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27. Szene
ОглавлениеIm Vatikan. Man hört die Stimme des betenden Benedikt.Benedikt – Benedikt XV., Papst von 1914 bis 1922. Die pausenlosen Friedensappelle des Papstes sind aber nur die halbe Wahrheit. KK hat in den Szenen Akt III, Szene 15 bis 17 sowie Akt V Szene 7 die Kriegspropaganda der evangelischen Kirche (weil damals noch Katholik) dargestellt. Es gibt aber keinen Zweifel, daß die katholischen Predigten vom gleichen Geiste waren. Die Kriegspredigten des Münchner Kardinals Faulhaber demonstrieren das sehr eindringlich. Man vergegenwärtige sich die perverse Situation: die deutschen Bischöfe segnen die deutschen Waffen, die französischen Bischöfe segnen die französischen Waffen und ihr Vorgesetzter, der Papst duldet das. Christen morden Christen. Gipfel der Heuchelei: Er prägt die Vokabel vom »Martyrium der Neutralität«. Nach seinem Tod wurde er als »Friedenspapst« bezeichnet und der Herr Ratzinger sieht sich als Fortführer seines Werkes
– Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören wir Euch, die Ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahre Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen. Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg. Höret auf unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiß die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen – –
(Verwandlung.)