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36. Notwendige und zu erwartende Reform in Wissenschaft und Rechtsleben

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Wir sprachen zuletzt von medialer Tätigkeit und den Irrtümern, die im Verkehr mit der Geisterwelt entstehen können und das auch dann, wenn die Verbindung echt und nicht imitiert oder vorgelogen ist. Wie im Leben nicht alles der Wahrheit entspricht, auch wenn es von sogenannten guten oder hochstehenden Menschen kommt, so ist es auch im Verkehr mit den Geistwesen, wenn noch so in guter Absicht, die doch noch in Irrtümern verfangen von ihrer nun einmal gefaßten Meinung nicht abgehen wollen.

Das ist ja auch der Hauptgrund, weshalb die Wissenschaft sich mit den neuen Lehren nicht befassen will. Die Umwälzung ist zu groß und erfordert eine ganz neue Einstellung, will man ehrlich sein und wahrhaft Erfolg erzielen. Darum müssen wir Geduld haben. Der Fortschritt auf diesem Gebiet ist nicht aufzuhalten und vor allem dann nicht, wenn ernstzunehmende Wissenschaftler sich der Sache annehmen werden. Und solche werden sich finden. Die Umstellung wird nicht nur an einer Stelle der kultivierten Welt erfolgen und in die Wege geleitet. An verschiedenen Stellen, zur ungefähr gleichen Zeit, wird die Erkenntnis reifen.

Die Erfahrung lehrt, daß zum Beispiel Erfindungen, neue Entdeckungen in der Naturwissenschaft oder Technik nicht nur von einem Menschen gemacht werden, sondern innerhalb einer kurzen Zeitspanne ohne gegenseitige Kenntnis von verschiedenen Gelehrten und Praktikern auf der ganzen Welt. Das ist kein Zufall, sondern der ewige gesetzmäßige Ablauf, die Auswirkung der unendlichen Gesetze ohne Willkür in unumstößlicher Reihenfolge. Das kann die Menschheit wohl erst im Nachhinein feststellen, also nach Bekanntwerden des Neuen, noch Unbekannten auf der materiellen Welt. Es wird dann natürlich vermutet, daß eine Übertragung im Irdischen stattgefunden hat, was in der heutigen Zeit wohl leicht möglich wäre. So wie es aber zur Zeit der Trennung der Erdteile gewesen ist, so ist es heute noch von außen her betrachtet. Ich will damit nur sagen und aufzeigen, unter welchen Einflüssen die Welt steht, welche Gesetzmäßigkeit sie beherrscht und wieviel Möglichkeiten noch offenstehen, sich der Kräfte aus dem All, der Vermittlung ewiger Naturgesetze zu bedienen und zu erfreuen.

Der Fehler oder besser gesagt Irrtum der Menschen liegt in der Hauptsache darin, daß sie die ihnen zugeflossenen Erkenntnisse zu Dingen verwerten, die nicht dem Wohle der Menschheit dienen, sondern zu deren Vernichtung und Schädigung geeignet sind. Das ist nicht der Sinn der neuen Errungenschaften, und es ist nur ein Glück, daß das Verständnis dafür immer weitere Kreise umfaßt und die großen Gefahren von Guten erkannt werden.

Daß ein Mißbrauch noch nicht zu vermeiden ist, hat seinen Grund darin, daß das geistige Niveau der Menschheit im Durchschnitt noch zu niedrig ist. Ich sage im Durchschnitt weil es doch auf das gesamte Kräfteverhältnis ankommt. Nicht nur die einzelnen zu Führern gewählten Personen lenken die Schicksale der Völker. Die Meinung des ganzen Volkes, die Gedankenrichtung der Masse ist ausschlaggebend für die Entwicklung zum Guten oder Bösen. Wir können das am besten noch in den mehr oder weniger entwickelten Völkern beobachten. Der beste Führer kann da noch kaum etwas zum Wohle des Volkes erreichen, denn die Gedanken der Masse sind stärker und drücken seine wohlgemeinten in den Staub.

Das Gute muß aber siegen, allein schon von dem Gedanken ausgehend, daß es nur ein Aufwärts in der Entwicklung gibt. Wie lange es aber noch dauern wird, das kann man nach irdischer Zeitrechnung nicht feststellen. Es liegt in der allumfassenden, unendlichen Allmacht begründet, und der freie Wille der Menschheit und des Geistes überhaupt muß dabei Berücksichtigung finden. Das sagt aber nicht, daß man alles laufen lassen darf, wie es eben läuft.

Der Wille eines Menschen kann auch beeinflußt werden, und damit bin ich wieder ganz speziell auf dem Gebiet der Menschenkenntnis, der Erziehung und psychischen Behandlung. Ein starker Wille kann in alle Richtungen gelenkt werden, zum Nutzen des einzelnen und der Allgemeinheit. Notwendig sind dazu nur die Aufklärung in geeigneter Form und die Anregung zu guten Taten.

Daß die irdische Welt eine Gerichtsbarkeit geschaffen hat, ist wohl verständlich, aber es wäre an der Zeit, daß sie einer gründlichen Reform unterzogen würde, will man dadurch eine Besserung der fehlgegangenen Mitbürger erreichen.

Ein Mensch, der ein Verbrechen begeht, ist ein bedauernswertes Wesen. Daß man seine Tat verabscheut, ist richtig, aber den Menschen, der sie ausgeführt hat, muß man mehr als einen Kranken betrachten, einen armen Verirrten, der den richtigen Weg nach oben noch nicht gefunden hat.

Dabei denke ich nicht an solche Verbrecher, die für die Tat nicht verantwortlich gemacht werden können, weil sie unter Zwang eines fremden Geistwesens gehandelt haben. Die Rechtsprechung kennt Verbrechen aus unwiderstehlichem Zwang, nimmt aber an, daß es sich dabei um eine psychische Degeneration, Willensschwäche, mangelndes eigenes Urteil etc. handelt, oder um einen Einfluß aus materieller Umgebung. In Wahrheit ist es eine Verdrängung des eigenen Ich und die Ausführung durch ein fremdes Geistwesen veranlaßt. Ich sprach schon anderer Stelle davon und will nur noch einmal betonen, daß solcherart kranke Menschen – denn als krank muß man sie betrachten – befreit werden müssen von den zerstörenden und in den eigenen Lebensäußerungen behindernden Geistwesen.

Menschen aber, die außerhalb dieser Theorie stehen, ihre verbrecherischen Taten aus eigenem freien Willen ausführen und – ich möchte sagen – sich dazu gedrängt fühlen, weil ihre Auffassung vom irdischen Dasein, von den Erfordernissen der Lebensgemeinschaft noch nicht genügend entwickelt oder durch Fehleinflüsse ihrer Umgebung verursacht sind, sind eben auch als psychisch krank zu behandeln und der richtige Weg zu suchen, wie sie dem normalen Leben zum eigenen und zum Wohle der Mitmenschen zugeführt werden können. Niemals wird das erreicht werden können, wenn man sie lediglich in Zellen sperrt, sich selbst überläßt und ihren diffusen Gedanken. Immer mehr werden sie sich in ihren Werdegang verbohren, die Aussichtslosigkeit ihres Lebens stündlich vor Augen, keinen Ausweg aus der vernichtenden Lage finden können.

Daß man einen Menschen absondern muß, wenigstens für einige Zeit, der eine Gefahr für Leib und Leben seiner Mitmenschen bedeutet, ist nicht zu bestreiten. Daß man aber Menschen, die nur mit materiellen Gütern, ich meine mit Besitz an Geld und Gut unrechtmäßig nach irdischen Gesetzen gehandelt haben, hinter Kerkermauern sperrt, ist sicherlich nicht richtig. Es muß andere Mittel und Wege geben, sie zu behandeln, um nicht zu sagen zu bestrafen. Ist die Möglichkeit gegeben, sie für den Schaden, den sie angerichtet haben, aus eigenen Mitteln heranzuziehen, dann soll es geschehen, und sie werden daraus lernen, daß materielle Güter nicht erforderlich sind, um im irdischen Leben glücklich zu sein. Auf alle Fälle muß eine Verpflichtung zur Gutmachung des Schadens die Hauptgrundlage des Verfahrens sein.

Es wäre besser, dafür geeignete Kräfte heranzubilden, die solchen vom rechten Weg abgekommenen Mitmenschen Wegweiser sein können zu Korrektheit und Recht im täglichen Leben. Man wird mit der Zeit einsehen lernen, daß man auf diese Weise mehr Menschen dem ordentlichen Leben eingliedern und zum Nutzen der Menschheit umschulen wird als auf dem jetzt noch geübten Weg.

Gleiches mit Gleichem zu vergelten ist nicht der geeignete Grundsatz. Nicht nur aus dem Grund weil auch ein richterliches Urteil oft nicht frei von Irrtum ist, soll die Todesstrafe unzulässig sein. Das Leben wird von der göttlichen Allmacht gegeben und darf auch nur von ihr genommen werden. Daß heute noch die Todesstrafe in vielen Ländern und bei so vielen Völkern geübt wird, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß auch nach den unendlichen Gesetzen eine Verfehlung dadurch gesühnt werden kann, daß der Mensch das gleiche Schicksal auf sich nimmt, das er unerlaubt aus freiem Willen einem anderen zugefügt hat. Das aber nur in den seltensten Fällen.

Die bösesten Taten können durch gute gesühnt werden, nach den unendlichen Gesetzen, wenn der Fehler oder Irrtum erkannt und bereut wird. Wenn also der gute Wille vorhanden ist, durch gute Taten seine Verfehlungen zu sühnen, so muß nicht das gleiche Schicksal die Folge eines Verbrechens sein. Diese Auffassung muß auch in die irdischen Gesetze Eingang finden, auch auf die Gefahr hin, daß ein Mensch rückfällig wird und alle guten Ratschläge und Wohlwollen in den Wind schlägt. Es wird unter tausend einer sein.

Deshalb muß eine gründliche Menschenkenntnis und die Fähigkeit zu psychischer Behandlung die Möglichkeit zur richtigen Beurteilung geben. Menschen sollen nur beurteilen, aber nicht verurteilen.

Und so wie es im Gerichtswesen zu einer Umstellung in diesem Sinn kommen muß, so muß schon in der Erziehung des Kindes eine Auffassung sich durchsetzen, die diesem Grundgedanken gerecht wird. Ich meine den Grundgedanken von der Lenkung und Leitung zum Guten nicht durch Züchtigung und Strafen, sondern nur mit Liebe und viel Geduld, mit Einfühlung in die Psyche des Kindes oder jungen Menschen, der seinen Eltern und Erziehern anvertraut ist.

Ich will ja nur meinem Gefühl Ausdruck verleihen, daß alle Menschen auf Liebe und Güte reagieren und das Gefühl der Dankbarkeit und damit der Reue in ihnen geweckt wird, anstatt sie durch Strafen und Absonderung von der menschlichen Gesellschaft noch mehr zu degradieren, als sie es schon selbst durch ihre ungehörige Tat empfinden. Macht euch, meine verehrten Richter und auch Ärzte, die diese Zeilen lesen oder hören, vertraut mit den Methoden und Behelfen, die schon in der Individualpsychologie begründet sind, und bemüht euch, in diesem Sinne eure Mitmenschen zu beurteilen und ihnen weiterzuhelfen auf dem für viele so schweren Lebensweg.

Auch die Ärzte habe ich dazu angerufen, weil es, wie wir wissen, auch viele Krankheiten gibt, die auf menschliches Versagen, auf Maßlosigkeit in der Lebensführung zurückzuführen sind. Sie bedürfen des größten Verständnisses und der liebevollsten und gütigsten Behandlung, was nicht ins Gegenteil ausschlagen soll, daß man meint, sie noch dafür belohnen zu müssen. Ich drücke es so stark aus, weil ich damit betonen will, daß auch darin das richtige Maß gefunden werden muß. Damit genug für heute.

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