Читать книгу Sagen aus dem Rheinland - Karl Simrock - Страница 26

23. Das Kreuz in St. Marien zum Kapitol

Оглавление

In der heil'gen Stadt am Rhein hängt ein altertümlich Kreuz,

In der Nacht gibt's lichten Schein, Tröstung manchem Armen beut's.

Aus der Wand hervorgesprossen, wie die alte Kunde sagt,

Ist es schwarz ins Holz geschossen, das zu rühren keiner wagt.

Christus traurig niederblickt, tief das Haupt in Schmerz gesenkt,

Wer ihn ansieht, der erschrickt, wenn er seiner Schuld gedenkt.

Beugt er doch sich ob den Sünden dieser lasterhaften Welt,

Wie fein Spruch einst wird verkünden, wenn das All in Staub zerfällt.

Weit die Arm' am Kreuzesstamm breitet er, wie Gnade flehnd,

Weil auf sich die Schuld er nahm, liebreich nach den Kindern sehnd.

Doch stets neue Sünden mehren seine, des Erbarmers, Last,

Lasten drücken und beschweren ihm das Haupt zur Erde fast.

Und wenn müd' er sich einmal ganz bis auf den Boden neigt,

Reif ist dann die Saat im Tal, die aus Totengräbern steigt.

Und bei der Posaunen Schalle öffnet sich der Grüfte Schoß,

Legt die Taten, Täter alle vor dem ew'gen Richter bloß.

Wird der Herr dann zum Gerichte kommen mit der schweren Last,

Ruft der Sünder: O vernichte, Herr, die du gebildet hast!

Fallet über mich, ihr Berge! ew'ge Nacht, bedecke mich,

Daß ich mich vor ihm verberge, denn sein Zorn ist fürchterlich! –

Nahm ein Maler einst sich vor abzufein das heil'ge Kreuz;

Doch das Aug' umzog ein Flor, und den Kecken bald gereut's.

Denn die freche Hand verdorrte, löste sich und fiel herab,

Wahnsinn wurden Tat und Worte, und er sank ins frühe Grab.

I. Kreuser.

Sagen aus dem Rheinland

Подняться наверх