frustrierend. Mit irgendetwas mussten sie doch zu einem Ergebnis kommen.
„Lass mich mit meinem Onkel reden. Bestimmt finde ich noch etwas heraus.“
Vlad fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Nach deinem letzten Besuch denke ich nicht, dass das eine gute Idee ist.“
Eric lehnte sich auf die Karte, weit über den Tisch. „Bitte Vlad, ich kann mich benehmen. Ich war einfach nur überrascht wegen der Sachen, die er gesagt hat.“ Als der König den Kopf schüttelte, schlug Eric mit der Faust auf die Tischplatte. „Komm schon, er ist mein Onkel. Außerdem habe ich eine Menge neue Informationen aus ihm herausgeholt.“
„Allerdings nichts, was uns in der derzeitigen Situation wirklich etwas nützt. Es gibt jemand anderen, der deinen Onkel befragen wird.“ In Vlads Gedanken leuchtete ihr Bild auf.
„Aurora? Was ...?“ Erstaunt richtete Eric sich wieder auf.
„Wir werden sehen, ob sie erfolgreicher ist. Danach werde ich entscheiden, ob du noch einmal zu ihm darfst.“
Eric verzog seinen Mund. „Du kannst mir nicht verbieten, mit meinem letzten Verwandten zu sprechen.“ Sein Ton war herausfordernd. Als Angehöriger hatte er ein Recht, mit dem Gefangenen zu reden.
„Doch, das kann ich. Ich bin dein König.“ Jetzt erhob sich Vlad aus seinem Stuhl. „Wenn es Bedenken gibt, dass die Sicherheit des Inhaftierten oder des Besuchenden gefährdet sein könnte. Und nach dem letzten Mal trifft beides zu.“ Vlad verschränkte seine Arme vor der Brust. „Versuch nicht, mich zu etwas zu zwingen.“ Als Eric den Mund aufmachte, hob der König abwehrend seine Hand.
„Also gut.“ Schnaubend verbeugte sich Eric. „Dann werde ich mich jetzt verabschieden und zur Ruhe begeben, mein König.“ Wütend schaute er seinen Freund an, der ihm kühl zunickte. Danach stürmte Eric aus dem Haus des Königs zu seinem Mercedes. Es gab noch jemand anderen, mit dem er unbedingt reden musste.