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Antinatalismus, konsensorientierter (Seana Valentine Shiffrin)

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Indem sie dem Oktroy-Irrtum anheimfällt, argumentiert Shiffrin, die Fortpflanzung beinhalte eine nichtkonsensuelle Auferlegung beträchtlicher Daseinsnöte, wofür die Auferlegenden (Eltern) haftbar gemacht werden könnten. Shiffrin verteidigt einen gemäßigten Antinatalismus, da sie einerseits nicht behauptet, die Fortpflanzung sei aufs Ganze gesehen falsch, zugleich aber die Auffassung vertritt, bei der Hervorbringung eines neuen Menschen handele es sich um eine nichtkonsensuelle, einer Person Daseinsnöte aufzwingende und damit moralisch fragwürdige Handlung, für deren negative Konsequenzen die Verursacher auch justitiell zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Shiffrins Antinatalismus ist ferner deshalb gemäßigt, weil ihrer Ansicht nach die Hervorbringung eines Menschen nicht grundsätzlich moralisch verwerflich ist. Die mit der Hervorbringung eines Menschen einhergehende zustimmungslose/nichtkonsensuelle Auferlegung von Daseinsnöten sieht Shiffrin dann als gerechtfertigt an, wenn die Eltern des mit dem Leben Beschenkten die Pflicht anerkennen und auf sich nehmen, ihm die Last des Lebens zu erleichtern. Von hier aus gelangt Shiffrin zu der Auffassung, dass die justitielle Beschränkung auf Fälle von Wrongful life viel zu restriktiv ist. Moralisch problematisch seien nicht allein Fälle rücksichtsloser Fortpflanzung, etwa wenn Eltern sich fortpflanzen, obgleich sie wissen, dass ihre Kinder an schweren Krankheiten leiden werden. Laut Shiffrin auferlegt vielmehr jede Fortpflanzung einem Menschen Daseinsnöte, wenn diese Auferlegung nicht dem Zweck dient, größere Nöte oder Schäden abzuwenden.

Shiffrins Ausführungen gehen über Kants Position hinaus, demzufolge es den Eltern obliegt, die eigenen Kinder bis zum Eintritt der Volljährigkeit physisch und psychisch so zufrieden zu machen, dass sie das Dasein selbst gewählt haben würden. Mit ihrer Auffassung, dass auch Kinder, deren Gezeugtwordensein gut für sie gewesen ist, das Recht haben sollten, ihre Eltern vor Gericht zu verklagen, nähert sich Shiffrin der Position von Poulet an. (Für Shiffrins Position vgl. Shiffrin, WRONGFUL LIFE…, S. 117–148. Asheel Singh hat Shiffrins gemäßigten Antinatalismus zu einem konsequenten Antinatalismus entfaltet, indem er dahingehend argumentiert, dass jede menschliche Fortpflanzung eine moralisch nicht zu rechtfertigende Auferlegung schwerer und vermeidbarer Daseinsnöte bedeutet. Siehe Singh, Assessing Anti-natalism, 2012)

Antinatalismus

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