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25. Szene

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Korso.

Ein Spekulant: Wissen Sie, wer vollständig verschwunden is?

Ein Realitätenbesitzer: Ich weiß, der Fackelkraus.

Der Spekulant: Wie Sie das erraten – oft denk ich, kein rotes Büchl, kein Vortrag – ihn selbst hat man auch schon eine Ewigkeit nicht zu Gesicht bekommen.

Der Realitätenbesitzer: Lassen Sie mich aus mit Kraus, ein Mensch, der bekanntlich keine Ideale hat. Ich kenn doch seinen Schwager.

Der Spekulant: Ich kenn ihn persönlich.

Der Realitätenbesitzer: Sie kennen ihn persönlich?

Der Spekulant: Ob ich ihn kenn, Tag für Tag is er an mit vorbei.

Der Realitätenbesitzer: Auf den Umgang müssen Sie nicht stolz sein. Alles in den Kot zerren – alles niederreißen – nix aufbauen – Weltverbesserer, tut sich was! Bittsie ich weiß doch, wie das is. Wie ich jünger war, hab ich auch alles kritisiert, nix war mir recht. Bis ich mir hab die Hörner abgestoßen. Er wird sich auch die Hörner abstoßen.

Der Spekulant: Er is doch schon sehr gedeftet.

Der Realitätenbesitzer: No sehn Sie? Ich hab mir sagen lassen, er wird sich bald zur Ruh setzen.

Der Spekulant: Warum nicht, er hat gewiß schon hübsch verdient.

Der Realitätenbesitzer: Verdient –! So klein is der geworn! Ich sag Ihnen, er is fertig. Verlassen Sie sich auf mich. Da zeigt sichs. Harden hat nicht aufgehört im Krieg. Der hat eben die greßeren Themas – (bleibt stehen.) Fesch sind diese deutschen Offiziere, fescher wie unsere.

Der Spekulant: Natürlich, jetzt, wo ja zu schreiben wär, schreibt er nicht!

Der Realitätenbesitzer: No kann er denn?

Der Spekulant: Wegen der Zensur? Erlauben Sie mir, da könnte doch eine geschickte Feder, und die muß man ihm lassen –

Der Realitätenbesitzer: Nicht wegen der Zensur – er kann von selbst nicht. Er hat sich ausgeschrieben. Verlassen Sie sich auf mich. Und dann – er fühlt jedenfalls, daß jetzt andere Sorgen sind. Das war ja ganz amüsant im Frieden – jetzt is man zu solche Hecheleien nicht aufgelegt. Passen Sie auf, er wirds bald billiger geben. Wissen Sie, was ich ihm gönnen möcht – nehmen solln sie ihn! An der Front! Da soll er zeigen! Was er trefft, is nörgeln.

(Der Nörgler geht vorbei. Die beiden grüßen.)

Der Spekulant: So was von einem Zufall! Also Sie kennen ihn auch persönlich? Wieso?

Der Realitätenbesitzer: Flüchtig, von einer Vorlesung, ich bin froh wenn ich ihn nicht seh. Mit so einem Menschen verkehrt man nicht. (Fanto geht vorbei. Die beiden grüßen.)

Beide (gleichzeitig, geheimnisvoll): Fanto.

Der Realitätenbesitzer (versunken): Großer Mann!

Der Spekulant: Warum er nicht Vorlesungen hält? Das trägt doch.

Der Realitätenbesitzer (wie erwachend): Wer? – Ja so – natürlich – Hindenburg – Paul von Beneckendorf und von Hindenburg – Generalfeldmarschell, seit 1916 Chef der deutschen obersten Heeresleitung, † 1934

Der Spekulant: Hindenburg hat ihm doch sogar geschrieben. Der wird erzählen können. Haben Sie heut von die Brandgranaten gelesen, selbstentzündlich an der Luft, was sie seit zehn Monaten in Reims hereinwerfen? Die lassen nicht locker! Die arbeiten! Sehn Sie, ich kann mir ganz gut denken, daß sie dann am Abend Salzer hören wollen.

Der Realitätenbesitzer: Schad um dieses Reims – die Kathedrale nebbich!

Der Spekulant: Sie, damit kommen Sie mir nicht, das hab ich gern! Entschuldigen Sie, wenn es sich nachgewiesenermaßen um einen militärischen Stützpunkt handelt, so ist das pure Heuchelei von den Franzosen. Sich hinter einer Kathedrale verschanzen, das hab ach gern, lassen Sie mich aus mit dem Gesindel.

Der Realitätenbesitzer: No no fressen Sie mich nicht bittsie. Hab ich was gesagt? Das geben Sie gut, als ob ich nicht genau ebenso wüßte, wo die Barbaren sind. Deswegen kann einem doch leid tun um die Kathedrale? Als Realitätenbesitzer –

Der Spekulant: No ja das is etwas anderes, ich kann nur nicht leiden, wenn man im Krieg sentimental is und besonders dort, wo es sich um eine effektive List handelt! Krieg is eben Krieg.

Der Realitätenbesitzer: Da ham Sie aber ja recht!

Der Spekulant: Was heißt das? Kann man sich einem Escheck aussetzen? Der Hieb ist die beste Parade! Sehn Sie sich an da – da kriegt man Respekt.

Der Realitätenbesitzer: Warten Sie, ich wer rufen – Hoch unsere braven Feldgrauen!

(Ein deutscher und ein österreichischer Soldat, Schulter an Schulter treten auf.)

Wachtmeister Wagenknecht: Da sind wir denn alle angetreten und unser Oberbombenwerfer sagte: Jungens, wenn ihr jetzt mal Lust habt, immer feste druff.

Feldwebel Sedlatschek (sich ganz nah an ihn haltend und erschreckt zu ihm emporblickend): Geh –!

Wagenknecht: Erlaube mal, du lehnst ja an meiner Schulter.

Sedlatschek: Ah paton – (tritt zurück.)

Wagenknecht: Na so gehts wieder. Also denk mal an, der Oberbombenwerfer überließ es uns –

Sedlatschek: Da schau her, das is eine unserer größten Niederlagen – (zeigt auf ein Schaufenster.)

Wagenknecht: Wie? – ach so – ich glaubte – also hör mal – (er steht jetzt ganz dicht an Sedlatschek, der zurücktaumelt.)

Sedlatschek: Au weh, du druckst ja auf meine Schulter!

Wagenknecht: Pardonk. Also hör mal, der Oberbombenwerfer –

Sedlatschek: Tschuldige, daß ich unterbreche. Mir ist das nämlich unklar.

Wagenknecht: Nanu?

Sedlatschek: Nämlich, tschuldige – der Oberbombenwerfer, sagst du, hat's g'schafft. Aber ihr seids doch alle Bombenoberwerfer, wer hat's also g'schafft?

Wagenknecht: Ich verstehe deinen Zweifel nicht, ich sagte doch, paß mal besser auf – der Oberbombenwerfer.

Sedlatschek: Noja, aber tschuldige – wirfst du denn nicht auch Bomben ober? Also bist du doch auch ein Oberbombenwerfer.

Wagenknecht: Wieso denn, na hör mal –

Sedlatschek: Alstern – der Oberbombenwerfer, das is doch einer – der was die Bomben – oberwirft, oder nicht?

Wagenknecht: Oberwirft? Was ist denn das?

Sedlatschek (macht die Pantomime des Werfens): No – verstehst net – ober – von do – schau her – ober – auf die Leut.

Wagenknecht: Ach so, jetzt versteh ich – nee Junge, det is aber zu witzich – ik lach mich dot – 's ist ja zum Schießen komisch – nee, so hatt' ich's nich jemeint. Dafür haben wir doch den Ausdruck: herab!

Sedlatschek (ihn verständnislos anblickend): Was – alstern – der Herabbombenwerfer?

Wagenknecht: Ach nee – de t jibts nich. Menschenskind, paß mal auf. Ik meine, der Bombenwerfer wirft die Bombe herab. Aber der Oberbombenwerfer –

Sedlatschek (ihn anstarrend): Aber der Ober – was?

Wagenknecht: Nu, det is doch der Scheff von die Bombenwerfer, darum heißt er doch Oberbombenwerfer – wie soll ich dir das nur klar machen, zum Beispiel, ach ja, jewiß doch, ihr habt doch auch die Bezeichnung Oberkellner oder Oberleutnant –

Sedlatschek: Hörst, jetzt versteh i di. Alstern wie der Oberleutnant der Vorgesetzte von die Gäst – oder nein – wie der Oberkellner der Vorgesetzte von der Mannschaft – nein –

Wagenknecht: Ach siehste, in dem Fall sagen wir einfach: der Ober – Sie Herr Ober, kommen Sie mal ran.

Sedlatschek (dreht sich um, salutiert erschrocken): Du, hast den Oberleutnant grufen?

Wagenknecht: Aber Menschenskind, da könnte ich doch nich Ober sagen. Siehste, beim Kellner läßt man eben die Berufsbezeichnung wech und sagt einfach Ober, aber über –

Sedlatschek: Ober aber über?

Wagenknecht: Ach nee, ich wollte nur sagen, über die andern Vorgesetzten darf man sich nich so ankternu ausdrücken, man sagt zum Oberleutnant nicht: Sie Herr Ober – das wäre doch 'ne Beleidigung. Na und ähnlich ist es mit dem Oberbombenwerfer.

Sedlatschek: Ich versteh – man muß also sagen: Herr Oberbombenwerfer, derf ich jetzt eine Bomben – oberwerfen?

Wagenknecht: Na meinswegen, wenn's dir Spaß macht – ihr Östreicher seid doch zu ulkje Kunden. Na, gestatte 'n Augenblickchen, ich will da nur austreten. (Er geht zu einem Anstandsort. Da er eben eintreten will, tritt Hans Müller heraus, geht auf den deutschen Wachtmeister zu und küßt ihn.)

Wagenknecht: Ja haste Worte, ja hörn Se mal, das ist ja recht liebenswürdich, ihr Wiener seid überhaupt 'n niedliches Völkchen, aber –

Hans Müller: Heißa, jeden Tag fällt mir das Wort Bismarcks ein: Unsre Leute sind zum Küssen, und so tu ichs denn. Potz Wetter! Ich kann nicht anders, wenn ich solch eines braven Jungen ansichtig werde. Ich schritt fürbaß, sinnend, wie jetzt manch wackern Sohnes das treue Mutterherz gedenken mag, da kamet ihr des Weges, ein Bürge des hehrsten Treubunds, der je zwei Völker zusammengeschmiedet, und wenn's euch nit verdrießt, Vetter, will ich gern einen Tropfen mit euch schmecken. Seht, hie, unfern, in dieser Schenke, die der Fremdsinn Bristol nennet, ist ein guter Tisch gedeckt, da winkt wohl auch ein leckeres Mahl und in munteren Gesprächen, doch stets der Weihestunde gedenk, soll uns die Zeit nimmer zu lange werden. Hei, ich hab einen guten Stecken und kann euch rüstig ausschreiten wie einer. Kommt, laßt uns der Geselligkeit pflegen, wollet ihr? Hab nit übel Lust, Kamerad, eins zu trinken, wie wärs, wollten wir selbander den roten Römer an die Sonne heben? Oder mögt einem Schoppen Gerstensaft zusprechen, ein gar bekömmlich Gebräu aus dem Böhmerland! Wird keinen blanken Taler kosten! Soll euch ein feines Kraut schmecken, das mir ein Ohm, ein rechter Knasterbart, übers große Wasser gesandt. Hei, wir paffen selbander und wenn die losen Kringeln steigen, dann mag wohl auch manch treugemuter Wunsch hinüberflattern zu den Braven, so itzt um unsers Herdes willen manch ungutem Feind die Stirn bieten und die uns fern sind, seit wir Händel gekriegt haben mit dem (Ein Fiaker hält vor dem Hotel Bristol. Man hört eine Stimme: Im Kriag kriag i's Doppelte!) Ei, ihr verwundert euch drob? Nehmt's nit für krumm, des Landes Brauch ist's, der Wagenknecht ist ein Rauhbein und ein Erzschelm obendrein –

Wagenknecht: Nanu?

Hans Müller: – nehmts nit für ungut, er eifert ob des Entgelts, denn er tuts nicht um Gottes Lohn, solch fahrender Gesell kann beileibe nit genung fodern, und aus keinem anderen Titul als dem der Selbstsucht. Ei ein Handel, den's alle Tage gibt, kein grimmer Zwist behüte – er vermeint, der andere werde eh schon wissen, was die Schuldigkeit sei, der Fremdling versetzt, er wisse es nicht, wollt's aber gern erfahren, jener mög's dreist künden, der beteuert, er fodere nit mehr als rechtens und was halt die Satzung sei, der Fremdling, ohn Arg, fragt, was sie denn sei, jener, fürwitzig, rät, ihm zu zinsen, was er halt den andern zu zinsen pflag, und schilt weidlich auf die schlechten Zeiten, denn fürwahr der Haber jückt ihn mehr als seinen Gaul, sie feilschen munter ein Weil fort, doch jener zagt nicht und meint, daß sie keinen Schultheiß nit brauchen werden. Und siehe da, sie bringen die rauhe Sach friedlich zu Rande, der beut ein Zwiefaches, der, annoch kratzbürstig, verlangt den Zehnten obendrein, der zahlt, der gibt dem flinken Renner die Sporen und nennt jenen einen notigen Beutel. Wohlan! Ein jeglicher mag die Gelegenheit nutzen, wo die gute Stund ihm gnädig ist und Frau Klugheit führt allerwegen am sichersten. Wir sind nur die Hansnarren unsers Glücks, und ein Tor, wer nicht weiß, was gescheuter Leute Art ist. So auch ihr. Habt ihr nur Witz für einen Fastnachtsgroschen und seid nit auf den Mund gefallen, so wird sich Schritt vor Schritt mählich alles zu euerm Frommen wenden. (Eine Prostituierte geht vorbei und sagt: »Komm mit schwarzer Dokter, wir wollen sich gut amesieren.«) Mit nichten, hab itzt nit Muße. (zu Wagenknecht) Ei, ihr verwundert euch drob? So seht selbst zum Rechten und lasset euch das Fräulen zu willen sein. 's ist 'ne Hübschlerin, die euch ergetzen wird, denn ihr freies Gewerb ist's, der Wollust obzuliegen. Der Teufel hole alle Grillenfänger und mögt ihr immerhin nach eurem Ermessen handeln, doch schiene mir solcher Umgang der ernsten Zeitläufte nicht würdig. Fasset Mut zu euch selbst, und seid ihr auch nicht in höfischer Rede gewandt, nicht in den Künsten und Wissenschaften der Gerechtsame studieret, der gelahrten Schriften unkundig, ei, Handwerk hat einen goldenen Boden, und vor mir müsset ihr nicht zaghaft die Zunge hüten. Liegt euch Tand im Sinn, den ihr eurer Liebsten mitzubringen verspracht, einem artigen Bäslein oder sonst einem schmucken Ding, das ihr just nit heuern mögtet – sprecht frei von der Leber Sollt ihn haben, und wär's ein gülden Ringlein an den Finger, wird wohl den Hals nit kosten. Bange machen gilt nicht. Ich weiß euch einen Krämer, der um Gotteslohn schon manch wackern Krieger aus deutschen Gauen mit köstlicher Gabe von dannen ziehen ließ. Lasset euch darob kein Sorg nit anfechten. Gold ist traun ein höllisch Ding, das wohl verwahrt sein will, und Gevatter Traugott Feitel genüber wird euch baß zu Gefallen sein.

(Mendel Singer geht vorbei. Müller grüßt.)

Ei, ihr erkanntet ihn nicht? Potz, Meister Mendel wars, ein Singer lobesam und des Kaisers lustiger Rat! Nun aber wollt' ich schier meinen, daß ihr mit mir stracks zur Schenke müßt. Ist euch ein fürtrefflicher Wirt und Leutgeb, wird euch Speis und Trunk bereiten, die euch wohl Munden sollen. Kommt, Freund Zaghaft, laßt alle bösen Zweifel fahren und schlagt dem Teufel Trübsinn ein Schnippchen. Ist euch voller Listen und Nachstellungen und hängt euch wohl gar noch ein Zipperlein an. Steckt in allerlei Mumme und zwackt euch, wo ihr's euch nimmer verseht. Nun, Meister Ratlos, was steht ihr so blöde? Seh' ich aus wie einer, der Nücken im Kopfe hat? Oder wähnet ihr gar, mein Beutel sei leer? Hab' manchen Batzen bei Schaubühnen verdient und mit Kriegssängen mich tapfer durchgeschlagen! Bin kein Spielverderber, mein's euch gut und war auf eure Kurzweil bedacht, nicht, daß ihr bei hellem Tage Grillen fangen mögtet. Verschmähet ihr, weil ihr ein Reisiger seid, den Umgang eines armen Jungen, der daheim geblieben? Bin drum kein Drückeberger nit. Weiß euch manch tapferes Liedlein, das euch den Mut zu neuer Mannestat stählen soll. ((Ein Mann bückt sich, um einen Zigarrenstummel aufzuheben.) Gott grüß euch Alter, schmeckt das Pfeifchen? (Fortfahrend) Auch üb ich immer Treu und Redlichkeit bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Ihr widersprecht vergebens. Laßt mich nur erst zu Worte kommen, dann sing ich euch eine eigne Weis, daß ihr schier vermeintet, ich spielt euch eins zur Fiedel auf. Seht, schon sinkt die Sonne über das Gelände, grüßt mit ihren letzten Strahlen die müden Schnitter, die hier ihres Weges ziehn, manch einer auch von fröhlichem Gejaide weidwund heimkehrend, ein jeglicher den Blick nach dem stillen Ziele gewandt, wo Haus und Herd, die treuliebende Gesponsin und die frohe Kinderschar seiner warten. Gar manche näht sich daheim die Finger wund, denkt frumb an Kriegers Ungemach in rauher Winterszeit und, der Pflicht ledig, den eigenen Tisch wohl zu bestellen, sorgt sie liebend für die weitere Sippe der Volksgenossen. Frauen und Mädchen an Vindobonas altem Nibelungenstrom, Gott grüße euch!

Wagenknecht (wie aus einer Betäubung erwachend zu Sedlatschek): Du, hör mal, Sedlatschek –

Sedlatschek (kommt herbei): Ja hörst, so lang brauchst –

Wagenknecht: Ach nee, ich wollte da austreten, kommt dir so'n Judenjunge und quatscht mir was vor –

Hans Müller (plötzlich verändert): Also das is vielleicht ein Verbrechen, daß ich Sie aus Sympathie für die Waffenbrüderschaft hab ins Bristol einladen wollen? Wer sind Sie? Glauben Sie, mir imponieren Sie? Spielt sich da auf! Worauf herauf! Ich wer' Ihnen nicht salutieren, das wern Sie nicht erleben, von mir nicht! Ich wollte mit Ihnen reden, weil ich für Sonntag ein Feuilleton über die Nibelungentreue schreiben soll – itzt können Sie lang warten! (Ab.)

Wagenknecht (erstaunt nachblickend): Nee, was es hier für Typen gibt in eurem lieben Wien! Der Mann sieht aus wie 'n Jude und quasselt 'n Dialekt wie anno Tobak, wo es noch jar keene Juden gegeben hat. Der Mann ist von der Presse und hat mich geküßt! Anstatt daß so 'ne fesche Wienerin es einem besorgt, muß man hier so was mitmachen. Menschenskind, und da frage ich, ob Warschau nicht zu teuer bezahlt ist!

Eine Zeitungsfrau: Extraausgabee –! Teitscha Bericht! Kroßa Sick da Vabündeteen!

Sedlatschek: Sixt es, hörst es, da hast eine fesche Wienerin!

(Verwandlung.)

Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit

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