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Alttestamentarischer unterjochender Pronatalismus versus neutestamentarischer ökologischer Antinatalismus (W. Hildesheimer)

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In einer Rede an Gott im Rahmen eines Kommentars zu Mozarts Requiem beleuchtet Wolfgang Hildesheimer eine der bedeutsamsten internen Spannungen der christlichen Religion, indem er – idealtypisch – den neutestamentarischen Antinatalismus neben den alttestamentarischen Pronatalismus stellt:

„Glaub mir! Sie bringen Dich um Dein größtes Werk: die Natur. Sie wendet sich nunmehr mit Recht gegen uns und wird uns zur Todfeindin. Gib auch Du ihr recht, Herr ! Unterstütze sie! Gib den Tieren die Kraft, sich gegen uns zu wehren: Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, er ist mißraten. Nimm ihm daher seine Fruchtbarkeit, er mißbraucht sie. Herr, erinnere Dich dessen, was Dein Sohn gesagt hat: Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben.

Diese Zeit ist nunmehr gekommen.“ (Hildesheimer, Wolfgang. Klage und Anklage, S. 52. Fund: GK)

Der freiheitsbegabte Mensch hatte die Chance, sich wohlgeraten – im Sinne eines Nutzen-Summen-Utilitarismus – in größtmöglicher Zahl über die ganze Erde zu verbreiten. Jahwe hatte dies befohlen. Als deutlich wurde, dass der Mensch zu seinem und der restlichen Schöpfung Schaden von seiner Freiheit Gebrauch macht, schickte der nunmehr christlich gewordene Gott einen Menschensohn, der das Gebot „Mehret Euch“ seiner jüdischen Phase revidierte und gemeinsam mit Aposteln (Paulus) und Kirchenvätern (Augustinus!) zum Verebben der Menschheit aufrief, da Jahwes früherer Aufruf zu größtmöglicher Menschenmehrung in Anbetracht des baldigen Weltendes keinen Sinn mehr hatte.

Antinatalismus

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