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18. Szene

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In der Wiener Deutschmeisterkaserne. Ein elegant gekleideter Herr, etwa 4o Jahre, wartet in einem schmutzigen Raum, in dem kein Sessel ist. Feldwebel Weiguny tritt ein.

Der Herr: Entschuldigen Sie – Herr Feldwebel – könnten Sie mir – vielleicht sagen – ich steh nämlich jetzt drei Stunden hier und kein Mensch kommt – ich habe nämlich einen C-Befund – ich habe mich freiwillig vor dem Einrückungstermin gemeldet, damit ich eine Kanzleiarbeit zugewiesen bekomm – und da hat man mir gesagt, ich soll gleich – dableiben – aber ich muß doch –

Der Feldwebel: Maul halten!

Der Herr: Ja – bitte – aber also ich möchte – ich muß – also bitte wenigstens – meine Familie verständigen – und ich kann doch nicht so wie ich bin – ich brauche also doch – also meine Sachen zum Waschen – eine Zahnbürste, eine Decke und so –

Der Feldwebel: Mäul halten!

Der Herr: Aber – bitte – entschuldigen Sie – ich habe mich doch gemeldet – ich hab doch nicht gewußt – ich muß doch –

Der Feldwebel: Blader Hund, wannst jetzt no a Wort redtst, nacher schmier i dr a Fotzen eini, daß d' –

(Der Herr zieht eine Zehnkronennote aus der Westentasche und hält sie dem Feldwebel hin.)

Der Feldwebel: Alstern – schaun S' gnä Herr – zhaus derf i Sie wirkli net lassen, dös geht net, aber wann S' a Decken haben wollen – die verschaff i Ihna. (Er verläßt den Raum.)

(Ein Kadett tritt aus dem Nebenraum.)

Der Kadett: Was? Du bist der, der den Disput mit'n Feldwebel g'habt, hat? Servus, kennst mich nicht mehr? Wögerer, Athletikklub –

Der Herr: Ja richtig!

Der Kadett: Hast an C-Befund, gelt? – Du hör amal, wie kannst du dich als intelligenter Mensch mit'n Feldwebel einlassen?

Der Herr: Ja was soll ich denn machen? Ich steh jetzt drei Stunden da. Ich muß doch nachhaus – meine Leute haben keine Ahnung – ich hab mich freiwillig gemeldet –

Der Kadett: Na da bist schön hineinpumpst. Wer hat dir denn den Rat geben? Aber wenn du nachhaus willst, kannst natürlich gehn.

Der Herr: Ja aber wie macht man denn das?

Der Kadett: Lächerlich, du bist doch ein besserer Mensch – ich hilf dir – du machst das so – also du gehst zum Hauptmann –

Der Herr: Was, der läßt mich nachhaus?

Der Kadett: Sonst also natürlich nicht, der is sehr streng, aber du mußt ihm ganz einfach sagen, weißt aber ganz direkt, ohne Genierer, schneidig (er salutiert) Herr Hauptmann, melde gehorsamst, i muaß zu an Madl! – Paß auf, drauf sagt der Hauptmann, wett'n, daß er das sagt. – Was, zu an Madl müssen S'? Fahrn S' ab, Sie Schweinkerl! – No und nacher kannst gehn!

(Verwandlung.)

Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit

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